Saatgut selbst ziehen ?
Saatgut selbst ziehen ?
Hallo zusammen,
Kann man aus gekauftem Saatgut selbst Samen für's nächste Jahr gewinnen, indem man z.B. 10% der Pflanzen stehen läßt, bis die Samen reif sind?
Gibt es dazu schon Erfahrungen, ob das überhaupt geht?
Oft sind die gekauften Samen ja F1 Hybride, wo zwar aus den gewonnenen Samen Pflanzen werden, aber tragen die dann auch "Früchte"?
viele Grüße
Rainer
Kann man aus gekauftem Saatgut selbst Samen für's nächste Jahr gewinnen, indem man z.B. 10% der Pflanzen stehen läßt, bis die Samen reif sind?
Gibt es dazu schon Erfahrungen, ob das überhaupt geht?
Oft sind die gekauften Samen ja F1 Hybride, wo zwar aus den gewonnenen Samen Pflanzen werden, aber tragen die dann auch "Früchte"?
viele Grüße
Rainer
Re: Saatgut selbst ziehen ?
Moin,
ich empfehle: Handbuch Samengärtnerei, ISBN 978-3706623520, da werden alle deine Fragen beantwortet.
F1 Hybriden sind nicht so wirklich das Problem, erstaunlich viele Sorten fallen eben nicht in der F2 nach Mendel auseinander.
Schwieriger ist oft, die empfohlenen Abstände einzuhalten - du wirst keinen Erfolg mit Squash/Kürbis haben, wenn der Gartennachbar auf Zierkürbisse steht, die Kreuzung macht bittere Speisekürbisse....
Wenn man sowas ernsthaft angehen will, braucht man eigentlich mehrere Gärten weit auseinander, oder muß sich auf wenige kompatible Arten beschränken.
ich empfehle: Handbuch Samengärtnerei, ISBN 978-3706623520, da werden alle deine Fragen beantwortet.
F1 Hybriden sind nicht so wirklich das Problem, erstaunlich viele Sorten fallen eben nicht in der F2 nach Mendel auseinander.
Schwieriger ist oft, die empfohlenen Abstände einzuhalten - du wirst keinen Erfolg mit Squash/Kürbis haben, wenn der Gartennachbar auf Zierkürbisse steht, die Kreuzung macht bittere Speisekürbisse....
Wenn man sowas ernsthaft angehen will, braucht man eigentlich mehrere Gärten weit auseinander, oder muß sich auf wenige kompatible Arten beschränken.
I love life. And it loves me right back.
And resistance is fertile. :-)
Words are no substitute for actions...
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Re: Saatgut selbst ziehen ?
hallo!
Dieses Buch ist wirklich toll!
Ich bin ja leider erst eine Anfängerin bei der Samenzucht, aber soooo kompliziert ist es auch nicht. Kommt auch auf deine Ansprüche drauf an - alte Sorten erhalten ist ein anderes Kaliber als einfach Samen für den Eigenanbau gewinnen (vielleicht ensteht dabei eine "Haussorte"?? - meine heimliche Hoffnung)
Für den Anfang sind einfache Sachen empfehlenswert - Tomaten und Buschbohnen zum Beispiel. Paprika ist auch nicht soo heikel, meiner Erfahrung nach.
Ich werde heuer Salat und habe schon Lauch ausgesäht - die Samen stammen von "irgendwelchen Pflanzen vom Markt", bin schon gespannt!
Bei Karotten hatte ich das schon probiert - leider ist da gar nichts gekommen, hmmm.
Aber es war ein Erlebnis, die eigenen Samen in der Hand zu halten - Karottensamen schaun aus wie kleine Tierchen
liebe Grüße!
Dieses Buch ist wirklich toll!
Ich bin ja leider erst eine Anfängerin bei der Samenzucht, aber soooo kompliziert ist es auch nicht. Kommt auch auf deine Ansprüche drauf an - alte Sorten erhalten ist ein anderes Kaliber als einfach Samen für den Eigenanbau gewinnen (vielleicht ensteht dabei eine "Haussorte"?? - meine heimliche Hoffnung)
Für den Anfang sind einfache Sachen empfehlenswert - Tomaten und Buschbohnen zum Beispiel. Paprika ist auch nicht soo heikel, meiner Erfahrung nach.
Ich werde heuer Salat und habe schon Lauch ausgesäht - die Samen stammen von "irgendwelchen Pflanzen vom Markt", bin schon gespannt!
Bei Karotten hatte ich das schon probiert - leider ist da gar nichts gekommen, hmmm.
Aber es war ein Erlebnis, die eigenen Samen in der Hand zu halten - Karottensamen schaun aus wie kleine Tierchen
liebe Grüße!
Re: Saatgut selbst ziehen ?
Ich versuche, F1 Hybriden ganz zu vermeiden. Am besten faengst du mit „einfachen“ Gemuesen an: Rettiche, Bohnen, Erbsen, Tomaten, Paprika, Auberginen, Okra, usw. Andere Gemuese sind schwieriger: Salat, Kohl, Karotten, usw. Die wesentlichen Informationen kannst du in Englich in „A Seed Saving Guide for Gardeners and Farmers“ nachlesen. Das ist eine 30-Seiten PDF Datei von der Organic Seed Alliance, die du kostenlos vom Internet herunterladen kannst.
Dieter
Dieter
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- Förderer 2017
- Beiträge: 3911
- Registriert: Di 30. Nov 2010, 13:01
- Wohnort: Thüringen
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Re: Saatgut selbst ziehen ?
Soweit ich mich jetzt in das Handbuch Samengärtnerei eingelesen habe, ist eine Vermehrung von Hybridsaatgut nicht zu empfehlen, sofern das überhaupt möglich ist. Die einzelnen Sorten sind nicht beständig und können sich nicht über mehrere Jahre an einen Standort anpassen. Um den Streichungen auf der EU-Sortenliste der samenfesten Sorten und das gleichzeitige Ersetzen durch Hybridsorten ein wenig entgegen zu wirken, sollte man sich, sofern man an einer weiteren Entwicklung der Kulturpflanzen und Sortenvielfalt interessiert ist, Pflanzen anbauen, deren Samen vermehrt werden können und nicht durch ein eingebautes Copyright geschützt sind.
Hybridsorten sind meist Inzuchtlinien, sie sich dem natürlichen Kreislauf des Lebens entfernt haben. Leider kann man derlei Saatgut nicht auf den ersten Blick von samenfesten Sorten unterscheiden. Eigentlich nützt dieses Saatgut nur den großen Monopolisten die damit handeln und dieses herstellen, da es jedes Jahr neu gekauft werden muss. Auch ist es natürlich richtig, dass viele dieser Hybridsorten gegen diverse Krankheiten resistent und einen hohen Ertrag (im ersten Jahr) garantieren. Ob das für den einzelnen Anbauer sinnvoll ist, muss jeder mit seinem Gewissen vereinbaren. Ebenfalls ist die Wirkung der Hybridsorten auf die Gesundheit und das Klima noch nicht ausreichend in Studien erforscht. Bedenklich ist vor allem die Tatsache, dass durch den kommerziellen Anbau bereits riesige Ackerflächen mit Hybridsaatgut bestellt werden und deren Pollen sich auch mit samenfesten Sorten kreuzen können.
Einen Test, ob es sich um Hybridsaatgut handelt, kann jeder zu Hause ausführen, auch wenn diese Methode keine ausreichende Sicherheit geben kann. Nehmt ein paar Samen (mind. 20, besser aber mehr) und schlagt sie in feuchtes Küchenpapier so ein, das sie sich nicht berühren. Diese Päckchen legt ihr in eine Plastiktüte, in die ihr einige Löcher macht und die oben verschlossen wird (Beschriftung mit Datum nicht vergessen). Legt sie bei Temperaturen zwischen 20-25 Grad an das Fensterbrett oder bspw. unter eine Anzuchtlampe und schaut nach einigen Tagen bzw. Wochen, ob da was gekeimt ist. Das Küchenpapier darf dabei nicht austrocknen. Wenn die Keimrate über 50% liegt, nehmt einige Keime und versenkt sie in der Erde. Entwickeln sich die Pflanzen gut handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um samenfeste Sorten, andernfalls um Hybridsaatgut. Dieser Test kann aber auch keine 100%-ige Garantie sein.
Wer auf Nummer sicher gehen will, kauft Saatgut bei Dreschflegel, Bingenheimer Saatgut, beim VEN oder aus anderen vertrauenswürdigen Quellen und bestäubt die Pflanzen, die durch Fremdbestäubung gefährdet sind, von Hand. Wie das funktioniert, ist in dem oben genannten Buch sehr schön beschrieben.
Hybridsorten sind meist Inzuchtlinien, sie sich dem natürlichen Kreislauf des Lebens entfernt haben. Leider kann man derlei Saatgut nicht auf den ersten Blick von samenfesten Sorten unterscheiden. Eigentlich nützt dieses Saatgut nur den großen Monopolisten die damit handeln und dieses herstellen, da es jedes Jahr neu gekauft werden muss. Auch ist es natürlich richtig, dass viele dieser Hybridsorten gegen diverse Krankheiten resistent und einen hohen Ertrag (im ersten Jahr) garantieren. Ob das für den einzelnen Anbauer sinnvoll ist, muss jeder mit seinem Gewissen vereinbaren. Ebenfalls ist die Wirkung der Hybridsorten auf die Gesundheit und das Klima noch nicht ausreichend in Studien erforscht. Bedenklich ist vor allem die Tatsache, dass durch den kommerziellen Anbau bereits riesige Ackerflächen mit Hybridsaatgut bestellt werden und deren Pollen sich auch mit samenfesten Sorten kreuzen können.
Einen Test, ob es sich um Hybridsaatgut handelt, kann jeder zu Hause ausführen, auch wenn diese Methode keine ausreichende Sicherheit geben kann. Nehmt ein paar Samen (mind. 20, besser aber mehr) und schlagt sie in feuchtes Küchenpapier so ein, das sie sich nicht berühren. Diese Päckchen legt ihr in eine Plastiktüte, in die ihr einige Löcher macht und die oben verschlossen wird (Beschriftung mit Datum nicht vergessen). Legt sie bei Temperaturen zwischen 20-25 Grad an das Fensterbrett oder bspw. unter eine Anzuchtlampe und schaut nach einigen Tagen bzw. Wochen, ob da was gekeimt ist. Das Küchenpapier darf dabei nicht austrocknen. Wenn die Keimrate über 50% liegt, nehmt einige Keime und versenkt sie in der Erde. Entwickeln sich die Pflanzen gut handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um samenfeste Sorten, andernfalls um Hybridsaatgut. Dieser Test kann aber auch keine 100%-ige Garantie sein.
Wer auf Nummer sicher gehen will, kauft Saatgut bei Dreschflegel, Bingenheimer Saatgut, beim VEN oder aus anderen vertrauenswürdigen Quellen und bestäubt die Pflanzen, die durch Fremdbestäubung gefährdet sind, von Hand. Wie das funktioniert, ist in dem oben genannten Buch sehr schön beschrieben.
Gestern war ich klug und wollte die Welt verändern. Heute bin ich weise und möchte mich verändern. (Rūmī)
https://www.bewusste-menschen.de/
https://www.bewusste-menschen.de/
Re: Saatgut selbst ziehen ?
Hallo Buchkammer,
danke für deine Erklärung.
Ich werde mich damit wohl mal intensiver beschäftigen, aber fürs erste Jahr auf Saatgut aus dem Handel zurückgreifen.
Mittelfristig will ich aber auf jeden Fall auf "gesundes" Saatgut umstellen, welches ich dann auch selbst vermehren kann/will.
viele Grüße
Rainer
danke für deine Erklärung.
Ich werde mich damit wohl mal intensiver beschäftigen, aber fürs erste Jahr auf Saatgut aus dem Handel zurückgreifen.
Mittelfristig will ich aber auf jeden Fall auf "gesundes" Saatgut umstellen, welches ich dann auch selbst vermehren kann/will.
viele Grüße
Rainer