Kartoffeln neben resistenten Tomaten?

Nightshade
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Re: Kartoffeln neben resistenten Tomaten?

#21

Beitrag von Nightshade » Di 19. Mär 2013, 11:38

Stadtgärtner hat geschrieben: Und ich würde die alten Sorten nicht so rundehraus ablehnen, ich habe mit manchen gute Erfahrungen gemacht.
Ich lehne sie mittlerweile rundheraus ab, weil sie bei mir extrem kränkeln und keinen nennenswerten Ertrag bringen.

Ich hab so ziemlich alles durch, was man bei der A...N... und auf dem Raritenmarkt des Botanischen Gartzens Wien an Gemüsesamen/Pflanzen kaufen kann. Es war von A-Z eine (sauteure) Katastrophe. Egal ob diese "historischen" Paradeisef rot, gelb, grün gestreift, bläulich, groß, klein oder sonstwas waren, sie waren allesamt Kümmerlinge.
Getragen haben die normalen Sorten aus der nächsten Gärtnerei.

Ich stehe halt auf dem Standpunkt, dass der Klimawandel einerseits und die Reisefreudigkeit der Menschheit andererseits auch dem Garten Veränderungen bringen werden - und diesen Veränderungen muss durch Neuzüchtungen Rechnung getragen werden. So wie es auch früher immer wieder mal geschah.

Solange eine Resistenz nicht gerade dadurch zustande kommt, dass man Eichengene in Tomaten transferiert, sondern durch althergebrachte Kreuzungsmethoden, solange ist mir alles recht.

Übrigens sind die Tomoffeln, die wir seinerzeit im Studium aus Jux und Tollerei gepropft haben, damals noch ganz gut im Garten gewachsen.
Wir hatten immer Braunfäule, aber gemäßigt.

Diese Sache mit der extremen Braunfäule ist etwa 5 Jahre alt, und ja, ich glaube auch, dass etwas aus einem anderen Land eingeschleppt worden ist.

Benutzer 1612 gelöscht

Re: Kartoffeln neben resistenten Tomaten?

#22

Beitrag von Benutzer 1612 gelöscht » Di 19. Mär 2013, 11:53

Ich stehe halt auf dem Standpunkt, dass der Klimawandel einerseits und die Reisefreudigkeit der Menschheit andererseits auch dem Garten Veränderungen bringen werden - und diesen Veränderungen muss durch Neuzüchtungen Rechnung getragen werden. So wie es auch früher immer wieder mal geschah.
Das ist ja genau der Punkt! Die so genannten "alten Sorten" werden ja deswegen so gehypt, weil es Sorten sind (bzw. waren), die genau an ihrem Ort entwickelt wurden, WEIL sie da eben funzten. Ich denke, man sollte nicht denken, dass alle alten Sorten überall super sind, das sind sie gerade nicht.
Die Saatgutvielfalt ist aber in den letzten Jahrzehnten rapide gesunken, weil man auf eher "universelle" Züchtungen gesetzt hat.
Und F1-Hybride haben den interessanten Nachteil, dass man aus ihnen eben kein Saatgut gewinnen kann, das der ursprungspflanze entspricht.
Das muss man also immer wieder neu kaufen...
Ich habe z.B. Salatsorten kennengelenrt, die so zarte Blätter hervorbringen, dass sie praktisch nicht transportabel sind, also nur vom garten auf den Teller.
Für industriellen Anbau gänzlich ungeeignet, aber im eigenen Garten eine Delikatesse! Die Saatgutkampagnen versuchen ja gerade, altes Wissen (bzw. alte Sorten) wieder ins Bewusstsein zu bringen, um genau diese Vielfalt zu retten bzw. zurück zu bringen, wo es sie nicht mehr gibt.

Ich arbeite in einer Initiative mit, die (in Berlin!) erprobt, wie der Klimawandel sich auf das Gärtnern auswirkt, indem z.B. bestimmte Sorten, die vor ein paar Jahren noch nciht gingen, plötzlich funktionieren, weil es wärmer wird, weil die Böden sich so und so verändern... Das ist alles sehr kleinteiliges Wissen und schwer zu verallgemeinern, weil eben von Standort zu Standort sehr verschieden. Wissen, das jeder Gärtner (bzw. Landwirt) in seinem Garten (bzw. auf seinem Feld) sich neu erarbeiten muss, wenn keine Oma mehr da ist, die man fragen kann... So ganz verkürzt mal. :grinblum:

Benutzer 2354 gelöscht

Re: Kartoffeln neben resistenten Tomaten?

#23

Beitrag von Benutzer 2354 gelöscht » Di 19. Mär 2013, 12:23

das trifft es ganz gut.
:daumen:
In Ostfriesland gibt es sehr viele alte Obstsorten weil es hier sehr viel verschiedene Böden gibt.Einige Sorten gibt es nur in einem Dorf und dann im Umkreis von 50 km nicht wieder.
Tomaten ohne jetzt Werbung machen zu wollen aber Harzfeuer funktioniert praktisch in ganz Norddeutschland . Wie es weiter im Süden aussieht weis ich leider nicht.

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Thomas/V.
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Re: Kartoffeln neben resistenten Tomaten?

#24

Beitrag von Thomas/V. » Di 19. Mär 2013, 13:25

Wenn Tomaten unter Dach auch Braunfäule bekommen, dann müssen sie also irgendwann nass gewesen sein.
Das geht schnell hier... Mehrere Tage mit Regen und kühlem Wetter, aber ohne Wind, und dann nachts 7°, auch gern mal im Juli, tagsüber keine Sonne, und schon bleibt das Wasser auf den Blättern stehen.
Im Gewächshaus bildet sich Tau an den Blättern, der auch nicht richtig abtrocknet, und schon hast Du die Bescherung.
Wobei bei mir die Kartoffeln auch erst seit ein paar Jahren so zeitig anfällig wurden.
Hier liegts wohl wirklich am Klimawandel, denn in den letzten Jahren war jeder Juni und Anfang-Mitte Juli sehr naß, keine 3 Tage Heuwetter, wie es früher normal war...
Wobei es bei meinen Tomaten eigentlich noch halbwegs gesittet zuging, da war eigentlich die Ernte immer schneller als die Fäule, die hat meistens erst Ende September zugeschlagen.
Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!

Nightshade
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Re: Kartoffeln neben resistenten Tomaten?

#25

Beitrag von Nightshade » Di 19. Mär 2013, 21:23

Stadtgärtner hat geschrieben: Das ist ja genau der Punkt! Die so genannten "alten Sorten" werden ja deswegen so gehypt, weil es Sorten sind (bzw. waren), die genau an ihrem Ort entwickelt wurden, WEIL sie da eben funzten. Ich denke, man sollte nicht denken, dass alle alten Sorten überall super sind, das sind sie gerade nicht.
Gut.
Bitte gib mir die IN WIEN entwickelte, historische Tomatensorte an, die der DERZEITIGEN Belastung an Schadstoffen und Schädlingen zzgl. Klimawandel widersteht.

Die Apfelsorte "Rodaun" erwies sich im Bezirk "Dornbach" als erbämlich. Sind halt ein paar Kilometer Luftlinie dazwischen...
Auf den jetzt frei geräumten Platz werde ich Redlove Era setzen - mal schauen, wie die Neuzüchtung sich tut.

Und verzeih, seit der Entwicklung der alten Sorten ist ein bisserl Zeit vergangen. Inzwischen entwickelte der Mensch das Flugzeug für den Massentransport, veränderte zwei Drittel der Erde, Tschernobyl und Fukushima fanden statt etc. etc., etc.

Wie gesagt, ich hab da eine Menge durch und es hat mich eine Menge Geld gekostet. ES HAT NICHT FUNKTIONIERT. Die "gehypten" alten Sorten waren völlige Fehlzünder.
"F1 Balkonstar" muss ich zwar jedes Jahr für ein paar Cent kaufen, aber wenigstens kann ich auch ernten. Trotz Braunfäule, immerhin. Mit Sden Spritzmitteln wird es vielleicht noch besser.

Ich brauche keinen Dinosaurier, sondern ein Säugetier. Für die Zeit nach der Katastrophe.

Übrigens, Wien sucht auch eine historische Kataniensorte, die der neu eingeschleppten Motte widersteht, Die historischen, viel besungenen Wiener Kastanien müssen großteils gefällt werden, weil sie Ende Juli dürr und braun sind von dem neuen Schädling....

Benutzer 1612 gelöscht

Re: Kartoffeln neben resistenten Tomaten?

#26

Beitrag von Benutzer 1612 gelöscht » Mi 20. Mär 2013, 08:12

Übrigens, Wien sucht auch eine historische Kataniensorte, die der neu eingeschleppten Motte widersteht, Die historischen, viel besungenen Wiener Kastanien müssen großteils gefällt werden, weil sie Ende Juli dürr und braun sind von dem neuen Schädling....
Die sucht Berlin auch... Ist es bei euch auch die Kastanien-Miniermotte? Hier sammeln jedes Jahr Freiwillige das abgefallene Laub auf, das wird dann verbrannt.

Ich wollte nur etwas Aufklärung betreiben bezüglich der alten Sorten.
Klar ist es einfacher, für "ein paar Cent" Saatgut zu kaufen, das funzt, als jahrelang herumzuexperimenteren.
Allerdings MUSST Du dieses Saatgut kaufen, es wird dir die Autonomie genommen, es selbst zu reproduzieren.
Das Spritzmittel musst Du auch kaufen. Und in Summe passiert genau das, was die industrielle Landwirtschaft ausmacht:
Abhängigkeit von Saatgut- und Fungizid-Produzenten. ICH möchte das nicht.

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emil17
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Re: Kartoffeln neben resistenten Tomaten?

#27

Beitrag von emil17 » Mi 20. Mär 2013, 08:42

Garten und Geduld fangen mit dem gleichen Buchstaben an, das ist kein Zufall.
Früher entstanden alte Landsorten durch jahrelange Auswahl und Selbstvermehrung. Wenn sich das Klima ändert oder andere Anforderungen an die Früchte gestellt werden oder neue Krankheitserreger auftreten, fängt die Geschichte wieder von vorne an.
Krankheitsresistenz beruht sehr stark auf Sortenvielfalt, d.h jeder profitiert davon, dass der übernächste Nachbar etwas anderes im Garten hat.
Die kommerzielle Pflanzenzucht hat nicht Krankheitsresistenz als Hauptziel, sondern die Optimierung des kommerziellen Ertrages im professionellen Anbau. Wenn der Mehrertrag (der in Geld gemessen wird) durch Lagerfestigkeit, Marktakzeptanz, reife zum richtigen Zeitpunkt usw. grösser ist als der Mehraufwand durch Pflanzenschutz, dann wird eine neue Sorte angebaut und wird eine andere ersetzen.
Wenn eine Sorte grossflächig angebaut wird, dann ist das unfreiwillig eine Zucht von neuen Krankheitserregern: Wer es schafft, die neue Sorte zu befallen, wird mit sehr grossem Substratangebot (all die Anbauflächen) belohnt. Das ist genau das gleiche Prinzip wie wenn man resistente Sorten züchtet: man nimmt wahllos alles mögliche und wählt aus, was sich funktioniert. Nur sind hier die Rollen von Krankheitserreger und Sorte vertauscht.
Als Beispiel die Aprikose: Gute Sorten, die zur Haupturlaubszeit reifen, sind kommerziell unbrauchbar, weil dann der Markt klein ist. Da kriegt der Produzent nur noch den Konservenpreis. Eine viel anspruchsvollere Sorte, die drei Wochen früher ist, kann noch in den Einzelverkauf und lohnt sich deshalb trotz viel höherer Anbaukosten. Für Selbstanbauer, die im Sommer nicht in Urlaub fahren, wäre die erste Sorte viel besser, aber die ist nicht im Handel. Da hilft dann vielleicht pfropfen, wenn man einen Baum weiss. Bei Tomaten geht das auch nicht.

Versuch doch mal folgendes: Zermatsche im Herbst ein paar Tomaten und gib das in einen Topf, den du den Winter über feucht und nicht zu kalt hältst (unter Schnee ist ok, aber strenger Barfrost nicht). Sobald es im Frühsommer warm genug ist, laufen die auf. Wir machen das im Garten so und diese Tomaten sind zwar nicht sortenrein, aber sehr oft viel weniger krautfaul als gekaufte Setzlinge (die dafür früher sind). Mit Vlies kann man auch noch ein paar Tage herausholen.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Benutzer 72 gelöscht

Re: Kartoffeln neben resistenten Tomaten?

#28

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Mi 20. Mär 2013, 11:58

emil17 hat geschrieben:Wenn sich das Klima ändert oder andere Anforderungen an die Früchte gestellt werden oder neue Krankheitserreger auftreten, fängt die Geschichte wieder von vorne an.
nicht ganz!
"Alte Sorten", egal ob sie jetzt alt oder neu sind - ich denke, es geht hier um die Möglichkeit des Selberweiterzüchtens, oder??
Also wenn man samenfeste Pflanzen hat und jedes Jahr selber Samen gewinnt, können sich die Pflanzen schon ein bisschen anpassen auch.
Wenn man selber Samen gewinnt, dann "züchtet" man ja automatisch - ich glaube, da sagt man dann aber nicht "Züchtung" dazu, sondern "Auslese".

Und.... wenn eine "alte Sorte" einen ganz besonderen Geschmack hat, dann kann ich alleine deswegen schwach werden... :rot:

Ja, etwas, was uns nicht schmeckt und noch dazu ein bisschen empfindlich ist, vermehre ich auch nicht weiter.
Dafür gibt es Gott sei Dank Organisationen wie die Arche Noah! :daumen:

Björn

Re: Kartoffeln neben resistenten Tomaten?

#29

Beitrag von Björn » Mi 20. Mär 2013, 14:43

[quote="Stadtgärtner"] Und ich würde die alten Sorten nicht so rundehraus ablehnen, ich habe mit manchen gute Erfahrungen gemacht.
Ich werde ja nicht müde zu erzählen, dass die "rote Murmel" (Buschtomate mit kleinen Früchten) sich bei mir im Garten von selbst aussät, bis in November hinein trägt - und auch wenn drumherum alles an Braumfäule eingeht, die bleibt stehen.

Habe die gleiche Erfahrung gemacht. Die Wildtomaten "rote Murmel" und "golden currant" haben bei mir bis zum Frost ohne ein Anzeichen von Braunfäule getragen. Auch empfehlenswert sind die Sorten aus dem Freilandprojekt von Dreschflegel. Die Stabtomate "Matina" hat bei mir (ohne Regenschutz) erst im Spätherbst Probleme bekommen. Deutlich früher war übrigens die angeblich resistente Sorte "Vitella F1" befallen. Hatte die Hybrid-Sorte ausprobiert um zu wissen worüber ich spreche und viele fluchen... Es wird aber bei dem einmaligen Versuch bleiben. Die Buschtomate Balkonstar kenne ich nur als samenfeste Sorte, die bei mir mit Regenschutz guten Ertrag bringt.

Benutzer 1612 gelöscht

Re: Kartoffeln neben resistenten Tomaten?

#30

Beitrag von Benutzer 1612 gelöscht » Mi 20. Mär 2013, 15:48

Ich habe am WE Samen der Salattomate "Müncheberger" bekommen, die auch sehr krautfäuletolerant sein soll. Kennt die jemand?
Weiß nicht, ob sie ursprünglich aus dem brandenburgischen Müncheberg kommt...
Die wird dieses Jahr auch probiert! Die rote Murmel hat ja den Nachteil, dass man 20 Früchte braucht, um eine Handvoll Tomaten zu bekommen...

Im Gemeinschaftsgarten werden wir dieses Jahr die Black Plum zu vermehren versuchen. Gilt auch als freilandtauglich.
Es gibt sie beim Vern, übrigens auch eine gute Quelle für gutes Saatgut: http://vern.de/katalog Nicht billig (2 € pro Samenportion), dafür Versand nur 1 €

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