"Ur"möhre

[zaches]

Im Bioladen gibbet immer so leckere violette Möhren, innen orange, die als "Urmöhre" angepriesen werden.

Ich dachte, na - die probierste mal aus. Bei Gärtner Pötschke gibbet Saatgut davon. Aber: auf der Packung steht "Purple Haze F1".

Wie kann denn ne F1-Möhre eine "ur"möhre sein??

die Urmöhre ist doch eigentlich die Wilde Möhre (weiß) - nun ja....

wo sind die Ethnobotaniker mit dem Möhrenwissen??

lg, zaches

[Manfred]

Jo. Die violetten Dinger haben nichts mit "Ur" zu tun. Verkauft sich halt gut.
Ursprünglich wohl eine Laune der Natur werden sie heute, nach intensiver Züchtung, als Farbstoffspender für die Lebensmittelindustrie angebaut.
Die Farbstoffmöhren sind durch und durch Dunkelviolett. Da kriegt man nach dem Schneiden die Flossen gar nicht mehr sauber.
Dabei sind die violetten Gartenmöhren schon "dreckig" genug in der Verarbeitung.
Ich empfehle Gummihandschuhe. Oder wenigstens die Hände vorher eincremen.

[Spunk]

Ich würde prinzipiell nichts bei Gärtner Pötschke kaufen. Der tut so "Bio" und "gesund" und hat jede Menge F1-Saatgut.

[Manfred]

Ich bin auch kein Fan von Pötschke mehr. Viel Tamtam um relativ wenig Inhalt. Aber das muss jeder selber wissen.

Ich Aufregung um F1 Sorten verstehe ich aber wirklich nicht.
Da werden einfach 2 Elternsorgen gekreuzt, um die positiven Eigenschaften beider Eltern in der F1 Tochtersorte zu vereinen.
Das ist weder böse, noch Gentech, noch sonstwas. Das ist ganz normaler Züchterarbeit.
Für alle, die selber kein Saatgut gewinnen wollen, hat das keinen Einfluss.
Sollte man je darauf angewiesen sein, von einer F1-Sorte Saatgut nehmen zu müssen, kann man das problemlos tun. Die Nachkommen streuen halt etwas. Die meisten Laien werden das gar nicht bemerken. Bei Tomaten machen es einige Leute extra, um sich von den entstehenden Sämlingen überraschen zu lassen.

Und wer die Erhaltung alter Sorten ohne eigene Vermehrung fördern will, der kauft halt dort, wo solche Sortenerhaltung betrieben wird.

[zaches]

nö, ich bin auch kein "Fan" vom Gärtner P. War eher Zufall, daß ich dort geschaut habe.
Und gegen F1 habe ich auch nicht gewettert -

....es missfiel mir nur, daß die Werbetrommel, Tatsachenverfälschung oder wie auch immer, wieder so doof daher kam.

Eben einfach so doof.

Sorry, war wohl wieder ein sinnloses Depri-Posting.
zaches

[Landfrau]

*grins*

Und bei Hunden heißt es immer "meiner ist ein Mischling, ganz tolles Tier".

Und was ist ein Mischling mit Eltern zweier verschiedener Rassen?

Eine F1 - Hybride!

Typischer Fall von verlogener - oder einfach nur dummer - Ökobesserwissermoral.

Wer Kürbissamen vom Vorjahr aussät, wird, wenn er nicht peinlichst von Hand bestäubt hat, F1 - Saatgut ausbringen.
Ist noch keiner dran gestorben. MAcht man das einige Male hintereinander, kann der Kürbis bitter werden, er mendelt in die Stammform zurück. Das wird dann schon lgs ungesund, aber wg der Bitterkeit isst das eh keiner - es sei denn, ein paar Ökomuttis zwingen das in ihre Kinder. Soll es schon gegeben haben.

Soviel zur "Urform". Unsere Kultursorten haben wir ja nicht grundlos, sie sind idr geschmackvoller, nahrhafter und zuträglicher als die Wildform. Die ist nämlich so ausgestattet, sich bestens vor Fraßfeinden wie dem menschen zu schützen.

Wer Spaß daran hat, kannja mal eine Wilde Möhre ausbuddeln - das ist zwar nicht die Mutter unserer Kulturmöhre, bietet aber vllt einen Eindruck, warum wir Sorten gezüchtet haben, die sich besser essen.

KLeine Kinder haben dafür noch einen ganz guten Instinkt und wehren sich vehement gegen all das GRünkram voller antinutritiver Substanzen vulgo sekundärer Pflanzeninhaltsstoffe, mit welchen die Pflanze verhindern will, gefressen zu werden.
Das einzige Teil der Pflanze, welöches aus ihrer Sicht gefressen werden soll - sie will sich genauso vermehren wie, seid fruchtbar und mehret euch, homo sapiens, ist die Frucht. Sie ist meist attraktiv und schmackhaft - meist halt.

Poetschke verkauft vielerlei überteuert und im Bereich Obst - unter abenteuerlichsten Andeutungen.

Hatte von dort allerdings mal Winterblumenkohlsaat, gab es nirgends anders, war ganz prima, und dies Jahr Stangensellerie - auch F1.
Der wächst wie verrückt, wird ne Menge Gemüsebrühe ausm Dampfentsafter liefern für den Winter.

Vei Obst, besonders Wildobst, kauft man anderswo deutlich günstiger, bei Saatgut ist das Standardsortiment im Discounter, Gartencenter, Drogerie presilich unschlagbar, wer besonderes will, wird eh anderswo suchen.

Dies jahr aber auch wieder eine Überraschung: In den hagebaumärkten die Saatgutfirma FloraFrey verkaufte die Gelben Beete Golden Burpee - sehr fein, endlich Rote Rüben in zahmer FArbgebung.

Landfrau

[Manfred]

@zaches: Ich meinte den Beitrag von spunk.

[Benutzer 72 gelöscht]

hallo!

Oh...
beim Lesen des Titels hab ich einen kurzen Moment gedacht, da hat jemand die "Urmöhre" entdeckt - jetzt bin ich ja fast enttäuscht
Was mich an den F1-Hybriden stört, ist eben das, dass man sie nicht einfach nachbauen kann!!
ist für einen "Selbstversorger" nicht wirklich geeignet.

Aber was ich nicht ganz verstehe - gerade, wenn es um die "Urmöhre" geht:
Die Leute früher hatten doch wer weiß was anderes zu tun, als Pflanzen mit der Hand zu bestäuben, Karotten im Herbst auszugraben, anzuschaun, auszuwählen und die Guten wieder einzugraben.....
Trotzdem gab es Möhren in fast jedem Bauerngarten - ich will hinter deren Geheimnis kommen!

KLeine Kinder haben dafür noch einen ganz guten Instinkt und wehren sich vehement gegen all das GRünkram voller antinutritiver Substanzen vulgo sekundärer Pflanzeninhaltsstoffe, mit welchen die Pflanze verhindern will, gefressen zu werden.

außer sie sind krank oder "brüten was aus" - dann kosten sie manchmal die abenteuerlichsten Pflanzen
- und meine zwei (nicht an künstliche Aromastoffe, ausgemahlenes Mehl und Co gewöhnt) mögen Brennessel, Rapunzel, Pimpinella, Giersch und Co.

allerdings dazu ein fettes Würstel und als Nachtisch Schokoladekekse....

liebe Grüße!

[zaches]

Die Wildform stammt aus Asien. Auch in unseren Breiten trifft man in der Natur häufig auf die wilde Möhre. Die (Pfahl-)Wurzel ist dünn und weiß und hart.
s Durch züchterische Arbeit entwickelte sich aus der Urform die gelbe und die violette (Anthocyan-) Karotte. Die orangerote Karottenfarbe entstand wohl erst im 17. Jahrhundert in den Niederlanden. Diese Karotte enthielt im Gegensatz zu ihren gelben und violetten Geschwistern wesentlich mehr beta-Karotin. Die gelben Sorten wurden im Siegeszug der orangen Karotin-Karotte nur noch zu Futterzwecken angebaut. Die violette Variante konnte sich in Europa außer in Spanien nicht durchsetzen.

schreibt unter anderem www.mein-gartenjahr.de

nun, ich liebe auch die Duwicker Möhre. Die schmeckt mir sehr. Ist allerdings (noch?) weiß....

"Duwicker-Möhre" um 1800 in den Niederlanden entstandene Sorte, früheste Freilandkarotte, hoher Zuckergehalt, kreiselförmig, nur 5-9 cm lang, überwinterungsfähig.

lg, zaches

[dobi]

Hi,

ich les grad Darwins "the variationes of animales and plants under domestication". Seine Versuche ergaben, dass eine wilde Möhre, in irgend einer Wiese ausgegraben und in umgebrochenes Kulturland verpflanzt, gleich doppelt so groß wurde - aber nicht überall, nicht in jedem Boden.

Plinius behauptet das schon vor fast 2000 Jahren.

Und, witzig, auch uralt:

http://www.kws.de/aw/KWS/germany/innova ... zuechtung/

Gentech - für - alle.

Vielleicht fürchten wir uns ein wenig zuviel.

lg dobi

und die lupinien, auch uralt , im Grunde

http://www.patent-de.com/19990408/DE19743256A1.html

plinius schau oba

siehe auch

http://de.wikisource.org/wiki/Chemische ... ster_Brief