Viele Tomatenfragen

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Daisy Duck
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Viele Tomatenfragen

#1

Beitrag von Daisy Duck » So 6. Jul 2014, 14:09

Liebes Forum,

ich brauche für meine Tomatenpflanzen euren Rat. Es gibt da mehrere Unklarheiten in diesem Jahr und daher auch einige Fragen. Die Ausgangslage ist: Die Fläche auf der die Pflanzen wachsen ist im Frühjahr frisch umgebrochen und tiefgründig gelockert worden. Ursprünglich standen dort vor ca. 10 Jahren Fichten für ca. 20 Jahre oder länger. Bis auf die Stümpfe wurde alles entfernt, die Stümpfe in diesem Frühjahr ausgebaggert. Zwischenzeitlich war dort Brennnesselwildnis bzw. in Teilen wilder Komposthaufen. Die Erde ist eher schwer und lehmig, teilweise wurde zum Auffüllen von Löchern auch Erde aus tieferen Schichten (ca. 1m tief) dort verteilt.
Es war kein Kompost vorhanden, es wurden bei der Pflanzung Hornspäne in die Pflanzlöcher gegeben. Obenauf liegt ganz dünn Rasenschnitt, der langsam verrotten soll (Kompost vor Ort) – der ist trocken, keine klebrig-gärende Rasenmasse.

1.: Die Tomatenpflanzen haben dieses Jahr an den unteren Blättern helle Stellen, sie werden mittig zwischen den Blattrispen gelb. Dies ist nicht nur eine leichte Verfärbung, sondern recht deutlich. Was verursacht diese Gelbfärbung? Sind es Insekten oder Nährstoff-/Mineralmangel?
Hier sieht man, wie sich die Blätter verfärben - von innen zwischen den Blattadern
Hier sieht man, wie sich die Blätter verfärben - von innen zwischen den Blattadern
helleBlattflecken.JPG (128.07 KiB) 2303 mal betrachtet

2.: Viele Pflanzen rollen die Blätter von der Seite her ein, obwohl es nicht am Wassermangel liegen kann (dann würden sie auch eher etwas schlaff herabhängen). Woran liegt das? Ich habe aufgrund der beiden merkwürdigen Anzeichen und da es hier in den letzten Tagen etwas feuchter war, einige Blätter gekürzt, um eine schnellere Abtrocknung der Pflanzen zu ermöglichen.
Die Blätter sind teilweise ganz eingerollt und treffen sich im Extremfall oben wieder
Die Blätter sind teilweise ganz eingerollt und treffen sich im Extremfall oben wieder
eingerollteTomatenblätter.JPG (181.94 KiB) 2303 mal betrachtet
3.: Das Ausgeizen bereitet mir wie im letzten Jahr Kopfzerbrechen, meine Tomaten machen irgendwie wohl nicht das, wie es im Lehrbuch steht (Blattachseln). Sie verzweigen sich in zwei gleichstarke Triebe (mehrfach) oder wachsen nach den Blüten einfach mit Blättern weiter. Wo und wie kürzt ihr oder lasst ihr wachsen?
Hier sieht man, wie die Pflanze nach den Blüten nochmals Blätter schiebt. Abmachen oder nicht?
Hier sieht man, wie die Pflanze nach den Blüten nochmals Blätter schiebt. Abmachen oder nicht?
Tomatenwildwuchs.JPG (139.88 KiB) 2303 mal betrachtet
4.: Ich habe eine Wildtomate gepflanzt (golden current), die angeblich nicht ausgegeizt werden soll. Baut die jemand von Euch an? Sie wirkt sehr buschig und hat an der Basis mehrere gleichstarke Triebe. Nun habe ich nur den mittleren angebunden, aber inzwischen ist ein Trieb abgeknickt beim letzten Starkregen. Wie pflege ich die am besten? 6 Stäbe drumrum verteilen und alles anbinden?

Ich freue mich auf Eure Antworten und hoffe auf wertvolle Tipps.

Daisy Duck

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Thomas/V.
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Re: Viele Tomatenfragen

#2

Beitrag von Thomas/V. » So 6. Jul 2014, 15:03

Hi!

Zu Bild 1: das ist wahrscheinlich ein Mangel. Könnte evtl. Magnesiummangel sein. http://www.tolletomaten.de/naehrstoffe.php
So lange davon nur die untersten Blätter betroffen sind, ist das nicht ganz so schlimm, hatten meine auch schon öfter mal.

Zu Bild 2: Könnte sortenabhängig sein. Ich habe mehrere verschiedene Sorten im selben GH und da sind einige recht unterschiedlich in der Blattform.
So lange sie sonst gut aussehen, würde ich mir da keine Sorgen weiter machen.

Zu Bild 3: Ja, ich mache alles weg, was nicht als Haupttrieb zu erkennen ist. Also die Blätter, die sich am Ende von Rispen bilden und auch einen Trieb von einem doppelten Spitzentrieb. (ausgenommen Buschtomaten).

golden Current hab ich nicht, aber Buschtomaten, die mehrere Haupttriebe haben. Ich habe einen Stab pro Pflanze und binde zuerst den mittleren "Haupttrieb" an.
Danach, wenn sie so groß sind, das sie abzubrechen drohen, einen Faden um die Seitentriebe, um sie zu stützen. Der Faden wird dann auch am Stab festgebunden.
Man kann aber sicherlich auch sowas wie ein Gerüst basteln (4 Pfähle mit Latten oder Fäden verbunden) oder wie ein Spalier.
Bei großfrüchtigen Buschtomaten brechen sonst die Triebe ab und liegen auf der Erde, das muß nicht sein. Wie es bei richtigen Wildtomaten ist, weiß ich aber nicht, hatte ich noch nie.
Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!

Benutzer 72 gelöscht

Re: Viele Tomatenfragen

#3

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » So 6. Jul 2014, 15:20

Ich hatte immer Wildtomaten, die gelbe Johannisbeere. (heuer nicht, weil wenig Platz).
Die lass ich einfach wachsen, die "kriechen" dann teilweise am Boden entlang, aber die meisten Triebe stehen schon aufrecht. Reif werden immer alle - die Früchte sind halt winzig.
Manchmal binde ich einen vielversprechenden Zweig hoch, damit er leichter zum Beernten ist und manchmal legen sich die Triebe auch aufs Unkraut und stützen sich so.
Wieso bricht ein Trieb ab, der angebunden ist?
Daisy Duck hat geschrieben:Hier sieht man, wie die Pflanze nach den Blüten nochmals Blätter schiebt. Abmachen oder nicht?
Von einem befreundeten Profigärtner hab ich erfahren, dass man immer nach der Frucht noch ein Blatt stehen lassen sollte, weil "das die Frucht ernährt".
Ich weiß jetzt nicht mehr, ob er da über Wein sprach oder Paprika/Tomaten - auf mein Nachfragen jedenfalls meinte er, das gälte für alle Früchte.

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Daisy Duck
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Re: Viele Tomatenfragen

#4

Beitrag von Daisy Duck » So 6. Jul 2014, 21:26

Hallo,

vielen Dank für Eure schnelle Hilfe! Ich habe jetzt, da es hier etwas regnet, noch schnell ein bischen Tomatendünger gegeben und hoffe, dass sich der Mangel nicht weiter entwickelt. Nach dem Tipp mit den eingerollten Blättern habe ich etwas genauer geschaut: Es betrifft vor allem eine Sorte die sich total kringelt und eine die das schwach ausgeprägt zeigt. Ich werde das beobachten.

Mit dem Ausgeizen werde ich dann sehen, wie ich zurecht komme, ich glaube, ich bin einfach "zu weich", es wird immer ein Urwald, weil ich die kräftigen Pflanzen nicht so beschneiden will und dann habe ich da meine unten brav eintriebige, oben vier- bis fünftriebigen Tomaten-Salat. Vielleicht werde ich mich dieses Jahr etwas mehr durchsetzen. :pfeif:
Wieso bricht ein Trieb ab, der angebunden ist?
Diese Wildtomate werde ich dann doch mal beginnen zu bändigen, damit sie nicht ganz abbricht, bisher hatte ich nur den mittleren Trieb angebunden, abgeknickt ist ein seitlicher.

Vielen Dank für die schnellen Tipps!

utebo
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Re: Viele Tomatenfragen

#5

Beitrag von utebo » So 6. Jul 2014, 23:16

Bez. eingerollte Blätter: http://www.neudorff.de/forum/outdoor-ar ... tml?page=1 (Überdüngung)

Was mir noch aufgefallen ist: Du schreibst "... Trieb abgeknickt beim letzten Starkregen" ... "da es hier etwas regnet, noch schnell ein bischen Tomatendünger gegeben". Tomaten haben's gar nicht gern, nass zu werden - das fördert Blattfäule. Meine alte Chefin im Gemüsebaubetrieb hat immer gesagt "Tomaten wollen nasse Füsse und einen trockenen Kopf". ;)
Wenn kein Folienhaus oder Gewächshaus zur Verfügung steht, tut's auch eine einfache Überdachung z.B. aus alten Fenstern oder Folie auf einem Holzgerüst.

Cathy
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Re: Viele Tomatenfragen

#6

Beitrag von Cathy » Mo 7. Jul 2014, 19:05

Hey du,
du solltest dich schon ein bissel mehr durchsetzen und die Tomaten nicht zu sehr wuchern zu lassen. Du möchtest doch schließlich auch Tomaten ernten und wenn sie zu viel Blattgrün/Geiztrieben haben, dann sind sie schnell überfordert.
Bei den Flecken auf den Tomate tippe ich auch auf Magnesiummangel. Sollte der Tomatendünger nicht helfen, dann hole dir einfach ein paar Brausetabletten Magnesium/Kalzium und löse sie im Gießwasser auf. Deine Tomaten werden sich freuen.

Liebe Grüße von Cathy

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Daisy Duck
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Re: Viele Tomatenfragen

#7

Beitrag von Daisy Duck » Di 8. Jul 2014, 21:23

Hallo,

@ utebo: Die Blätter meiner Tomaten sind im unteren Drittel gerollt, nicht oben. Ich habe zur Überdüngung auch etwas zur Schopfbildung gelesen, diese Symptome nach unten eingerollter Blätter im Kopfbereich zeigen meine Pflanzen aber nicht. Der Boden ist eher unterversorgt / nicht ausgewogen versorgt als überdüngt.

Ich weiß, dass Tomaten grundsätzlich nicht von oben nass werden wollen, ich habe mir Sorten rausgesucht, die relativ resistent sein sollen und freilandgeeignet sind. Aber bevor ich mir ein schickes Glashaus mit (wie immer im nachhinein) viel zu wenig Platz drinnen in den Garten stelle, kaufe ich mir von dem Geld lieber ein lebenslanges Biotomaten-Abo. Ich habe da andere Prioritäten. Ob es mal ein Dach gibt, ist fraglich, das kommt auch auf das Verhältnis zu den Nachbarn an - das Beet steht direkt an der Grenze und nutzt deren Steinmauer als Wärmefang. Ein funktional-häßlicher Tomatenbau kommt da erstmal nicht so gut - und Folie ist optisch nicht so der Knaller. Überlegt habe ich in diese Richtung schon, aber ich will es erstmal ohne Dach probieren. Vielleicht komme ich ja irgendwann zu der Einsicht, dass es nur mit Folienhaus Sinn macht. :holy:
Letztes Jahr ging aber auch gut ohne, dieses Jahr ist deutlich nasser.

@ Cathy: Tja, das mit dem Ausgeizen fällt mir echt schwer, weil ich bei zwei gleich starken Trieben mich nicht so recht entscheiden kann. Aber aufgrund des radikalen Tipps und den Wildwuchserfahrungen vom letzten Jahr, habe ich gestern noch kräftig sortiert, angebunden und abgeschnitten. Im letzten Jahr hatte ich trotz wenig Auslichtens eine sehr gute Ernte. Da wurde ich zusätzlich von der imensen Wuchskraft einer Sorte überrannt / überwuchert, die locker einmal den Tomatenstab rauf und wieder runter gewachsen ist (also ca. 3m) :eek:

Danke auch für den Tipp mit den Brausetabletten, ich werde das im Auge behalten und ggf. damit nachlegen, wenn es nicht reicht und sich die Flecken weiter ausdehnen.

Herzliche Grüße,

Daisy Duck

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Re: Viele Tomatenfragen

#8

Beitrag von unkrautaufesserin » Di 19. Aug 2014, 00:58

liebe Daisy,

ich war im Urlaub und lese erst jetzt...

Deine Rollblätter kommen von extremen Temperatur-und Wasserschwankungen. Ist nicht schlimm, aber auch nicht optimal.
Wenn Du an heißen Tagen schattierst oder zweimal etwas weniger gießt, sollte es besser werden.

gelbe Blätter: es könnte ein Mangel an Nährstoffen sein, bei Hitze nehmen die Tomaten schlecht Nährstoffe auf. Ein bißchen Kalzium im Dünger hilft den Tomaten. Magnesium könnte auch fehlen, ist ja oft mit Kalk im Dünger kombiniert. Die Fichten vorher haben den Boden sauer gemacht, da ist eine Kalkgabe ohnehin besser.
Es könnten aber auch Tiere sein. Schau mal an der Unterseite nach kleinen braunen Pünktchen.

Generell kannst Du jetzt Mitte August kräftig entlauben. Ich lasse immer nur im oberen Drittel noch Blätter stehen, und es darf nur bleiben, was richtig gesund aussieht. Kranke Blätter ziehen weitere Infektionen nach. Aber dafür geize ich nicht aus, ziehe bis 5 Triebe auch bei Fleischtomaten. Bei gutem Futter werden die Früchte genau so groß, aber es sind dann 7 oder 8 Rispen statt 3... Und Blüten mache ich ab 30. August ab. Die Früchte, die da noch werden, reifen auf dem Lager nicht mehr nach.

Wenn der erste Frost droht, pflücke ich alles ab, was noch hängt. Letztes Jahr waren das fast 50 kg. Kühl und dunkel gelagert habe ich so bis in den Frühling immer wieder frische Tomaten.

Liebe Grüße, M.

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