Selbstversorgung für eine 4-köpfige Familie

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Sol-Invictus
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Selbstversorgung für eine 4-köpfige Familie

#1

Beitrag von Sol-Invictus » Mi 3. Nov 2021, 15:23

Hallo Selbstversorgungs-Community

Nachdem ich nun doch schon einige Bücher zum Thema gelesen und eigene praktische Erfahrungen - jedoch in kleinerem Rahmen - sammeln stelle ich nun einige Überlegungen an, das ganze auszuweiten. Bücher nehmen - zumindest jene welche ich gelesen habe - gerade zum Thema benötige Fläche und was für wieviele Personen angebaut werden soll kaum oder zu wenig detailliert Stellung. Aufgrund der Tatsache, dass ich mir in geraumer Zeit ein eigenes Grundstück mit Haus zulegen möchte und beabsichtige einiges an Nahrungsmitteln selbst anzubauen/anzupflanzen habe ich mir mal Gedanken gemacht wie gross das ganze überhaupt ausfallen sollte.

Prämisse ist die Versorgung für eine 4-köpfige Familie wohnhaft in der Schweiz

Frage#1: Nahrung aus dem Garten
• Gemüsegarten
o Plazbedarf: 1’000 m2 (200-300m2 pro Person)

Im Interne und in Büchern gehen die Meinungen auseinander, das variiert von teilweise 40m2 pro Person bis zu 300m2. Basierend auf dieser Prämisse habe ich mal einen Grobplan für die Beeteinteilung (in Anlehnung an den Mischkulturenplan von Gertrud Franck / zumindest aus konzeptioneller Sicht). Fazit:
- 40 Beete à 2.40x1.20 Meter für Stark- Mittel und Schwachzehrer im 4-Jahresrhytmus mit einer Brachepause für Gründüngung
- 8 Beete à 6.00x1.20 Meter für ausdauernde Pflanzen
- 4 Beete à 12.00x1.20 Meter für Kartoffeln/Getreide

Logischerweise würden auf diesen 40 Beeten nicht nur diese Gemüse in Monokultur angebaut, sondern in Mischkultur, die erwähnte Pflanze wäre aber die Hauptkultur.

Subfragen:
a) erachtet ihr die Dimension/Fläche als ausreichende/realistische Annahme für den Zweck?
b) erachtet ihr die inhaltliche Konzeption, sprich was angebaut werden würde und die Verteilung (wieviel wovon) als grundsätzlich sinnvoll?
c) allgemeine Verbesserungsvorschläge?

Frage#2: Nahrung von Tieren
Diese Tiere werde ich sicherlich nicht alle gleichzeitig halten, sondern zuerst einmal natürlich klein anfangen und stetig erweitern, sofern ich damit zufrieden bin. Grundsätzlich sehe ich jedoch etwa folgenden Bedarf:

• Hühner: 10 bis 20 Legehennen und 1 Hahn sowie Masthähnchen nach Bedarf
o Platzbedarf: 100-200m2 (10m2 pro Tier)
• Gänse: 1 Gans und 1 Ganter sowie 2 bis 6 Gänse zum mästen
o Plazbedarf: 200m2 (100m2 pro Tier)
• Schweine: 1 bis 3 Ferkel zum mästen
o Platzbedarf: 2’000m2 (500-700m2 pro Tier)
• Ziegen: 1 Geiss
o Platzbedarf: 2’000m2 (1'000 – 2’000m2 pro Tier)
• Kaninchen: 2-3 Hasen (inklusive Nachwuchs) und 1 Rammler
o Plazbedarf: 200m2 (10m2 pro Tier)
• Enten: 5 Enten und 1 Erpel sowie 4 bis 6 Enten zum mästen
o Platzbedarf: Platzbedarf: 100-200m2 (15-20m2 pro Tier)

Was folgende Flächen ergeben würde:
- Bedarf = 5x 200m2 für Hühner, Gänse, Kaninchen, Enten & Gründüngung
- Bedarf = 3x 2’000m2 für Schweine, Ziegen, Gründüngung

Obstbäume (Hochstämme) würden direkt auf den grösseren Feldern angepflanzt. Beeren irgendwo sonst auf dem Grundstück; im Kontext dieses Beitrags jedoch vernachlässigbar, unproblematisch.

Subfragen:
a) erachtet ihr diese Flächen als ausreichend/realistisch? (Prämisse: Freilauf und Tiere so oft wie immer möglich draussen/autonom)
b) erachtet ihr die aufgeführten Mengen an Tieren als grundsätzlich sinnvoll?
c) allgemeine Verbesserungsvorschläge?

Summa-summarum ergäbe sich ein gesamthafter Grundstücksbedarf von 10'000-12'500 m2.

Besten Dank im Voraus für die Partizipation und eure Inputs.

PS: falls es bereits einen analogen/sehr ähnlichen Beitrag gibt, danke fürs verlinken.

Cheers
Philippe
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Teetrinkerin
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Re: Selbstversorgung für eine 4-köpfige Familie

#2

Beitrag von Teetrinkerin » Mi 3. Nov 2021, 18:46

Ich würde an deiner Stelle erst mal klein anfangen. Ich versorge (bis auf Kartoffeln, Zwiebeln, Kohl und ab und an ein paar Extras), meine 4-köpfige Familie auf ca 150qm weitestgehend selbst mit Gemüse. Das ist schon jede Menge Arbeit. Die Beete wollen bestellt, gedüngt, immer wieder gejätet, in Trockenphasen gewässert werden. Diesen Sommer mit den Schneckenmassen verbrachte ich Stunden mit Schnecken sammeln. Dann musste ich immer wieder mit Natron sprühen und anderweitigen Pflanzenschutz betreiben. Dazu kommen dann noch die Ernten, die verarbeitet und haltbar gemacht werden müssen.

Fange klein an und erweitere nach Bedarf. Selbstversorgung muss man lernen, das klappt nicht von heute auf morgen. Sehe es wie eine Ausbildung, in der du dich von Jahr zu Jahr steigerst.

Übrigens, eine Ziege sollte nicht alleine gehalten werden.

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Re: Selbstversorgung für eine 4-köpfige Familie

#3

Beitrag von emil17 » Mi 3. Nov 2021, 19:16

Ich blase ins gleiche Horn, zudem:
Sol-Invictus hat geschrieben:
Mi 3. Nov 2021, 15:23
Prämisse ist die Versorgung für eine 4-köpfige Familie wohnhaft in der Schweiz
Es kommt sehr darauf an, in welcher Gegend und Höhenlage du das tust. Klimatisch und von dem her was geht gibt es in der kleinen Schweiz riesige Unterschiede. Je höher desto einfacher zu finden, aber desto mehr Winterfutter (mit Lagerplatz usw.) wirst du brauchen und desto eingeschränkter bist du in den Kulturen.
Zweitens ist es in der Schweiz fast unmöglich, ausser an sehr abgelegenen Orten halbwegs gutes Landwirtschaftsland zu erwerben. Was unter 2.500m2 ist wird in Siedlungsnähe von kapitalkräftigen Hobbypferdehaltern usw. aufgekauft, was darüber ist, kannst du nur kriegen, wenn kein Erwerbslandwirt einsteigen will. Das sind dann entweder Grenzertragsflächen, oder sehr abgelegen, oder sehr steil.
Die Regionen, wo das noch gehen könnte und wo das Klima Obst zulässt, sind dann so abgelegen, dass man dort sicher kein Einkommen findet (z.B. Valle Onsernone).
Ich würde also andersrum anfangen und zuerst ein Haus mit Umschwung suchen, und dann konkret planen, was dort geht. Mindestens eine erwachsene Person sollte ein Erwerbseinkommen erzielen können, weil du mit SV die hierzulande hohen finanziellen Grundlasten (Krankenkasse usw.) nicht einbringen kannst. Das wiederum schränkt die Auswahl auf eher hochpreisige Orte ein.
Wenn das Land nicht beim Haus ist, wird wieder alles sehr viel zeitaufwendiger und du wirst Probleme mit dem Bau von Ställen usw. haben.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Selbstversorgung für eine 4-köpfige Familie

#4

Beitrag von Dyrsian » Mi 3. Nov 2021, 21:50

Hi!
Der John Seymour hat in seinem Buch "Leben auf dem Land" Anwesen verschiedener Größen vorgestellt. Da sind relativ detailierte Pläne drin.
Ich würde die Beetbreiten auf die Körpergröße anpassen, denn 120 cm sind recht schmal, man verliert wertvolle Fläche. Ich bin 1,88 m groß und komme mit 140 cm Breite gut klar.
In der Literatur steht, Beete sollten nicht länger als 6 m sein, weil dann der Wechsel von einer Seite auf die andere zu umständlich wird, es sei denn man springt, was bei nassem Boden für Verletzungen sorgt. Meine Beete sind 5,5 m lang und ich teile diese Ansicht.

Was du hier beschrieben hast ist vermutlich selbst in Vollzeit, d.h. ohne Erwerbsarbeit von einer Person kaum zu schaffen. Unser Garten ist 400 qm groß und davon sind vielleicht 100 qm Gemüse. Ich verbinge da im Sommerhalbjahr nahezu meine gesamte Freizeit. Ohne Kinder würde ich vielleicht 150 - 200 qm schaffen, aber irgendwann wird sowas zur Belastung.

Freut mich für euch, dass ihr offenbar genügend Kapital habt um euch ein so tolles Anwesen in der Schweiz leisten zu können.

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Taraxacum
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Re: Selbstversorgung für eine 4-köpfige Familie

#5

Beitrag von Taraxacum » Mo 8. Nov 2021, 10:07

Zu schaffen wäre es, wenn sich eine Person rund um die Uhr um Garten und Tiere kümmern kann. Wir bewirtschaften für 4 Personen rund 1000m² Nutzgarten mit insgesamt 160m² Gewächshausfläche, 450 m² Gemüseanbaufläche und der Rest sind Obstbäume und Beerensträucher sowie Erdbeeren. An Nutzieren haben wir jedes Jahr rund 5 Schafe, 2 Schweine, rund 10 Hühner, 6 Gänse, 6 Enten, 6 Puten und 10 Kaninchen. Bis auf die Hühner und die Zuchtpaare überwintert der Rest in der Kühltruhe, ebenso wie die beiden Schweine, die wir als Ferkel kaufen und 1,5 Jahre großziehen. Dann gibt es noch 4 Katzen und 2 Pferde, die versorgt werden müssen. Unser Hof ist all incl. mit Wiesenflächen und Garten etwa 2 ha groß, dazu kommen noch 3,5 ha Streuobstwiese für Heu, Weide und natürlich Obst und Saft und 500m² Acker für Rüben, Kartoffeln und Mais. Das ist eine Menge Arbeit, die wir da zusätzlich zu unseren Vollzeitjobs stemmen aber wir haben die nötigen Kenntnisse in Gartenbau und Tierhaltung und haben mittlerweile die entsprechende Technik hier stehen, die mein Mann sogar selber warten und reparieren kann. Mittlerweile ist die ganze Arbeit so optimiert, dass der Arbeitsaufwand gut nach Feierabend zu schaffen ist. Der Lohn für all die Mühe: wir sind bis auf Milchprodukte, Öl und Getreide so ziemlich autark was essen, trinken, heizen, Wasser und Strom angeht. Doch der Preis dafür ist hoch und man muss es auch unbedingtwollen. Soziale Kontakte beschränken sich meist auf Familie und Kollegen, man muss mit den Jahreszeiten leben und akzeptieren, dass man mal so eben 1 Zentner Tomaten einkochen muss oder zig Zentmer Äpfel/Birnen zu mosten sind, man im Sommer wochenlang mit Heu machen beschäftigt ist; jetzt wird geschlachtet und verarbeitet und so geht es das ganze Jahr. Im zeitigen Frühjahr beginnt die Anzucht der Gemüsepflanzen - die ganze Wohnung steht dann voll Pflanzschalen und Töpfen. So wirklich Pausen sind selten, wenn man die Selbstversorgung ernsthaft betreibt. Urlaub ist aber trotzdem drin - alles eine Frage der OrganisationWir haben uns bewusst dafür entschieden und lieben unser Leben, genau so wie es ist.
Gerade erst gestern: Schweinebraten mit Kartoffeln und Porree, alles aus eigener Produktion, (sogar in Bioqualität), gekocht mit eigenem Strom. Da brauche ich nicht essen gehen. An diese Frische und Qualität kommt kein Restorant heran.
Aber auch wir haben sehr klein auf dem Hof angefangen und jedes Jahr mehr dazugenommen. Jetzt sind es schon über 20 Jahre, die wir dort wirken. Wenn die Kinder mal aus dem Haus sein sollten werden wir wahrscheinlich alles etwas zurückfahren, man wird ja nicht jünger.

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