Wahl des Wintervlies

Brook
Beiträge: 4
Registriert: Di 12. Jan 2021, 21:26
Familienstand: verpartnert

Wahl des Wintervlies

#1

Beitrag von Brook » Mo 1. Feb 2021, 21:54

So grad erst vorgestellt und schon die erste Frage;)
Ich möchte mir ein Wintervlies kaufen, zum abdecken der Jungpflanzen wenn sie aufs Beet kommen.
Nun hab ich gelesen das dickes Vlies besser gegen die Witterung schützt, jedoch dafür nicht so viel Licht durch lässt.
Hat von euch vielleicht jemand Erfahrung damit und kann mir sagen wieviel g/qm für mein Vorhaben gut wären.

Ich danke schon mal herzlichst.
Dave

Wurzltrockner
Beiträge: 191
Registriert: So 27. Dez 2020, 20:05

Re: Wahl des Wintervlies

#2

Beitrag von Wurzltrockner » Di 2. Feb 2021, 08:48

Ich hab keine Ahnung :) versuche es dieses Jahr mal mit alten Stores (Vorhängen). Die lassen Licht durch und sind nicht so schwer.
Letztes Jahr hatte ich mal alte Vorhänge eingesetzt - das ging auch, fand ich aber nicht so ideal, da wenig lichtdurchlässig und schwerer.

Benutzeravatar
emil17
Beiträge: 10753
Registriert: Di 21. Sep 2010, 08:07
Wohnort: In der Schweiz da, wo die Berge am höchsten sind

Re: Wahl des Wintervlies

#3

Beitrag von emil17 » Di 2. Feb 2021, 10:35

Ich würde leichtes Vlies nehmen, weil die direkte Dämmwirkung sowieso nicht gross ist - auch wenn du einen Teppich auf die Kulturen legst, ist es darunter bei nassem Wetter bald genauso nass und kalt wie sonst überall auch.
In der Zeit, wo man Vlies verwendet, wärmt sich der Boden nicht über die Luft auf, sondern durch absorbierte Strahlung.
Wichtig ist deshalb, dass ausreichend Licht durch kann. Das führt, abgesehen vom höheren Lichtgenuss der Pflanzen dazu, dass es bei klarem Wetter unter dem Vlies deutlich wärmer ist als ohne Vlies. Das bisschen Wind, das durch dünnes Vlies noch druchkommt, ist kein Nachteil; bei Sturm muss man etwas mehr beschweren.
Ein weitere Vorteil ist, dass die Pflänzchen leichtes Vlies besser anheben können, das lastet ja bei beginnendem Wachstum auf den Blättern.

Deshalb sind solche Vliese anders als diejenigen, welche etwa im Baugewerbe oder als Erosisonsschutz verwendet werden.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Brook
Beiträge: 4
Registriert: Di 12. Jan 2021, 21:26
Familienstand: verpartnert

Re: Wahl des Wintervlies

#4

Beitrag von Brook » Di 2. Feb 2021, 13:38

Vielen Dank für die ausführliche Antwort!
Also dient das Vlies vorwiegend dazu ein gewisses Klima an den Pflänzchen zu halten das nicht gleich vom Wind davon getragen wird und nicht etwa um Wärme unterm Vlies zu speichern. Klingt alles sehr logisch.
Werd mich für das leichte Vlies 30g/qm entschieden.
Besten Dank
✌🏻

Eberhard
Beiträge: 380
Registriert: Sa 23. Jan 2021, 12:58

Re: Wahl des Wintervlies

#5

Beitrag von Eberhard » Di 2. Feb 2021, 14:05

Aus meiner Sichtweise würde ich mir die Frage stellen, warum überhaupt ein Vlies?

Eine Mulchschicht, die auch bei böigen Winden liegen bleibt, oder noch besser ein Bewuchs aus Pflanzen, die man selber etablieren kann oder die man bei Selbstwachstum gut beherrscht, erfüllen mindestens die gleichen Aufgaben, und noch einige darüber hinaus.
Mit freundlichem Glück Auf!

Eberhard

Benutzeravatar
Taraxacum
Förderer 2018
Förderer 2018
Beiträge: 696
Registriert: So 31. Dez 2017, 20:33
Familienstand: glücklich verheiratet

Re: Wahl des Wintervlies

#6

Beitrag von Taraxacum » Di 2. Feb 2021, 15:05

Aus meiner Sicht ist ein Vlies für frühe Freilandgemüsejungpflanzen ein Muss. Die ersten zarten Salate werden durch den ständigen Wind nicht so gebeutelt, die Verdunstung wird herabgesetzt, so dass weniger gegossen werden muss. Wenn die ersten vorkultivierten Sachen ins Beet kommen, sind die trotz Abhärtung immer noch empfindlicher als Kulturen, die im FL direkt gesät wurden. Weiterhin ein nicht zu unterschätzender Vorteil, eine Abdeckung hält die Vögel davon ab, sich an dem jungen Grün gütlich zu tun. Bei mir würde ich weder Salat, Kohlrabi oder andere Kohlgewächse im Frühjahr ohne Vliesabdeckung durchbringen, da sich Tauben, Amseln und auch Krähen daran gütlich tun. Außerdem wird durch das günstigere Kleinklima unter dem Vlies die Ernte um einige Tage verfrüht, was für Leute, die den Garten zum Anbau von Nahrungsmitteln nutzen ebenfalls nicht zu unterschätzen ist. Mit Vlies habe ich schon ab Anfang April Radis, Salate und Kohlrabi zum ernten.Da nützt mir eine Mulchschicht oder der Bewuchs anderer Gewächse überhaupt nichts. Aber da werden unsere Meinungen wieder auseinandergehen.

Benutzeravatar
Sonne
Förderer 2019
Förderer 2019
Beiträge: 2057
Registriert: Mo 1. Jan 2018, 21:57

Re: Wahl des Wintervlies

#7

Beitrag von Sonne » Di 2. Feb 2021, 16:22

Eberhard hat geschrieben:
Di 2. Feb 2021, 14:05
oder noch besser ein Bewuchs aus Pflanzen,
Welche?
Und Gott sah alles an, was er gemacht hatte; und siehe da, es war sehr gut. 1. Mose 1, 31

Benutzeravatar
emil17
Beiträge: 10753
Registriert: Di 21. Sep 2010, 08:07
Wohnort: In der Schweiz da, wo die Berge am höchsten sind

Re: Wahl des Wintervlies

#8

Beitrag von emil17 » Di 2. Feb 2021, 17:01

Eberhard hat geschrieben:
Di 2. Feb 2021, 14:05
Aus meiner Sichtweise würde ich mir die Frage stellen, warum überhaupt ein Vlies?
Ganz einfach: weil wir hier Ansaaten ohne Vlies praktisch nicht durchbringen.
Da hat man dann einen heftigen Föhnwind bei eben auflaufender Saat, und es ist dahin.
Ausserdem geht es viel besser.
Eberhard hat geschrieben:
Di 2. Feb 2021, 14:05
Eine Mulchschicht, die auch bei böigen Winden liegen bleibt, oder noch besser ein Bewuchs aus Pflanzen, die man selber etablieren kann oder die man bei Selbstwachstum gut beherrscht, erfüllen mindestens die gleichen Aufgaben, und noch einige darüber hinaus.
Eine Mulchschicht, die auch bei böigem Wind liegenbleibt, würde bedeuten, dass Laub gar nicht geht und dass z.B. trockenes Gras nur geht, wenn gleich danach Schnee kommt und es andrückt.
Feine Saaten laufen unter Mulch erst gar nicht auf. Robustes grobsamiges Zeug wie Bohnen oder Kartoffeln kann man unter Mulch auslegen

Was hingegen gut geht: Ansaat unter Saat, wenns gross genug ist drum herum mulchen. Oder in Töpfchen vorziehen und dann gleich beim Auspflanzen mulchen.
Schattieren und schützen muss man zu Beginn trotzdem.
Feines Zeug unter "einem Bewuchs aus Pflanzen, die man selber etablieren kann oder die man bei Selbstwachstum gut beherrscht" ist viel mehr Arbeit.
Kurz, Vlies müsste man erfinden, wenn es das nicht schon gäbe.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Eberhard
Beiträge: 380
Registriert: Sa 23. Jan 2021, 12:58

Re: Wahl des Wintervlies

#9

Beitrag von Eberhard » Di 2. Feb 2021, 17:32

@Sonne:
Jungpflanzen benötigen anfangs wenig Platz für sich, müssen aber auf den Abstand gepflanzt werden, der ihrem späteren Platzbedarf entspricht. Die Zwischenräume können durchaus mit hilfreichen anderen Pflanzen besetzt werden, so lange es sinnvoll ist. Stichwort Vielfalt und Bodenbedeckung.
Welche? Weißklee aus dem Vorjahr, Vogelmiere aus eigenem Treiben, anderes Zeugs, wo Samen omnipräsent ist und was eher treiben und wachsen wird nach Möglichkeit als unsere Kulturpflanzen. Alles ist besser als kahler Boden.
Pflanzen mit solch einer Lebenskraft sind für mich der richtige Impuls auf meine Kulturpflanzen und später bestes Futter für Mulch, Kompost, Pflanzenjauche.

Den Schutz vor Vögeln hatte ich nicht auf dem Schirm. Amseln zerlegen mir gerne meine Mulchbedeckung, aber Fraßschäden habe ich noch nie bemerkt. Größere Vögel kommen dann nicht in den Garten, nur die kleinen, die wir alle mögen.

Erntereife Kohlrabis im April? Sicher nicht nach 1,5 Meter Schnee.
Ich selber bin mit dem Neuetablieren von Pflanzen mit Frühlingsbeginn recht zurückhaltend, weil sehr viel Aufwand für relativ wenig Zugewinn. Ich hatte auch schon Wintersalat, also Kopfsalat im Spätherbst gesät und aufgegangen und zum Überwintern mit der Maßgabe, im Frühjahr etwas Vorsprung zu haben und eher erntereif zu sein. Im Vergleich zu ganz normalen jahreszeitgemäßen Salat dann vielleicht 2 Wochen Vorsprung. Das berührt mich nicht so sehr, da kann ich warten und mich freuen, wenn es dann richtig losgeht.
Lieber und sicherer gehe ich mit etablierten Pflanzen an den Winter/Frost heran und auch hinein. Möhren habe ich jetzt noch draußen stehen, und der Keller mit gefüllten Gläsern und bspw. Kürbissen, Roten Beten ist noch reichhaltig bestückt. Was also nicht sowieso mehrjährig ist, wird nur hinsichtlich hinausgezögerter Ernte betrachtet.

Weshalb Vlies? Deshalb frage ich ja. Ich hatte es bisher noch nicht vermisst.
wir hier ... Föhnwind
Das ist aber auch spezieller und nicht zwingend verallgemeinerungswürdig, wenn man sich den gesamten deutschsprachigen Raum vor Augen hält.

Ja, die genannten Überlegungen zum Mulch in diversen Situationen bewegen mich auch. Da gibt es kein Schwarz oder Weiß, sondern jede Menge unterschiedliche Schattierungen. Ich selber bin in einer windlastigen Mikrolage, weit über die Existenz von Schnee hinaus. Bewegte Luft gibt es auch in der Hochvegetationszeit.
ist viel mehr Arbeit
Je nach eigenen Techniken und eigener Betrachtung durchaus. Man könnte es aber auch als Investition in eigenen Boden betrachten und nicht nur in Investition auf eine Ernte. Andererseits: Ein täglicher Rundgang von einer halben Stunde spart den Gang ins Fitnessstudio.

//OT:
Ein "anders" wird offenbar unterschiedlich wahrgenommen und inhaltlich diskutiert.
Mit freundlichem Glück Auf!

Eberhard

Benutzeravatar
emil17
Beiträge: 10753
Registriert: Di 21. Sep 2010, 08:07
Wohnort: In der Schweiz da, wo die Berge am höchsten sind

Re: Wahl des Wintervlies

#10

Beitrag von emil17 » Di 2. Feb 2021, 19:00

Eberhard hat geschrieben:
Di 2. Feb 2021, 17:32
wir hier ... Föhnwind
Das ist aber auch spezieller und nicht zwingend verallgemeinerungswürdig, wenn man sich den gesamten deutschsprachigen Raum vor Augen hält.
Den Gesellen kennt man im ganzen Alpenvorland und in den Haupttälern nur zu gut.
Es gibt Wetterlagen, da kriegen die Kühe gerade Hörner davon.
Vor allem ist Föhn ein regelmässiges Ereignis, d.h. man muss den schon einplanen.
"nicht zwingend verallgemeinerungswürdig" - das ist eine nette Umschreibung für das, was ich doch schon immer sage: Was für den einen passt, muss es für den anderen noch lange nicht.
Solche Tips wie "Weissklee als Bodenbedecker zwischen kleine Sämlinge pflanzen" würde ich jetzt auch nicht unbesehen weitergeben.
"Vogelmiere aus eigenem Treiben, anderes Zeugs, wo Samen omnipräsent ist und was eher treiben und wachsen wird nach Möglichkeit als unsere Kulturpflanzen" davon hab ich allerdings genug.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Antworten

Zurück zu „Pflanzen und Garten allgemein“