samenfeste Samen nicht ertragreich wie Hybrid Saatgut?

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outdoorfreak
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samenfeste Samen nicht ertragreich wie Hybrid Saatgut?

#1

Beitrag von outdoorfreak » So 1. Sep 2019, 12:22

Hallo,

ich wollte mal nachfragen, ob Samenfeste Samen nicht so ertragreich sind wie F1 Hybrid Saatgut aus dem Gartencenter? Ich hab dieses Jahr zum ersten mal Buschbohnen und Stangenbohnen von ökologischen Saatgutanbietern und vom Tauschpacket in Bio-Qualität und Samenfest im Garten ausgesät und hatte eine so schlechte Ernte wie noch nie. Gut, es kommt noch dazu, dass es dieses Jahr im Sommer kaum geregnet hat und ich auch nicht jeden Tag den Garten giessen kann, weil ich nicht genügend Wasser habe. Vielleicht so 2-3 mal in der Woche hab ich gegossen. Mehr nicht.

In den letzten Jahren hab ich mir immer Busch- und Stangenbohnen aus dem Raiffeisen gekauft und hatte immer eine Bombenernte. Ich hatte soviel Bohnen, dass ich vieles Eingekocht und eingefroren hatte. Die Regale und die Gefrierkühltruhe waren voll mit Bohnen. Dieses Jahr hatte ich erst zweimal Bohnen aus dem Garten gegessen und wircklich viel wird da nicht mehr kommen.

Kann mir jemand ne samenfeste Sorte nennen, die ertragreich ist? Ich wollte dieses Jahr eigentlich Samen von der eigenen Ernte gewinnen, so dass ich mir keine Samen kaufen muss. Aber da wird nichts draus, wegen der schlechten Ernte.

Von allen anderen Gemüsesorten wie Brokoli, Tomaten, Zucchini, Gurken, Lauch hab ich immer samenfestes Saatgut und ziehe auch eigenes Saatgut. Nur bei den Bohnen klappt das nicht. Halt, beim Mais, bei dem ich auch jedes Jahr Samen geerntet habe wurden die Kolben immer kleiner und der Ertrag immer schlechter. Deshalb hatte ich dieses Jahr ne andere Sorte.

Liebe Grüsse

Outdoorfreak
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strega
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Re: samenfeste Samen nicht ertragreich wie Hybrid Saatgut?

#2

Beitrag von strega » So 1. Sep 2019, 13:19

viele Bohnensorten von Verkäufern in DE sind an heisses und trockenes Klima nicht angepasst und schwächeln daher wenns heiss und trocken ist....
ob das mit Hybrid oder samenfest zu tun hat weiss ich nicht, Hybrid kommt mir niemals in den Garten

ich hab Bohnen, die - falls sie aus DE stammen ursprünglich - erstmal paar Jahre hier angesiedelt und vermehrt wurden, dann gehts besser mit heiss und trocken

Riesige Ernten hab ich in der Tat nie wenn ich sie zu spät in den Hochsommer rein stecke, so dass sie nicht mehr die Chance haben, vor der Hitze halbwegs gross zu werden,
dieses Jahr sind sie bei mir auch nicht so toll bisher, im Mai gesteckt, da wars sogar hier recht kalt nachts und sie wollten nicht loslegen, dann im Juni gleich fast täglich über 40 Grad, auch net so prima für Bohnen.....

Stangenbohnen stellen bei mir das Wachstum ein im Hochsommer und kommen dann nochmal in die Gänge wenn die Nächte wieder kühler werden

vielleicht geht bei dir also jetzt Richtung Herbst noch was?
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Benutzer 4754 gelöscht

Re: samenfeste Samen nicht ertragreich wie Hybrid Saatgut?

#3

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » So 1. Sep 2019, 15:38

Hallo,

du hast den Sinn der Hybridzüchtung entdeckt,
herzlichen Glückwunsch.

Der Heterosiseffekt tritt nur in der F1 Generation auf,
deshalb ist es auch nicht zielführend wenn man Hybride nachbaut.
Bei der Hybridzüchtung werden zwei reinerbige Inzuchtlinien miteinander gekreuzt.
Durch den Heterosiseffekt steigt nun die Ausprägung verschiedener Merkmale (hier dem Ertrag) über das mathematische Mittel von Mutter und Vater,
gleichzeitig erhöht sich die Vitalität des Nachkommens in der F1 Generation.
Alle nachfolgenden Generationen spalten auf und verlieren damit fast alle positiven Eigenschaften.

Hybride sind für den Menschen oder die Natur nicht schadlich, Hybridzüchtung hat nichts mit Gentechnik zu tun und ist auch im Bio-Anbau zugelassen.

Benutzer 6122 gelöscht

Re: samenfeste Samen nicht ertragreich wie Hybrid Saatgut?

#4

Beitrag von Benutzer 6122 gelöscht » So 1. Sep 2019, 15:51

Was hattest Du denn bisher für Sorten, die soviel Ertrag hatten?

Ich glaube nicht, daß F1 immer besser oder ertragreicher sind. Die wenigen F1-Sachen, die ich bisher im Garten hatte, waren zum Teil empfindlicher und krankheitsanfälliger als meine samenfesten Sorten. Ertrag war bei mir mit F1 auch nicht höher.

Ich gärtnere auch in einer heißen und trockenen Ecke und baue jedes Jahr 5 - 6 verschiedene Buschbohnensorten zwecks Vermehrung für ein Saatgutarchiv (und mich) an.
Nach meiner Erfahrung kommen einige alte deutsche Sorten nicht mit Hitze und Trockenheit zurecht: Saxa, Hinrichs Riesen, Primel und Reade Krobben blühen bei Hitze nicht und setzen auch nix an.

Gut bei Hitze und Trockenheit und auch sehr ertragreich waren bisher bei mir die Sorten Purple Teepee, Körnerbohne Rote von Montezuma, Körnerbohne Riesenkorn von Omsk, Wachsbohne Goldfisch und dieses Jahr die Sorte St. Andreas /Karlsruher Markt. Gerade die letztere bildet große Büsche aus mit sehr vielen Schoten, die perfekt, fadenlos, sehr lang und gerade sind.

Die Bäuerinnen hier im Dorf sind recht überzeugt von den Stangenbohnen Blauhilde und Neckarkönigin. Die hatte ich selbst noch nicht im Anbau, weil mir Buschbohnen lieber sind.

Aber das Beste ist immer, Sorten aus der eigenen Region anzubauen, die dann wohl über viele Jahre an die klimatischen Bedingungen in der Gegend angepasst sind. Also vielleicht mal bei Saatgutvereinen in der Nähe nachfragen, ob es typische Nutzpflanzensorten gibt?

outdoorfreak
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Re: samenfeste Samen nicht ertragreich wie Hybrid Saatgut?

#5

Beitrag von outdoorfreak » So 1. Sep 2019, 19:41

Hallo an alle und danke für die schnellen Antworten,

ja, ich erinnere mich, es kam mit F1 Hybrid-Sorten auch 2015 schon vor, dass ich keine so gute Ernte hatte, weil es den ganzen Sommer extrem heiss war und kaum geregnet hat. Aber so eine schlechte Bohnen ernte wie dieses Jahr hatte ich noch nie.

Sonst waren Busch-und Stangenbohnen immer das ertragreichste im ganzen Garten, neben den Tomaten. Die Tomaten mögen scheinbar diese heissen Sommer.

Dieses Jahr war das erste Jahr, dass ich keine Hybridsamen verwendet hatte, nur samenfeste. Ich hab mir erhofft, dann meine eigenen Samen zu züchten, dass ich auch diese nicht mehr kaufen muss. Bei Tomaten, Gurken, Paprika, Zucchini, Lauch, Brokoli funktioniert das auch immer. Nur ich würd mir auch gern von den Bohnen eigene Samen züchten, die sind nämlich am teuersten in Bio-Qualität.

@oelkanne

Hybridsaatgut ist nicht empfehlenswert. Vielleicht ist es auf hohen Ertrag gezüchtet, doch es es krankheitsanfälliger und nicht so wiederstandsfähig wie die alten robusten Sorten. Und man ist abhängig von den Konzernen, die das ja wollen, das wir jedes Jahr ihre Samen kaufen und Profit machen. Die wollen nicht, dass wir eigene Samen züchten und somit unabhängiger werden.

@Pitu

danke für die Namen der Bohnen. Ich werd mir diese Sorten mal bestellen und erhoffe mir dann wieder bessere Erträge zu haben, so wie früher, als die Kühltruhe und die Regale mit eingemachten Bohnen vor dem Winter voll waren.

ciao Outdoorfreak
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Benutzer 1612 gelöscht

Re: samenfeste Samen nicht ertragreich wie Hybrid Saatgut?

#6

Beitrag von Benutzer 1612 gelöscht » So 1. Sep 2019, 20:31

Ist nicht der Sprung Samen -> Ertrag etwas groß?
Da sind sehr viele Faktoren dazwischen, die alle sich auswirken/ eine Rolle spielen können...
Mit der gleiche Sorte kann man auf etwas anderem Boden und bei etwas mehr Wind ganz unterschiedliche Erträge machen!

Das kann eigentlich auch nie alleine vom Gießen abhängen... :hmm:

Benutzer 6122 gelöscht

Re: samenfeste Samen nicht ertragreich wie Hybrid Saatgut?

#7

Beitrag von Benutzer 6122 gelöscht » So 1. Sep 2019, 21:06

Klar hängt es auch vom Boden um vom Lokalklima ab. Die Reade Krobben z.B. ist eine alte ostfriesische Sorte, die echt hübsche Kerne hat.
Die mag bei ostfriesischem schweren, feuchtem Boden und kühlerem Klima mit viel Wind besser gedeihen.
Bei mir war es mit sandigerem Boden und Megahitze ein Flop. Ich hatte aus 10 Samenkörnern gerade mal 1 Schote Ertrag.

Die Saxa und die Hinrichs Riesen sind auch in kühleren, feuchteren Jahren/Regionen super vom Geschmack und Ertrag her, hören aber bei Hitze auf zu blühen und setzen erst wieder an, wenn es kühler wird.

Die Purple Teepee z.B. bekommt bei Hitze nur noch dunklere lila Blätter und blüht einfach kräftig weiter.
Das wird bei den einzelnen Sorten durch jahrelange Auslese/Verkreuzung in den Genen so angelegt sein? Sorten, die nicht gut gewachsen sind und wenig Ertrag hatten, wurden von den Bauern schlicht nicht weitervermehrt. Und so haben sich regionale Sorten entwickelt, die sich bewährt haben in der Gegend mit dem Boden und dem Lokalklima.

Bei mir war 2011, 2012, 2013, 2015, 2016, 2018 und jetzt 2019 sehr heiß und extrem trocken. Bohnensorten, die da keine Schoten ansetzen, werde ich also nicht wieder anbauen. Outdoorfreak scheint ja ähnliche Probleme zu haben wie ich. Deswegen können die Sorten aber trotzdem woanders supergut gedeihen! Die passenden Sorten muß eben jeder für sich und sein eigenes Stück Land finden.

Aber leider steht die Verträglichkeit von Hitze und Trockenheit so gut wie nie bei den Sortenbeschreibungen dabei. Deswegen mache ich mir Notizen, wie die Sorten mit heißen oder kühlen Jahren zurechtkommen.

Benutzer 72 gelöscht

Re: samenfeste Samen nicht ertragreich wie Hybrid Saatgut?

#8

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » So 1. Sep 2019, 22:39

Cranberry Flieder (für Trockenbohne) macht sich bis jetzt fast ohne Gießen sehr gut und trägt schon reichlich. Allerdings ist von drei Pflanzen nur eine über geblieben (die anderen wurden von Schnecken gefressenn).
Aber die eine trägt fast wie drei und das, obwohl es oben im Sonnengarten wirklich trocken ist! :daumen:

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Re: samenfeste Samen nicht ertragreich wie Hybrid Saatgut?

#9

Beitrag von Teetrinkerin » Mo 2. Sep 2019, 08:54

Meines Wissens gibt es bei Busch- und Stangenbohnen (wie auch bei Salat) gar keine Hybrid-Sorten.

Bei mir trägt die Forellenbohne sehr gut (allerdings hat sie den Mosaikvirus, weswegen ich sie nicht weitervermehren kann und ich nach anderem Saatgut Ausschau halten muss). Die Langenauer, die in den vergangenen Jahren massig Erträge lieferte, schwächelt heuer leider. Genauso die Violette Rampicante. Heuer ganz neu habe ich die Lohreys Special Bean (kann sie aber nicht weiter vermehren, da eben nebenan Mosaikvirus bei der Forellenbohne). Außerdem wird sie im größeren Stadium teilweise fädig, da muss ich noch genauer drauf achten.

Ich bin auf der Suche nach schönen breiten und langen Hülsen - wie man sie aus türkischen Supermärkten auch kennt. Da muss ich diesen Winter unbedingt noch ein wenig die Saatgutangebote von Anbietern studieren.

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Re: samenfeste Samen nicht ertragreich wie Hybrid Saatgut?

#10

Beitrag von emil17 » Di 3. Sep 2019, 21:24

Das mit dem Sinn der Hybriden hat ja Oelkanne ganz gut beschrieben.
Die sind aber auch für rationellen Grossanbau optimiert, im Garten und ohne chemischen Pflanzenschutz und auch noch auf schwierigen Böden sieht die Sache dann wieder anders aus.
Abgesehen davon war das ein schwieriges Jahr: Bis fast Ende Mai regelmässig Nachtfröste, Ende Juli dann knalleheiss, da ist dann vieles ins Stocken geraten.
Bohnen brauchen ja warmen Boden zum Keimen und kommen im Frühjahr nicht recht voran, solange die Nächte kalt bleiben.
Für die Keimlinge, die gerade den Boden durchstossen haben, sind die hohen Bodentemperaturen bei voller Sonne und Hitze dann auch Stress. Ich erinnere mich, dass der kahle Boden Ende Juni zu heiss war, als dass man hätte angenehm barfuss drauf rumlaufen können. Und ich bin aus dem Alter raus, wo man zarte Füsse hat.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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