Bei uns ist es, wie meistens im echten Leben, eine Mischkalkulation.
Mal spart man, mal zahlt man drauf. Monetär und anders.
Es wird schwer den Hof, das Material, die Sanierung, die Gerätschaften und all' die Pflanzen durch Verkauf von Überschüssen und selbst 'erspartes' gegenzufinanzieren, aber leben und wohnen müssen wir ja eh und bevor wir für irgendwas Geld ausgebe, was uns nur unterbringt, leben wir lieber unseren Traum und verwirklichen nach und nach unsere Vorstellungen von einem essbaren Garten und Oase für uns und viele Tiere, der uns und/oder unsere Nachfahren einmal überreich versorgen wird und einem Haus, wo ganz viel selbst saniert, aufgebaut, abgerissen, verziert wurde und was dann unsere Geschichte erzählt. Wo einem das Herz aufgeht, wenn man die Fortschritte sieht und all' das Schöne und selbst gemachte. Die Pflanzen in
genau der Sorte, die sich langsam entwickeln.
Wer ein Haus erbt, einheiratet oder sonstwie ergattert, hat den grössten Teil ja schon mal 'gespart'. Da sieht die Rechnung, so man sie wirklich aufstellen will, wieder anders aus.
Was die Erträge angeht, kann man optimistisch oder pessimistisch rechnen oder es einfach sein lassen und sich freuen, dass jeder Überschuss ein kleines Extra in die Kasse spülen
kann, was man am Ende vielleicht für etwas ausgibt, was man selber nicht so gut (anbauen) kann.
Wirklich reif geerntetes Obst und Gemüse in Sorten, die es so nicht zu kaufen gibt, das alles 100% so angebaut, wie man es selber möchte, das gute Gefühl einer mit guten Dingen vollgepackten Speisekammer, die einen im Fall der Fälle und sonst auch versorgt, nicht ständig einkaufen gehen zu müssen, sondern gezwungen zu sein, echt saisonal und am besten einfallsreich die Fülle zu verarbeiten.
Das ist toll und ein Gegenwert, den ich gar nicht wirklich mit
sparen verknüpfen kann.
Dazu tauschen wir ja sehr viel, sowohl Material, als auch Arbeit wo möglich.
Das hat dann den Vorteil, dass man gegebenenfalls etwas nicht machen muss, was einem nicht liegt und jeder Tauschpartner Profiarbeit bekommt, die sonst ein Loch ins Budget reißen würde.
Man kann aber auch einfach von seinem Überfluß abgeben und verschenken ohne eine Gegenleistung zu erwarten
Das
spart in den Augen des kühlen Rechners erstmal nix, aber der sieht ja auch nicht das große Ganze und bekommt schon gar keine Karmapunkte.
Insgesamt und irgendwie ist am Ende sowieso alles ein großer Kreislauf: Kunden können Abnehmer von Überschüssen werden, Abnehmer von Überschüssen gute Bekannte oder Freunde, Geschäftspartner Kunden, andere Kunden haben keine Zeit oder Lust ihre Ernte zu verarbeiten und überlassen sie uns. Einer kann und will nichts mit seinem Laub anfangen und bringt es uns, der nächste hat kein Geld und gibt stattdessen etwas selbst gebautes ...
Selbst wenn man dadurch nicht immer Geld 'spart', es kommt viel Echtes und Freudvolles ins Leben, nette Kontakte und mitunter Horizonterweiterung. Das
kann dann, je nach Selbstversorger, vielleicht höchstens etwas Alkohol und TV einsparen.
Wir verteilen hier nicht nur Gemüse, Eier, Fleisch, Obst unter den Leuten, sondern lassen ja auch Menschen an unserem Lebensstil teilhaben und säen so vielleicht ein klitzekleines Körnchen 'echtes Leben', Resilienz und Wunder, was dann vielleicht heilsam und erfüllend ist.
Plötzlich säen Fans von klinisch reinen Gärten Bienenweide und sind bereit, einen Stachelbeerbusch zu pflanzen, erzählen begeistert von den Beobachtungen in ihrem Garten, den sie dadurch anscheinend anders wahrnehmen. Ich bin überzeugt davon, dass gärtnern Therapie ist. Was würde die Gesellschaft an Therapie, Medikamenten, Traurigkeit, Frustkäufen und Treibstoff einsparen, wenn mehr Menschen erfüllende Stunden (plus gesunde Produkte) im Garten verleben würden?
Wir hatten dieses Thema und das damit unrettbar verbundene 'Was ist Arbeit?' ja schon öfter und immer wieder finde ich es erschreckend, wie wenig Toleranz und Verständnis für andere, produktive Lebensentwürfe herrscht. Der Lebensstil, der derzeit erwartet wird, und bei dem bei jeder Tätigkeit und jedem Konsum möglichst viel Steuergeld abfallen soll, ist ja noch relativ jung und mittlerweile ist absehbar, dass er nicht sehr erfolgreich ist. Ressourcen, Land, Natur, Glück, Familienfrieden, Entspanntheit werden knapp. Muss das so sein?
Aber selbst hier sind die Kinder-selbst-Bekommer, selbst-Erzieher, Teilzeitarbeiter, Lebenskünstler, Fußgänger und Jungpflanzen-selbst-Anzieher mitunter Außenseiter?
Ansonsten bliebe zu sagen, dass Subsistenz eine Lösung sein kann und vielleicht auch immer war. Geschlossene, kleine Kreisläufe und intakte Gesellschaften sowie Familien sowie ein aktiv-produktiver anstatt passiv-konsumierender Lebensstil sparen Zeit, Geld, Ressourcen, Stress ...
Wenn man das große Ganze betrachtet und nicht nur seinen eigenen Geldbeutel.