balken hauen

Schreinerei, Schmieden, Autoreparatur...
stevo12

balken hauen

#1

Beitrag von stevo12 » Do 1. Dez 2011, 19:42

hi
ich mache balken und kanthölzer traditionell durch behauen.
ich verwende astfreie, frische fichte, keine randfichten, die haben zuviel äste.
es gibt dafür beschlagbeile (einzige hersteller in der schweiz und schweden, neu sehr teuer), ich nenne sie aber hobelbeil.
man schlägt einfach den stamm kantig, alle 4 seiten, mit einer mischung aus schlagen und ziehend schneiden.
die klinge des beiles ist ca.30cm lang und sehr scharf. man setzt es leicht schräg zur faser an, seitlich gesehen, schlägt sanft und zieht dabei. vergleichbar mit dem schneiden einer harten ungarischen salami.
es hat mit holz hacken nichts zu tun.
es entstehen feine späne, prima anzünder. an aststellen säge ich.
eine sehr scharfe klinge bedingt harten stahl, der leicht bricht.
ist eine seite fertig, wendet man.
vg
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Knurrhuhn

Re: balken hauen

#2

Beitrag von Knurrhuhn » Do 1. Dez 2011, 19:47

Boah, das find ich ja klasse Stevo!! Hab ja schon oft gelesen was Leute alles selber machen, aber das noch nicht.
Schön, die Balken, sehen aus wie in meinem alten Häuschen.

Manfred

Re: balken hauen

#3

Beitrag von Manfred » Do 1. Dez 2011, 21:59

Ich hab mir für den Zweck auch schon ein paar gebrauchte Beschlagäxte gekauft.
Will ich unbedingt versuchen, wenn ich wieder mehr Zeit haben.
Ich glaube sogar, dass man damit gut ein paar Euro dazuverdienen könnte. Behauene Balken sind von der Optik her viel lebendiger als gesägte. Behauene Bretter machen sich sehr gut als Holzdecke.

Obwohl das inzwischen wieder einige Zimmermänner machen, sind kaum gute Anleitungen zu finden.

Nach allem, was ich mir bisher anglesen und in kleinen Videos gefunden habe:
-Stamm auf zwei Böcken in bequeme Arbeitshöhe bringen und mit Bauklammern sichern.
Mit einer Schlagschnur 2 gerade Linien anbringen (oder mit einem Brett und Kreide), die die späteren Außenkanten des Balkens anzeigen.
Dann entweder mit einer Bundaxt seitlich am Stamm
(wie in diesem Video ab ca. 35 Sekunden)
oder mit einer normalen Axt (Stamm um 90° gedreht, um von oben draufschlagen zu können) ca. alle 25 bis 50 cm Kerben in den Stamm geschlagen, bis ca. 1 cm vor dem Schlagschnurstrich. Wenn der Stamm Äste hat, die Kerben dort schlagen, wo die Äste aus dem holz kommen.
Diese Kerben machen die Zimmerleute heute meist mit der Kettensäge, weil das einfacher geht. Oder sie verwenden gleich fertig gesägte Balken und bearbeiten die nur oberflächlich mit dem Breitweil nach.

Hier noch ein Video. Die schlagen die Kerben mit dem Breitbeil. So gegenüberstehend ist das lebensgefährlich und das Breitbeil ist mit den kurzen Stiel für diese Arbeit uneffektiv. Eine normale Axt wäre an dieser Stelle das bessere Werkzeug.

Dann wird mit der Bundaxt das Holz zwischen den Kerben abgeschlagen (wie auf dem Bild am Anfang des ersten Vidoes zu sehen oder ab ca. 2,15 min. im 2. Video). In dem 2. Video machen sie das unsinniger Weise wieder mit dem Breitbeil. Die Bundaxt mit ihrem langen Stiel , dem schmalen Blatt und dem (wie beim Breitweil) einseitigen Anschliff wurde extra für diese Arbeit entwickelt und ist deutlich effektiver.

Dann erfolgt das Behauen mit dem Breitbeil. Ideal ist es, wenn man zwei unterschiedliche (1 x rechts, 1 x links) Breitbeile hat und so auf beiden Seiten des Stammes in Wuchsrichtung arbeiten kann. Notfalls geht es aber auch mit einem Beil, indem man vor und zurück arbeitet. Auf dem Rückweg neigt das Holz aber stärker zum abplatzen, d.h. sie Splitter brechen in den Stamm hinein, was man für eine glatte Oberfläche nicht haben will.
Das Beschlagen wird ohne großen Krafteinsatz ausgeführt. Man lässt hauptsächlich das Gewicht der Axt arbeiten. Diese Arbeit ist im 2. Video anfangs im Hintergrund zu sehen. M.E. müsste der Stamm für eine gute Arbeitsposition etwas höher liegen, damit die 2 ohne sich zu bücken arbeiten könnten.
Hier schaut die Arbeitsposition besser aus. Er bewegt das Beil aber noch zu viel. Ich habe irgendwo ein Video von einem Profi gesehen, der mit deutlich kürzeren Bewegungen und weniger Krafteinsatz sehr schnell vorwärts gekommen ist.

Falls das Ergebnis dann noch zu rau ist (echte Profis kriegen allein mit der Axt Oberflächen hin, die man kaum glauben kann...) kann man mit einer Raubank (großer Hobel für grobe Arbeiten) oder einem Ziehmesser die Feinheiten nacharbeiten.

Danach wird der Balken um 90° gedreht und die Arbeit mit den restlichen 2 Seiten wiederholt.
Also markieren gerader Linien mit der Schlagschnur, Kerben schlagen, Holz zwischen den Kerben abschlagen, Flächen mit dem Breitbeil behauen, Feinarbeit mit Raubank oder Ziehmesser.

stevo12

Re: balken hauen

#4

Beitrag von stevo12 » Do 1. Dez 2011, 22:21

hi
sorry videos kann ich nicht schauen, ich surfe mit stick(modem).
also so ein beil muß man erstmal einstellen,anpassen. meist schleifen und den stiel verändern.
2 beile braucht man nicht, man kann immer zur krone hin hauen, nur mit einem rechten beil, weil man den stamm dreht, und nicht gleichzeitig 2 seiten haut(vor und andere seit zurück). kann man aber.
ich stehe immer rechts vom stamm.
das mit den kerben macht man bei großen stämmen, weil da wesentlich mehr "fleisch" runter muß.
zum einkerben nimmt man kein beschlagbeil, entweder sägen oder axt mit mehr "wucht".
beim behauen bleiben die fasern erhalten.
zum abschlagen von viel holz habe ich eine spezielle axt, ist aber keine bundaxt.
eine schmale hohe, mit keilwirkung längerem stiel und viel bums.
also bei kleinen durchmesser (10er balken) geht es ohne kerben und nur mit beschlagbeil.
allein durch "schaben".
für schöne glatte stämme, nehme ich auch das ziehmesser zum glätten.
vg

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Re: balken hauen

#5

Beitrag von citty » Do 1. Dez 2011, 22:22

Wunderschoen, Kompliment! Haette nie im Leben gedacht dass man Balken selbst machen kann! Muss man dazu sehr kraeftig sein oder kann das auch eine Durchschnittsfrau??? Haette auch gerne so eine Axt um eine kleine Huette zu bauen.

LG, Citty
Dr. Roger Liebi fan :)

Manfred

Re: balken hauen

#6

Beitrag von Manfred » Do 1. Dez 2011, 22:36

stevo12 hat geschrieben:zum abschlagen von viel holz habe ich eine spezielle axt, ist aber keine bundaxt.
Hast du davon ein Bild?
Evlt. eine Bandhacke in der Art:
http://www.feiner.at/produkte/forst/hacken/48.htm
Die wurde wohl regionenweise zum gleichen Zweck eingesetzt. Ist ja von der Form und Funktion her wie eine Bundaxt, nur zweiseitig statt einseitig angeschliffen.

Hier noch ein paar Bilder:
http://www.bruderschaft-zur-rose.de/bru ... ose009.htm

Das sieht man auch, wie mit 2 Mann mit der Bundaxt effektiv Kerben geschlagen werden können, ohne sich gegenseitig zu gefährden wie beim Stand gegenüber in Video 2.

Der Einwand, dass man den Stamm drehen kann, um immer in Wuchsrichtung zu arbeiten, ist seht gut!
Habe ich in meinern Literaturgläubigkeit gar nicht dran gedacht. Etwas mehr Aufwand durchs Drehen, aber man spart sich die 2. Axt.

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Re: balken hauen

#7

Beitrag von Florian » Do 1. Dez 2011, 22:39

Wie machst die axt den scharf stevo ?

Kompliment, das du es geschafft hast, dir die zeit für soetwas zu schaffen.

stevo12

Re: balken hauen

#8

Beitrag von stevo12 » Do 1. Dez 2011, 23:00

hi
ich denke bei vorsicht und kleinem durchmesser können das auch frauen.
schärfen: erst feilen, dann mit naßschleifsteinen von grob bis 2000er körnung.
foto von zieheisen,raubank und äxten zum abspalten von dickem holz.
für die kerben nochmal eine andere axt mit längerer schneide. die auf foto haben nur 6cm schneide, dafür aber hoch und ordentlich keilwirkung. bundäxte sind mir zu dünn im querschnitt, da fehlt der keil.
das zieheisen muß mind. 4cm hoch sein, sonst bekommt man keine geraden flächen.

bruderschaft zur rose? aha.....
vg
ziehmesser.jpg
ziehmesser.jpg (29.75 KiB) 11969 mal betrachtet
nachtrag: diese beile zum abschlagen sind meist beidseitig, ich habe ein einziges rechtes(einseitiges), was ich besser finde, da kann man genau senkrecht arbeiten, sonst leicht schräg.

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Re: balken hauen

#9

Beitrag von citty » Do 1. Dez 2011, 23:35

Vielen Dank fuer die nette Antwort! Vielleicht kann man/frau sich ja hocharbeiten, erst mit kleinen Staemmen anfangen und dann immer groessere behauen - so verbrennt man bestimmt tausende von Kalorien! Werde mir auf jeden Fall so eine Axt besorgen :michel:

LG, Citty
Dr. Roger Liebi fan :)

stevo12

Re: balken hauen

#10

Beitrag von stevo12 » Do 1. Dez 2011, 23:48

hi
ist wie in jedem handwerk, man muß ein gefühl entwickeln, für das werkzeug, die schneide, das material.
irgendwann "fließt" es, ist beim spinnen genauso.
einfaches schnitzen ist ein guter anfang.
maschinen blockieren die brücke.

nochwas zum behauen: die kerben schlägt man von oben, behauen seitlich.
für den anfänger: nach dem anzeichnen einen 1cm tiefen anreißschnitt mit der motorsäge machen, hilft sehr!
vg

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