Kettenstemmer

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Nachtkauz
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Kettenstemmer

#1

Beitrag von Nachtkauz » So 18. Aug 2019, 00:21

Ich wollte mir einen Kettenstemmer bauen. Er sollte sowohl quer als auch längs zur Faser eingesetzt werden können, also für breite Zapfenlöcher wie in der Zimmerei, also auch um bspw. ein schmales Türschloss einstemmen zu können. Ausserdem soll er portabel sein und über 230 V laufen.

Meine Inspiration:
kettenstemmer-kc100-makita.jpg
kettenstemmer-kc100-makita.jpg (13.82 KiB) 5739 mal betrachtet
Mein Ausgangspunkt:
start_ks.jpg
start_ks.jpg (81.53 KiB) 5739 mal betrachtet
Die Kreissäge war vom Schrott, die Schneidgarnitur gabs gebraucht von irgendnem Mafell-Kettenstemmer für 70 Euro bei Ebay-Kleinanzeigen, leider war kein Ritzel dazu.

Mafell Typ S - Kettenstemmer (ein früher sehr verbreitetes Modell) hat 1000W bei ca 3000 upm, braucht Kraftstrom und ist recht schwer. Die DDR-Kreissäge hat die gleichen Leistungsdaten, aber ist relativ leicht und braucht nur 230V, damit war der Antrieb geklärt.

Zerlegen:
ab_raus_weg.jpg
ab_raus_weg.jpg (100.66 KiB) 5739 mal betrachtet
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Re: Kettenstemmer

#2

Beitrag von Nachtkauz » So 18. Aug 2019, 00:35

Das kleinstmögliche Ritzel lässt sich ermitteln durch Parallel gegenüberstellen zweier Kettenglieder

Die ermittelten Daten:
hochqualitative_tech_zeichnung.jpg
hochqualitative_tech_zeichnung.jpg (73.02 KiB) 5738 mal betrachtet


Damit wurde aus Messing ein Prototyp gebaut. Die Zähne werden mit dem Teilapparat ausgefräst.

Der Fräserdruchmesser sollte nur wenig grösser sein als der Durchmesser der Rollen von der Kette. Man fährt zuerst 4 Stellen (jeweils 90 Grad versetzt) an, und misst dann die Breite der sich ergebenden Zähne.
Die verringert man dann gleichmässig solange bis die Kette gerade so draufpasst.Im Betrieb werden die Zähne durch Verschleiss immer schmaler, daher so breit wie möglich starten.

prototyp_messing.jpg
prototyp_messing.jpg (107.02 KiB) 5738 mal betrachtet
proto_fertig.jpg
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Re: Kettenstemmer

#3

Beitrag von Nachtkauz » So 18. Aug 2019, 00:41

Passt!
passt.jpg
passt.jpg (62.62 KiB) 5736 mal betrachtet
Also das ganze nochmal in Stahl. Ich hab mir gleich 3 Stück aus 16MnCr5 gemacht. Das ist Einsatzstahl, den kann man noch oberflächenhärten. Es geht viel schneller noch paar gleich zu machen als sich später wieder reinzufinden, wie man es denn genau gemacht hatte.
dreh_roh.jpg
dreh_roh.jpg (125.97 KiB) 5736 mal betrachtet
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zähne.jpg (91.19 KiB) 5736 mal betrachtet
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Re: Kettenstemmer

#4

Beitrag von Nachtkauz » So 18. Aug 2019, 00:51

Das ganze Ding ist über mehrere Monate immer mal nach Arbeit ein Stück weiter gebaut worden, ich habe nicht immer ans Fotos machen gedacht...

Ich habe dann die Sägeblattaufnahme auf der Drehmaschine so umgedreht, dass das Ritzel statt des Sägeblattes draufpasst, festgezogen wird es durch die Schraube, welche einst das Sägeblatt hielt.


So soll das ganze später werden:
so_soll_dass.jpg
so_soll_dass.jpg (72.88 KiB) 5736 mal betrachtet
Dazu aus Flachmaterial eine Grundplatte fräsen, wo die Führungsschiene rankommt.
aufnahme_schiene.jpg
aufnahme_schiene.jpg (152.24 KiB) 5736 mal betrachtet
Hier wird die Mutter der Spannschraube angeschweisst, damit Schweissspritzer nicht auf spätere Passflächen kommen, hab ich sie abgeklebt.
vor_schweissen.jpg
vor_schweissen.jpg (67.84 KiB) 5736 mal betrachtet
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Re: Kettenstemmer

#5

Beitrag von Nachtkauz » So 18. Aug 2019, 00:59

Danach hab ich die Sägehaube erstmal grob entfernt.
Man sieht schon die montierte Grundplatte
gehäuse_weg.jpg
gehäuse_weg.jpg (122.47 KiB) 5735 mal betrachtet

Als nächstes kommt der Fuss, der erhält diagonal 4 90 Grad versetzte Halterungen, wo später jeweils 2 Führungsstangen reinkommen. Eine Position ist dann für quer, die andere längs zur Faser, dass heisst die Position des Spannfusses auf dem Holz bleibt gleich, nur der Aufbau wird umgesteckt.
Fussplatte.jpg
Fussplatte.jpg (77.8 KiB) 5735 mal betrachtet
führungshalter.jpg
führungshalter.jpg (107.17 KiB) 5735 mal betrachtet
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Re: Kettenstemmer

#6

Beitrag von Nachtkauz » So 18. Aug 2019, 01:19

Hier fehlen leider wichtige Fotos.

Ich habe die Führungschiene montiert, auf die Schweissplatte ein Rohr genau rechtwinklig aufgeschweisst, in welche sich die Führungsschiene (das Frässchwert ohne Kette) exakt reinstecken lässt. Das Rohr sieht man unten rechts im Bild neben dem Messschieber. Dann hab ich die Fussplatt um das Rohr aufgelegt und die Maschine mit der Führungschiene in das Rohr gesteckt. In die Halterungen in der Fussplatte kommen dann die beiden 20mm Führungsstangen (wieder exakt rechtwinklig zur Platte), über die kommen zwei exakt draufpassende Hülsen, und diese werden dann an die gefräste Grundplatte angeschweisst.

Hier prüfe ich nach dem Anschweissen der Hülsen mit den Messchieber die Parallelität der Führungsstangen.
führungsstangen.jpg
führungsstangen.jpg (120.14 KiB) 5734 mal betrachtet
Danach hab die den Spannfuss gebaut (dazu später Fotos), sowie die Schutzhaube weiter reduziert. Die Stangen des Spannfusses sind die gleichen 20mm OD Rohre wie die Führungsstangen. die Federn sind eigentlich Scheuerschutz von Hydraulikschläuchen, Federweg und Federkraft haben glücklicherweise ganz gut gepasst.
feder_hydr_schlauch_schutz.jpg
feder_hydr_schlauch_schutz.jpg (147.53 KiB) 5734 mal betrachtet
Die Führungsschiene (das Frässchwert) befindet jeweils genau mittig zwischen den diagonalen Führungsstangen, so bleibt ihre Position beim Umstecken gleich.
draufsicht.jpg
draufsicht.jpg (111.9 KiB) 5734 mal betrachtet
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Re: Kettenstemmer

#7

Beitrag von Nachtkauz » So 18. Aug 2019, 13:13

Aus 4mm Alu hab ich dann eine Spänehaube gebogen, und diese an die noch stehende Kante der alten Haube angeschweisst.
haube.jpg
haube.jpg (149.7 KiB) 5694 mal betrachtet
Die Kante ist inne und aussen geschweisst. Mir fehlt bei MIG-Alu die Übung, daher sieht die Naht optisch mies aus, aber sie wird halten.
mig_geschweisst.jpg
mig_geschweisst.jpg (82.59 KiB) 5694 mal betrachtet
Inne hab ich noch 3 Klötze angeschweisst, und in diese Gewinde geschnitten, die halten den vorderen Deckel.

Frisches Fett vorm Zusammenbau
wieder zusammen.jpg
wieder zusammen.jpg (95.34 KiB) 5694 mal betrachtet
Das Kettenritzel (hier gerade verdeckt) habe ich zusätzlich noch mit Schraubensicherung auf die Welle geklebt. Um es wieder runter zu kriegen müsste man die Welle erwärmen.
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Re: Kettenstemmer

#8

Beitrag von Nachtkauz » So 18. Aug 2019, 13:28

Hier mal die Unterseite des Spannfusses, beide Winkel sind verschiebbar und lassen sich feststellen, mit dem oberen wird das Werkstück über die Knebelschraube festgespannt.
spannfuss.jpg
spannfuss.jpg (120.7 KiB) 5691 mal betrachtet
Der Handgriff ist um ein paar Grad drehbar gelagert, als Achse dient hier die 8er Imbusschraube, und wird mit einer Feder nach oben gezogen. Wenn man ihn herunterdrückt, hakt der Haken oben aus, und man kann den Kettenstemmer ins Holz drücken. Beim Hochziehen verriegelt er wieder, und verhindert so das man versehentlich in Oberflächen fräst. Die Idee dazu hab ich von irgendnem kommerziellen
Stemmer übernommen.
verriegelung_zu.jpg
verriegelung_zu.jpg (91.65 KiB) 5691 mal betrachtet
verriegelung_auf.jpg
verriegelung_auf.jpg (89.64 KiB) 5691 mal betrachtet
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Re: Kettenstemmer

#9

Beitrag von Nachtkauz » So 18. Aug 2019, 13:38

Hier mal der Gerät von der Seite und von Vorn, er ist aktuell zum Fräsen QUER zur Faser eingerichtet:
der_gerät_seite.jpg
der_gerät_seite.jpg (130.03 KiB) 5691 mal betrachtet
der_gerät.jpg
der_gerät.jpg (125.65 KiB) 5691 mal betrachtet
Es hat sich gezeigt dass das Frässchwert nicht hunderprozentig parallel bzw rechtwinklig zur Faser steht. Dies war allerdings bei der geschweissten Konstruktion durch Verzug beim Schweissen usw. zu erwarten.
Ich werde dies durch leicht keilförmige Anlegbacken an den Winkeln ausgleichen.
Dafür das die Kette nicht wirklich scharf fräst sie allerdings erstaunlich gut. Quer zur Faser geht erwartungsgemäss leichter als längs.

Fotos vom dem Monstrum im Einsatz werden dann beim Bauwagenprojekt zur Genüge entstehen.

Bei Fragen immer raus damit!

Gruß Kauz
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Re: Kettenstemmer

#10

Beitrag von Till » So 8. Sep 2019, 10:50

Die Asynchronmaschine des Mafell-Kettenstemmers ist bei regelmäßiger Überlast rund viermal so stark wie der DDR Bürstenmotor. Da ergibt sich schon ein Gewichtsunterschied am Gerät.

Der schwächere Motor ist aus Sicherheitsgründen ganz sinnvoll. Ich würde das Kettenritzel aber nicht klemmen, sondern mittels Scherstift verbinden.

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