Großen Respekt hatte ich vor der Herstellung der Leimholzplatte für die untere Türfüllung, weil ich sowas noch nie gemacht habe und auch keine Rahmenpresse besitze (wer schon?). Das war aber am Ende völlig problemlos!
Ich hätte mir natürlich Stammware besorgen können, diese entsprechend besäumen und abrichten und dann zusammenfügen, allerdings wäre der Arbeitsaufwand echt enorm geworden (ich muss per Hand abrichten). Zudem ist die Platte in der Mitte 10 mm stark, an den Rändern bloß 4mm. Da es (hier) Stammware nur bis 27 mm gibt (alles andere schüsselt sich ohnehin krumm), hätte ich also 23 mm weghobeln müssen, denn Längsauftrennen kann ich nicht. Eine enorme Geld- und Materialverschwendung.
Warum musste ich überhaupt eine Leimholzplatte selbst herstellen? -> Weil es keine 10 mm dicken Leimholzplatten zu kaufen gibt! Ich hätte ja Multiplex bzw. Sperrholz nehmen können (was ohnehin verzugsfreier gewesen wäre), das ging aber nicht, weil man dann bei der in der Mitte angebrachen "Erhöhung" den hässlichen Schichtaufbau gesehen hätte. Außerdem wäre es irgendwie unnatürlich / unhistorisch gewesen (besser: mir so erschienen), wobei ich vermute, dass die 1912 auch schon Schichtholzplatten hatten.
Die Lösung: Ich habe mir im Baumarkt für einen schmalen Taler 18 mm Kiefer Leimholzbretter in 20 cm Breite besorgt. Die sind geradezu unanständig billig (und unanständig astig). Weil sie gerade sind, braucht man nichts abrichten. Ich hab also die Teile nur durch den Dickenhobel geschoben, auf 10 mm gebracht und dann mit der Handkreissäge die angefasten Seiten abgesägt.
Zur Herstellung der Platte habe ich aus meiner Multiwerkbank die Veritas Benchpups genommen und zwei Bankhaken. Mehr wären besser gewesen, wer aber weiß was die Benchpups kosten versteht, warum ich nur zwei habe. Das gute an diesen Dingern ist, dass sie nicht nur nach vorne drücken, sondern in einem 15° Winkel auch etwas nach unten. Das führt dazu, dass die Werkstücke nicht hochspringen. Dann habe ich zwei Kanthölzer im Dickenhobel auf die gleiche Dicke gebracht (KVH wäre besser gewesen, weil weniger verdreht, hatte ich aber nicht) und jeweils zwei 19 mm Löcher für die Bankhaken / Benchpups gebohrt. Auf die beiden Balken braucht man dann die zuvor mit (Fisch)Leim eingepinselten Bretter nur drauflegen, die Benchpups leicht zudrehen, etwas Schweres auf die Platte oben drauf stellen und dann ganz zudrehen. Die Platte ist wirklich super geworden! Hier ein Foto vom System:
- Rahmenpresse.jpg (65.98 KiB) 4812 mal betrachtet
Man sollte daran denken, die Balken vor dem Verleimen mit Frischhaltefolie zu umwickeln, sonst kleben sie an der Platte fest. Man hätte das Ganze auch ohne Balken und z.B. mit der Vorderzange in der Werkbank verleimen können, da ich die Werkstatt aber nicht heizen kann wäre das Zeug dort nicht getrocknet. Ich habe es also auf dem Esstisch gemacht.
Die Erhöhung in der Mitte habe ich hergestellt, indem ich mit meinem größten Nutfräser rundherum und auf jeder Seite 3 mm abgefräst habe. Das geht natürlich mit der Tischfräse recht einfach, ist aber mehr Arbeit als man glaubt. Hobeln war keine Option, da super astiges Holz und auf zwei Seiten gegen die Fasserrichtung. Dann noch schleifen und die Fräskanten brechen, wachsen und fertig!
Alles in allem ist mir die Platte gut gelungen, ich werde auch zukünftig weitere Leimholzplatten herstellen! Wenn man größere Platten machen will, braucht man allerdings mehr Benchpups oder Zwingen zum Pressen ...