historische Türangeln gesucht

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Dyrsian
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Re: historische Türangeln gesucht

#31

Beitrag von Dyrsian » Fr 18. Okt 2019, 10:19

So, ich bin ein gutes Stück weitergekommen in den letzten Wochen. Ich hatte vor einiger Zeit schon einen Beitrag verfasst, der ist aber leider den Wartungsarbeiten am Forum zum Opfer gefallen.
Die neuen Japansägen sind der Hammer! Sie sind schon fast zu scharf, sodass man durch das Holz schneidet, als wenn man mit einem scharfen Messer einen Käse durchschneidet oder so. Da muss man irre aufpassen, dass man nicht zu weit sägt oder sich sonstwie verfährt. Als eine besonders gute Idee hat sich die Anschaffung der kleinen Dozuki erwiesen, die ist wirklich sehr gut um kleine Gehrungen zu schneiden. Mit aufgespannten Klötzchen hat man eine tolle Führung weil die Säge durch den verstärkten Rücken sehr gut zu kontrollieren ist.
Den Rahmen für die Tür habe ich jetzt soweit zusammengesetzt. Ja, es gibt gewisse Spaltmaße aber ich habe mich von dem Gedanken verabschiedet hier maschinenartige Präzision hinzubekommen. Selbst die Tür aus dem Erbauungsjahr meiner Wohnung (1912) ist meiner Meinung nach maschinell vorgefertigt worden. Zum Teil sind die Spalten auch dadurch begründet, dass eine der Langseiten etwas drehwüchsig ist und über den Sommer den Korkenzieher gemacht hat, also leicht natürlich. Das sieht jetzt auf dem Foto wilder aus als es ist, vergesst nicht dass die Teile nur zusammengesteckt sind, wenn man das verspannt zieht es sich noch etwas zusammen.
Türrahmen.jpg
Türrahmen.jpg (307.73 KiB) 5209 mal betrachtet
Ich hatte die Teile für die Kreuzsprosse bereits im Frühling hergestellt, bei der Langseite aber offenbar vergessen die Zugabe für die Zapfen einzurechnen, jetzt war das Teil also zu kurz. Anfängerfehler! Nun musste ich erneut Material abrichten und die Zapfen anfräsen. Das war zwar unglaublich nervig, hat aber den Vorteil dass das Teil jetzt wenigstens astfrei ist. Eine der kleinen Kreuzsprossen war mir nicht winklig genug, die habe ich dann auch nochmal neu gemacht (aus der ehemaligen Mittelsprosse). Das Anfräsen von so kleinen Zapfen ist mit meinem momentanen Anschlag etwas ungünstig, weil das Werkstück gerne in die Absaugöffnung von Parallelanschlag rutscht und dann natürlich schief wird. Da muss ich beim nächsten Mal einfach ein Kantholz als Anschlag aufspannen oder einen Anschlag ohne Absaugung bauen der in den Führungsschienen läuft.
Fräsen der Zapfen.jpg
Fräsen der Zapfen.jpg (272.39 KiB) 5209 mal betrachtet
Durch den Bau meines Modells gewitzt habe ich diesmal erst die Fälze eingefräst, dann die Gehrungen gesägt und muss jetzt noch die Fase an die Sprosse anfräsen. Wer anders vorgeht, dem kippeln die Dinger beim Fälze fräsen ganz jämmerlich. Das Anzeichnen der Gehrungen usw. wirkt erstmal irre kompliziert, wenn man es aber einmal gemacht hat und ein Modell zur Hand hat, ist es eigentlich ganz einfach.
Gehrungen.jpg
Gehrungen.jpg (185.35 KiB) 5209 mal betrachtet
Ich bin doch sehr froh dass ich die 55€ für den Fasenfräser investiert habe, auch wenn er eigentlich zu groß für meine Fräse ist (sie jammert, aber gekokelt hats noch nicht, da muss sie jetzt durch). Die Fasen anzufräsen ist viel genauer und vor allem viel schneller als das Anhobeln per Hand. Als nächsten Arbeitsschritt muss ich jetzt die Gehrungen ausstemmen und die dann fertigen Kreuzsprossen in die Tür einpassen. Da heißt es nochmal 6 Zapfenlöcher ausstemmen.
Ich habe mich entschieden die Tür mit Fischleim zu kleben. Ursprünglich dachte ich an Knochenleim, der bindet mir bei diesem Riesenobjekt aber einfach zu schnell ab. Ich habe noch nie damit gearbeitet, hat hier jemand Erfahrung damit? Ich möchte keinen Weißleim benutzen, weil Glutinleim mir historisch korrekter erscheint, er reversibel ist und vor allem beim Wachsen keine Probleme macht. Bisher habe ich für große Objekte (Küche) Ponal wasserfest benutzt, wenn man da aber Leimreste übersieht hat man diesen bockelharten Leim auf dem Holz – das sieht man später beim Wachsen des Holzes.
Ich frage mich, ob ich die Fälze am Rand der Tür (also da wo die auf die Zarge schlägt, schwer zu beschreiben) erst anfräsen soll (dann kann ich es mit der Tischfräse machen) oder die Tür zuerst leimen soll und es dann mit der Oberfräse mit Parallelanschlag mache. Nur hat meine Oberfräse bloß 450 Watt, das dauert ewig. Die hat auch nur eine 6 mm Spannzange. Vom Gefühl her würde ich es aber irgendwie gerne machen wenn die Tür zusammengeleimt ist. :hmm:
Jetzt muss ich erstmal Winterzwiebeln und Knoblauch pflanzen, aber dann geht´s weiter, ich bin jetzt schon wieder total motiviert!

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Re: historische Türangeln gesucht

#32

Beitrag von emil17 » Fr 18. Okt 2019, 18:55

Dyrsian hat geschrieben:
Fr 18. Okt 2019, 10:19
wenn man da aber Leimreste übersieht hat man diesen bockelharten Leim auf dem Holz
Vielleicht kann man das Holz an der Fuge mit Malerkrepp abkleben?
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: historische Türangeln gesucht

#33

Beitrag von Dyrsian » Sa 2. Nov 2019, 17:23

Dieses Projekt!
Positiv ausgedrückt: Man lernt eine Menge über Tischlerei und sich selbst, z.B. wie man mit Enttäuschungen und Fehlschlägen umgeht.
Negativ ausgedrückt: Verdammte Affenscheiße, hätte ich doch nie damit angefangen!
Ich habe die Kreuzsprosse, bzw. alle Teile davon jetzt mindestens zweimal gemacht, manche dreimal. Natürlich nicht jedesmal bis zum finalen Fertigungsschritt, aber doch schon immer ziemlich weit. Der Grund: Die Gehrungen in der Mitte des Kreuzes hatten Spiel weil die Schnitte nicht sauber waren, etwas war ein wenig zu kurz, zu schmal oder sonst irgendetwas. Soweit, so nervig.
Nun ist mir aber ein fataler Fehler unterlaufen: Ich hatte die Fälze (also das wo die Scheiben eingelegt werden) im Rahmen auf 1.5 cm ausgefräst, damit die Scheiben rundrum ausreichend Auflagefläche haben. Die gleichen Fälze habe ich aber in der Kreuzsprosse nur auf 1.25 cm gefräst, weil ich Angst hatte dass die mir sonst zu dünn wird. Ist ja kein Problem, dachte ich. :bang:
Zum Problem wird es dann, wenn man die Sprosse in den Türrahmen einpasst: Dann passen die Gehrungen nicht zusammen! Das gibt Spalten von - na wer errät es? Genau! 2,5 mm! Das hört sich jetzt wenig an, ist aber enorm viel. Hinzu kommt, dass die Sprossen jetzt alle 5 mm zu lang sind. Alles neu zu fertigen ist keine Option, ich muss das jetzt irgendwie zurechtbasteln und werde die Tür dann wohl kitten und lackieren (müssen). :bang:
Was nimmt man da für einen Kitt? Mit welcher Farbe arbeitet man? Ich streiche meine Objekte normalerweise nie, hab da Null Erfahrung mit. Gut wäre ja eine Farbe die nicht so stinkt und den Kitt nicht wieder auflöst. Acrylfarbe vielleicht, aber die ist nicht stoßfest genug oder?

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Re: historische Türangeln gesucht

#34

Beitrag von emil17 » Sa 2. Nov 2019, 19:36

Lass dich nicht entmutigen, du bist schon verdammt weit gekommen!
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: historische Türangeln gesucht

#35

Beitrag von Benutzer 6122 gelöscht » Sa 2. Nov 2019, 20:06

Ja, Dyrsian: Du hast doch schon soviel gelernt mit Deiner Tür! :knudddel:
Ich könnte das nicht und würde mir das auch gar nicht zutrauen.

Holz kenne ich mich nicht wirklich aus. Von Malerarbeiten hab ich ein bißchen mehr Ahnung.

Wenn es Dir um das Einkitten der Fenster geht würde ich Dir einfach klassischen Fensterkitt empfehlen. Gibt es im Plastikbeutel auf Kreidebasis spottbillig.

Als Farbe bei meinen Türen habe ich wasserlösliche Farbe vom Maler meines Vertrauens genommen. Die läßt sich gut verstreichen und riecht gar nicht giftig. Absolut stoßfest ist sie allerdings auch nicht. Falls Du da die Marke brauchst, kann ich sie Dir per PN schicken.
Abraten würde ich eher von Farben auf der Basis von Orangenterpenen. Mir zumindestens wird davon speiübel und die dünsten wochenlang aus.

Noch eine Möglichkeit wäre Farbe auf Basis von Leinöl. Die muß öfter überstrichen werden, wenn sie decken soll, braucht länger zum Trocknen, riecht aber sehr angenehm und dünstet nicht so lange aus. Man muß nur mit den Lappen und Pinseln aufpassen wegen Entzündungsgefahr.

Ich würde zuerst alles streichen und dann die Fenster reinkitten.

Aber vielleicht melden sich ja noch die Holzfachleute hier.

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Re: historische Türangeln gesucht

#36

Beitrag von connymatte » Sa 2. Nov 2019, 23:27

Leinölkitt nimmt man dafür nicht das Zeugs aus dem Baumarkt das taugt nix, wenn du was brauchst kann ich dir was schicken.
Alt genug um es besser zu wissen,
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Re: historische Türangeln gesucht

#37

Beitrag von osterheidi » So 3. Nov 2019, 10:42

hallo matte
was nimmst du statt fensterkitt? darf man das wissen ?
(sorry dyrsian für OT, aber vielleicht ja für dich auch interessant)

Benutzer 2354 gelöscht

Re: historische Türangeln gesucht

#38

Beitrag von Benutzer 2354 gelöscht » So 3. Nov 2019, 10:51

Leinölkitt nimmt man dafür . Oder ?

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Re: historische Türangeln gesucht

#39

Beitrag von connymatte » So 3. Nov 2019, 11:49

Ich hatte mich wohl undeutlich ausgedrückt...ja man nimmt Leinölkitt aber keinen aus dem Baumarkt! Das Zeugs taugt nix. Übrigens die Fettfinger bekommt man anschließend mit Kreidepulver und einem Pinsel vom Glas runter.
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Re: historische Türangeln gesucht

#40

Beitrag von Küstenharry » So 3. Nov 2019, 13:48

Gruss von der Küste

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