Erster Versuch im Möbelbau

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MOKE
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Erster Versuch im Möbelbau

#1

Beitrag von MOKE » Sa 29. Okt 2016, 00:25

Hallo zusammen,
ich bin dieses Wochenende alleine zuhause und habe mir deshalb vorgenommen endlich einen kleinen Nachttisch für mich zu bauen/basteln. Das ist schon lange überfällig. Aber einfach so ein paar Bretter zusammenschrauben finde ich doof. Darum habe ich mir als Auflage gemacht keinerlei Nägel oder Schrauben zu verwenden und auf elektrische Geräte weitestgehend zu verzichten. Das ganze findet statt in der Werkstatt des Studentenwohnheims, in dem ich wohne. Die Ausstattung ist in Ordnung, aber besonders was Geräte angeht nicht sonderlich gut in Schuss.
Und damit kommen wir in Gefilde, in die ich sonst noch keinen Schritt gesetzt habe.

Darüber möchte ich euch hier ein wenig berichten, aber natürlich nicht uneigennützig: Ich freue mich aus Tipps und Tricks, Anregungen etc. und habe auch schon die ein oder andere Frage, die im Text versteckt wird...

Also, geplant ist eher etwas regalartiges, das heißt die Seiten sind offen. Das Grundgestell besteht aus vier Kanthölzern, mit an jeder Seite zwei Glattkantbrettern, die via Zapfen in den Kanthölzern (Beinen) verankert sind. Als Platte und zusätzliche Zwischenablage sollen zwei Bretter mit Aussparungen für die Beine ähnlich einem Einlegeboden dienen.
Das Holz ist einfachste Fichte/Tanne aus dem Baumarkt - Beine und "Platten" im Baumarkt zugeschnitten (das ist 1.000 Mal besser als alles, was ich spontan mit der Hand- oder Stichsäge hinbekommen würde), die Seitenbretter habe ich mit der Stichsäge (mit schiefem Sägeplatt - irgendein Held hat die Aufnahme kaputt gekriegt) so geschnitten, dass ich um unschöne Astlöcher herumkomme. Nicht dass Astlöcher per se unschön sind, aber auf manche verzichtet man gerne...

Das hier ist also die Basis:
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"Beine": 44x44
Bretter: 18x60

Losgelegt habe ich dann mit dem Anzeichnen der Zapfen und entsprechenden Zapfenlöcher. Und schon die erste Problematik: Wie zeichnet man am besten an, dass die Markierungen garantiert bei allen Objekten gleich anliegt?
Ich habe es mit der einfachen Schraubzwinge versucht, bin aber nicht zufrieden mit der Lösung - wie macht ihr das?
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IMG_20161028_200449[1].jpg (126.77 KiB) 5861 mal betrachtet
Die Zapfen habe ich mit 10x15x52 dimensioniert, das heißt bei den Brettern auf 15mm an allen Seiten 4mm abnehmen. Der Fuchsschwanz der Werkstatt, den ich dafür benutzt habe ist leider zu klein für meine Hand - nur das Zapfen sägen zieht sich, da wäre passendes Werkzeug schon nett...
Die Löcher habe ich 20mm tief begonnen, also 5mm Rückenspiel des Zapfens. Dadurch treffen sich die Löcher jedoch im Inneren, wie man auf dem nächsten Bild hfftl durch das Licht sieht. Habe ich es übertrieben mit den Dimensionen oder ist das noch im Rahmen? Was wären denn übliche Dimensionen?
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Ich habe noch ein Set Stechbeitel geholt, weil in der Werkstatt nur zu Große vorhanden waren. Diese waren geölt - gehört das zur Pflege oder kann man darauf getrost verzichten?

edit: Bilder wollen nicht so ganz, denkt euch an stelle des dritten (das doppelte), das letzte. ;)
Dateianhänge
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IMG_20161028_232226[1].jpg (179.57 KiB) 5861 mal betrachtet

MOKE
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Re: Erster Versuch im Möbelbau

#2

Beitrag von MOKE » Sa 29. Okt 2016, 00:34

Für heute ist Feierabend, darum noch einmal ein Foto zusammengesteckt wie die Seitenteile aussehen sollen hinterher:
Aktueller Stand.jpeg
Aktueller Stand.jpeg (142.17 KiB) 5861 mal betrachtet
Die Zapfen werde ich noch einmal mit den Eisen nachbearbeiten müssen - das Sägen klappt noch nicht ganz so wie ich mir das vorgestellt habe, aber es wird besser. Ich denke durch Übung wird vieles hier noch besser. Auch ein Gefühl dafür, wo anzusetzen ist je nach Linie entwickelt sich.

Vielleicht sieht ja der ein oder andere, der noch nicht völlig gelangweilt ist einen klassischen Anfängerfehler. Wie gesagt, ich freue mich über alle Tipps und Hinweise.
Eine Gute Nacht und bis morgen,
MOKE

Achso: Der Gummihammer liegt da, weil es in der Werkstatt keinen Holzhammer gibt. Bevor ich mit einem Metallkopf auf den Stecheisen rum haue, habe ich mich für den Gummihammer entschieden - und zum zusammenstecken ist er auch zu gebrauchen. ;)

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Re: Erster Versuch im Möbelbau

#3

Beitrag von Dyrsian » Sa 29. Okt 2016, 08:46

Ixh schreibe dir Morgen früh mal was, das ist ja nun mal genau mein Thema. Auf die schnelle blicke ich noch nicht durch ... :daumen:

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Re: Erster Versuch im Möbelbau

#4

Beitrag von Wicheler » Sa 29. Okt 2016, 08:52

Hallo,

mal so als Tipp, wenn du mehrere gleiche Hölzer mit Zapfen versehen willst, dann würde ich sie nebeneinander auf einen planen Untergrund legen, gut fixieren und die Schnitte mit einem feinzahnigen Fuchsschwanz machen. Einen langen Schnitt kann man genauer ausführen, wie mehrere kurze. Noch besser geht eine Handkreissäge mit Anschlag und Tiefenbegrenzung, aber du willst ja Handarbeit machen :daumen:
Gruß Dieter

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Re: Erster Versuch im Möbelbau

#5

Beitrag von Dyrsian » So 30. Okt 2016, 17:47

Also ich finde es sieht schon sehr gut aus, was du da zustande gebracht hast. :daumen:
Zapfen per Hand zu sägen ist sehr schwer, braucht enorme Übung und gutes Werkzeug. Ein guter Trick ist, sich eine Art Winkelblock herzustellen, an den man die Säge anlegt während man sägt, so dass auf jeden Fall die 90 Grad immer eingehalten werden. Viel einfacher ist es die Zapfen mit der Tischkreissäge oder einer Tischfräse zu machen, dann brauchst du auch nicht mehr anzeichnen und nur ein Viertel der Zeit.
Wenn du natürliches Holz hast, keine Leimhölzer oder so, sind die einzelnen Teile oft etwas verschieden. Grade bei miesen Baumarkt-Qualitäten. Alle gemeinsam gleichzeitig anzeichnen geht dann oft nicht. Hier muss man eine Referenzkante definieren und von der aus arbeiten, bei jedem Teil. Vielleicht mit einem Streichmaß arbeiten, mache ich aber selbst auch nicht.
Schau dir mal den Youtube Kanal "Handwerk, Restauration, Tischlerarbeiten" an, der Mann hat wirklich Ahnung, und arbeitet auch gerne mit Handwerkzeugen.

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Re: Erster Versuch im Möbelbau

#6

Beitrag von Dyrsian » So 30. Okt 2016, 17:49

Nachtrag: einfacher als ein Fuchschwanz geht eine Japansäge odrr eine Feinsäge mit verstärktem Rücken zum Zapfensägen.

MOKE
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Re: Erster Versuch im Möbelbau

#7

Beitrag von MOKE » Mo 31. Okt 2016, 23:56

Da bin ich wieder.
Vielen Dank für euer Feedback, werde ich mir auf jeden Fall merken. :daumen:
Mein "freies" Wochenende war irgendwie doch nicht so frei...
Am Samstag habe ich es nur für eine Stunde in die Werkstatt geschafft. Am Sonntag war dann noch der Haushalt zu machen, weil ja abends die Freundin wieder heim kam - sonst gibts :nudel:
Es hat aber gereicht, die fehlenden Zapfen und Zapfenlöcher zu fertigen und alles einmal zusammenzustecken. Dann habe ich alles beschriftet und die Verbindungen individuell nachgearbeitet. Am Anfang war ich skeptisch, aber nach dem nacharbeiten sah das ganze doch schon viel besser aus.
Dann habe ich am Sonntag Abend noch begonnen alles abzuschleifen (120er Körnung) - echte Macken in dem weichen Holz habe ich zwar so nicht herausbekommen, aber es schmeichelt der Hand doch sehr. ;)
Somit konnte ich gestern noch das erste Seitenteil zusammenleimen:
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IMG_20161031_154104.jpg (198.71 KiB) 5707 mal betrachtet
Leider sieht man am echten Teil doch auch leicht, wenn ein Zapfen etwas dezentral steht, die Latte ist leicht quer. Aber fürs erste Mal in Ordnung, finde ich.
Mittlerweile sind alle Teile der Seiten abgeschliffen, mehr Arbeit als ich dachte, vor allem weil Stellen dabei waren, wo ich wohl lieber erstmal einen Hobel drüber gejagt hätte - hab ich aber nicht zur Verfügung...
Die Bretter muss ich dann morgen noch schleifen - die Ecken sind schon ausgesägt. Leider hat es der der Mitarbeiter vom Baumarkt mit Doppel-O nicht geschafft ein Brett mit vier rechten Winkeln zuzusägen - halb so wild, das passt schon irgendwie.
Aktuell liegt das zweite Seitenteil zusammengeleimt unten. Da hier nur zwei Schraubzwingen sind, die groß genug sind, geht eben immer nur ein Teil nach dem anderen. Mal sehen wie weit ich morgen komme.

Ein paar Lehren habe ich auch schon gezogen:
- Bevor ich wieder loslege, besorge ich mir eine anständige Säge. Der Fuchsschwanz hier ist recht grob, da braucht es unbedingt was feineres, wie ihr schon geschrieben habt.
- Fichte ist nicht gerade optimal dafür - sie ist zwar als Weichholz leicht zu bearbeiten, reißt aber sehr schnell aus, was auch der Kollege vom von Wicheler verlinkten YouTube-Kanal meint. Der Kanal ist echt nicht schlecht, hatte auch vorher schon ein paar Videos von ihm gesehen.
- Auch an Schleifpapier kann man sich schneiden. Ausgerechnet im Daumengelenk hat es mich erwischt. :motz:

Ich berichte weiter. ;)

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Re: Erster Versuch im Möbelbau

#8

Beitrag von Dyrsian » Di 1. Nov 2016, 09:31

Wenn du zuwenig Zwingen hast, die groß genug sind, kannst du sowas auch mit Spanngurten fürs Auto zusammenziehen. GRoße Zwingen sind neu sehr teuer, man findet aber bisweilen welche am Flohmarkt.
Kauf dir möglichst keine Säge im Baumarkt. Ich hab mir da eine Japansäge für 30 Euro geholt, wider besseres Wissen. Total beschissen, das Teil. Ich komm aber mit den japanischen Sägen auch noch nicht zurecht. Bessere Sachen gibt im Schreinerbedarf online.
Was Fichte angeht: Es ist eigentlich ein sehr schönes Holz. Leider kriegt man im Baumarkt oft miese Qualitäten, voller Astlöcher und Harzgallen und verdreht. Ich baue meine Möbel aus Kiefer, aber das ist auch Geschmackssache. ANdere Hölzer wie Nußbaum oder Ahorn sind aber auch schwer zu bekommen und sehr teuer.
TIp zum Schleifen: Mach 120, dann 180, dann mit einem feuchten Lappen rübergehen damit die Fasern sich aufstellen, dann wieder 180, dann ölen oder wachsen. SO bekommst du eine sehr glatte Oberfläche! DIe Produkte von Auro sind sehr gut zur Behandlung...also Öl und so. Stinken nicht so.

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Re: Erster Versuch im Möbelbau

#9

Beitrag von emil17 » Di 1. Nov 2016, 21:16

- zum Sägen: gerade billige Fichte reisst gerne aus. Die Säge muss sehr scharf sein. Vorschneiden am Riss mit einem Teppich (Abbruchklingen) messer kann helfen.
- zum Thema Fichte: wie Dyrsian schreibt, zwischen rasch gewachsener Tieflandfichte und feinjähriger Gebirgsfichte liegen Welten, was Härte und Verarbeitung betrifft. Was sie dir da verkauft haben, sieht eher grob aus.

- wenn dir grosse Zwingen fehlen, kannst du auch ein Brett oder eine Dachlatte nehmen, im Abstand von Spannweite plus ein paar Zentimeter je einen Klotz draufschrauben, und mit einem Paar Doppelkeilen spannen. Wenn du einen Klotz fest machst und den anderen mit einer Bolzenschraube mit Flügelmutter befestigst, und die Leiste mit einer Lochreihe versiehst, hast du schon einen recht brauchbaren Zwingenersatz, denn das Ding ist rasch auf die passende Spannweite eingestellt.
Falls du mal eine grössere Tischplatte mit Kantenleisten umleinst, musst du es fast so machen, denn wer hat schon 2-Meter-Zwingen rumliegen.
Widerstehe bitte der Versuchung, billige Zwingen zu kaufen.

- einen Hobel mit Doppel brauchst du schon, wenn du solche Sachen bauen willst.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Erster Versuch im Möbelbau

#10

Beitrag von MOKE » Mi 2. Nov 2016, 00:06

Guten Abend zusammen,
heute habe ich mich der Böden angenommen. Das sind Ficht Leimholzbretter - wie Dyrsian schreibt: Voller Astlöcher und Harzgallen. Da habe ich ordentlich schleifen dürfen und trotzdem ist es nicht wirklich gut.
An den Beinen bin ich erstaunt, wie stark nach dem feucht Abwischen die Ringe herausstehen. Gestern noch alles super glatt, jetzt ist ein ordentliches Relief zu ertasten entsprechend der Ringe.

Heute Abend sind auch die langen Seiten eingeleimt worden. Dafür mussten auch die Bretter mit rein. Ich habe sie aber noch nicht befestigt, sondern noch leicht beweglich eingelegt, sodass ich nochmal die Seitenteile nachbearbeiten kann, da jetzt beim zusammensetzten noch einmal ein paar Macken reingekommen sind.
Das ganze sieht jetzt so aus:
IMG_20161101_184452.jpg
IMG_20161101_184452.jpg (181.44 KiB) 5608 mal betrachtet
Das obere Brett kann noch entfernt werden, ist aber schon drin, um auch die Form zu gewährleisten, als Schubfeld sozusagen.
Der Balken mit Gerätschaften liegt darauf, weil das Ganze sonst kippeln würde. Damit werden über die Diagonale die Beine runter gedrückt - hoffentlich bleibt das wenn der Leim getrocknet ist so.
Wenn ich Zeit finde in nächster Zeit, wird noch einmal geschliffen, evtl muss auch ein Bein etwas eingekürzt werden.

Die Zwingen Marke Eigenbau sind wirklich eine Top-Idee. :daumen:
Was Werkzeug im allgemeinen angeht werde ich mir nichts großartig zulegen können in nächster Zeit. Wir wohnen hier zu zweit auf 30qm, da überlegt man sich alles zweimal. ;)

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