Ausgeträumt und neuer Anfang

Diese Rubrik ist für Blogging-Threads gedacht, in denen Ihr über den Fortgang Eurer Selbstversorger-Projekte berichten könnt.
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Schlumpf

Ausgeträumt und neuer Anfang

#1

Beitrag von Schlumpf » Di 3. Jan 2012, 08:04

So richtig weiß ich nicht einmal, warum ich das jetzt hier schreibe, auch ist mir unwohl dabei, weil dieses Forum so ungeschützt ist, doch ist es mir wohl irgendwie ein Bedürfnis, mir mal etwas von der Seele zu schreiben, vielleicht ist es auch bloß eine Rechtfertigung vor mir selbst, vor meiner Unfähigkeit, vielleicht ist auch Wut dabei oder eher Resignation.

Ich habe schon seit Ewigkeiten die Schnauze voll von der Gesellschaft und dem, was mir die Anzugträger als falsch oder richtig offerieren. Innerlich hatte ich mich bereits im Alter von 12 Jahren abgewandt, mit 15 bin ich mitten im Winter mit meinen Tieren in den Wald gezogen, um zu hungern, mir Schlafnester im Schnee zu bauen etc.. Später war ich auf 2 Menschen gestoßen, die den Ausstiegsgedanken ebenso verinnerlicht hatten, wir taten uns zusammen und alles endete in Chaos, Desaster und Negativitäten. Zu spät hatte ich bemerkt, dass ich mich von meiner Frau getrennt hatte, um mein Leben mit 2 anderen psychisch Kranken in den Wahnsinn zu steuern. Heute verfluche ich mich für diese Zeit.

Vor einigen Jahren lernte ich dann hier und da „Aussteiger“ und „Selbstversorger“ kennen. Es waren immer Existenzen, die im Westen gescheitert waren und nun dem Osten zeigen wollten, wie alternativ man sein kann. Sie gaben sich dann betont besonders, radikal und öko sowieso, doch in Wirklichkeit fuhren sie alle alte Autos und lebten von Hartz IV. Innerlich hab ich mir bei solchen Begegnungen dann mein Teil gedacht, doch sehe ich heute die einzig wirkliche Bedeutsamkeit ihres Tuns in ihrem Weg, der zu ihrem Ziel wurde, das sie wahrscheinlich nie erreichen werden und an diesem Punkt bin ich inzwischen auch angekommen.

Das Geld für Haus und Hof werde ich nie haben, weil meine EU-Rente es nicht erlaubt. Meine Frau ist nach vielen Jahren tatsächlich soweit, dass sie mit mir aufs Land ziehen würde, doch dürfte es für sie keine „Baustelle“ sein. Unser Jüngster, der noch zu Hause und - wie sein älterer Bruder - unheilbar sehbehindert ist, würde das Landleben hassen; er kauft furchtbar gern ein und hat seine Freunde hier. Meine Frau arbeitet und verdient uns das Geld, damit wir über den Monat kommen. Wir haben eine große Wohnung, weil ich Freiraum brauche und ich mache dafür zu Hause fast alles. Selbst wenn jetzt ein Wunder geschehen würde (aber uns würde keine Bank einen Kredit geben) und wir zu Geld für Haus und Hof kämen, würde meine Kraft nicht mehr ausreichen.

Früher konnte ich ausdauernder und intensiver arbeiten als andere. Ich war trainiert, körperlich fit und kräftig, brauchte keine Raucherpausen, konnte körperliche Arbeit als Ausdauersport empfinden und wurde auch am Schreibtisch nie müde und schnell lernte. Später wurde ich Spezialist im Artenschutz, obwohl ich nie studiert hatte. Heute bin ich das Gegenteil von dem, wie ich war. Das letzte Mobbing hat mich völlig aus der Bahn geworfen, auch 2 Jahre Therapie haben meinen Zustand nicht mehr bessern können. Ich weiß jetzt, dass ich autistisch bin, an dissoziativen Zuständen und Depressionen leide. Doch will ich hier keine Opferenergie versprühen und kein Mitleid erhaschen etc., sowas wäre für mich bedeutungslos. Nein, der Autismus ist völlig okay, wie anders ich bin, hab ich ja schon als Kind bemerkt. Auch die Depressionen sind okay, habe sie endlich als Resultat jahrelanger Anpassungsversuche begreifen können und ich kann sie inzwischen auch ohne Medikamente auf einem erträglichen Level halten. Auch weiß ich, dass mein Zusammenbruch irgendwann kommen musste, da ich immer und überall fremd bin, kein Ich habe und die Welt nicht verstehen kann. Es ist nun so gekommen und es ist okay so, da es nicht zu ändern ist.

Was nicht okay ist, ist meine dissoziative Erkrankung, die nach dem Mobbing zum Durchbruch kam. Ich schaffe es seit etwa 3-4 Jahren nur noch etwa 45 Minuten zu arbeiten, dann stehe ich praktisch „neben mir“ (sehe meinen Körper tatsächlich von außen und kann mich dann nur noch in Zeitlupe bis gar nicht mehr bewegen). Lange habe ich gebraucht, um auch diesen Umstand so halbwegs zu akzeptieren und Mut gibt mir, dass eben wenigstens diese geringe Restarbeitsvermögen geblieben ist und ich nicht in einen dauerhaften Stupor versunken bin. Nun kommt das große Umdenken. Was kann ich noch, was ist noch übrig von dem, was ich einst wollte? Ich habe zwar keinen Bauernhof, doch habe ich meinen Garten! Immer war ich bemüht, so einiges anzubauen, obwohl ich weder Wasser noch Strom habe. Doch auch mit einem Bataillon von Regentonnen für kritische Tage geht so einiges. Verschiedene Bohnen und Kartoffeln sind wenig arbeitsaufwendig und gehen immer. Erdbeeren müssen sein. Das Obst schaffts gar von allein. Erbsen Möhren, Rüben etc. gehen auch meist. Mein Ziel ist es jetzt, meinen Arbeitsrhythmus zu finden, nach Plan zu arbeiten. 30 Minuten was tun, dann regenerieren, bevor es zu spät ist und später weiter zu machen, wenn es noch geht. Auf diese Art zu arbeiten ist nicht leicht, wenn man sich etwas vorgenommen hat und nie das schafft, was man will. Dieses Jahr ist mein Ziel, an meiner Arbeitsmethodik zu feilen, meinen Garten zu perfektionieren und die Selbstversorgung schrittweise zu erhöhen. Ich höre jetzt auch definitiv damit auf, mich an gesunden Aussteigern bzw. Selbstversorgern zu orientieren, die auf ihrem Bauernhof leben und wo alles an einem Strang zieht. Ich bin ich, das Aufblicken zu Vorbildern macht genauso krank, wie diese Gesellschaft krank macht. Mein Ziel gibt es nicht mehr, der Weg ist mein Ziel, egal wers belächelt. Ich werde daran arbeiten, mich an winzigen Teilerfolgen zu freuen. Mal sehen, wos hinführt. Vielleicht schaffe ich es, diesen thread weiterzuführen, vielleicht interessiert es ja jemanden, der vielleicht selbst krank ist und mehr tun möchte als er kann?

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erdbeben
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Re: Ausgeträumt und neuer Anfang

#2

Beitrag von erdbeben » Di 3. Jan 2012, 09:12

hallo schlumpf auch kleine schritte führen zum erfolg.vll erstmal die eigenen ziele nicht zu hochschrauben.um so schöner ist das erfolgserlebniss.ich wünsche dir viel glück erfolg und den mut nicht aufzugeben.
lg martina
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Re: Ausgeträumt und neuer Anfang

#3

Beitrag von hunsbuckler » Di 3. Jan 2012, 09:35

Lieber Schlumpf!
Ja, das "mehr tun möchten als man kann" und angesichts unerreichbarer Vorbilder krank vor Neid und Selbstverachtung werden, kenne ich auch leider nur zu gut.
Mich hats vielleicht nicht so schwer getroffen wie Dich, gerade deshalb finde ich es heldenhaft, wie Du versuchst, das für Dich Beste aus der Situation zu machen.
Meine Handikaps sind zum einen, daß ich fast gar nicht rechnen kann (trotz Intensiv-Nachhilfe durch meine Großmutter, die Mathe-Lehrerin war) und hab daher oft keinen Durchblick durch wirtschaftliche Sachverhalte und begehe daher manchmal Fehlentscheidungen und lasse mich übervorteilen.
Auch zu Technik habe ich gar kein Verhältnis, was natürlich bei meiner Landwirtschaftslehre ziemlich hinderlich war.
Die habe ich instinktiv als Gegengift zu meiner verträumten und realitätsfernen Gymnasialzeit absolviert, weil ich was mit Pflanzen und Tieren machen wollte. Bin dann natürlich erstmal gründlich aller Illusionen beraubt worden. Unter anderem der, eigenverantwortlich einen Bauernhof führen zu können.
Statt Abi hätte ich besser 4 Handwerkslehren gemacht, dann könnte ich mir wenigstens selbst helfen...
Aus Verlegenheit fing ich nach der Lehre an, Agrarwissenschaft zu studieren und wurde natürlich wieder brutal mit meiner mathematischen Unfähigkeit konfrontiert. In der massiven Depression, die darauf folgte, erkannte ich als tieferliegende Ursache, daß ich eigentlich seit meiner Geburt im falschen (weiblichen) Körper lebte. Ich bin bei der Heuernte und ähnlichen Arbeiten immer fast irre vor Wut geworden, wenn ich mit den Kerlen mit muskulösen nackten Oberkörpern nicht mithalten konnte, und habe mich dann körperlich so überfordert, daß ich heute wegen der schlechten Erfahrungen damit solche Anforderungen möglichst meide.
Jedenfalls zog ich meinen Geschlechtswechsel zum Mann durch und mußte mich zähneknirschend damit abfinden, daß trotzdem kein Schwarzenegger aus mir wurde. In den folgenden Jahren lebte ich äußerst zurückgezogen und es dauerte lange, bis ich mich traute, mich wieder etwas gesellschaftspolitisch zu engagieren... So ein Mist, eigentlich wollte ich doch mal die Welt retten, ha,ha...
Jetzt klammere ich mich an meine 2 Billigjobs, für die ich meine Viecher abgeschafft habe und eine olle Bruchbude finanziert habe, obwohl ich mir eigentlich vorgenommen hatte, keine Schulden mehr zu machen...aber nachteilige Immobiliengeschäfte liegen in der Familie...
Und gerade gestern hatte ich eine Debatte mit einem lokalen Super-Öko-Künstler, der alles besser weiß und kann, und meinte, all die Sesselpupser würden erst durch den großen Crash aufwachen, da sagte ich: ich bin jetzt auch so ein Sesselpupser und Sklave einer umweltschädlichen Fabrik, worauf er mich fragte, wo denn meine Ideale geblieben seien und ich sagte, die hätten sich darauf reduziert, möglichst lange niemandem zur Last zu fallen, und dafür bräuchte ich eben ein warmes Arbeitsplätzchen, welches ich mit Glück auch noch mit 67 bewältigen kann...

naja, so laßt uns unsere kleinen Brötchen backen!

Kopf hoch und Ohren steif(und manchmal zu-)halten!

dein hunsbuckler
Liebe Grüße, Hans www.jugendrettet.org

Knurrhuhn

Re: Ausgeträumt und neuer Anfang

#4

Beitrag von Knurrhuhn » Di 3. Jan 2012, 11:51

Hallo Schlumpf,

deine offenen Zeilen haben mich sehr berührt und ich finde nicht, daß Du dich für irgendwas "schämen" müßtest oder so. Auch "opfermäßig" kommt das für mich nicht rüber.
In vielen Deiner Ausführungen kann ich Dich sehr gut verstehen, bzw. finde ich mich selber wieder. Und ich bin an einem ganz ähnlichen Punkt und habe bei mir auch die "Reset-Taste" gedrückt.

Bei mir sind es in erster Linie körperliche Einschränkungen, weshalb ich nicht mehr leistungsfähig bin, und die mir in jedem Bereich das Leben stark beinträchtigen. Ich will das aber auch nie so ganz einsehen und hab tausend Pläne, Ideen und Gedanken im Kopf, lasse mich ständig für neues begeistern und denke dann: DAS will ich auch!!! :hhe:
Doch immer wieder kommt die Keule angeflogen und macht mir deutlich, daß ich das eben partout nicht umsetzen kann, weil mir die Kraft, Geschicklichkeit oder sonstwas dafür fehlt. Das ist auf Dauer echt frustrierend und ich habe zum Glück auch angefangen umzudenken und mich in diesem Leben neu einzurichten.

Also muß ich mich fragen: WAS kann ich denn noch? WIE kann ich mir Arbeitserleichterungen schaffen? WEN könnte ich evtl. um Hilfe bitten?

Ich habe im letzten und vorletzten Jahr massiv dafür gesorgt, mein Leben zukünftig etwas leichter zu haben, mich von Ballast (materiellem wie beziehungsmäßigem) zu trennen, und bin nun dabei mich neu zu sortieren und zu orientieren.
Ich schreibe viel auf, mache Listen, halte meine Gedanken und Ideen fest und freue mich wenn ich zu einer neuen Erkenntnis gelange oder eine Idee habe. Und bei allem versuche ich vor allem ehrlich zu mir zu sein und nicht (mehr) selber zu betrügen und mir einzureden, daß ich dies und das schon irgendwie hinkriegen werde. Hat in der Vergangenheit nicht funktioniert, wird also auch heute nicht anders sein.

Diese Ehrlichkeit vor sich selber ist m.E. der wichtigste Baustein wenn man an einem neuen Lebensentwurf arbeitet. Man kann vielleicht anderen etwas vormachen und sie belügen - aber nicht sich selbst.

Ich wünsche Dir viel Erfolg auf Deinem Weg :)

Schlumpf

Re: Ausgeträumt und neuer Anfang

#5

Beitrag von Schlumpf » Di 3. Jan 2012, 13:39

Habe erst hinterher bemerkt, dass dieser thread nun doch noch zu der Vorstellung wurde, zu der ich anfangs nicht in der Lage war. Danke jedenfalls für die positiven Reaktionen, auch dir mit der PN - auf die ich später noch antworte - mit denen ich nicht wirklich gerechnet hatte. Eher hätte ich erwartet, dass die ebenso schwachen bzw. gescheiterten Existenzen gar nicht reagieren würden, weil sie evtl. Angst hätten, von tüchtigen Alleskönnern ausgelacht zu werden. Ehrlich gesagt, hatte ich auch hier eher kapitalistische marktwirtschaftliche Demonstrationen von Stärke und Hohn erwartet, aber vielleicht kommen die ja noch.
hunsbuckler, du bekommst noch eine PN von mir.

Zwar frage ich mich, was mich geritten hat, ausgerechnet in dieser Sparte "SV-Projekte" einen thread zu eröffnen, doch andererseits weiß ich wohl genau, was ich tue. Ich möchte eine sinnvolle Ergänzung zu den richigen aussteigern/Selbstversorgern aufzeigen, denen Mut machen, denen nicht soviel gelingt, die an sich zweifeln usw.. Ich bin für 2012 erstmals wieder motiviert genug, mich meinem Garten zu widmen, da ich die Depressionen ganz gut in den Griff bekommen habe. Zur Zeit bastle ich noch "arbeitstherapeutisch" an einer anderen Baustelle, aber dann ist nur noch der Garten dran. In diesen Tagen will ich mir erstmal einen detailierten Plan machen, was wann zu machen ist, habe da so ein nettes altes Gartenbuch und alte "Kraut & Rüben". Das ergibt eine prima Ergänzung. So werde ich mir voraussichtlich wöchentliche überschaubare Arbeitsprogramme aufstellen und diese dann versuchen, in der Praxis umzusetzen. Wichtig dabei ist, dass man sich nicht erdrückt, also realistisch bleibt. :kuuh:

Knurrhuhn

Re: Ausgeträumt und neuer Anfang

#6

Beitrag von Knurrhuhn » Di 3. Jan 2012, 15:38

Schlumpf hat geschrieben:Wichtig dabei ist, dass man sich nicht erdrückt, also realistisch bleibt. :kuuh:
Jawohl, genau das ist der Punkt. :nick:
Ich finde es mutig, daß Du uns hier Dein Projekt vorstellst, und es ist ja auch eines. Und Du bist ja auch schon auf einem prima Weg mit Deinem Garten - das ist schon viel mehr als ich bisher vorweisen kann. ;)

Ich muß auch meinen Perfektionismus unwahrscheinlich bändigen und meine Grenzen sehen und vor allem akzeptieren. Ich kann mich auch nicht darüber echauffieren welche Ansprüche andere an mich stellen/gestellt haben, wenn ich die an mich genauso stelle.
Es gibt ja auch nicht DAS Maß aller Dinge, an das man sich zu halten hat. SV und solche Projekte sind doch auch ganz individuell. Ich kann mir vorstellen, daß viele "Hardliner" über das lachen, was ich erreiche. Aber für mich ist jeder noch so kleine Schritt einer in die richtige Richtung.
Ich muß und will auch niemandem (mehr) etwas beweisen, mich erklären oder gar entschuldigen für das, was ich eben nicht hinkriege. In den letzten Jahren habe ich mühevoll gelernt was es heißt, eigene Bedürfnisse wahrzunehmen, seinen eigenen Gefühlen und Entscheidungen zu vertrauen und diese durchzusetzen.
Das ist halt MEIN Leben das ich für MICH lebe, und nicht für andere.

Ich hoffe ja noch immer, daß sich mein Zustand irgendwann doch noch mal verbessert und lasse da auch nichts unversucht. Aber dennoch will ich den Ist-Zustand akzeptieren und darauf aufbauen. Jetzt wo ich das grad schreibe merke ich, wie schwer mir das noch immer fällt, diese Akzeptanz .... aber es hilft ja alles nix.

Wenn ich keine 25-30 Kilometer-Touren mehr wandern kann, dann mach ich halt nur ein Drittel der Strecke. Das kann ich aber trotzdem genießen und mich freuen, immerhin das gepackt zu haben.
Wenn ich keinen riesigen Garten bewirtschaften kann, dann fang ich halt erst mal mit einem Kräuterbeet und Säulenobst an und schaue nach und nach, ob und wie ich das erweitern kann und ob ich mit Hochbeeten parat komme.

Zu gegebener Zeit werde ich jedenfalls auch einen Projekte - Thread aufmachen. :hhe:

hunsbuckler
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Re: Ausgeträumt und neuer Anfang

#7

Beitrag von hunsbuckler » Di 3. Jan 2012, 15:45

Genau:..."überschaubare Arbeitsprogramme entwerfen und versuchen, diese umzusetzen..." damit habe ich ziemliche Schwierigkeiten.
Ich bin nämlich auch Messie und sammle alles mögliche und fange tausend Sachen an, die ich dann nicht zuende kriege.
Vor ganz banalen Hausarbeiten, die jeder moderne emanzipierte Mann mit links erledigt, habe ich manchmal fast unüberwindliche Blockaden. Ich hock dann da und kriege einen richtigen Krampf, weil ich mich partout nicht zu irgendeiner absoluten Hass-Arbeit aufraffen kann, wie etwa abwaschen, putzen oder bügeln. Bei letzterem kriege ich pro Diensthemd mindestens 4 Wutanfälle, für vorne, hinten und die 2 Ärmel, wennn ich wieder Falten reingemacht habe - und möchte es dann am liebsten auf den dreckigen Boden schmeißen und drauf rumtrampeln - was leider auch nicht sehr konstruktiv ist :roll: .Oft denke ich dann " Ach, laß es sein, ich schaff sowieso nur 30% von dem, was ich eigentlich sollte, ist doch sch...egal, WELCHE 70% liegenbleiben..."
Komisch, richtige Dreckarbeiten machen mir dagegen Spaß, etwa hat es mir nichts ausgemacht, beim Bauern Schweineställe hochdruckreinigen, wobei einem die Sch...e in die Fresse fliegt, oder im Camp freiwillig das Menschenkompostklo ausgemistet.
Oder ich verbringe Stunden mit irgendeiner Gartenarbeit, vergesse die Zeit und bin danach völlig krumm und ausgetrocknet...auch gefährlich: ich meinte mal unbedingt 100 Erdbeerpflanzen setzen zu müssen und bin dann in der darauffolgenden Nachtschicht gegen Morgen nach 14 Std. eingenickt und ausgerechnet da stand der Chef vor der Tür...sowas kann ich mir nicht nochmal erlauben und muß die Disziplin aufbringen, die schönste Arbeit abzubrechen und schlafen zu gehen, auch wenn daß Wetter noch so toll ist...
Überhaupt, das Wetter - seit ich bei der Heuernte mal einen richtig schlimmen Sonnenstich hatte, vertrage ich keine pralle Sonne mehr auf dem Kopf und bekomme leicht Migräne mit Übelkeit.
Andererseits bin ich sehr kälte+nässeempfindlich und krieg sofort ne Erkältung, wenn ich nicht aufpasse.
Deshalb fange ich oft eine Sache an, schmeiße sie dann hin, wenns mir da zu heiß oder zu naß wird und mache woanders mit was anderem weiter je nach Befindlichkeit. Irgendwann verliere ich dann die Übersicht und weiß nicht mehr, wo ich anfangen soll. Meine Mutter hat das immer auf die Palme gebracht.
Deshalb bin ich eigentlich gar nicht gemeinschaftsfähig...erstaunlicherweise hab ich trotzdem jetzt 2 Mitbewohner, die es irgendwie mit mir aushalten...offenbar muß ich wohl auch irgendwelche Qualitäten haben...
Liebe Grüße, Hans www.jugendrettet.org

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Re: Ausgeträumt und neuer Anfang

#8

Beitrag von citty » Di 3. Jan 2012, 21:01

Hallo Schlumpf,

es ist doch normal, dass man fuer verschiedene Arbeiten keine Energie aufbringt - siehe Bunz. Du solltest ausserdem nicht so abfaellig ueber Harz4 Empfaneger reden - Dank Deiner Frau musst Du das ja nicht beziehen. Es gibt soviele Leute die verzweifelt einen Job suchen aber keinen finden und gezwungen sind von Harz4 zu leben.

Im uebrigen denke ich, dass wir Menschen nicht zur Schreibtischarbeit geschaffen wurden. Man sollte zumindest zwischen koerperlicher und Schreibtischarbeit abwechseln.


LG, Citty
Dr. Roger Liebi fan :)

Schlumpf

Re: Ausgeträumt und neuer Anfang

#9

Beitrag von Schlumpf » Di 3. Jan 2012, 23:04

@hunsbuckler

Gegen den Widerwillen bei den Hausarbeiten hilft es, wenn mann sich einen Tageskalender zulegt und am Vortag hineinschreibt, was kommenden Tag zu tun ist. Und was du nicht schaffst, musst du dann wieder für den nächsten Tag eintragen. Was geschafft ist, wird dann durchgestrichen. Zumindest ich muss mich so organisieren.

@citty

Erstmal hab ich mich mit keinem Wort abfällig über Hartz IV-Empfänger geäußert, zu denen habe ich auch mal gehört. Die, die ich meinte, sind solche Menschen, die sich immer als großartige Typen verkaufen, die alles können und alles machen, Blender eben, aber in Wirklichkeit nicht mehr auf die Reihe bekommen als ich. Und was Schreibtisch- und körperliche Arbeit betrifft, ich habe beides gemacht, habe ich doch geschrieben.

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Re: Ausgeträumt und neuer Anfang

#10

Beitrag von Löwenzahn » Mi 4. Jan 2012, 13:52

Ich kann genau bei diesen "Problemen" zwar überhaupt nicht mitreden, finde es aber gut, wenn man sich diesen stellt und sie benennt oder eben niederschreibt. Das kann der erste Anfang sein, damit besser klar zu kommen.

Bzgl. der schlechten Möglichkeiten (Wasser und Strom) im Garten:

Versuche die Dachfläche einer doch sicherlich vorhandenen Hütte zu vergrößern, um mehr Auffangfläche zu schaffen. Schließt Du dann Regenfässer in Reihe (findet man oft auch nicht richtig beschädigt- also noch dicht - beim Sperrmüll oder im Sonderangebot) , kannst du u.U. für lange Zeit genug Gießwasser bevorraten. Machst Du das nur spät abends, mit guter Mulchschicht oder gar Tröpfelmethode, kommst Du mit Deinem Wasservorrat mehr als doppelt soweit. Wichtig ist aber die Deckel zu verschließen, damit keine Vögel, o.a. ertrinken und keine Schnaken-Kolonie entsteht.

Da Solarmodule mittlerweile 80% günstiger sind, als noch vor einigen Jahren, geht der Einstieg sehr günstig los (100 Wp-Modul um 130,00 Euro). Braucht man den Strom nicht abends oder im Winter, tut es auch eine sehr kleine Solarbatterie - natürlich abhängig vom notwendigen Strombedarf...

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