Manfreds kleiner Bauernhof

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mike52.1
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Re: Manfreds kleiner Bauernhof

#531

Beitrag von mike52.1 » Sa 1. Aug 2015, 13:20

hi manfred,
super bilder, bestaetigen alles.... bitte weiterhin documentieren

leider zerbrech ich mir immer noch den kopf wie man das ganze hier implementieren koennte, die weideflaechen hier haetten es mehr als noetig.....
bei uns ist ja alles was nicht eingezaeunt ist "communal grazing" also quasi fast alles. schoen anzuschauen, wenn pferd, esel, rind, ziege, schaf, gans und schwein zusammen fressen, aber nicht so schoen fuer den weiden erhalt (vom parasitenmanagement ganz zuschweigen). und dann noch das hier so beliebte spiel mit dem feuer, was die graesservielfalt auch gut dezimiert... und die erosion der boeden auch weitertreibt.

war das das erste mal, wo die auf die testflaeche durften? also, unter holistic grazing?
und dann noch eine frage, als ich die bilder meiner frau zeigte, war ihr erster kommentar "na der hat aber bestimmt auch spass mit zecken!" hast du probleme mit zecken, und wenn ja wie gehst du damit um?

gruesse,
mike

Manfred

Re: Manfreds kleiner Bauernhof

#532

Beitrag von Manfred » Sa 1. Aug 2015, 19:50

Hallo Mike,

Probleme mit Zecken habe ich zum Glück keine. Gibt auch hier in der Gegend Flächen mit vielen Zecken, aber auch dort sind sie nicht annähernd so ein Problem wie in eurem Klima.
Wieso die Zecken hier auf den verschiedenen Flächen so unterschiedlich sind, kann ich nicht beurteilen. Evtl. liegt es an den vielen Vögeln bei mir und daran, dass es auf meinen Weiden kaum Mäuse gibt, weil die Rinder denen die Gänge zertrampeln. Ist aber wilde Spekulation.

Für eure Bedingungen würde ich dir das Buch von Johann Zietsmann empfehlen "Man, Cattle and Veld". Der ist ja Südafrikaner, seit er aus Zimbabwe fliehen musste. Der meint zu den Zecken: Das einzige was nachhaltige hilft, ist die Tiere auf Zeckenresistenz zu selektieren, was ihm wohl auch mit sehr gutem Erfolg gelungen ist. Der ganze Medikamentenkram führt nur dazu, dass man am Ende resistente Zecken hat und schlechtere, sprich weniger resistente Tiere, weil sie sich jahrelang nicht gegen die Zecken beweisen mussten.

Beim Holistic Management muss ja jeder selbst entscheiden, was aus seinen Flächen werden soll. Auf dem Großteil meiner Flächen ist die Priorität, mögl. viel Futter zu erzeugen (ohne Kunstdünger etc.), mit verfügbaren Mitteln, sprich Sonnenlicht, Wasser und Boden. Auch auf diesen Flächen wird sich die Artenvielfalt verbessern. Tut es jedenfalls überall, wo schon so gearbeitet wird.
Auf ein paar kleinen Teilflächen hat die Vielfalt aber Vorfahrt vor dem Ertrag. Das sind meine verstecken kleinen Biotope. Die funktionieren schon ganz gut, aber man kann alles Verbessern. Und je mehr Struktur und damit "Edge Effect" eine Fläche hat, desto mehr Arten können sich dort ansiedeln.

Die Savory Hubs in Afrika haben schon mehrere Projekte mit Dörfern und Stammesgemeinschaften durchgeführt.
Das alle Tiere durcheinander weiden ist im Prinzip sehr gut. Das wird bei diesen Projekten auch so gemacht. Nur dass man dort halt das ganze Vieh in der Gegend in eine große Herde packt und diese Herde dann gezielt steuert.
Das steuern ist nicht das Problem. Das haben die schon diversen Analphabeten beigebracht. Die Herausforderung ist, die Leute zu überzeugen, damit alle mitmachen.
Und das "einfachste" Mittel dazu wäre wohl mal einen Bus voll mit regionalen Entscheidern zu einem bestehenden Projekt zu karren.
Oder für den Anfang zumindest mal einige wenige die grundsätzliches Interesse zeigen.
Was die Savory-Leute auch oft machen: Eine kleine Vorführfläche einrichten. Da wird dann z.B. auf einer großen Ranch 1/2 Hektar einzäunt, dann kommen da ein paar Stunden lang alle verfügbaren Viecher rein, um mal einen richtigen "High Impact" zu erreichen. Und dann die Viecher wieder raus und den Zaun zu. Und dann guckt man mal, wie sich das die nächsten Monate entwickelt. Und in der Regel gibt es dann große Augen und der ganze Betrieb wird umgestellt.

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Re: Manfreds kleiner Bauernhof

#533

Beitrag von Reisende » Sa 1. Aug 2015, 21:15

sorry falls das ne doofe frage ist, aber was muss ich mir unter einem zeckenresistenten tier vorstellen?
eins das keine zecken beißen, oder das bestimmte krankheiten nicht bekommt?
wir haben auch viele zecken auf der weide, aber krank ist davon noch kein schaf geworden. die viecher sind nur lästig.

mich beißen seltsamerweise keine zecken. hatte exakt 1x als kind eine. seitdem nie wieder. egal wie tief ich durchs gebüsch krieche.
da ich laktose und gluten hervorragend vertrage, leiste ich mir als ausgleich dafür einige intoleranzen im zwischenmenschlichen bereich.

Manfred

Re: Manfreds kleiner Bauernhof

#534

Beitrag von Manfred » Sa 1. Aug 2015, 21:32

Wenn du ein Rind wärst, sollte Mike dich vermehren. ;)
Ist bei Rindern genauso. Es gibt welche, die viel weniger bis gar keine Zecken einsammeln. Warum auch immer. Aber man kann darauf selektieren.
Mach mal eine Bildersuche nach tick infested cattle. Das sind ganz andere Probleme als bei uns. Teilweise viele tausend Zecken auf einem einzelnen Tier. Vor allem Kälber erwischt es übel. Die können schon durch die Zecken alleine so geschwächt werden, dass sie eingehen. Zur Schwächung kommen meist Folgeerkrankungen wie massive Hautinfektionen und die ganzen Seuchen, die von Zecken übertrage werden.

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Re: Manfreds kleiner Bauernhof

#535

Beitrag von althea » So 2. Aug 2015, 11:33

Und wie siehts mit Perlhuhnhaltung aus - z.B. auf Wechselweide?
Ich weiß, auf den großen Rinderfamen sibnd die Dimensionen andere...

(Perlhühner fressen sehr gerne Zecken und andere Insekten)


LG
althea

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Re: Manfreds kleiner Bauernhof

#536

Beitrag von Reisende » So 2. Aug 2015, 11:55

Manfred hat geschrieben: Mach mal eine Bildersuche nach tick infested cattle.
hui das ist ja richtig übel :eek:
sowas hab ich noch nie gesehen.
da ich laktose und gluten hervorragend vertrage, leiste ich mir als ausgleich dafür einige intoleranzen im zwischenmenschlichen bereich.

Manfred

Re: Manfreds kleiner Bauernhof

#537

Beitrag von Manfred » So 2. Aug 2015, 12:12

Ein paar Bilder von heute.
Es blüht überall.
Aber das Gras auf den Heuwiesen will nicht mehr wachsen. Hoffentlich bekommen wir bald mehr Regen.

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Noch eine kleine Biotopfläche, die ich gestern nach mehreren Jahren Pause mal wieder beweidet habe, um die monotone Hochstaudenflur aus Brennnessel und Mädesüß etwas zurück zu drängen. Dort sollen auch noch ein paar Tümpel für die Amphibien und Wasserinsekten entstehen.

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Dieser Dachs hat seinen Ausflug zum Vogelkirschensammeln nicht überlebt...

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Auf der KULAP-Blühfläche hat sich wenig getan. Es dominieren weiter die Sonnenblumen und der Buchweizen.
Ich hatte gehofft, dass der Regen neulich noch einige der Wildkräuter zum keinem bringt. Davon ist leider nichts zu sehen. Im inneren der Fläche noch immer viel nackter Boden.

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Manfred

Re: Manfreds kleiner Bauernhof

#538

Beitrag von Manfred » Sa 8. Aug 2015, 08:14

Jetzt ist der Bach bis auf ein paar kleine Pfützen komplett trocken.
Ich habe die restlichen Bullen vorhin wieder mit zur Herde gelassen. Jetzt nach gut 3 Wochen sollten eh fast alle Weiber trächtig sein.
Und gerade läuft der IBC-Tank voll, um die erste Fuhre Wasser raus bringen zu können.
Die Weidepumpe auf dem Winterbrunnen funktioniert zwar noch, aber im Sommer ist die Herde einfach zu groß für die eine Pumpe, zumal die jungen Kälber dabei sind.
Mehr als 15 bis 20 Tiere sollte man für eine Pumpe nicht rechnen, damit die ranghohen Tiere nicht ständig die Pumpe belagern und die Rangniederen und Kälber das Nachsehen haben.

Alba
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Re: Manfreds kleiner Bauernhof

#539

Beitrag von Alba » Mo 10. Aug 2015, 09:42

Hut ab Manfred, das ist sehr schön bei Dir und mich interessiert das Holistic Management Prinzip....
ich geh lesen... :kaffee:

Manfred

Re: Manfreds kleiner Bauernhof

#540

Beitrag von Manfred » Mo 10. Aug 2015, 10:34

Das HM ist ein hochspannender Themenkreis.
Gestern Abend habe ich ein Kapitel über die das Management von Wildbeständen gelesen.
Zuerst ging es darum, wie sich die Altersstruktur eines Wildbestandes je nach Sättigung seines Biotops zusammensetzt. Dazu gab es verschiedene Alterskurven.
Wenn der Bestand in Sättigung geht, also die maximale Kapazität seines Biotops erreicht, dann sterben sehr viele Jungtiere durch Krankheit, Hunger etc. weg und am stärksten sind die körperlich starken und zähen mittleren Altersklassen vertreten.
Das ergibt eine Kurve, die bei den Jungtieren zuerst stark abfällt und dann in der mittleren Altersklasse wieder steil hoch geht und eine Art Kugelbauch bildet, der hinten steil wieder abfällt, weil auch die älteren Tiere schnell und früh an Hunger und Krankheit sterben.

Dann gab es ein Beispiel für die praktische Anwendung auf einer großen Jagdfarm in Afrika. Es war dort unmöglich, den tatsächlichen Bestand einer Antilopenart auch nur abzuschätzen. Savory als Berater hat dann einfach einen fiktiven Bestand X angenommen und für den Anfang eine jährliche Abschusszahl von 200 Stück erwachsenen Tieren festgelegt.
Diese wurden ohne Rücksicht auf vermeintliches Alter und Geschlecht geschossen.
Dann wurde über das Gewicht der Pupillen (die werden bei dieser Art mit dem Alter immer schwerer) das Alter aller geschossenen Stücke bestimmt.
Die Alterskurve ergab ganz klar den typischen Kugelbauch einer gesättigten Population mit einem hohen Verlust an Jungtieren.
Der Abschuss würde dann erhöht und über mehrere Jahre das Alter jeden einzelnen Tieres ermittelt.
Nach ein paar Jahren hatte sich dann eine Alterskurve eingestellt, bei der deutlich weniger Jungtiere starben, auch einige Tiere hohes Alter erreichten, die aber trotzdem auf einen hohen Bestand etwas Unterhalb der Grenzlast des Biotops schließen lies.
Damit ist dann das wirtschaftliche Optimum für den Bewirtschafter (relativ geringer Verlust an Jungtieren bei gleichzeitig hoher Entnahme von erwachsenen Tieren und guter Ausnutzung des Biotops) und ein relativ guter Zustand für die betroffene Art (wenig Hunger und Krankheit trotz hoher Bestandsdichte, alle Alterskassen vorhanden) erreicht.

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