Hundehaare

hier wird gesponnen
Henne

Hundehaare

#1

Beitrag von Henne » Mi 22. Feb 2012, 21:23

Hallo,
ich stricke ja gerne und so stolz ich auch auf meine selbstgemachten Teile bin - gute Wolle ist recht teuer. Jetzt habe ich bei euch übers Spinnen gelesen und auch schon mit Schafwolle ausprobiert - das ging ganz gut :juhu:
Ich habe bei euch aber zum ersten Mal gelesen, dass einige auch Hundehaare verspinnen - das fand ich cool - das muss ich probieren! Ich kenne viele Hundebesitzer die mir die Haare geben würden. Eignet sich denn Jeder Hund dafür? Unsere Nachbarin hat einen, der haart nicht, sondern wird geschoren (geschnitten?). Die Rasse ist unbekannt, aber das Fell fühlt sich total wuschelweich an. Was meint ihr - zahlt es sich aus mal zu fragen? :hmm: Wäre schön, wenn jemand seine Erfahrung berichten könnte oder auch Tipps geben könnte wie z.B. welche Rassen sich gut eignen, ob man das mit etwas mischen sollte und so weiter.

:stricken: (weil ich keinen fürs "Spinnen" gefunden habe)

Liebe Grüße,
Henne

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Zacharias
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Re: Hundehaare

#2

Beitrag von Zacharias » Mi 22. Feb 2012, 22:18

Hallo Henne,

spinnen kann man nur ausgekämmte Haare. Dafür eignen sich alle Rassen die Unterwolle haben, wenn du dich aber nicht quälen willst, dann nimm keine von Husky, Schäferhund, Retriever etc. sondern eher von Collierassen, Samojede, Kuvacz, Leonberger, Neufundländer.
Ich habe eine Auftragsspinnerei und meine Hauptkunden sind Hundebesitzer. Gerade habe ich einen Auftrag fertig gestellt, den ich nie wieder machen möchte. Der Besitzer eines Golden Doodle (Designermischling zwischen Golden Retriever und Pudel) hatte das noch ausgekämmte Babyfell seines Hundes aufbewahrt. Später werden diese Hunde dann geschoren. Ich habe die Wolle mit Alpaka mischen müssen, damit sie überhaupt spinnfähig wurde, aber es war eine echte Quälerei. Geschorene Wolle geht auch dann nicht, wenn sich das Tier weich anfühlt. Versponnen wird das Paketschnur und die glatten Schnittenden pieksen fürchterlich.
Für fast alle Hundehaare brauchst du ein 2-fädiges Spinnrad, beim Einfädigen flutscht dir die Wolle so durch. Kuvacz und Leonberger geht auch auf dem Einfädigen, habe ich gerade festgestellt, wenn man vorher die Spule zur Hälfte mit was anderem füllt und der Einzug nicht mehr so stark ist. Aber ich denke, das ist nichts für den Anfang.
Noch was zu den Vor- und Nachteilen von Hundewolle:
Zunächst mal die Nachteile: Auch wenn sich die Rohwolle noch so weich an fühlt, auf der Haut wird sie kratzen. Darum sollte man immer was drunter ziehen und Sachen wie Schal, Mütze gehen nicht. Mit einem Hundepullover haarst du schlimmer als jeder Hund. Der Pullover flust neu ganz entsetzlich. Am besten erst mal waschen und beim waschen kräftig mit Seife rubbeln, damit er etwas anfilzt. Dadurch ist es dann nicht mehr ganz so schlimm. Und, man muss es mögen: Hundewolle flauscht wie Angora auf.
Vorteil gibt es eigentlich nur einen, aber der wiegt alles andere auf: Hundehaar ist so temperaturausgleichend wie keine andere Wolle auf der Welt. Mein Lebensretter bei Minusgraden ohne Untergrenze. Ich kann 5 Schafwollpullis übereinanderziehen und einen Lammfellmantel drüber und friere immer noch. Mit einem Baumwollrolli und einem Hundepullover bleibe ich warm. Und wenn du morgens früh bei Frost nach draußen musst, mittags aber 20°C werden, brauchst du den Pulli nicht auszuziehen.
Grüße,
Birgit

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Re: Hundehaare

#3

Beitrag von Sabi(e)ne » Mi 22. Feb 2012, 22:46

@Zacharias: hast du schon mal Alpaka oder Angora oder Yak getragen?
Alpaka ist 7x so warm wie Schaf, Angora nochmal 2x, und Yak/Bison/Quiviut die Königsklasse an Warmhaltigkeit/Temperierbarkeit.
Angora-Unterwäsche ist zwar nicht sehr strapazierfähig, aber genial warm, auch wenn sie einen altmodischen Ruf hat.
Die Mischung Angora/Seide/Merino macht geniale Kleidung.... :daumen:

Was die Spinnbarkeit allgemein angeht, dürfte es sehr drauf ankommen, ob man scotch tension oder irish tension auf dem Einfädigen hat - das macht einen gewaltigen Unterschied, sowohl im Einzug als auch der Regelbarkeit.
Frag mal Joe nach dem Unterschied Louet S10 und Ashford Traditional... :lol:

@Henne: Hundehaare zu spinnen wird allgemein nicht als unbedingt erstrebenswert angesehen, zumindest nicht in den gängigen Spinnforen :lol:
Gehen tut es - siehe http://www.wollpoldi.de/hundehaare.htm
Ich würd es freiwillig aber nicht machen, auch keine Katzenhaare.
Dafür gibt es für mich noch viel zu viele Schafrassen, und andere Wollträger, die ich noch nicht probiert habe. ;)
I love life. And it loves me right back.
And resistance is fertile. :-)

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Re: Hundehaare

#4

Beitrag von Zacharias » Mi 22. Feb 2012, 23:24

@ Sabine,
Wie gesagt, ich habe eine Auftragsspinnerei. Ich habe schon alles mögliche gesponnen und selbstverständlich auch schon sämtliches getestet um mich "Frierhuzzel" im Winter warm zu halten. Ich gebe dir recht, dass Angora genauso warm ist, aber es ist nicht genauso temperaturausgleichend, man schwitzt drin. Also scheidet das aus. Auch in Mischungen wird das nicht viel besser. Alpaka und Yak sind toll, aber für mich mehr was für gemäßigt-kalte Temperaturen wie jetzt.

Wir hatten das Thema Spinnradvorlieben schon mal in einem anderen Beitrag. ICH mag keine schottische Bremse und deswegen ist mein Ashford Traditional ausgezogen sobald ich das Internet entdeckt habe und erfahren habe, dass es Alternativen gibt. Ich will kein Rad schlecht machen (im Gegenzug zu dir), aber nicht alle Spinnräder sind für alle Menschen geschaffen. Ich habe vor knapp 30 Jahren mit dem Spinnen begonnen und damals war die Firma Ashford halt die Einzige, die hier bekannt war. Ich brauche also nicht Joe zu fragen, wenn er sein Ashford liebt, dann ist das toll, aber nicht übertragbar auf andere. Man kann das Traditional zwar nicht vergleichen mit dem S 10, weil es 2 völlig unterschiedliche Räder sind, aber ich kann dazu nur sagen, dass ich das S10 nach dem Traditional gekauft habe und es bis heute hier im Einsatz ist.

Im Übrigen geht es hier um jemand, der Hundehaare testen möchte und ich wage zu bezweifeln, dass
Hundehaare zu spinnen wird allgemein nicht als unbedingt erstrebenswert angesehen, zumindest nicht in den gängigen Spinnforen :lol:
die Antwort ist, die Henne weiterhilft. Ich habe zwar in den gängigen Spinnforen noch nichts dergleichen gelesen, bin aber sicherlich nicht so viel in Foren unterwegs wie du, daher wäre es wenn du so eine Aussage machst doch ganz nett, wenn du auch die Begründung dazu schreiben würdest.
Grüße,
Birgit

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Re: Hundehaare

#5

Beitrag von Thomas/V. » Mi 22. Feb 2012, 23:34

wir hatten 2 Bobtails, die hatten sehr weiches Fell
es kam mal eine Sendung im TV, da wurde eine Frau vorgestellt, die Bobtailwolle verspann und daraus Pullover strikte
Wolle kam genug raus bei jedem Kämmen, ca. 1 Eimer voll, alles Unterwolle
Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!

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Re: Hundehaare

#6

Beitrag von Zacharias » Mi 22. Feb 2012, 23:45

Stimmt Thomas, Bobtailwolle geht auch prima! Wir hatten auch mal einen, die Wolle hatte ich damals nicht verarbeitet, weil sie so stark filzte. War aber vielleicht nur bei unserem Hund so, habe mal gelesen, dass kastrierte Rüden dazu neigen.
Grüße,
Birgit

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Re: Hundehaare

#7

Beitrag von Thomas/V. » Mi 22. Feb 2012, 23:56

wir hatten Hündinnen, das Rüdenfell ist etwas grober, stimmt, aber auch die 2 Hündinnen hatten unterschiedliches Fell, beim Kämmen gab es viele kleine Flusen, nix für Allergiker (meine Frau hat immer Niesanfälle bekommen, deswegen mußte ich sie kämmen :ohoh: )
aber weil den Hunden das lange Fell zu warm war im Sommer, haben wir sie im Frühjahr nackig gemacht, das ist denen viel besser bekommen
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Re: Hundehaare

#8

Beitrag von Zacharias » Do 23. Feb 2012, 00:16

Beim Bobtail macht das Scheren Sinn, zumal man durch das lange Haar kaum durchkommt. Haben wir bei unserem schon alleine wegen der Filzneigung gemacht. Wir haben den Hund von einem Obdachlosen übernommen, da war er so verfilzt, dass er nur noch kleine Trippelschritte machen konnte.
Generell halte ich aber nicht viel vom Scheren bei Hunden. Die Unterwolle wächst mit jeder Schur dichter nach und man hat bald größere Probleme als mit langem Haar. Und von der Wärme her macht es auch wenig Sinn, das Deckhaar schützt gegen Hitze und wie ich ja mit meinen Hundepullis so schon merke, ist die Wolle perfekt temperaturausgleichend.
Grüße,
Birgit

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Re: Hundehaare

#9

Beitrag von Zacharias » Do 23. Feb 2012, 00:48

@ Henne

Damit du mal eine Vorstellung bekommst wie so ein Pullover aussieht, hier mal ein Bild von einem Sheltiepullover.

Bild

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Pardon, der Fußboden ist leider schärfer geworden als der Pullover, war nicht meine Kamera...
Grüße,
Birgit

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Re: Hundehaare

#10

Beitrag von Little Joe » Do 23. Feb 2012, 18:30

Ich würd Zacharias da zu stimmen, Hundewolle auf dem Spinnrad ist nicht ganz so toll. Ich verspinne die UNTERWOLLE von Ben (Beardedcollymix) immer mit der Handspindel, das geht super. Hab mal irgendwo gelesen, dass Hundewolle besonders gut isolieren soll und kaum Feuchtigkeit aufnimmt, weiss aber nicht obs stimmt. Pullover aus Hundewolle lassen einen übrigens nicht nach nassem Hund riechen :mrgreen:
Erstaunlich, dass Menschen, die alles besser wissen, nie etwas besser machen.

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