Direktvermarktung

dasebastian
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Direktvermarktung

#1

Beitrag von dasebastian » Do 27. Dez 2012, 19:11

Hallo hier vor allem an uns Österreicher,

kennt jemand die genaue Rechtsgrundlage IN ÖSTERREICH für die Direktvermarktung (Ab Hof bzw. Marktstand) des eigenen Gemüses aus dem Hausgarten? Wir haben hier keinen eigenen landwirtschaftlichen Betrieb angemeldet, aber doch einiges an Gartenfläche bzw. die Möglichkeit, noch etwas zu pachten. Das ganze (ausschließlich Frischgemüse) würden wir natürlich biologisch produzieren, ist eh klar.

Jetzt stellt sich nur die Frage, geht das relativ einfach oder ist das dann wieder ein unglaublicher Zertifizierungsaufwand mit regelmäßigen Kontrollen und dem ganzen Schnickschnack?

Hat hier im Forum schon jemand Erfahrungen damit in Österreich? Wir wären ja kein großer Gemüsebetrieb sondern einfach (erweiteter) Hausgarten, da solls auch einfach bleiben.

Liebe Grüße
Sebastian
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kraut_ruebe
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Re: Direktvermarktung

#2

Beitrag von kraut_ruebe » Do 27. Dez 2012, 22:00

ich geh mal davon aus dass wir inkl. pacht nicht nur von ein paar tausend qm reden und nicht von tomaten und gurken:

willst du das bio-label musst du durch die zertifizierung (=viel geld und viel zeit bzw. eigentlich sogar sehr viel geld und sehr viel zeit)

für marktstände braucht es ein eigenes gewerbe, den marktfahrer. d.h. gewerbeanmeldung, eintritt in die SVA, gewerbeauflagen, lebensmittelauflagen und und und...

das würd ich beides mal abhaken. daran sind schon 'richtige' bauern verzweifelt.

wenn ich so was vorhätte würd ich zur LWK gehen und mit denen reden - hier sind die ausgesprochen nett. eventuell ist nebenerwerbslandwirt mit pauschalierung was für dich (genaue flächenangaben mitnehmen für die einheitswert-berechnung). was dann aber bedeutet, dass du in die SV der bauern eintreten musst, und du falls du jetzt auch versicherungspflichtig bist dann doppelt bezahlst.

man sagt: es rechnet sich nix davon unter drei hektar. und auch ab drei hektar ist es immer noch kein honigschlecken - die grössten erfolgsaussichten haben sonderkulturen mit anschliessender veredelung.

hast du unter drei hektar:

der verkauf von gartenerzeugnissen/überschüssen vor der haustür, also von privat an privat, wird meines wissens ohne alles geduldet. hier macht das allerdings weit und breit niemand, was eventuell dann doch auch seine gründe hat. die WKO könnte dir da sicher genau sagen was sache ist. tauschgeschäfte würden mir persönlich dann wesentlich lohnender erscheinen.
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Re: Direktvermarktung

#3

Beitrag von Thomas/V. » Do 27. Dez 2012, 23:31

Hallo!

Da ich denke, das es in D. viel schlimmer mit der Bürokratie ist als in Ö halte ich Deinen Plan durchaus für machbar.
Unverarbeitetes Obst, Gemüse und Eier darf man auch in D. "an der Haustür" oder auf Wochenmärkten verkaufen.
Wobei bei Märkten dann natürlich die örtlichen Auflagen zu beachten sind (Standgebühren usw., das legen die Kommunen fest).
Solange es sich um Überschüsse aus der Hobby-Gärtnerei handelt und es nicht den Anschein einer gewerbsmäßigen, regelmäßigen "Gewinnerzielungsabsicht" hat, dürfte auch das Gewerbe- und Finanzamt keine Einwände haben.
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Re: Direktvermarktung

#4

Beitrag von kraut_ruebe » Fr 28. Dez 2012, 00:34

die *gewinnabsicht' beginnt bei drei mal marktbesuch. wär ich mal n bissl vorsichtig mit nem freibrief fürs finanzamt ;)
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Re: Direktvermarktung

#5

Beitrag von 65375 » Fr 28. Dez 2012, 02:04

Daß man in D als Privatmensch Überschüsse auf dem Wochenmarkt verkaufen darf, ist mir neu. Ich kenne das nur an Haustür/Hoftor.

In Ö scheint es deutlich lockerer zuzugehen. Hab mal zwei Twist-off-Gläser mitgebracht bekommen, eins mit vermutlich eingelegtem Kürbis, eins mit vermutlich Wurst. Dazu einen professionell gemachten Flyer über den Produzenten. Aber auf den Gläschen keinerlei Angabe über Inhalt oder MHD, nur ein Papiersiegel übern Deckel mit dem Namen des Herstellers (nicht mal Adresse).
Mit sowas wäre man in D ganz schnell weg vom Fenster, vor allem beim verarbeiteten Fleisch.

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Re: Direktvermarktung

#6

Beitrag von Thomas/V. » Fr 28. Dez 2012, 10:55

Daß man in D als Privatmensch Überschüsse auf dem Wochenmarkt verkaufen darf, ist mir neu. Ich kenne das nur an Haustür/Hoftor.
Ich hatte mich mal mit dieser Frage befaßt. Damals stand mal ein Artikel in unserer örtlichen Gemeinde"zeitung".
Da war das so, das sowas prinzipiell machbar wäre, mit den üblichen Markt-Vorschriften natürlich.

Es ist ja auch kein prinzipieller Unterschied zwischen "Ab Hof" und "auf dem Markt"...
Am sinnvollsten ist sicherlich, mal bei der Gemeinde (Ordnungsamt) nachzufragen.
die *gewinnabsicht' beginnt bei drei mal marktbesuch. wär ich mal n bissl vorsichtig mit nem freibrief fürs finanzamt
Klar, das ist sicherlich auch Auslegungssache.
Hier hatten wir ja mal diese Frage, wann Eierverkauf als "Gewerbe" zählt. Da gab es die Vorschrift, ab wann die Eier gestempelt werden müssen, was vorrausetzt, das es sich um einen Gewerbebetrieb handelt. Die Anzahl der Legehennen war da wohl etwa bei 150, was darunter liegt, zählt dann eher als Hobbyhaltung.

Also ich denke, das man da einfach mal beim FA anonym anfragen und sich unverbindlich Auskunft geben lassen könnte.
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Re: Direktvermarktung

#7

Beitrag von kraut_ruebe » Fr 28. Dez 2012, 12:18

gemacht wird hier alles mögliche in der praxis, das stimmt schon ;)

grundsätzlich haben wir schon auch ne ganze menge vorschriften und gesetze hier, wenn auch scheinbar nicht gar so viele wie in D. was hier definitiv anders ist: hier wird nicht so viel gepetzt.
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Re: Direktvermarktung

#8

Beitrag von Thomas/V. » Fr 28. Dez 2012, 12:47

hier wird nicht so viel gepetzt.
eben, hier auch nicht :engel:

hier bei uns hat mal jemand jahrelang in mehreren Gewächshäusern Jungpflanzen gezogen und Beet-Gemüse angebaut und an der Straße verkauft ohne das das irgendwen interessiert hat, der war im Ruhestand und hat das als Hobby gemacht
bei den paar 100 €, die da als Einnahmen pro Sommer zusammenkommen, dürfte auch das FA keine Schwierigkeiten machen, denke ich, zumal, wenn man es glaubwürdig rüberbringt, das es Überschüsse aus der Selbstversorgung sind
(ich kann ja auch vorsichtshalber mehr anbauen, als realer theoretischer Bedarf da ist, kann ja sein, das die Schnecken die Hälfte fressen :mrgreen:, und wenn dann die Schnecken nichts fressen, hat man plötzlich Überschüsse :grinblum: )
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Re: Direktvermarktung

#9

Beitrag von Olaf » Fr 28. Dez 2012, 13:03

eben, hier auch nicht :engel:
und hier auch nicht.
Ich glaube, man muss aufmerksam sein Umfeld beobachten und alles dezent betreiben. Hier, das ist mein Lieblingsbeispiel, verkauft einer mit Schild an der Strasse küchenfertige TK-Tauben. Seit Jahren. Das seh ich und sag mir, wenn einer fragt, verkauf ich dem auch was. Noch hab ich aber nicht soviel TK-Wachteln, dass ich sie loswerden MUSS, dann stell ich auch ein Schild auf. Der TA nimmt meinen Käse, guckt dafür über die nicht vorhandenen Ohrmarken hinweg. Mich reizt es, Met an der Strasse zu verkaufen, was offenbar sogar legal ist. Aber um den Frischemarkt in Werder mit einem (unverdienten) gewissen Ruf würde ich einen weiten Bogen macht, da sind sie bestimmt pingelig.
Und was hier schon einige schrieb, Nachfragen bei Ämtern ist auch oft ne gute Option, nach einer Stunde rumtelefonieren weiss ich, dass ich Wachteleier im Gegensatz zu Hühnereiern im warsten Sinne des Wortes "überall" verkaufen darf.
Olaf
Eigentlich bin ich ein netter Kerl.
Wenn ich Freunde hätte, könnten die das bestätigen.

Benutzer 2354 gelöscht

Re: Direktvermarktung

#10

Beitrag von Benutzer 2354 gelöscht » Fr 28. Dez 2012, 13:53

solange keiner drüber stolpert ,bewegt sich die Behörde auch nicht ( freiwillig arbeitet kein Beamter :) ). Aber wehe wenn sie losgelassen : Bei uns haben sie vor 5 Jahren alle Flohmarkt Händler geknipst. Wer mehr als 4 mal geknipst wurde bekam Post vom Finanzamt wegen Gewinnerziehlungsabsicht :dreh: .
Letztes Jahr strich ständig einer vom Amt aufm Markt rum wegen citis Bescheinigungen. Citis = Artenschutz , Pflanzenpass etc.
Und Sonntagsnachmittags um 3 stand er dann bei mir 20 Kunden vor mir und der Typ hintermir zu blubbern. Ne halbe Stunde nach denn ich ihn dann vom Stand verwiesen hatte ( sehr freundlich wie es ja meine Art ist ) stand die Polizei hinter mir die wollten Amtshilfe leisten :roll: :roll: . Gab dann auch noch ne Anzeige vom Amtsmenschen wegen Beleidigung. Langer Rede kurzer Sinn : wo kein Kläger da kein Richter .
Ist natürlich jetzt kein Aufruf zum Gesetzbruch :pfeif: :grinblum:

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