Vermarktung über Großmarkt?

Oger
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Vermarktung über Großmarkt?

#1

Beitrag von Oger » Fr 29. Jun 2012, 16:23

Hallo,

weiß hier jemand, wie die Vermarktung über einen Großmarkt funktioniert? Hat man da als Kleinanbauer überhaupt eine Chance? Ich frage mich eben, was würde ich mit angenommen 5 Tonnen Kartoffeln machen? Für den Wochenmarkt wäre das zuviel. Hat jemand eine Idee, wo man seine Erzeugnisse in größeren Mengen anbieten kann?

Grüße vom Oger

Knecht

Re: Vermarktung über Großmarkt?

#2

Beitrag von Knecht » Fr 29. Jun 2012, 17:42

Hallo,
meinst Du jetzt daß Du als Erzeuger im Großmarkt einen Stand mietest und Deine Produkte dem Einzelhandel verkaufst ,welcher sie dann dem Endkunden anbietet ?

Oder willst Du Deine Ware an einen Großmarkthändler verkaufen?

Letzteres geht glaube ich nur über Genossenschaft oder Erzeugergemeinschaften.Kann mich aber täuschen.
Wenn Du selber dort tätig werden willst,brauchst Du durchgängig Ware ,mit selbstproduziertem wirst Du finanziell nicht rauskommen.....sehe bei uns auch nur Händler und keine oder kaum Erzeuger...wird seinen Grund haben.

LG

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Spottdrossel
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Re: Vermarktung über Großmarkt?

#3

Beitrag von Spottdrossel » Sa 30. Jun 2012, 05:31

Hier ein Vortrag der hessischen Direktvermarkter über REWE Landmarkt: http://www.landwirtschaftskammer.de/lan ... hessen.pdf
Hühner sind auch nur Menschen...
http://www.spottdrossel.net

Manfred

Re: Vermarktung über Großmarkt?

#4

Beitrag von Manfred » Sa 30. Jun 2012, 07:34

Die Erzeugerpreise für sortierte Ware frei Verpacker liegen zur Zeit bei ca. 11 Euro pro 100 kg. (netto, zuzüglich 7% MwSt.)
Gewaschen und verkaufsfertig verpackt auf Palette frei Lager Großhandel bei ca. 20 Euro. (netto)
Und das ist Ware, die schon monatelang auf kosten der Erzeuger im Kühllager gelagert wurde. Ab Feld nach der Ernte sind sie billliger.
Das kannst du bei einer (mit Verlaub) Popelmenge von 5 Tonnen vergessen. Da kommst du nie auf einen grünen Zweig. Da haben die voll mechanisierten großen Erzeuger schon zu kämpfen. Wenn dir die 5 Tonnen beim Verpacker 550 Euro bringen und du die Frachtkosten abziehst, wirst du keine nennenswerte Stundenentlohnung mehr schaffen, wenn die Kosten (Pacht, Maschinen, Treibstoff, Betriebsmittel, Pflanzkartoffeln, Sozialversicherung, Betriebshaftpflicht, Lagerkosten etc.) nicht eh schon höher sind.

5 Tonnen wirst du doch mit etwas Werbung leicht im Direktverkauf ab Hof oder mit Lieferung im Nahbereich los.
Mach Säcke a 50 kg und verkauf sie für z.B. 20 bis 25 Euro (brutto) pro Sack. Ungewaschen, aber ohne große Erdanhaftungen und trocken. Kleinere Gebinde mit Aufpreis.
Wenn du freie Arbeitskapazität hast, die die auslasten willst, biete der regionalen Gastronomie geschälte Kartoffeln an. Dann solltest du aber vorher fragen, welche Kocheigenschaften und Sorten gefragt sind.
Hier in der Region werden von der Gastronomie an den Wochenende viele Kartoffelklöße gemacht. Viele Wirte kaufen die Kartoffeln bei den Bauern (für Klöße eine Vorsortierung mit großen Knollen) und lassen sie in Heimarbeit schälen. Die geschälte Industrieware im Plastiksack scheint nicht das gelbe vom Ei zu sein oder die Heimschäler können preislich gut mithalten.
Der Handelspreis für geschälte Kartoffeln frei Gastronomie bei mindestabnhme 50 kg liegt derzeit bei ca. 85 Euro netto je dt.
Zu dem Preisen muss man sagen, dass die Ernte letztes Jahr sehr gut war und die Preise relativ niedrig sind. In schlechten Jahren geben die Rohware-Preise bis aufs 3-fache hoch. Dann hat man aber auch viel weniger Menge, die man verkaufen kann. Die Schälkosten sind unabhängig vom Preis der Rohware.

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Nordhang
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Re: Vermarktung über Großmarkt?

#5

Beitrag von Nordhang » Sa 30. Jun 2012, 10:17

Ich empfehle 25 Kg Säcke, sind am besten zu transportieren und zusätzlich 10 Kg wenn du viele kleine Haushalte in der Gegend hast.
Die Preise lagen bei uns letztes Jahr:
25Kg Cilena klein bis mittel bei ca. 11 Euro
10Kg Cilena bei ca. 6Eur
Filea, Linda und Belana genauso
Die großen Hausfrauenfreuden mit Aufschlag^^
Wenn du relativ früh lagerfähige Kartoffeln anbietest spricht sich das im Laufe der Jahre in der ganzen Gegend rum.
Selber Kleinmengen Anbauen stell ich mir aber recht Risikoreich vor.
Frage genau nach welche Sorten beliebt sind, dann musst du nicht mit jedem Supermarkt mithalten.
(Ich verkaufe allerdings nur,angebaut werden sie in Niedersachsen) :pfeif:

tyr
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Re: Vermarktung über Großmarkt?

#6

Beitrag von tyr » Sa 30. Jun 2012, 10:25

Oger hat geschrieben:Hallo,

weiß hier jemand, wie die Vermarktung über einen Großmarkt funktioniert? Hat man da als Kleinanbauer überhaupt eine Chance? Ich frage mich eben, was würde ich mit angenommen 5 Tonnen Kartoffeln machen? Für den Wochenmarkt wäre das zuviel. Hat jemand eine Idee, wo man seine Erzeugnisse in größeren Mengen anbieten kann?

Grüße vom Oger
Versuch Deine paar Kartoffeln direkt zu vermarkten, an den Großmarktpweisen verdienst Du so nichts.
Hier z.B. verkauft eine LPG den 25kg Sack unsortiert unter 5€..... damit kann unsereiner nicht mit.

Knecht

Re: Vermarktung über Großmarkt?

#7

Beitrag von Knecht » Sa 30. Jun 2012, 10:37

Hallo,
dank Eurer Ausführlichkeit sind auch einige meiner Fragen ausreichend beantwortet :) ,Danke.
Eine hätte ich noch zu Erzeugergemeinschaften.Ist es zwingend notwändig Mitglied in solch einer zu sein wenn man an den Großhandel verkaufen will oder ist es "nur" besser,sei es vom handling her oder aus finanziellen Gründen ?
Wohlgemerkt ,Großhandel.Mit entsprechender Vermarktung ist es sicher rentabler an Endverbraucher zu verkaufen,aber wenn man nicht die Zeit oder kein Personal hat kann man das knicken.
Gut,man sollte dann garnicht erst anbauen.....aber manchmal kommt es vor daß die Eigenvermarktung ,aus welchen Gründen auch immer ,kurzfristig nicht mehr machbar ist.Dann möchte ich nicht unbedingt erst in eine EZG eintreten müssen um meine Ware dann loszuschlagen.
Ist jetzt fiktiv,aber ich bin im Begriff mein LW-Privileg zu bekommen und würde dann versuchen Direktvermarkter zu werden.In der Zeit von Aussaat bis Ernte kann in diesen politisch turbulenten Zeiten viel geschehen....und ich möchte dann nicht auf Bergen von Ware sitzen bleiben wenn durchgeknallte Politiker neue Gesetze zu Kleinunternehmen einführen oder ähnliches, was meine Geschäftsstrategie über den Haufen werfen würde.

LG

Manfred

Re: Vermarktung über Großmarkt?

#8

Beitrag von Manfred » Sa 30. Jun 2012, 10:58

Erzeugergemeinschaften haben zwei Hauptziele:
-Menge bündeln, um eine bessere Verhandlungsbasis zu haben
-Menge bündeln, um die Abnehmer kontinuierlich nach deren Bedarf beliefern zu können

Natürlich steht es dir frei, deine Kartoffeln alleine und direkt an den Großhandel zu vermarkten.
Die Wahrscheinlichste Konsequenz: Die Großhändler sind auf deine Kleinstmenge nicht angewiesen und sie verursacht erheblichen Mehraufwand in den Abläufen. Der LKW wird nicht voll, die Bucherei kostet für 5 Tonnen das gleiche wie für 500. Also werden sie sich die Mühe mit deinen paar Kartoffeln nur machen, wenn sie entsprechend gut daran verdienen, sprich du einen beschissenen Preis dafür bekommst. Und spätestens wenn die Kartoffeln im Frühjahr immer noch im Lager liegen und langsam runzlig werden, wirst du beim Preis deutliche Zugeständnisse machen.

Knecht

Re: Vermarktung über Großmarkt?

#9

Beitrag von Knecht » Sa 30. Jun 2012, 11:05

Ja, habe ich mir fast gedacht und befürchtet.Ist auch logisch ,Kartoffeln hatte ich zwar nicht im Sinn sondern Kräuter aber das wird ähnlich sein.
Die Antwort auf meine Frage war ...ich muß kein Mitglied in einer EZG sein um den Großhandel beliefern zu "dürfen"..Danke !

LG

tyr
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Re: Vermarktung über Großmarkt?

#10

Beitrag von tyr » Sa 30. Jun 2012, 12:37

Knecht hat geschrieben:Hallo,
.....
Ist jetzt fiktiv,aber ich bin im Begriff mein LW-Privileg zu bekommen und würde dann versuchen Direktvermarkter zu werden.In der Zeit von Aussaat bis Ernte kann in diesen politisch turbulenten Zeiten viel geschehen....und ich möchte dann nicht auf Bergen von Ware sitzen bleiben wenn durchgeknallte Politiker neue Gesetze zu Kleinunternehmen einführen oder ähnliches, was meine Geschäftsstrategie über den Haufen werfen würde.

LG
Das ist aber das Risko. Deswegen diversifizieren, sich nicht auf eine Sache beschränken. auch wenn das aus Effizenzgründen propagiert wird.
Ich hab für die Überschüsse die Schweine, und gutes Fleisch geht immer....

Zur Vermarktung brauchst Du keine Priviligierung. Das hat nur Auswirkungen auf, z.B. das Baurecht, und bestimmte Förderungen.

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