Hofübernahme wie finanziell planen

Andel
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Hofübernahme wie finanziell planen

#1

Beitrag von Andel » Mo 9. Feb 2015, 08:14

Hallo Mitstreiter,

ich habe die Möglichkeit einen BIO Hof in Thüringen als Quereinsteiger zu übernehmen.

Neben den landwirtschaftlichen Aspekten ist mir die Finanzierung / Wirtschaftlichkeit aber zunächst wichtig, damit ich weiß, was finanziell auf mich zu kommt.

Der Betrieb ist ein kleiner Rinderbetrieb mit ein paar Schweinen und eigenen Schlachthaus.

Meine Frage:

Wie kann ich ohne transparenten Einblick in Betrieb zunächst, grob geschätzt sagen, wie hoch die festen Einnahmen die nächsten Jahre sind (nur anhand der Subventionen) ?

Bislang habe ich folgendes In Erfahrung gebracht:
EU Flächenprämie: 260 EUR
Ökoförderung Thüringen : 210 EUR
Jungbauernförderung : 45 EUR
(alles pro ha natürlich)

Kommt das so grob hin oder nicht ? Was habe ich vergessen ?

Danke für Eure Gedanken , Hinweise und Tipps schonmal im Voraus.

Schöne Grüße aus dem sächsischen Ländle.

Andreas

Benutzer 2354 gelöscht

Re: Hofübernahme wie finanziell planen

#2

Beitrag von Benutzer 2354 gelöscht » Mo 9. Feb 2015, 08:33

feste Einnahmen für die nächsten Jahre und selbstständig geht selten zusammen, das macht es ja so spannend.
Zur Förderung kann ich wenig beitragen , ist ganz nett welche zu bekommen. Ein guter Betrieb freut sich über Förderungen ist aber nicht darauf angewiesen.
Um eine Übernahme zu planen brauchst du ja erstmal zahlen . Was kostet der Hof , was sagt die Bank , welche versicherungen mußt du haben , welche kannst du haben, welche sind überflüssig.
Ausgaben sind wesentlich besser planbar wie Einnahmen. Und dann kannste rechnen was du an Einnahmen benötigst und wie realistisch es ist diese auch zu erreichen.
Der Hof hat ja sicher Zahlen der letzten Jahre und wenn er verkaufen will müssen die auf den Tisch wenn der das nicht macht such dir was anderes :) .
Der Hof weis dann ja auch welche Förderungen es die letzten Jahre gegeben hat.

ludwig
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Re: Hofübernahme wie finanziell planen

#3

Beitrag von ludwig » Mo 9. Feb 2015, 09:11

Servus,
wenn es dir nur um die Fördergelder geht schaust du am besten auf das zuständige Landwirtschaftsamt und lässt dich Beraten was für Programme für dich in Frage kommen.
Eine Hofübernahme ohne zumindest ein halbes Jahr im Betrieb mitzuarbeiten und die Buchführung zu kennen finde ich persönlich unrealistisch.

Grüsse

ludwig
Wir alle stehen in unserem eigenen Licht.

Manfred

Re: Hofübernahme wie finanziell planen

#4

Beitrag von Manfred » Mo 9. Feb 2015, 09:25

Andal fragt vermutlich, weil sich das alle Nase lang ändert und von 2014 auf 2015 wieder eine Umstellung stattfindet.

Thüringen 2015 ca. pro ha:
Basisprämie: 180 Euro
Greening: 87 Euro
Umverteilungsprämie für die ersten 30 ha: 50 Euro
Junglandwirtezuschlag: 43 Euro
Prämie für Ökolandbau 210 Euro in den ersten 5 Jahren, danach 170 Euro (d.h. bei bestehendem Ökobetrieb vermutlich 170 Euro)
Zuschuss zu Öko-Kontrollkosten: 35 Euro (maximal 500 Euro).
Details zu den neuen Kulturlandschafts- und Vertragsnaturschutzprogrammen müsstest du beim Amt erfragen.
In Bayern läuft die Antragstellung für den neuen 5-Jahres-Förderzeitraum noch bis Ende Februar.
In Thüringen wird es wohl ähnlich sein.
D.h. du müsstest dann in die vom Betrieb abgeschlossenen Verträge einsteigen.

Andel
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Re: Hofübernahme wie finanziell planen

#5

Beitrag von Andel » Mo 9. Feb 2015, 15:23

Vielen Dank erstmal !!!!!
Insbesondere Manfred wie immer Top, das habe ich gemeint ;)

Natürlich muss das ganze wirtschaftlich sein aber das macht doch eh kein Betrieb ohne Subvention !

Manfred aus deiner Erfahrung: e hoch müsste ca. Die ha Fläche sein um davon alleine (meine Frau
Ist Beamtin :) ) leben zu können ?

Manfred

Re: Hofübernahme wie finanziell planen

#6

Beitrag von Manfred » Mo 9. Feb 2015, 19:12

Auf die Frage kann ich dir nicht wirklich eine Antwort geben.
Das hängt von unzähligen Faktoren ab. Am meisten davon, was Du daraus machst.
Wenn du den Betrieb weiterführen willst, wie er bisher bewirtschaftet wurde, brauchst du ja nur die Buchführungsergebnisse anzusehen.
Wenn es keine brauchbare Buchführung gibt, z.B. weil der Gewinn nach §13a ermittelt wurde, dann hilft nur, sich durch die vorhandenen Kontoauszüge und Belege zu arbeiten. Das musste ich hier als Vorbereitung für die Hofübernahme auch machen. Und das Ergebnis war nicht erfreulich.

Der Bericht hier ist zwar schon ein paar Jahre alt
http://www.tll.de/ainfo/archiv/muku1105.pdf
zeigt aber ganz gut, wie es um die Mutterkuhhaltung in Thüringen bestellt ist:
Durchschnittliche Betriebsgröße: 329 ha
Vieheinheiten pro 100 ha: 96
Arbeitskräfte je 100 ha: 1,21
Personalkosten je AK: 16.360 Euro pro Jahr
Gewinn nach Entlohnung der AK: 1,8% von Eigenkapital
D.h. trotz Billigarbeitskräften wurden nicht mal annähernd die damals am Kapitalmarkt übliche Verzinsung erreicht.
Und die Pachtpreise und Lohnkosten sind seither nicht gesunken...

Von Landwirtschaft nach Standardschema zu leben, ist ein hartes Brot. Da musst du schon was grundlegend anders machen als andere, wenn du Geld verdienen willst.
Überleg dir also gut, was du tust. Arbeit muss man sich nicht kaufen. Für lau abrackern kann man sich auch ohne Kapitaleinsatz.

Und ich wünschte ich könnte behaupten, ich hätte den Dreh in der Mutterkuhhaltung im Kleinbetrieb raus. Ich arbeite dran. Es wird besser. Aber viel mehr als ein sich selbst finanzierendes Hobby sind meine ca. 33 ha bisher nicht. Ich habe in den bisher 4 Jahren auch manchen Fehler gemacht, der mich Lehrgeld kostet. In zwei Jahren bin ich mit den gröbsten Abschreibungen durch. Dann wird es freundlicher.
Wenn es bei dir konkret wird, können wir uns ja mal per Mail austauschen und die Zahlen der zwei Betriebe im Detail vergleichen.

Andel
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Re: Hofübernahme wie finanziell planen

#7

Beitrag von Andel » Di 10. Feb 2015, 08:05

Hallo Manfred ,
Vielen Dank für Deinen umfangreichen Beitrag.
Wenn ich Deinen anderen Beitrag zur Hof Beteiligung lese kann ich Dir sagen
DAS IST DIE ZUKUNFT !!
Anders wird es nicht mehr gehen, vom kleinen Hof kann man nicht leben und ein grosser Hof macht alleine keinen Sinn.
Für einen Landwirt bist sehr fortschrittlich :daumen: , lass Dich nicht abbringen von Deinen Gedanken.
Wenn ich das planen würde ich einfach ab und an mal eine Anzeige im Internet schalten und mal schauen wer
Sich da meldet und was zu bieten hat.
Versuch macht klug ....
Danke für Dein Angebot der Zahlenprüfung des Betriebes, wenn es soweit ist komme ich darauf zurück.
Alles Gute und auf bald.
Andreas

Manfred

Re: Hofübernahme wie finanziell planen

#8

Beitrag von Manfred » Di 10. Feb 2015, 08:56

Andel hat geschrieben:vom kleinen Hof kann man nicht leben
Ich denke schon. Aber man muss neue Wege gehen, wenn man in unserer politischen Stahlgewitterlage als Kleinbetrieb bestehen will.
Ohne diese ständig wuchernde Schikane wäre es deutlich einfacher.

Andel
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Re: Hofübernahme wie finanziell planen

#9

Beitrag von Andel » Di 10. Feb 2015, 11:32

Deine Vorstellung von finanzieller Beteiligung hat derzeit gute Chancen, denn die Bankzinsen sind am Boden.

Ich habe schon von Höfen gelesen, die haben Anteilsscheine im kleinen Rahmen vergeben und haben dann mit Produkten die Zinsen bedient.

Wenn man das ganze klassisch als Darlehen in rechtliche Formen bringt, sind die rechtlichen Anforderungen daran eher gering.

Bei Milchkühen vermute ich mal geht in Zukunft nur noch mit Spezialisierung und eigene Vermarktung. Mein Pächter heult oft wegen dem Milchpreis, zu viel Angebot und sinkende Subventionen bringen immer weniger.

Übrigens ich kaufe seit knapp 10 Jahren beim Nachbarhof nur noch, Vollmilch in Glasflaschen aus Demeterproduktion.
Ich habe noch keine bessere (verarbeitete) Milch getrunken.

Was denkst Du was ich dort für den Liter zahle ?

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Waldläuferin
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Re: Hofübernahme wie finanziell planen

#10

Beitrag von Waldläuferin » Di 10. Feb 2015, 18:17

1 €?
Fertig ist besser als perfekt.

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