Ende der Globalisierung?

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hobbygaertnerin
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Re: Ende der Globalisierung?

#171

Beitrag von hobbygaertnerin » Mi 7. Dez 2016, 09:33

Ich kenne ja beides, die Landwirtschaft von der wir leben und das kleine Stück Gartenland, das ich in meiner Freizeit als Hobbygaertnerin bewirtschafte.
@hemmen, ich kenne mich in der ganzen Bandbreite Landwirtschaft ziemlich gut aus und habe da so meine Erfahrungen und mir auch meine Gedanken gemacht.
Ich möchte keinerlei Schuldzuweisung machen, aber was mir so auffällt, je billiger das Essen verramscht wird, umso weniger Wertschätzung wird dem Essen entgegengebracht.
Wer sich noch nie selbst für Gemüse gebückt hat, hat meiner Erfahrung nach auch beim Gemüse wenig Achtung und Bezug- das wird eben genauso weggeworfen.
Das grössere Problem sehe ich in der Biomasseverschwendung- dieses Herumkarren um den Erdball. In einer Fachzeitschrift war ein Zustandsbericht über die Böden in China, naja, wundern tut mich das nicht, vor gut 100 Jahren hat ein amerikanischer Landbauprofessor ein Buch über 4.000 Jahre Landbau in Korea, China und Japan geschrieben. Von diesem Wissen scheint nicht mehr allzuviel übrig geblieben zu sein.
Auch dem römischen Imperium wird nachgesagt, dass es an der globalisierten Struktur zerbrochen ist, die Landwirtschaft mit billigen Sklaven war angeblich nicht nachhaltig.
Nur wie soll es weitergehen-
was sind Lebensmittel preislich wirklich wert, wie soll eine Achtung davor entstehen, wenn sie als Lockangebote die Massen in die Geschäfte ziehen sollen?
Derzeit sehe ich den Trend zu immer grösser und noch grösser, auch in der Landwirtschaft, aber nicht aus Jux und Tollerei, sondern um vom Betrieb auch leben zu können.
Wachsen oder Weichen scheint immer noch mehr an Fahrt aufzunehmen.
Was mir auch auffällt, an der Landwirtschaft verdienen viele, aber in der Landwirtschaft vom Betrieb zu leben, eine echte Herausforderung.
Hoffentlich haben meine Befürchtungen nicht recht, wer die Flächen, die Lebensmittel in der Hand hat, hat eine grosse Macht.
Essen in der gloabiliserten Welt- und ein paar Konzerne liefern und leisten.
Aber auf der anderen Seite- auch das Wissen im Kleinen geht verloren, es gibt in den Gartencentern alles mögliche und unmögliche für den Garten zu kaufen, Garten ist ein guter Wirtschaftszweig, aber das Wissen, die Geduld, auch die Frusttoleranz eines Gartlers fällt nicht vom Himmel.
In meinem Umfeld werde ich belächelt, weil ich so doof bin, noch selbst Gemüse im Garten heranzuziehen, Obst selbst zu pflücken, ist doch alles viel billiger im Geschäft zu kaufen und man muss sich nicht dafür plagen.
Vielleicht ist der golabiliserte Mensch der Zukunft einfach nur noch ein guter Kosument-
jeder macht das, was er am Besten kann, kaufen ist der Freizeit- und Shoppingtrend, der die Wirtschaft am Leben und Laufen hält.

bielefelder13
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Re: Ende der Globalisierung?

#172

Beitrag von bielefelder13 » Mi 7. Dez 2016, 09:44

Hobbygärtnerin :daumen:
Fang nie an aufzuhören. Höre niemals auf Anzufangen.

Benutzer 146 gelöscht

Re: Ende der Globalisierung?

#173

Beitrag von Benutzer 146 gelöscht » Mi 7. Dez 2016, 09:59

Rohana hat geschrieben:Aber man sollte vielleicht aufhören die besten Böden mit Industrie- Gewerbe- und Wohnsiedlungen zuzupflastern.
So ist es! Aber gerade wurden ja die Bauvorschriften gelockert - vorerst zwar nur für den innerörtlichen Bereich, aber da wir ja ein Einwanderungsland sind, wird es dabei wohl nicht bleiben :dreh:

Benutzer 146 gelöscht

Re: Ende der Globalisierung?

#174

Beitrag von Benutzer 146 gelöscht » Mi 7. Dez 2016, 10:07

hobbygaertnerin hat geschrieben: Vielleicht ist der golabiliserte Mensch der Zukunft einfach nur noch ein guter Kosument-
jeder macht das, was er am Besten kann, kaufen ist der Freizeit- und Shoppingtrend, der die Wirtschaft am Leben und Laufen hält.
Besser kann man die Propaganda des "Neoliberalismus" kaum ausdrücken :daumen:

Benutzer 72 gelöscht

Re: Ende der Globalisierung?

#175

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Mi 7. Dez 2016, 11:04

der.Lhagpa hat geschrieben:Ich finde es ehrlich gesagt ein Unding, daß ausgerechnet in solch einem Forum Landwirte, die UNSER ESSEN sichern so oft in den Dreck gezogen werden.
Wieso werden hier Landwirte in den Dreck gezogen? Ich hab bisher nur Kritik an der industriellen Landwirtschaft herausgelesen.
Und gleich vorneweg: ja ich kenne ein paar Bauern, ehrlich gesagt, eher viele...
gibt es alles unter denen: geldgierige und gewissenlose Geizhälse genauso wie altruistische und tolle Menschen, denen das Land und ihre Tiere wirklich am Herzen liegen....
nur einen Typ Bauern hab ich nicht kennengelernt: den, der mich ernährt.
Jeder will eine Bezahlung von mir. :ohm:

ist ja auch legitim, aber "mich ernähren" sorry, das tut vielleicht mein Mann (weil ich Hausfrau bin), aber nicht mal das, denn dafür führe ich den Haushalt, versorge die Kinder und "wühle im Dreck", damit wir uns auch manchmal leckere frische Sachen leisten können.....

Außerdem dachte ich schon, dass es auch Menschen gibt, die Selbstversorger werden wollen, weil sie von der (industriellen) Landwirtschaft unabhängig sein wollen.
Ich zähle mich ein bisschen da dazu :flag:
der.Lhagpa hat geschrieben:ICH spiele im Dreck, mein Nachbar MUSS aber seine Familie und Angestellte mit seiner Scholle ernähren - und mich auch.
ehrlich?? ich spiele nicht einfach so im Dreck, ich mach mir echt viele viele Gedanken, wie ich möglichst umweltschonend, den Tieren und Pflanzen Platz lassend meine Familie von unserem Land (mit) ernähren kann.
der.Lhagpa hat geschrieben:Hört auf Fleisch für 3,99 zu kaufen. Kauft keine Eier für 1,19.
:daumen: :daumen:

selber Hühner halten! (und das Futter dazu selber erzeugen - hihi, dan wird jeder schnell sehen können, welcher Luxus unser momentaner Fleisch- Milch- und Eierkonsum in Wahrheit ist)

hobbygaertnerin
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Re: Ende der Globalisierung?

#176

Beitrag von hobbygaertnerin » Mi 7. Dez 2016, 11:10

Was mir immer wieder in den Sinn kommt-
wie gelingt Nachhaltigkeit,
bleiben für die Generationen in weiter Zukunft noch Bodenschätze, fruchtbare Böden, eine intakte Natur-
und nicht nur strahlender Atommüll, abgeräumte Halden?

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Re: Ende der Globalisierung?

#177

Beitrag von Dagmar » Mi 7. Dez 2016, 11:36

Hallo Hobbygärtnerin,
hobbygaertnerin hat geschrieben:bleiben für die Generationen in weiter Zukunft noch Bodenschätze, fruchtbare Böden, eine intakte Natur-und nicht nur strahlender Atommüll, abgeräumte Halden?
das ist genau das, was ich befürchte. Wir sind ja schon voll dabei alles für uns und unsere Generation zu verbrauchen. Mir tun einfach nur die Kinder leid, die heute geboren werden. Die werden mit sehr großer Wahrscheinlichkeit schon während Ihrer Lebenszeit mit den negativen Folgen unseres Handelns konfrontiert werden und müssen die Suppe auslöffeln, die wir Ihnen eingebrockt haben. Aber auch das war immer schon so. Siehe z.B. die Entwaldung unter den Römern:

https://de.wikipedia.org/wiki/Entwaldun ... scher_Zeit

Ist aber auch nur ein Beispiel für viele andere.


Dagmar
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Re: Ende der Globalisierung?

#178

Beitrag von henmen » Mi 7. Dez 2016, 11:45

... als wir 1992 die erste Ernte von unserem Hartweizen (hat noch der Vorbesitzer gepflanzt) auf unserem damaligen Hof Podere il Casale in der Toskana eingebracht haben, bekamen wir von unserer örtlichen Genossenschaft festgelegte 260 Euro pro Tonne dafür. Das sind 26 Cent pro Kilogramm.
Im Vergleich: Unbearbeitete Bio-Hartweizenkörner kosten im Reformhaus aktuell 4,58 Euro pro Kilo.

Wir haben schnell bemerkt, dass wir mit diesem Preis nicht leben können und wollen, dachten nach und suchten uns dann als Partner einen Meister der Nudelmacherkunst, mit dem wir unsere eigene Pasta kreierten und in höchster Qualität handwerklich produzierten. Eine außergewöhnliche Pasta, die wir dann für 2,70 je Packung verkaufen konnten oder anders gesagt für 5,40 das Kilogramm.

Eine eigene Käserei, Fleisch und Wurst von freilaufenden Schweinen, frisches Gemüse, Obst, Aufstriche, Eingelegtes, Olivenöl, Wein, Honig, Übernachtungsmöglichkeiten, Hofführungen, Kochkurse, ein Hofladen, ein Restaurant folgten. Und - so kostet beispielsweise ein sehr leckeres Pastagericht aus eigenen Biozutaten, aktuell 10 Euro im Restaurant und bringt auf den Hartweizen umgerechnet ca. 40 Euro je Kilogramm.

Was ich damit sagen möchte ist, dass der Schlüssel zum auch wirtschaftlichen Erfolg vor allem darin liegt sich den Menschen / Konsumenten tatsächlich zu öffnen. Den Hof transparent zu machen, nicht nur genormte Rohprodukte anzubauen und anonym in das große ebenso anonyme Netz einzuspeisen, sondern die eigenen Stärken und Besonderheiten auszuarbeiten und daraus echte Produkte, die eine eigene Geschichte erzählen können zu entwickeln. Produkte die die Menschen vor allem aus diesem Grund auch haben wollen und bereit sind den dafür geforderten Preis gerne und ohne wenn und aber zu bezahlen.

In diesem Sinne
Ciao amici, a presto!

Henmen

http://www.podereilcasale.com
... auch so kann Landwirtschaft sein: http://www.polyfaces.com/trailer-deutsch/

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Re: Ende der Globalisierung?

#179

Beitrag von Peterle » Mi 7. Dez 2016, 12:21

hobbygaertnerin hat geschrieben:Was mir immer wieder in den Sinn kommt-
wie gelingt Nachhaltigkeit,
bleiben für die Generationen in weiter Zukunft noch Bodenschätze, fruchtbare Böden, eine intakte Natur-
und nicht nur strahlender Atommüll, abgeräumte Halden?
bei der jetzigen pandemischen Explosion der Menschheit wird die Welt irgendwann eine Art "Garten" sein, sinnvoll genutzt bis in den letzten Winkel, mit Pflanzen und Tieren besetzt mit dem höchsten Nutzwert und alles was nicht unbedingt nötig ist wird es auch nicht mehr geben.
Anders kann man damit wohl kaum umgehen schätze ich.

Gruesse

Peter

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Re: Ende der Globalisierung?

#180

Beitrag von hobbygaertnerin » Mi 7. Dez 2016, 12:39

Ich habe mir auch so meine Strategie zurechtgelegt.
Wenig verbrauchen- lange Nutzungsdauer der Produkte,
auch ein wenig mit dem Gefühl, unseren Kids und Enkeln auf Augenhöhe begegnen zu können.
Aber manchmal macht es mich traurig, dass die nächste Generation so wenig von unserem Leben übernommen hat.
Ich sehe bei der nächsten und übernächsten Generation eher einen wahnsinnigen Druck, um ja überall mithalten und nichts versäumen zu können und wollen.
@peterle,
haben wir wirklich eine pandemische Explosion der Bevölkerung?
Haben wir nicht eher einen pandemische Verbrauch von Ressourcen?
Dieses derzeitige Konsumieren- wenn alle auf dieser Erde so verschwenderisch mit Allem umgehen, wie es derzeit bei uns erwünscht und gefördert wird, dann bräuchten wir noch ein paar Erden hinzu.

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