#198
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von emil17 » Do 22. Feb 2024, 09:17
Lapping von Lapin
Deutsch hat diese nasalen Laute nicht, die in Französisch allgegenwärtig sind und von denen es mehrere Varianten gibt, die die Bedeutung des Wortes wesentlich mitbestimmen. Ein bisschen falsch ausgesprochen und es heisst etwas ganz anderes. Weil viele Franzosen noch schneller reden können als mache Berliner oder Hamburger, wird es für Fremdsprachler schnell schwierig.
Was nicht bedeutet, dass sich Welsche mit Deutsch leichter tun, ganz im Gegenteil. Schon nur die zusammengesetzten Verben sind für sie eine Zumutung, wo die Vorsilbe, die netterweise erst am Schluss vom Satz kommt aber auch fehlen kann, entscheidet was gemeint ist: geben, aufgeben, abgeben, vergeben, zurückgeben, gehen, hingehen, weggehen, angehen und so weiter. Da muss man als französischer Muttersprachler tierisch aufpassen ob da irgendwo in der Satzwurst noch eine Silbe ist die zum Verb gehören könnte, um zu verstehen was der andere eigentlich sagen wollte. Und warum heisst es ich gebe (irgendwas irgendwem irgendwo irgendwann) ab, aber nicht nicht ich gebe (irgendwas irgendwem irgendwo irgendwann) ver?
In der Deutschschweiz sind französische Wörter noch viel mehr verbreitet. Im Elsass "Waggisdeutsch" redet man ein Gemisch aus F und D. Schardängeli = Hausgarten, schalus = eifersüchig usw.
Englisch ist halt Mode. Von Vorteil ist dabei, dass die deutschen zusammengesetzen Ausdrücke sperrig klingen oder man einen Nebensatz machen muss um verständlich zu bleiben ("Risk Management", "Downburst") In der Wissenschaft ist es besonders schlimm, weil man englisch publiziert. Ich weiss noch heute wie wenig ich mich am Anfang traute, bei englischsprachingen Papers, die ich lesen musste, auf die Vermutung zu kommen, dass man auch in Englisch viel Worte aus wenig Inhalt machen kann.
Oft sind sie auch falsch. "Handy" sagt man nur bei uns.
Übermässiger Gebrauch von Anglizismen in Wissenschaft und Wirtschaft deuten oft darauf hin, dass der Redner sich wichtig machen will oder/und wenig Ahnung hat von dem was er da redet oder/und ihm das Publikum egal ist. Da nimmste irgend einen englischen Stellvertreter für etwas was du selbst nur so irgendwie grob begriffen hast und alle glauben du hast Ahnung.
Mit unverständlichen Fachausdrücken kann man sich zudem wunderbar vom unwissenden Pöbel abgrenzen - die sollen bewundern und zahlen. Da spielt es dann auch keine Rolle, dass sie unpräzise oder falsch verwendet werden, was wieder vielen Schwurblern entgegen kommt.
Und "temporärer Liquiditätsengpass" tönt doch besser als "klamm"!
@amigo: und schon wird es unpräzise. Bypass ist eigentlich eine Umleitung oder Umgehung. Abzweigung ist der Ort, wo es so oder anders weitergeht.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.