Welches Buch lest/hört ihr gerade?

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hobbygaertnerin
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Re: Welches Buch lest/hört ihr gerade?

#311

Beitrag von hobbygaertnerin » Di 30. Okt 2018, 09:12

@Doris,
auch die, die auf dem Land aufgewachsen sind, sehen das nicht so herausragend.
Sie wurden in einer Zeit gross, wo es entweder wirklich Mangel und Hunger gab, die Kohlrübe war deshalb fast 100 Jahre ein geächtetes Gemüse, auch in Zeiten des 2. Weltkrieges war Schmalhans Küchenmeister. Kaninchen gelten bei vielen als arme Leute Kost, ebenso Tauben. Und danach kam die Zeit, wo die Frauen eh schon überlastet waren, die Segnung der Gefriertruhe und dann die Dosen und die eingefrorenen Packerl. Dass sie die Arbeitserleichterungen mit Freude annahmen, kann ich gut verstehen.
War auch eine ganze Zeit ein Statussymbol- nicht kochen zu können, von Haushalt keine Ahnung zu haben, die Wirtschaft übernahm gerne die Herstellung von Gerichten, die Herstellung von allen möglichen Putzmitteln, selbst der Schmuck fürs traute Heim wird massenhaft hergestellt und als Einheitsgeschmack verhöckert.

Ich habe lange gebraucht, bis ich noch Frauen gefunden habe, die mit mir ihr altes Wissen teilten.
Mein Glück, ich bin in einer Familie aufgewachsen, wo es ganz selbstverständlich war, Wildobst zu sammeln, Apfelsaft und Sauerkraut zu machen, ich kenne noch das Rühren von Blut für die Blutwurst und wie man Fleisch in Lake einlegte und räucherte.
Dass zu dieser Zeit das auf den Tisch kam, was im Garten draussen heranwuchs, war selbstverständlich.
Und erst mit der Zeit merke ich, was ich hier an reichem Schatz mitbekommen habe.
Aber in meinem Bekanntenkreis bin ich die landlustige Exotin, die meisten sind froh, dass sie alles, was sie essen, im Geschäft kaufen können.
Wo ich auch sehr fündig wurde, Paul Enghofers Schmankerlküche, gibt 5 Bände, soweit ich gerade in Erinnerung habe-
kam in den 70iger Jahren als Fernsehsendung, damals hatte es mich noch nicht interessiert, aber erst später fand ich die Rezepte von alten Wirtinnen, Pfarrerköchinnen, Bäuerinnen sehr nachkochbar. Hab mir die ganzen Bücher auf Flohmärkten zusammengesammelt.
Tante Linas Kriegskochbuch hab ich auf inem Flohmarkt gefunden- ich habs mir gekauft, weil es zeigt, dass auch mit Notrezepten doch noch was essbares rauskommen kann.
Ein Kochbuch über die Kochkunst der Römer hab ich auch, Garum wäre sicher nicht mein Würzgeschmack, aber auch im Mittelalter diese Masse an Gewürzen, um seinen Status zu zeigen, dass man sich das leisten kann, wäre ich nicht so meines.
Man sieht , Kochen und Essen war auch immer ein Statussymbol und ist es heute in anderen Form genauso wieder.

@Sonne, ich weiß nicht, ob bäuerliche Küche wirklich gefragt ist, ich koche halt so, weil es uns schmeckt, weil ich das, was vor Ort da ist, verwenden möchte und weil z.B. ein Kartoffelbratl etwas ist, was man nirgends essen oder sich zum Essen bestellen kann. Pflaumige Dampfnudeln, saftiger Apfelstrudel, Kartoffelpflanzerl, bei den Mehlspeisen gibts ja eine Fülle an überlieferten Rezepten, die heute fast niemand mehr kennt, bzw. kocht.
Pizza, Spaghetti, Fischstäbchen, damit kann ich heutige Kinder begeistern, aber das "alte Essen wollen sie nicht" .........................,

Doris L.
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Re: Welches Buch lest/hört ihr gerade?

#312

Beitrag von Doris L. » Di 30. Okt 2018, 09:32

Ein Kochbuch über die Kochkunst der Röm ... so meines.
In dem Buch steht, man sollte sich das so vorstellen, das die Gewürze einen langen Weg hinter sich hatten und deshalb nicht mehr die Würzkraft hatten. Das wird so gewesen sein. Unsachgeäße Lagerung kam vielleicht noch dazu.
Die armen Leute nahmen getrocknete Mehlbeeren als Rosinenersatz :) Einmal habe ich im Urlaub eine Nelkenwurz herausgezogen und was denkste, was hat die nach Nelke gerochen, wie die Nägelein. Genau weiß ich das nicht aber müßte man die Wurzel nicht wie Nelken verwenden können? Übrigends, hier habe ich auch dann und wann Nelkenwurz herausgezogen, aber nie riecht die Wurzel so wie im Urlaub. Nach nichts. Vielleicht die falsche Art?
Meine Mutter hat nicht gut gekocht und auch nur sehr einfach, von ihr habe ich nichts lernen können. Rezept für Hawai Toast brachte mein Vater mit, auch Kartoffelklöße Rezept brachte er an. Wurde nicht wiederholt. Meine Mutter hatte kein Interesse, wir hatten einen Garten, ich habe den vorbereitet, geerntet wurde nicht.
Wenn ich irgendwo in Urlaub bin kaufe ich zur Erinnerung immer ein Kochbuch aus der Region mit landestypischen Rezepten. Elsaß, Schwarzwald, Hunsrück, nur im Spessart wurde wohl nicht gekocht, hab eins aus Franken.

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Re: Welches Buch lest/hört ihr gerade?

#313

Beitrag von Sonne » Di 30. Okt 2018, 10:30

Doris L. hat geschrieben: nur im Spessart wurde wohl nicht gekocht,
Doch.

https://www.amazon.de/Mit-Oma-Herd-Joss ... 3863143140
Und Gott sah alles an, was er gemacht hatte; und siehe da, es war sehr gut. 1. Mose 1, 31

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Re: Welches Buch lest/hört ihr gerade?

#314

Beitrag von Buchkammer » Di 30. Okt 2018, 12:52

hobbygaertnerin hat geschrieben:Ich hab mir schon ein paar mal vorgenommen, für unsere Kinder diese Schätze als Buch zu machen, aber habs dann doch gelassen, ...
Liegt denn deine Rezeptsammlung schon in digitaler Form vor oder ist das mehr so eine haptische Zettelsammlung?
hobbygaertnerin hat geschrieben:Tante Linas Kriegskochbuch hab ich auf inem Flohmarkt gefunden- ich habs mir gekauft, weil es zeigt, dass auch mit Notrezepten doch noch was essbares rauskommen kann.
Das habe ich mir auch besorgt und koche daraus gerne mal was nach. Außerdem wird darin eine, der damaligen Zeit entsprechend, informative Geschichte erzählt. Ich wünschte, es hätte damals mehr Menschen wie Tante Lina gegeben. :hmm:
Gestern war ich klug und wollte die Welt verändern. Heute bin ich weise und möchte mich verändern. (Rūmī)
https://www.bewusste-menschen.de/

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Re: Welches Buch lest/hört ihr gerade?

#315

Beitrag von Zaraahsoka » Di 30. Okt 2018, 13:53

"Mit hacke und Haube" von Fiona J. Houston,
ich war nämlich Freitag bei einer lieben Mit-Foristin und durfte mir einige Bücher ausleihen und damit habe ich angefangen :)
Eine tolle Zeitreise, sehr liebevoll aufbereitet und man kann es einfach so "weglesen", auch wenn einem schon halb die Augen
zufallen :mued:

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Re: Welches Buch lest/hört ihr gerade?

#316

Beitrag von hobbygaertnerin » Mi 31. Okt 2018, 07:14

@Buchkammer,
nein es liegt noch nicht in digitaler Form vor, sondern in Form eines Ordners mit hangeschriebenen gesammelten Rezepten.

Meine Favoriten an zu lesenden Kochbüchern
sind derzeit
Die gute einfache Küche,
Die gute alte Bauernküche von Marlene Grosse Berg,
Die rustikale Küche,
waraus ich allerdings am Liebsten koche
Der Bäuerin in den Kochtopf g´schaut, alte oberösterreichische Rezepte
Das Kochbuch der Bäuerin von Elisabeth Heinrich.

Kommt wohl auch von der geschmacklichen Prägung her und ohne Schnickschnack, einfach gekocht und doch sehr wohlschmeckend.
Ich schreib hier jetzt nicht, wieviele Kochbücher im Laufe der Jahre zusammengekommen sind, sind meine Bilderbücher zum Durchblättern. :)
Aber auf der anderen Seite, wirklich kochen - da kommen viel weniger Rezepte auf den Tisch.


@Doris, Pizza, Toast Hawai kam sicher auch bei meiner Mutter nicht auf den Tisch, sie hatte andere Spezialitäten, ihren Apfelstrudel - ich krieg ihn heute noch nicht so hin, das gebratene Hähnchen aus eigener Haltung wird bei mir auch nicht so wohlschmeckend wie sie es konnte. Griessbrei mit selbstgemachtem Himbeersirup, einen Auflauf mit Heidelbeeren,ihr Reisauflauf- ihre Mehlspeisenküche - da läuft mir heute noch das Wasser im Mund zusammen.
Und nein Kartoffelknödel gabs bei uns auch nicht, wir sind eine Semmelknödelgegend. Ich muss zugeben, dass ich die Zubereitung von Karotffelknödeln auch nicht beherrsche. Jede Gegend hat ihre landestypischen Rezepte und Spezialitäten.
Meine Mutter hatte sehr wenig Zeit, sehr viel Arbeit, aber das Essen wir trotzdem immer sehr gut.
Was ich von meiner Mutter gelernt habe, dass aus dem, was vor Ort da ist, was gutes gekocht werden kann.
mein Vater hatte viele Jahre Kartoffeln angebaut, selbst gute frische Kartoffeln - nur gekocht- mit ein paar Zutaten- ist wesentlich besser als dieses viele fertige Zeugs.
Einen einfachen Schweinebraten mit Kartoffelkäse und Semmelknödel, Krautsalat, das ist ein Genuss, Sauerkraut aus dem Slow Cooker- mit selbstgemachten Bratwürsten- nicht zu verachten.

Vielleicht ist das auch das Geheimnis der einfachen Küche- ein paar gute Zutaten und es braucht den ganzen Wust an Zutaten, der in heutigen Rezepten in ellenlangen Listen angeführt ist, gar nicht.

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Re: Welches Buch lest/hört ihr gerade?

#317

Beitrag von greymaulkin » Mi 31. Okt 2018, 09:09

hobbygaertnerin hat geschrieben:
... kam sicher auch bei meiner Mutter nicht auf den Tisch, sie hatte andere Spezialitäten, ihren Apfelstrudel - ich krieg ihn heute noch nicht so hin...

Vielleicht ist das auch das Geheimnis der einfachen Küche- ein paar gute Zutaten und es braucht den ganzen Wust an Zutaten, der in heutigen Rezepten in ellenlangen Listen angeführt ist, gar nicht.
Töchterlein hat dieses Phänomen mal im Zusammenhang mit Buchteln erkannt. Mein Vater machte die oft für die versammelte Enkelschar, die dann wie Hühner auf der Stange in seiner Küche hockten. Die wichtigste Zutat fehlt: Opa.

Den Umfang meiner Rezept und Kochbuchsammlung verrate ich auch niemandem ;)
Im Moment habe ich das "Praxisbuch Minifarming" in Arbeit. Ich habe es mir nach der Besprechung hier angeschafft. Leider komme ich da nicht so rein :mued: Ich leg es beiseite und hol es im richtigen Winter vielleicht noch mal hervor.

Gruß, Bärbel

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Re: Welches Buch lest/hört ihr gerade?

#318

Beitrag von Rohana » Fr 2. Nov 2018, 11:14

hobbygaertnerin hat geschrieben:Ich sammle seit vielen Jahren Kochbücher und Erna Horns Bücher gehören in grösserer Zahl dazu, unter anderem auch das von den tafelnden Bayern. Irgendwann hab ich dann angefangen, die alten Rezepte von Bäuerinnen selbst zu sammeln, denn sie gehen verloren. Zum Glück hab ich das schon vor 20 Jahren begonnen, ich betrachte das als einen echten Kulturschatz.
Vernetz dich mal mit den entsprechenden Stellen in Freilicht/Bauernmuseen, da wirst du sicher auf Gegenliebe stossen.
Ich hab mir schon ein paar mal vorgenommen, für unsere Kinder diese Schätze als Buch zu machen, aber habs dann doch gelassen, sie verbinden damit ja nur, dass ich das eine oder andere eben so gekocht habe- sie kochen ganz anders und sie verbinden damit auch keine Erinnerung.
Wir sollten uns mal zusammensetzen, im spontan-mal-ein-Buch-machen habe ich Erfahrung :holy: ich bin mir sicher dass es Menschen gibt die sich dafür interessieren - vielleicht sind es nicht grade die eigenen Kinder, auch wenn's schade ist, aber genügend Leute wissen diese Kultur-Schätze zu - schätzen ;)


Zum Buch was ich lese: Naja, ich warte noch drauf. Aus einem spontanen Impuls heraus wird es Vironymous von Ludger Weß.
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

viktualia

Re: Welches Buch lest/hört ihr gerade?

#319

Beitrag von viktualia » Fr 2. Nov 2018, 15:31

Mir ist neulich bei einer Freundin "Wunder wirken Wunder" von Eckard von Hirschhausen zugelaufen.
So ganz mag ich seinen Humor nicht und er ist auch ziemlicher Schulmediziner, mit etwas erweiterten Scheuklappen,
aber diesem Klappentext konnte ich nicht widerstehen:
"Wundern wir uns vielleicht zu wenig? Jesus konnte Wasser in Wein verwandeln. Aber ist es nicht ebenso erstaunlich, dass der menschliche Körper in der Lage ist, in einer Nacht aus dem ganzen Wein wieder Wasser zu machen?"
War nett, nicht zu schulmedizinisch, aber auch nicht zu albern; ein Rundumblick der heutigen Möglichkeiten, mit ner guten Dosis Kritik am Gesundheitsunwesen.

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Re: Welches Buch lest/hört ihr gerade?

#320

Beitrag von hobbygaertnerin » Sa 3. Nov 2018, 08:36

@Rohana,
da müssen wir uns mal kurzschliessen.
Musste gestern beim Durchblättern von einer landw. Zeitung lächeln, die Rezepte von Oma sind gerade wieder im Kommen.
Auf alle Fälle - ich bleib an dem Thema dran- nicht wegen Verklärung von "Altem", sondern weil z.B. pflaumige Dampfnudeln mit dem sauren Schmalz einfach super gut schmecken.
Weil man früher mit ein paar Zutaten, die in der Regel verfügbar und im Haus waren, auch was Gutes auf den Tisch kam.
Weil z.B. auch ein lauwarmer selbstgemachter Kartoffelsalat mit Endivien - oder Gurkensalat gemischt, zwar ein altmodisches Essen, aber ein sehr wohlschmeckender Salat in der kälteren Jahreszeit ist.
Weil langsam gekocht, geschmort oder gebraten sehr lecker schmeckt- und weil Essen, egal ob zu unserer Zeit oder selbst bei den vielen vor uns lebenden Kulturen mehr ist/war als nur den Teller zu befüllen.
Wir kennen von vielem/allen heute den Preis, aber nicht mehr den Wert.

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