Kann es sein, dass unser Wohlstandsmodell am Ende ist?

Was halt nirgendwo passt
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ohne_Furcht_und_Adel
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Re: Kann es sein, dass unser Wohlstandsmodell am Ende ist?

#361

Beitrag von ohne_Furcht_und_Adel » Fr 18. Nov 2022, 07:21

Es kommt halt darauf an, den Lebensstil den finanziellen Rahmenbedingungen anzupassen. Wenn ich Krankenpfleger bin und kein Zahnarzt mit eigener Praxis, kaufe ich dem Junior kein Saxophon- es sei denn, er spielt schon seit Jahren begeistert auf einem Leihgerät. Und wenn ich überhaupt einen PKW habe (auf dem Land ist das mitunter besser), dann wohl keinen Neuwagen mit hohem Verbrauch; darüber mache ich mir dann vorher genügend Gedanken.

Nicht über seine Verhältnisse zu leben, ist eine gute Tugend. Das sieht man jetzt schon, wenn manche lauter Ratenzahlungen an der Backe haben, während der "Rest" der Ausgaben wegen Teuerungen unerwartet gestiegen ist. Ich hatte schon als 20jähriger die Maxime, nie alles auszugeben, sondern jeden Monat etwas übrig zu behalten, z.B. 10%. Und dann auch bei seltenen, höheren Ausgaben wie z.B. Reisen das Sparschwein nicht komplett zu plündern. Das habe ich als Familienvater beibehalten...

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emil17
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Re: Kann es sein, dass unser Wohlstandsmodell am Ende ist?

#362

Beitrag von emil17 » Fr 18. Nov 2022, 07:48

Als ob es so einfach wäre ... du vergisst das Hauptmotiv unnötiger Ausgaben (unnötig aus Sicht eines Dritten): mit den Nachbarn mithalten.
In der Schule wird es dann je nach Kultur dort schwer, dass die Kinder nicht jedes Jahr das neueste Eifon haben müssen ohne gehänselt zu werden.
Und wenn du bloss bei der Tante in Klein-Kuhdorf im Urlaub warst statt auf den Malediven, wird man niedergemacht.
Viel davon trägt nicht wirklich zur Lebensqualität bei, so haben wir früher von Nachbarn dauernd Kleidersäcke bekommen, fast alles nur einmal getragen und sehr vieles auch sehr unpraktisch.
All das wird natürlich von der Werbung stark gefördert, weil nur so kann man in einer Welt einen Konsum aufrecht erhalten, wo alle schon alle Konsumartikel doppelt und dreifach haben.
Wichtig scheint mir, dass man vorlebt, dass man sein Wohlergehen nicht über solche Statusartikel definieren muss.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Kann es sein, dass unser Wohlstandsmodell am Ende ist?

#363

Beitrag von Rohana » Fr 18. Nov 2022, 08:14

ohne_Furcht_und_Adel hat geschrieben:
Fr 18. Nov 2022, 07:21
Nicht über seine Verhältnisse zu leben, ist eine gute Tugend. Das sieht man jetzt schon, wenn manche lauter Ratenzahlungen an der Backe haben, während der "Rest" der Ausgaben wegen Teuerungen unerwartet gestiegen ist. Ich hatte schon als 20jähriger die Maxime, nie alles auszugeben, sondern jeden Monat etwas übrig zu behalten, z.B. 10%. Und dann auch bei seltenen, höheren Ausgaben wie z.B. Reisen das Sparschwein nicht komplett zu plündern. Das habe ich als Familienvater beibehalten...
:daumen: :daumen: :daumen:

Ich hab Zeiten mit 400-450 Euro im Monat ausgehalten während andere doppelt so viel hatten und gejammert haben, mir hat es gereicht weil ich für *meine* Ansprüche genug hatte - die ich aber nie unglaublich stark aus Geldmangel beschneiden musste. Da hatten wir aber auch nicht das Preisniveau von jetzt :ohoh:
emil17 hat geschrieben:
Fr 18. Nov 2022, 07:48
Als ob es so einfach wäre ... du vergisst das Hauptmotiv unnötiger Ausgaben (unnötig aus Sicht eines Dritten): mit den Nachbarn mithalten.
[...]
Wichtig scheint mir, dass man vorlebt, dass man sein Wohlergehen nicht über solche Statusartikel definieren muss.
Das Vorleben ist in vielen Aspekten, so auch in diesem, unglaublich wichtig! Ich hoffe sehr dass meine Tochter nicht traurig ist weil wir, solange wir Tiere haben, nicht in Urlaub fahren können wie andere (ganz abgesehen von der Geldfrage). Und was mir ganz wichtig ist: Man muss sich nicht über Status- oder andere *Artikel* definieren. Etwas können ist doch so viel schöner als etwas haben, denn das kann nicht kaputtgehen und es bleibt mir ein Leben lang, genau wie Erinnerungen an schöne Momente, Zusammenhalt in der Familie und ähnliches "immaterielles".
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

Ferry
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Re: Kann es sein, dass unser Wohlstandsmodell am Ende ist?

#364

Beitrag von Ferry » Fr 18. Nov 2022, 17:49

Bei Urlaub merke ich ganz deutlich das das für mich zum unnötigen Luxus gehört.
Leider sieht mein Mann das ganz anders. Da muss ich dann schon ganz schön schlucken wenn er 600€ für 1 Woche ausgibt... wenigstens muss ich nicht mit. Wir haben ja Tiere:)

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Re: Kann es sein, dass unser Wohlstandsmodell am Ende ist?

#365

Beitrag von sybille » Fr 18. Nov 2022, 18:43

ohne_Furcht_und_Adel hat geschrieben:
Fr 18. Nov 2022, 07:21
Es kommt halt darauf an, den Lebensstil den finanziellen Rahmenbedingungen anzupassen. Wenn ich Krankenpfleger bin und kein Zahnarzt mit eigener Praxis, kaufe ich dem Junior kein Saxophon- es sei denn, er spielt schon seit Jahren begeistert auf einem Leihgerät. Und wenn ich überhaupt einen PKW habe (auf dem Land ist das mitunter besser), dann wohl keinen Neuwagen mit hohem Verbrauch; darüber mache ich mir dann vorher genügend Gedanken.

Nicht über seine Verhältnisse zu leben, ist eine gute Tugend. Das sieht man jetzt schon, wenn manche lauter Ratenzahlungen an der Backe haben, während der "Rest" der Ausgaben wegen Teuerungen unerwartet gestiegen ist. Ich hatte schon als 20jähriger die Maxime, nie alles auszugeben, sondern jeden Monat etwas übrig zu behalten, z.B. 10%. Und dann auch bei seltenen, höheren Ausgaben wie z.B. Reisen das Sparschwein nicht komplett zu plündern. Das habe ich als Familienvater beibehalten...
So habe ich das auch immer gemacht und mache es heute noch. Mir ist es wichtig immer eine bestimmte Summe für ungeplante Ausgaben zu haben.

Ich habe leider keine Kinder arbeite aber berufsmäßig viel bei wohlhabenden Familien mit Kindern. In einigen Haushalten werden ide Kinder verwöhnt. Sie wollen ein I-Phone und bekommen es, sie wollen Markenklamotten und bekommen sie, Urlaub 2-3 mal im Jahr ist selbstverständlich ... In anderen Haushalten wird den Kindern von vorne herein klargemacht das Mutter und Vater für diese Kosten arbeiten müssen und das es eben nicht selbstverständlich ist das alles zu bekommen.
In der Schule wird es dann je nach Kultur dort schwer, dass die Kinder nicht jedes Jahr das neueste Eifon haben müssen ohne gehänselt zu werden.
Und wenn du bloss bei der Tante in Klein-Kuhdorf im Urlaub warst statt auf den Malediven, wird man niedergemacht.
Es kommt schon sehr auf die Erziehung und das Selbstbewußtsein der Kinder an wie sie später werden.
Hühner sind Menschen wie Du und ich, nur das sie zur Hausordnung Hackordnung sagen.

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Re: Kann es sein, dass unser Wohlstandsmodell am Ende ist?

#366

Beitrag von emil17 » Sa 19. Nov 2022, 10:38

sybille hat geschrieben:
Fr 18. Nov 2022, 18:43
Es kommt schon sehr auf die Erziehung und das Selbstbewußtsein der Kinder an wie sie später werden.
Genau das ist doch die Kunst: Wie erziehe ich, damit die selbstbewusst werden, ohne bloss egoistisch zu sein?
Wenns zu spät ist kann man leicht merken, was offenbar schiefgelaufen ist - das geht bei Nachbars Kindern viel einfacher als bei den eigenen.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Kann es sein, dass unser Wohlstandsmodell am Ende ist?

#367

Beitrag von Kirschkernchen » Sa 19. Nov 2022, 15:48

Ferry: "Bei Urlaub merke ich ganz deutlich das das für mich zum unnötigen Luxus gehört.
Leider sieht mein Mann das ganz anders."

Neulich sprach ich mit einem Mädchen, was meinte: "Eine gute Doku genügt, da muss man nicht erst hin fahren."
Früher hieß es: "Bereise jedes Jahr ein neues Land, das erweitert deinen Horizont."

Wenn man in ärmeren Ländern unterwegs ist, bemerkt man erst, dass die gerne noch unseren Wohlstand haben möchten.
Es sei ihnen gegönnt.

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Re: Kann es sein, dass unser Wohlstandsmodell am Ende ist?

#368

Beitrag von Rohana » Sa 19. Nov 2022, 16:09

Ich würde gerne nochmal in andere Länder reisen. Das ist aber absoluter Bonus und wirklich Luxus für mich, vielleicht geht es irgendwann einmal - selbstverständlich ist das sicher nicht!
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

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Re: Kann es sein, dass unser Wohlstandsmodell am Ende ist?

#369

Beitrag von ohne_Furcht_und_Adel » Sa 19. Nov 2022, 22:48

Meine Reisejahre sind eigentlich vorbei; ich habe schon vieles gesehen und kann mich glücklich darüber schätzen. Natürlich könnte ich mir gut noch weitere Ziele vorstellen. Aber wichtiger ist mir, sesshaft zu sein und es zuhause gemütlich zu haben. Der Rest der Familie ist weniger herumgekommen, also da muss man wohl irgendwie mitteln.
Ferry hat geschrieben:
Fr 18. Nov 2022, 17:49
Bei Urlaub merke ich ganz deutlich das das für mich zum unnötigen Luxus gehört.
Leider sieht mein Mann das ganz anders. Da muss ich dann schon ganz schön schlucken wenn er 600€ für 1 Woche ausgibt... wenigstens muss ich nicht mit. Wir haben ja Tiere:)
Genau! Knapp drei Wochen im Süden mit geliehenem Wohnmobil kamen mir diesen Sommer sowohl ökologisch wie auch vom Selbstversorger- Standpunkt her zunehmend fragwürdig vor. Vor der gigantischen Leclerc- Mall schön Diesel und AdBlue nachfüllen bei über 30 Grad... wenige Tage später brannte die Umgebung. Zuhause kämpften die Obstbäume und Sträucher um ihr Überleben; vieles an Gemüse hätte längst geerntet werden müssen.
So mancher kann sich Urlaub allgemein immer schlechter leisten, auch Camping ist deutlich teurer geworden. Ich habe mich beim Reisen früher nie wie ein erhabener Oberschichtler gefühlt, den das blöde Elend anderer nichts angeht, sondern der weiter fröhlich prasst. Aber so langsam finde ich die hergebrachten Tourismus- Formen irgendwie überholt, unangemessen. So schön wie es teilweise war, es fühlte sich irgendwie falsch an. Nicht nur wegen des Gartens zuhause, aber wegen der buchstäblichen Geldverbrennerei, wegen dieses zur Schau getragenen Unbeteiligtseins am Sturm, der sich offenbar zusammenbraut, und wegen der Erderwärmung.

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Re: Kann es sein, dass unser Wohlstandsmodell am Ende ist?

#370

Beitrag von emil17 » Mo 21. Nov 2022, 10:35

Kirschkernchen hat geschrieben:
Sa 19. Nov 2022, 15:48
Neulich sprach ich mit einem Mädchen, was meinte: "Eine gute Doku genügt, da muss man nicht erst hin fahren."
das stimmt manchmal schon - für Destinationen wie NewYork oder Malle ...
Kirschkernchen hat geschrieben:
Sa 19. Nov 2022, 15:48
Wenn man in ärmeren Ländern unterwegs ist, bemerkt man erst, dass die gerne noch unseren Wohlstand haben möchten.
Es sei ihnen gegönnt.
Ganz vorurteilhaft-verallgemeinernd:
Die Mehrheit von "denen" will vor allem unsere Statussymbole. Genau wie bei uns. Handy und Markenturnschuhe. Neues und zu grosses Auto vor nicht abzahlbarer Hütte. Alles andere kriegt man erst mit, nachdem man dort wirklich lebt.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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