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Wie schafft ihr das alles. Version 2.0

Verfasst: Di 20. Mai 2014, 22:47
von Olaf
Moin,
ich dächt, wir hätten so einen Thread aber ich find nur einen mit Wäsche!
Können wir gern an einen passenden anhängen:
Problem:
Mein Frau ist für eine Woche weg. Gut so, sie kann sich mal erholen, und ich find es interessant.
Jetzt merke ich erst, wie schlecht ich alleine zurecht kommen würde:
Über Wäsche denk ich gar nicht erst nach, ich brauch ja auch nicht soviel :rot: und ist ja nur ne Woche.
(Ich war paar Jahre allein erziehend, ich kann durchaus Wäsche waschen!)
Aber ich müsste alles mögliche reduzieren, nach 9 Stunden Fronarbeit bleibt nicht mehr genug Zeit:
Oldtimerverein, ich hab heute über ne Stunde Plakate aufgehängt? Unfug!
Selber melken? Dauert nicht so lange, bindet mich aber terminlich. Wozu, wo soll ich die Zeit zum Käsen hernehmen?
Garten ist wichtig, aber ich hab mir seit 2 Tagen keine Salat mehr gemacht, alleine ist es auch zu schnöde, vielleicht schaff ich es ja noch, die Radischen, die ich schon rausgerupft habe, weil sie kurz vorm schießen waren zu putzen und morgen zu essen.
Brot esse ich gekauftes, das machen wir aber meist so im Sommer, weil die Zeit auch so fehlt, es sei denn, es regnet 3 Tage am Stück.
Ein Glück, ich habe nächste Woche zufällig Urlaub, da kann ich überfällige Reperaturen machen und den Ziegenstall ausmisten.
Worauf ich hinaus will?
Es sind ja, wenn sich erst mal so ne Arbeitsteilung entwickelt hat manchmal die primitivsten Sachen, wer leert den Briefkasten, sind bei uns immerhin 80 Meter vom Haus, ich bin nur noch wiederwillig hingedackelt, hätt ich, wenn ich dran gedacht hätte natürlich auch mit dem Auto mitnehmen können....
Und eigentlich hab ich sogar Glück... ich hab nen Bürojob und komme im Prinzip körperlich (ja, geistig auch) ausgeruht von der Arbeit nach Hause.
Wer da richtig malochen musste, dem wird der Sinn nicht nach SV stehen....
Überleg ich grad so.
(Und noch, wenn einer von uns beiden dauerhaft ausfiele...)
Olaf

Re: Wie schafft ihr das alles. Version 2.0

Verfasst: Di 20. Mai 2014, 23:33
von hunsbuckler
Wie ich das alles schaffe?
Leider fast gar nicht.
Nach 12 (früher 14) Std. Nachtwache (Industriepförtner) ist erstmal pennen bis ca. 14-15:00 angesagt (wenn nicht so ein idiotischer Paketdienst, Schornsteinfeger, Strom- oder Wasserableser klingelt :bang: ).
Mein Milchkontrollchef und befreundete Autoausleiher haben nach 10 Jahren und sehr deutlicher Ansage :motz: auch endlich kapiert, daß man mich nicht vor 15:00 anzurufen hat.
Dann wird vorm Internet gefrühstückt, bei dringendem Bedarf Wasch- oder Spülmaschine beladen und angemacht, eben beim Dorfkompost Pflanzen und Brennholz gerettet, das Auto für den anderen Job umgeräumt, und Einkaufen und zum Bauern gefahren.
Der restliche Haushalt versinkt im Chaos (ok, bin auch ein Messie...).
Mein Garten ist ein darwinistischer Urwald.
Gemüse ist ohne Schneckenbekämpfung völlig zwecklos, also gibt es nur 5 Pflaumenhochstämme und Beerensträucher.
Letzes Jahr trieb ich einen riesenAufwand, um meine 20 Dahlienstauden großzukriegen, das mache ich dieses Jahr nicht nochmal, entweder sie wachsen den Schnecken irgendwann davon oder gehen halt ein...
Kartoffel"beet" wurde spontan aus einer Schubkarre voll weggeworfener Kellerkartoffeln "quick+dirty" angelegt:
Stück Unkraut gemäht, Kartoffeln breitwürfig verteilt, weil weder Zeit noch Kraft zum Einbuddeln, mit Mähgut gemulcht und ihrem Schicksal überlassen.
Die Brennholzhaufen werden kontinierlich höher und warten darauf, daß endlich Geld für eine vernünftige Säge über ist...

Re: Wie schafft ihr das alles. Version 2.0

Verfasst: Mi 21. Mai 2014, 03:45
von centauri
Naja olaf was soll man dazu sagen.
Irgendwie fehlt einfach das gegengewicht.
Und sei mal froh das das ende absehbar ist.
Vor jahren wurde bei meiner lebensgefährtin krebs festgestellt.
Von dem zeitpunkt an habe ich das ruder an mich gerissen.
Habe ihr einfach das gefühl geben wollen das sie sich nur um sich kümmern muss,
und die anderen dinge werden geregelt.
Nach zwei jahren arbeit, haushalt, kinder und briefkasten leeren war ich kaputt.
Die beziehung auch!
Sie bekam krankheitsbedingt psychologische unterstützung.
Ich glaube, ich hätte auch eine gebraucht.
Ab und an treffe ich sie.
Sie ist wieder gesund.
Und dann freue ich mich das alles so gut ausgegangen ist.
Und das ist mir wichtig!

Re: Wie schafft ihr das alles. Version 2.0

Verfasst: Mi 21. Mai 2014, 06:30
von Zottelgeiss
Moin :)

Organisation ist alles! Gucken, welche Gegebenheiten da sind, Prioritäten setzen, nichts schleifen lassen. Aufgaben delegieren.
Und dann geht das.

Bis ich hier in die Gegend zog, hatte ich einen großen Hof (Gebäude 60x15 m, 1,5 ha Grund direkt am Haus), vorn Wohnbereich, Mittelgang, hinten Stall. Ich hatte 25 Ziegen, zwischen 30 und 150 Hühner (da Eier verkauft), 4 Hunde, rund 12 Katzen plus die zur Vermittlung, Ungarische Lockengänse zum Spass, dazu zeitweise: 3 Einstellpferde (hab ich nicht versorgt), Mastgeflügel (70 Broiler, hausgeschlachtet), 50 Perlhühner auf Bestellung für die Berufsschule gezogen, 2 Schlachtschweine. Gemüse für den Eigenbedarf, Brot gebacken.
Ich hatte einen 30 h Job in einer TA- Praxis in 20 km Entfernung und drei Kinder zwischen 2 und 6 Jahren, nen Mann mit Drei- Schicht- Job und dann keinen mehr. Den Hof hab ich aber allein gemacht (gemanagt), der Mann war total unzuverlässig. Nach der Trennung etwas runtergefahren, arbeitsmäßig, Pferde raus, kein Mastgeflügel und Perlis mehr, aber dann die Schweine. Zu dem Zeitpunkt hatte ich ca. 1700,- netto, die ich aber nicht gebraucht habe.
Das Gebäude war eine Großbaustelle, drei Jahre lang war mein Küchenabfluss ein Eimer.

Ich muß jetzt mal die Kinder wecken, ich schreib später noch was dazu.

Frohen Tag wünscht
die Zottelgeiss

Re: Wie schafft ihr das alles. Version 2.0

Verfasst: Mi 21. Mai 2014, 06:48
von centauri
@zottelgeist
Stimmt, prioritäten setzten.
Hab ich damals auch gemacht :roll:
Und eins kann ich auch sagen:
Ich fühlte mich irgendwie gelebt! :ua:

ps. Deine mutter war gestern bei w wie wissen. Deine mutter finde ich toll! :)

Re: Wie schafft ihr das alles. Version 2.0

Verfasst: Mi 21. Mai 2014, 07:10
von Tara
Ich habe mich auch gewundert, als ich mal halbtags gearbeitet habe - und auch nicht fertig wurde mit der restlichen Arbeit. Wie hatte ich das alles gemacht, als ich Vollzeit im Büro war? Tja, einfach schneller und strukturierter.

Wir haben auch Arbeitsteilung, denn manche Sachen macht einer lieber als der andere und manche Sachen kann einer besser als der andere. Warum soll ich den Rasen im großen Garten mähen oder die Bäume schneiden, wenn ihm das körperlich leichter fällt? Warum soll er kochen, wenn es ihn stresst, mehr als eine Pfanne auf dem Herd zu haben? Wenn einer ausfällt, merkt man erst mal, was der eigentlich so schafft...

Das sollte man im Alltag mehr würdigen, was der andere so einbringt und einem abnimmt.

Alleine würde ich auch einige Dinge verzichten (müssen), weil das nur zu zweit zu schaffen ist. Aber alleine würde ich auch nicht so oft kochen beispielsweise. Wenn mein Mann mit seinen Jungs in Urlaub ist, esse ich schön Brot oder mal ne gekaufte Pizza...

Re: Wie schafft ihr das alles. Version 2.0

Verfasst: Mi 21. Mai 2014, 07:21
von Picassa
Zottelgeiss hat geschrieben:Organisation ist alles! Gucken, welche Gegebenheiten da sind, Prioritäten setzen, nichts schleifen lassen. Aufgaben delegieren.
Und dann geht das.
Sorry, aber da muss ich doch heftigst widersprechen.
Ich hatte ein altes Haus, einen kleinen Garten, Vollzeitjob in 30km Entfernung, habe nebenbei zwei Sprachen gelernt (eine für die Arbeit, die andere zum Vergnügen), war zu der Zeit an der Musikschule (mit wöchentlich zwei festen Termin und täglichem Üben).

Wenn man täglich für ca. 30 Stunden Arbeit hat und alleine wohnt, dann kann man organisieren wie man will: es BLEIBT zu viel Arbeit. Und delegieren kann man als Single auch nicht. An WEN denn?

Wenn der Schornsteinfeger kommen wollte oder die Stadtwerke eine neue Wasseruhr einbauen wollte (nur mal als Beispiel), musste ich immer einen halben Tag Urlaub nehmen; wenn was Größeres am Haus zu reparieren war, ging das nur im Urlaub.
Musste das Auto in die Werkstatt, musste ich oft einen halben Tag Urlaub nehmen bzw. war (wenn die Reparatur länger dauerte) rund 15-16 Stunden mit den Öffis unterwegs, um zur Arbeit und zurück zu kommen...
Sachen bestellen (z.B. ein Buch, Kleidung für die Arbeit) konnte ich komplett vergessen, es war niemand da, der ein Päckchen angenommen hätte, man musste es dann bei der 5km entfernten Post abholen, die für Arbeitnehmer unmögliche Öffnungszeiten hatte.

Geschlafen habe ich in dieser Zeit in der Regel nur vier bis fünf Stunden, am Wochenende etwas länger.
Auf Dauer blieb mir nichts anderes übrig, als die Sprachenlernerei an den Nagel zu hängen, nur zwei bis drei Mal die Woche zu kochen (sonst schnelles Aufwärmen oder Brot essen).
Normalerweise hätte ich auch die Musik aufgeben müssen... aber wofür lebt man eigentlich??? Nur noch zum Schuften?

SV wäre in dieser Zeit unmöglich gewesen, ebenso Tierhaltung.

Erst als mein Mann bei mir eingezogen war (der mir mit seiner Behinderung und seinen schlechten Deutschkenntnissen allerdings auch nur wenig Arbeit abnehmen konnte), wurde es besser. Immerhin musste ich keinen Urlaub mehr für den Schorni nehmen, er konnte die Handwerker ins Haus lassen, wenn was repariert werden musste, er konnte auch tagsüber mal die kleinen Pflänzchen gießen (von da an war nämlich auch etwas Gemüse aus dem Garten endlich möglich), er hat den Abwasch erledigt, die Waschmaschine laufen lassen, während ich noch auf der Arbeit war und und und. Eben all die tausend kleinen Handgriffe, die Olaf im Einganspost anspricht.

Ganz ehrlich: mir graut vor dem Tag, an dem ich wieder zur Lohnarbeit muss... keine Ahnung, wie und ob wir das dann mit dem großen Garten schaffen werden. Wahrscheinlich müssen wir dann wieder Vieles aufgeben. Mehr als zwei Stunden im Garten schafft mein Mann körperlich nicht, und alles was am/im Haus zu tun ist, ist sowieso mein Job (und wenn´s nur der Nagel ist, der in die Wand gehauen werden muss).
Wir hatten anfangs auch an Tiere gedacht. Aber das können wir echt knicken, dafür fehlt wirklich die Zeit (da ich ja zu 80% alles alleine stämmen und bald wieder arbeiten gehen muss).
Man muss realistisch bleiben. Wenn´s nicht geht, dann geht´s eben nicht!

Re: Wie schafft ihr das alles. Version 2.0

Verfasst: Mi 21. Mai 2014, 07:27
von kraut_ruebe
es geht schon alleine auch, man man darf dabei ja nicht vergessen dass vieles routinesache ist (also so dinge wie post oder wäsche, die merkt man dann ja gar nicht mehr, das geht so nebenbei mit ohne aufzufallen) und man sein leben anders aufstellt wenn man das alleine macht.

wenn man ein leben mit partner führt, dann geht auch zeit, energie und gedanken in die partnerschaft. in den menschen selbst, in dessen wünsche, in dessen vorhaben, und man tut auch ne menge dinge die man alleine nicht oder nicht so machen würde.

macht man sein ding alleine, dann kann man sich alles so einteilen wie es einem am besten liegt und von der hand geht. und alles braucht bloss zu einem selber passen, was den aufwand stark minimiert.

beides hat so seine vorteile. wenn man gemeinsam etwas will, sich also einig ist, kann man ne menge auf die beine stellen. wenn man alleine weiss was man möchte und prioritäten entsprechend setzt, dann geht es genauso.

natürlich bleibt man auch da und dort mal hängen. weil der partner kurz weg ist und man dessen arbeitsanteil mitschupfen muss oder mal ein projekt ungeplant ausufert und alles durcheinanderbringt. das ist gut so, woher sollten wir sonst in guten zeiten das gefühl nehmen dass alles saugut läuft und uns mit nem drink in der hand zufrieden in die hängematte werfen? ;)

Re: Wie schafft ihr das alles. Version 2.0

Verfasst: Mi 21. Mai 2014, 07:35
von centauri
@kraut_rübe :daumen:
Da wäre jetzt alles gesagt :)

Re: Wie schafft ihr das alles. Version 2.0

Verfasst: Mi 21. Mai 2014, 08:39
von greymaulkin
Wir setzen vor allem Prioritäten da, wo WIR damit leben können. Das führt dann dazu, daß Außenstehende sagen: wie könnt ihr so leben? Einer hat mal gesagt: MIR wär das zu rustikal :rot: , und der nimmt das sonst auch nicht so genau. Uns bleibt nichts anderes übrig, da wir uns mit dem "Gestüt" zeitlich völlig übernommen haben :grinblum: , aber wir vermissen eigentlich nur das Moppedfahren....Der Garten bleibt dies Jahr liegen, dafür haben wir den Gemeinschaftsacker. Aus dem Garten holen wir, was von alleine kommt und vorm Haus haben wir Salate und Kräuter und bald Tomaten und Auberginen. :hmm: Und ein paar Bohnen und Zucchini. Guck mal, DA bleibt noch Zeit !! :lol:
Wenn wir im Lotto gewinnen würden, hätte unser Tag immer noch 24 Stunden. Wir könnten Leute bezahlen, etwas für uns zu tun, aber das, was wir gerne machen, würden wir immer noch selber tun, genau wie jetzt, es würde sich nichts ändern. Ja, gut, die Küche wäre nicht mehr der Eingangsraum, es läge nicht alles herum und wenn´s nicht liegt, dann stapelt es sich, und der Boden wäre immer gewischt. Das wär´s dann aber auch. Na, gut: misten würden wir auch gerne abgeben, dann müßte Florrie heute nicht zum Einfahren in den Ausbildungsbetrieb, das würden wir dann auch komplett selbst machen, so sind wir nur zwei-dreimal die Woche da.
Ich bin froh, daß wir nicht melken müssen.
Und delegieren können wir an niemanden. Wir delegieren auf eine Liste, über die wir ab und an mal drüberschauen und was streichen oder ergänzen. Gestern Harald in seiner Eigenschaft als Elektromeister für Euros unterwegs, kam erst nach meiner Spätschicht nach Hause. Das bedeutete: morgens die Tiere alle so versorgen, daß sie zwischen 12 und 21 für sich selbst sorgen können, dann die Tiere zur Nacht versorgen, gut, daß es so lange hell ist, dann duschen und ins Bett fallen. Heute habe ich dienstfrei. Und gleich machen wir eine große Trainingstour, weil es vormittags noch kühl ist, nachher eine Ladung Wäsche aufhängen, Maschine läuft schon, jetzt noch die Spülmaschine aus- und einräumen, und ich stecke heute die Zwiebeln und säe die Möhren, während Harald mistet, danach kümmere ich mich um den Pflasterhof vor unseren Ställen (kundenfreundlich :schmoll: ).

Gruß, Bärbel