Amigo hat geschrieben:Aber auch warum bei 0815 Produkten nicht schnell mal in den Osten verlagern?
Das wurde ja auch gemacht – besonders in den 2 Jahrzehnten nach dem Mauerfall. Aber da gibt es Grenzen und die Maerkte der Zukunft sind nun mal in Fernost. Die Industrie muss immer dahin gehen wo die Exportmaerkte sind. Oft wird im Gegenzug von Exportgeschaeften verlangt, dass es Technologietransfer oder Herstellung vor Ort geben muss. Selbst wenn das keine Auflage ist, dann ist es doch oft vorteilhaft wenigstens einfache Dinge im Exportmarkt herzustellen. Was Solarpanelen oder andere elektronische Massenprodukte angeht, sind die Massstaebe so riesig, dass es fast niemand mehr mit den Chinesen aufnehmen kann.
Kork lohnt sich kaum noch. Wir haben unsere Korkeichen schon seit ueber 10 Jahren nicht mehr schaelen lassen. Es gibt in P. einige Exportfirmen, aber es fehlt eben am Unternehmergeist oder an der Unternehmerkultur, wie es sie in vielen deutschen Firmen seit ueber 100 Jahren gibt. Das kann man nicht so leicht aufbauen. Letztes Jahre wurden in Nordportugal einige grosse Textilfabriken stillgelegt, weil sie nicht mehr konkurenzfaehig waren. Es gibt auch auslaendische Firmen wie VW, die hier fertigen lassen. Das VW Werk in Setubal macht ungefaehr 1% des portugiesischen Nationalprodukts aus. Wenn solche Firmen zumachen, dann ist tote Hose. Es gibt einfach keine andere Firmen, wo die Leute wieder Arbeit finden koennen. Seit beginn der Krise sind fast eine viertel Millionen Portugiesen ausgewandert – vor allem nach Angola und Brasilien. Damit leben fast 2 von 10 Portugiesen im Ausland. Die Krise hat das Land schon sehr gebeutelt.Bei Portugal denk ich an Kork und bei Griechenland an ...äh...Ouzo ?
Handel beruht auf Gegenseitigkeit. Wenn du nach China exportieren willst, musst du chinesische Importe zulassen. Wenn ein Land staendig zuviel exportiert und ein anderes Land zuwenig, dann kommt es zu einem Handelsungleichgewicht und zu politischen Auseinandersetzungen. Wenn also der deutsche Handelsueberschuss noch groesser wuerde als er schon ist, wuerde das zu politischem Druck (besonders aus den USA und Frankreich) fuehren. Ein maessiger Handelsueberschuss ist schon wichtig fuer D., aber er sollte eben nicht zu gross sein.Diesen Satz verstehe ich jetzt gar nicht.
Doch das geht, aber das allgemeine Bildungsniveau muss natuerlich angehoben werden. Neben Kfz und Chemie, ist der Maschinenbau der wichtigste Industriezweig in D. Dann gibt es natuerlich auch noch den Anlagenbau und diverses Andere. Der Maschinenbau stellt die Maschinen her, die die Chinesen brauchen um ihre Konsumgueter herzustellen. Natuerlich werden die Chinesen auch Maschinen herstellen, deshalb koennen deutsche Hersteller nur ueberleben, wenn sie staendig innovative sind, um immer einen Schritt voraus zu sein. Die Entwicklung der Umwelttechnik war auch ein gluecklicher Zug, der sich als Begleiterscheinung der gruenen Bewegung ergeben hat. Das haben die Amerikaner glatt verschlafen. Ich halte die Umwelttechnik fuer einen der staerksten Wachstumssektoren. Alternative Energien und Recycling koennen riesige Maerkte werden.Und D kann auf Dauer mit Porsche / DB und ein paar Maschinenbauern wahrscheinlich keine 80 Millionen zum Teil schlecht ausgebildete Menschen ernähren.
Laender wie D. und Japan koennen eigentlich nur ueberleben, wenn sie sich auf die sogenannten "Knowledge-based Technologies" konzentrieren. Das sind Verfahren, Materialien und dergleichen, die fast in allen Geraeten vorkommen auch wenn man sie nicht sieht, aber ohne sie wuerde fast die ganze Welt um uns herum zusammenbrechen. Wenn du wissen willst, welches Land die besten Chancen fuer die Zukunft hat, musst du dir die Anzahl der Patente anschauen.
Die Chinesen sollen ruhig die Solarpanelen herstellen, das koennen die besser als wir es in D. koennen. Pro Kopf exportieren die Deutschen noch immer fast 15 Mal soviel wie die Chinesen. Der deutsche Gesamtexport ist auch noch hoeher als der japanische oder der amerikanische, obwohl das wesentlich groessere Laender sind. Nein, den freien Markt abzuschaffen ist in D. sicher nicht mehrheitsfaehig.
Aber es gibt natuerlich Probleme mit der Globalisierung und dem freien Markt - nicht bei Solarpanelen. Die Probleme sehe ich eher bei Nahrungsmitteln und landwirtschaftlichen Erzeugnissen. Das ist nun mal nicht Produkte wie andere Gueter.