Bitte, wer erklärt mir die Welt?

Was halt nirgendwo passt
DieterB
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Re: Bitte, wer erklärt mir die Welt?

#31

Beitrag von DieterB » Sa 28. Apr 2012, 00:32

Hallo Amiga, danke fuer die Antwort
Amigo hat geschrieben:Aber auch warum bei 0815 Produkten nicht schnell mal in den Osten verlagern?


Das wurde ja auch gemacht – besonders in den 2 Jahrzehnten nach dem Mauerfall. Aber da gibt es Grenzen und die Maerkte der Zukunft sind nun mal in Fernost. Die Industrie muss immer dahin gehen wo die Exportmaerkte sind. Oft wird im Gegenzug von Exportgeschaeften verlangt, dass es Technologietransfer oder Herstellung vor Ort geben muss. Selbst wenn das keine Auflage ist, dann ist es doch oft vorteilhaft wenigstens einfache Dinge im Exportmarkt herzustellen. Was Solarpanelen oder andere elektronische Massenprodukte angeht, sind die Massstaebe so riesig, dass es fast niemand mehr mit den Chinesen aufnehmen kann.
Bei Portugal denk ich an Kork und bei Griechenland an ...äh...Ouzo ?
Kork lohnt sich kaum noch. Wir haben unsere Korkeichen schon seit ueber 10 Jahren nicht mehr schaelen lassen. Es gibt in P. einige Exportfirmen, aber es fehlt eben am Unternehmergeist oder an der Unternehmerkultur, wie es sie in vielen deutschen Firmen seit ueber 100 Jahren gibt. Das kann man nicht so leicht aufbauen. Letztes Jahre wurden in Nordportugal einige grosse Textilfabriken stillgelegt, weil sie nicht mehr konkurenzfaehig waren. Es gibt auch auslaendische Firmen wie VW, die hier fertigen lassen. Das VW Werk in Setubal macht ungefaehr 1% des portugiesischen Nationalprodukts aus. Wenn solche Firmen zumachen, dann ist tote Hose. Es gibt einfach keine andere Firmen, wo die Leute wieder Arbeit finden koennen. Seit beginn der Krise sind fast eine viertel Millionen Portugiesen ausgewandert – vor allem nach Angola und Brasilien. Damit leben fast 2 von 10 Portugiesen im Ausland. Die Krise hat das Land schon sehr gebeutelt.
Diesen Satz verstehe ich jetzt gar nicht.
Handel beruht auf Gegenseitigkeit. Wenn du nach China exportieren willst, musst du chinesische Importe zulassen. Wenn ein Land staendig zuviel exportiert und ein anderes Land zuwenig, dann kommt es zu einem Handelsungleichgewicht und zu politischen Auseinandersetzungen. Wenn also der deutsche Handelsueberschuss noch groesser wuerde als er schon ist, wuerde das zu politischem Druck (besonders aus den USA und Frankreich) fuehren. Ein maessiger Handelsueberschuss ist schon wichtig fuer D., aber er sollte eben nicht zu gross sein.
Und D kann auf Dauer mit Porsche / DB und ein paar Maschinenbauern wahrscheinlich keine 80 Millionen zum Teil schlecht ausgebildete Menschen ernähren.
Doch das geht, aber das allgemeine Bildungsniveau muss natuerlich angehoben werden. Neben Kfz und Chemie, ist der Maschinenbau der wichtigste Industriezweig in D. Dann gibt es natuerlich auch noch den Anlagenbau und diverses Andere. Der Maschinenbau stellt die Maschinen her, die die Chinesen brauchen um ihre Konsumgueter herzustellen. Natuerlich werden die Chinesen auch Maschinen herstellen, deshalb koennen deutsche Hersteller nur ueberleben, wenn sie staendig innovative sind, um immer einen Schritt voraus zu sein. Die Entwicklung der Umwelttechnik war auch ein gluecklicher Zug, der sich als Begleiterscheinung der gruenen Bewegung ergeben hat. Das haben die Amerikaner glatt verschlafen. Ich halte die Umwelttechnik fuer einen der staerksten Wachstumssektoren. Alternative Energien und Recycling koennen riesige Maerkte werden.

Laender wie D. und Japan koennen eigentlich nur ueberleben, wenn sie sich auf die sogenannten "Knowledge-based Technologies" konzentrieren. Das sind Verfahren, Materialien und dergleichen, die fast in allen Geraeten vorkommen auch wenn man sie nicht sieht, aber ohne sie wuerde fast die ganze Welt um uns herum zusammenbrechen. Wenn du wissen willst, welches Land die besten Chancen fuer die Zukunft hat, musst du dir die Anzahl der Patente anschauen.

Die Chinesen sollen ruhig die Solarpanelen herstellen, das koennen die besser als wir es in D. koennen. Pro Kopf exportieren die Deutschen noch immer fast 15 Mal soviel wie die Chinesen. Der deutsche Gesamtexport ist auch noch hoeher als der japanische oder der amerikanische, obwohl das wesentlich groessere Laender sind. Nein, den freien Markt abzuschaffen ist in D. sicher nicht mehrheitsfaehig.

Aber es gibt natuerlich Probleme mit der Globalisierung und dem freien Markt - nicht bei Solarpanelen. Die Probleme sehe ich eher bei Nahrungsmitteln und landwirtschaftlichen Erzeugnissen. Das ist nun mal nicht Produkte wie andere Gueter.

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guenther
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Re: Bitte, wer erklärt mir die Welt?

#32

Beitrag von guenther » Sa 28. Apr 2012, 03:59

Ich halte die Umwelttechnik fuer einen der staerksten Wachstumssektoren. Alternative Energien und Recycling koennen riesige Maerkte werden.
ja, solange noch genuegend rohstoffe da sind. gibts denn sowas wie gruenen wachstum? sicherlich nur in der natur :lol:

windmuehlen, solaranlagen, staudaemme, gezeitenkraftwerke, usw. usw., werden ja nicht aus fichtenholz mit hanfstricken zusammengepempert, oder :haha:

lg. guenther

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Re: Bitte, wer erklärt mir die Welt?

#33

Beitrag von Bunz » Sa 28. Apr 2012, 05:24

Waldläuferin hat geschrieben:und was sagt jetzt Deine Frau dazu?
Weiß nicht, muß es ihr erst zeigen.
Allerdings...ich habe ja gesagt, es ist ein Bild; ich möchte keinesfalls König von Deutschland sein und von China gleich garnicht.
Übrigens:
Hat das einer im TV gesehen, unter welchen Bedingungen in China die Jeans hergestellt werden?
Nee, nee, diese armen Schweine da...schuften für nichts im Gift, Dreck und Gestank nur damit hier ein Unmensch billige Hosen anbieten kann.
lg
Bunz
Der Weg zur Gesundheit führt durch die Küche und nicht durch die Apotheke.
Sebastian Kneipp

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Re: Bitte, wer erklärt mir die Welt?

#34

Beitrag von emil17 » Sa 28. Apr 2012, 09:43

Zum Theme Geld (wieder mal):
Bei Werkzeug habe ich einfach keine Zeit und keine Lust, dauernd statt zu arbeiten zum Baumarkt zu fahren und das Neuschrott-Teil auf Garantie auszuwechseln. Ist auch Zeitdiebstahl. Andersrum, für das Geld eines guten Werkzeugs kriegste 4 billige: 4mal hin fahren und tauschen, und dann dauernd ein Billigteil in den Händen gehabt statt was anständiges.
Bei der Zeit-Währung würde der Beschiss klar: Ich kriege z.B. beim guten Gerät für 200 Euros 50 Betriebsstunden. Beim schlechten für 40 Euros 5 Betriebsstunden. Also 5 schlechte Geräte = 25 statt 50 Betriebsstunden, abzüglich 4 Umtauschaktionen zu je 2 Stunden. Kein Geschäft.
Deshalb die Weisheit: "Kein Geld, um billig zu kaufen". Hingegen sollte man das Geld für Qualität ausgeben, nicht für Mode, Markennamenzuschläge und so weiter.
Bei Bauarbeiten mach ich selber was ich kann und sonst nur lokale Unternehmer - die wollen auch leben und weil sie wissen, dass man sie später antrifft und darüber redet, können sie es sich nicht leisten, Murks zu machen. Wollen Sie auch nicht - anständige Arbeit für anständigen Preis, passt für beide Seiten. Ich will keine Garantie, ich will Arbeit, wo man keine Garantieleistungen beanspruchen muss.
Gegenbeispiel: Hier gibt es eine jahrhundertelange Bautradition in Massivholzblockbau. Da hat aber so ein ganz schlauer Einheimischer irgendwelche Billigfertigholzhäuser aus Fernosteuropa bauen lassen, um sie dann als Ferienwohnungen zu verkaufen. Nun hängt aber beim Holzblockbau sehr viel vom Wissen der Arbeiter ab (wie macht man Eckverbindungen, wo das Regenwasser nicht reinzieht, wie erkennt man drehwüchsiges Holz bevor es sich verdreht hat, usw). Die Hütte wurde jedenfalls auf 2 LKWs angeliefert und von irgend einem ukrainischen Bautrupp im Akkord zusammengeklopft. Es wurde eine Bauruine, der verantwortliche Unternehmer kann plötzlich nur noch estnisch und ist überhaupt schwer zu erreichen, Gerichtsstand irgendwo ganz weit weg.
Die Lokalen Unternehmer weigern sich, daran Reparaturarbeiten auszuführen - Recht haben sie.

@ Olaf: Mit dem Geld ist es wie mit einem Brunnen - es sollte mindestens soviel zufliessen wie man verbraucht, egal wie gross das Becken ist. Der Unterschied ist der, dass man, wenn man nie klamm ist, nicht zur Unzeit einkaufen muss, sondern dann, wenn es Sonderangebote gibt. Damit meine ich preislich herabgesetzte Qualitätsware, nicht wertlosen Neuschrott.
Seltsamerweise tut man sich leichter damit, auf unnötige Einkäufe verzichten, wenn man es sich leisten könnte. Ausserdem spart man die Lastzinsen auf die Miesen. Wer nach Gehaltsgutschrift sein Konto gerade so auf Null hat, der kann nicht rechnen.

@DieterB: Was mich an der Sichtweise der Volkswirtschaft stört, ist, dass sie mit meinem täglichen Leben einfach gar nichts zu tun hat, ausser dass man mir erklären kann, dass es ein Naturgesetz ist, wenn ich meinen Job verliere, und deshalb letztlich vermutlich sogar in meinem eigenen Interesse. Deshalb müsste ich wohl auch Eier kaufen, statt selber Hühner zu halten - wir warten auf eine Selbstversorger-Sondersteuer, weil Selbstversorgung Sabotage am Volkswohl ist? Ausserdem stört mich das "Wer hat, dem wird gegeben" Prinzip. Die Gesetze der Volkswirtschaft wollen eine Gesllschaft, wo fast alle miese Jobs am Existenzminimum haben und einige ohne viel zu machen immer reicher werden. Das kanns ja nicht sein. Was ist eigentlich der Sinn der Wirtschaft?

@elch: "Wir stehlen den Chinesen Zeit und Lebensqualität, damit wir billige Jeans haben" - kann man küzer und treffender wohl nicht sagen :daumen:
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Bitte, wer erklärt mir die Welt?

#35

Beitrag von luitpold » Sa 28. Apr 2012, 10:12

Die Gesetze der Volkswirtschaft wollen eine Gesllschaft, wo fast alle miese Jobs am Existenzminimum haben und einige ohne viel zu machen immer reicher werden. Das kanns ja nicht sein. Was ist eigentlich der Sinn der Wirtschaft?

@elch: "Wir stehlen den Chinesen Zeit und Lebensqualität, damit wir billige Jeans haben" - kann man küzer und treffender wohl nicht sagen
weil das hier ein erklärungsfaden ist,
der sinn ist wohlstand versorgung und sicherheit für alle. was ich damit meine: das vorhandensein des landhandels für die SV, irgendwoher muss heu und hühnerfutter ja kommen, gelle? :) ALDI für die nicht-SV und hornbach für alle. wasser und strom aus der leitung, diesel aus der zapfsäule. und irgendwer muss die staatsdiener ja auch noch zahlen.... das ganze konstrukt ist dann volkswirtschaft. :engel:

miese jobs, jeder der eine ausbildung hat und im system kann, kann hier immer noch auskömmlich leben. wer im system nicht kann wird auch noch mitgeschleppt und durchgefüttert.

ich habe jetzt gerade einmal gegoogelt woher meine jeans kommen, oh wunder aus herford/germany. also es geht auch ohne china und preislich sind sie trotzdem ihm rahmen. meine schuhe kommen aus dem waldviertel, mein wein und gemüse aus der nachbarschaft, kühe und schweine besuche ich auch regelmäßig bevor sie auf den teller kommen. also ich denke es wird stark übertrieben.
Es muß sich alles ändern, damit es bleibt, wie es ist.

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Re: Bitte, wer erklärt mir die Welt?

#36

Beitrag von DieterB » Sa 28. Apr 2012, 12:50

Amigo hat geschrieben:Und D kann auf Dauer mit Porsche / DB und ein paar Maschinenbauern wahrscheinlich keine 80 Millionen zum Teil schlecht ausgebildete Menschen ernähren.
Hier noch ein aktueller Nachtrag:

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/w ... 32797.html
Das Fernostgeschäft ist für Volkswagen zu einer tragenden Säule geworden. Nirgendwo laufen die Verkäufe besser, mehr als ein Viertel des Konzernabsatzes entfällt auf China. Auch für Mercedes, BMW oder Porsche wird das Land auf absehbare Zeit der wichtigste Markt der Welt. In weiteren deutschen Schlüsselbranchen sieht es ähnlich aus, etwa im Maschinenbau, in der Elektroindustrie oder in der Chemiewirtschaft.
(...)
China ist, wie man heute sagt, „systemrelevant“ für die deutsche und die internationale Wirtschaft geworden. Es ist „too big to fail“, zu groß, um zu scheitern. Deshalb legt sich niemand mit dem Land an, die Regierungen nicht und die Unternehmen schon gar nicht.

DieterB
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Re: Bitte, wer erklärt mir die Welt?

#37

Beitrag von DieterB » Sa 28. Apr 2012, 12:59

guenther hat geschrieben:ja, solange noch genuegend rohstoffe da sind. gibts denn sowas wie gruenen wachstum? sicherlich nur in der natur :lol:

windmuehlen, solaranlagen, staudaemme, gezeitenkraftwerke, usw. usw., werden ja nicht aus fichtenholz mit hanfstricken zusammengepempert, oder :haha:

lg. guenther
Guenther, du machst Witze! Haben wir jetzt schon den Peak-Zement ueberschritten?

Dann muessen sich Selbstversorger aber ganz schoen zurueckhalten bei ihren Bauprojekten. Ich hab da kein Problem, benutze hauptsaechlich Natursteine und Stampflehm.

Du weisst ja, dass ich gewiss nicht dem blinden Glauben an die Technologie verfallen bin. Aber es ist nunmal Tatsache, das neue Technologien (besonders gruene) viel sparsamer mit Rohstoffen umgehen als alte. Neue Autos sind sparsamer als alte.

der elch oh schreck

Re: Bitte, wer erklärt mir die Welt?

#38

Beitrag von der elch oh schreck » Sa 28. Apr 2012, 20:11

hallo ,
@luitpold herstellungsort ist oft nur noch der ort wo ein etikett eingenäht wird.

da die modische gesellschaft von heute nicht mal die zeit hat etwas solang zu tragen bis es modisch getragen erscheint...
nimmt man für wenig geld, die zeit, gesundheit, lebesQUALität und das leben von anderen.
http://www.engagiert-in-deutschland.de/ ... wsblog.565

des einen qualität die qual von einigen ?

bei tieren auch ... woher kommt wohl der ziegendarm fürs wiener würstchen ?

grüße nen

elch

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guenther
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Re: Bitte, wer erklärt mir die Welt?

#39

Beitrag von guenther » Sa 28. Apr 2012, 22:05

Neue Autos sind sparsamer als alte.
ich kauf immer uralte karren 3-max5hundert euro. aber mind. 50 meilen (80 km)/gallone (5l). mehr kriegst du aus den neuen auch nicht raus. abgas vorschriften gelten fuer neue und alte. (zz. hab ich peugeot 406 1.9 td estate :daumen: )

letztes jahr wurden 2000pfund/euro praemie bezahlt , bei neukauf eines autos, fuers verschrotten des alten. also extra rohstoffe, um ein paar arbeitsplaetze in der autoindustrie voruebergehend zu erhalten. :bang: :bang: :haha:

lg. guenther

DieterB
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Re: Bitte, wer erklärt mir die Welt?

#40

Beitrag von DieterB » So 29. Apr 2012, 00:05

guenther hat geschrieben:letztes jahr wurden 2000pfund/euro praemie bezahlt , bei neukauf eines autos, fuers verschrotten des alten. also extra rohstoffe, um ein paar arbeitsplaetze in der autoindustrie voruebergehend zu erhalten.
Ja, ja, das ist schon verrueckt. Aber was willst du machen, denn wie schon die alte Bauernregel sagt: „was gut ist fuer Daimler, ist gut fuer D.“, da kann eine Regierung noch so gruen sein. Mein Wagen hat schon gut 20 Jahre auf der Kuehlerhaube und ich hoffe, dass er nochmal mindestens 5 Jahre haelt.

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