Homeschooling/Heimunterricht

Forenschänke und Smalltalk
Benutzeravatar
Oli
Moderator
Beiträge: 3447
Registriert: Mi 30. Mär 2011, 14:07
Wohnort: SH
Kontaktdaten:

Re: Homeschooling/Heimunterricht

#11

Beitrag von Oli » Fr 15. Jan 2021, 13:24

Dyrsian hat geschrieben:
Do 14. Jan 2021, 18:30
Hier beschränkt sich die Unterstützung der Lehrerschaft auf das Verteilen einer Aufgabenliste / Kopien einmal die Woche (4. Klasse). Ist aber schon viel, beim letzten Lockdown gab es glaube ich alle drei Wochen mal ein paar Zettel. Eingesammelt und korrigiert wurde meines Wissens nach nichts. Dieses Mal sollen die Kinder die Zettel wohl nächste Woche abgeben. Mal sehen. Wundert mich nicht, dieses Viertel zählt zu den aufgegebenen Stadtteilen.
Der Kleine ist in der KiGa-Notbetreuung, so kann ich morgens 3-4 Stunden arbeiten, um 14:00 Uhr kommt meine Frau inkl. dem Kleinen von der Arbeit, dann fahre ich in die Arbeit oder mache was von Zuhause aus, bis um ca. 20:00 Uhr, dann nach Hause, essen, schlafen.
Es ist irre anstrengend, glücklicherweise habe ich "nur" 32 Stunden (die dann aber knackig) pro Woche auf der Arbeit. Unter der Woche habe ich momentan maximal 45 Minuten "Freizeit" am Tag, spätabends, das belastet mich sehr. Mir ist klar, das andere sicher noch weniger Zeit haben, aber ich brauche einfach ab und zu mal ein paar Stunden für mich, wo ich im Garten oder in der Werkstatt was machen kann.
Am Wochenende dann saubermachen, einkaufen usw.
Ich hatte immer schon ein schlechtes Bild vom Lehrerberuf, vielleicht weil unsere Lehrer früher so unglaublich schlecht waren. Die Leistung im Lockdown hat mein Bild nicht verbessert! Wenn ich sehe, wie wir uns an der Uni den Arsch aufreißen im Bereich "digitale Lehre" und das mit dem vergleiche was an der Schule abläuft kann ich nur sagen: armselig! :ohoh:
Mann, das klingt gar nicht gut Dyrsian.
Es hängt so unheimlich viel an den Lehrern, ich bin immer noch dankbar für die 2-3 echt engagierten, die mit Feuereifer und großem Einsatz dabei waren. Tatsächlich ist von dem Stoff, den die missmutigen, dauerkranken angeboten haben auch nicht sonderlich viel hängen geblieben. :hmm:

Ich würde an eurer Stelle vermutlich Lehrmaterial kaufen und zusätzlich 'füttern'. Aber insgesamt ist es kacke wenn die Lehrer die Schüler aufgegeben haben, das brennt sich doch für's Leben ein, schrecklich.
Die restliche Situation klingt auch nervenzehrend und dass du auch mal ein paar Stunden für dich brauchst ist verständlich und wirklich wichtig. Ich kann das gut nachvollziehen weil ich 24/7 die Kinder habe und das seit 7 Jahren. Manchmal möchte man einfach nur ein one-way-ticket buchen und dort dann ins Leere starren. :o:

Hier hat sich gestern nachmittag herausgestellt, dass die Lehrerin am Dienstag das Material für die nächsten 2 Wochen per E-Mail verschickt hat, das aber bei vielen nicht ankam. Gestern habe ich dann zumindest den ersten teil erhalten und der ist wirklich gut. Sie hat sich viel Mühe gegeben und es waldorfmässig ganz toll aufbereitet. Die 3-Königsgeschichte in 3 Teilen mit schönen Bildern und ruhiger Musik auf Video gesprochen und bei Youtube hochgeladen, 2 entsprechende Lieber mit Nichte und Tochter gemeinsam aufgenommen und bereitgestellt und eben das restliche Arbeitsmaterial auch schön eingebettet.

Ich stelle immer wieder fest, dass die Waldorf-Rituale unheimlich viel ausmachen. Wenn wir den Schultag mit dem Morgenspruch und einem Lied einleiten, wird die Kleine tatsächlich von einer andächtigen Stimmung erfasst. Das kann man sich bei dem Halunken sonst nicht vorstellen. :mrgreen:
Da ich anscheinend nicht genug Druckerpatronen gepreppt habe, musste ich die Arbeitsblätter heute selber zeichnen. Das kann ich ganz gut und schnell und siehe da: die wurden tatsächlich dann auch mehr wertgeschätzt und weiter ausgefüllt als gewohnt.

Vermutlich ist der Querschnitt der Waldorflehrer etwa 80% motivierter als Staatslehrer - was sie wohl auch sein müssen, wenn sie für Hungerlohn viel mehr Arbeit und Selbstorganisation auf sich nehmen - aber es es wäre so schön, wenn mehr Lehrer (und lehrende Eltern) sich bewusst machen würden, wie sehr sich das auszahlt, was man reintut! (Learn to change the world ist ein ziemlich passender Slogan wie ich finde, egal wie man ihn auslegt)

Ich hoffe, ihr bekommt den Knoten irgendwie gelöst, sodass die Kinder nicht durch 'Sippenhaft' langfristig Schaden nehmen. Wolltet ihr nicht sowieso die Biege machen da?

Claudia
Förderer 2017
Förderer 2017
Beiträge: 60
Registriert: Di 31. Jul 2012, 13:50
Familienstand: ledig
Wohnort: Nürtingen

Re: Homeschooling/Heimunterricht

#12

Beitrag von Claudia » Fr 15. Jan 2021, 13:25

Hallo zusammen,

ich möchte mich hier einmal einklicken und fragen, bedeutet bei Euch Homeschooling, dass die Kinder/Jugendlichen Aufgaben aus Buch/Arbeitsblättern und dgl. erhalten und sie diese – mit oder ohne Hilfe der Eltern - bearbeiten müssen???? Oder gibt es dazu auch digitalen Unterricht via Tablet oder sonstwie irgendwelche Erläuterungen durch den Lehrer an die Kinder?

Bin leider gerade in der blöden Situation, dass ich auf meine alten Tage (bin seit fast 2 Jahren Rentnerin) noch in digitalen Unterricht einsteigen muss. Habe blöderweise bei meinem alten Arbeitgeber, einem Bildungszentrum, letztes Jahr – noch vor Corona-Zeiten - mich bequatschen lassen, einen Honorarvertrag zu unterschreiben, um bei eventuellen Lehrer-Engpässen Vertretungsstunden zu übernehmen. Jetzt habe ich das Problem, dass ich die nächsten zwei Monate bei einem Deutschkurs für Zugewanderte den digitalen Unterricht übernehmen soll und habe ehrlich gesagt keine Ahnung wie das praktisch/technisch funktionieren soll. Das einzige, was ich von meinem Arbeitgeber bekommen habe, sind zwei Mails mit Zugangsdaten auf zwei unterschiedlichen Plattformen und eine ca. 20seitige PowerPoint-Präsentation, mit einer Bedienungsanleitung.

Falls jemand mit digitalem Unterricht bereits Erfahrung gesammelt hat, wäre es nett, mir mal Eure Erfahrungen mitzuteilen. Was ich mir momentan am wenigsten vorstellen kann, wie das sein wird, vor dem Laptop zu sitzen und Aufgaben/Grammatikstrukturen/ Wortbedeutungen und dgl. zu erklären und dabei nicht die Reaktion der Kursteilnehmer sehen zu können. Auch befürchte ich, dass die Bedienung des Programms mich dermaßen in Beschlag nimmt, dass ich mich kaum noch auf die Kursteilnehmer konzentrieren kann.

Gruß Claudia

Gruß Claudia

Benutzeravatar
Sonne
Förderer 2019
Förderer 2019
Beiträge: 2057
Registriert: Mo 1. Jan 2018, 21:57

Re: Homeschooling/Heimunterricht

#13

Beitrag von Sonne » Fr 15. Jan 2021, 14:38

Oli hat geschrieben:
Fr 15. Jan 2021, 12:58
Also wenn deine Enkelin auch so ist, dass freuen sich die dazugehörigen Eltern bestimmt, dass eine echte Oma vorhanden ist. Da ist nämlich jede Entlastung Gold wert. :daumen:
Meine Tochter ist Erzieherin. :mrgreen:

Und sie machen es prima. Ich bin als Oma (und der Opa natürlich auch) willkommen und sogar sehr erwünscht. Aber Erziehung - da halte ich/wir mich/uns raus. Sie üben selbst einen geschickten Spagat zwischen Freiraum und Konsequenz.

Was mich ein bißchen irritiert hat...an Weihnachten waren sie da und am nächsten Tag wollte mein Sohn mit seinen Jungs kommen...und sie sagte zu meinem Mann, wenn S. da ist wäre es wahrscheinlich deutlich entspannter für uns. Und das - so mein Mann - hätte etwas traurig geklungen.

Tja - was soll man sagen. Abgesehen davon, dass unsere Tochter 4 Kinder hat (da, gab es Zwillinge im Oktober) und 4 Kinder nunmal mehr fordern als nur 2, sind die Jungs von meinem Sohn tatsächlich relativ handlich - wenn durchaus auch manchmal wild (zum Glück) - und pflegeleichter. Dafür haben sie wahrscheinlich mal Lese-Rechtschreib-Probleme. Die Kleine von meiner Tochter spricht fast besser als ihr 2 Jahre älterer Cousin. (Nun ja - ein bisschen übertrieben.)

Was lehrt uns das? Es lehrt uns: Nimm ein Kind wie es ist.

Beim einen ist das leichter, beim anderen muss man sich anstrengen. Bei meiner Enkelin muss man sich da tatsächlich manchmal anstrengen. Sie ist halt nicht so 'ne Kuschelmaus. Ich bin grad die letzten Tage zufällig auch am überlegen, wie man sie am besten 'erreichen' kann. Teilweise ist das überhaupt nicht schwer - manchmal kommt man an Grenzen. Und manchmal muss man einfach akzeptieren, dass es ist, wie es ist. Man muss auch aushalten können, dass ein Kind heult oder bockt.

Im übrigen ist bei uns eigentlich mein Mann der 'Kinderflüsterer'. Meine Hauptbegabung ist das nicht unbedingt so großartig.

Was den Schlendrian betrifft sehe ich bei euch gar nicht so ein Problem. Ihr habt vermutlich viel anderes, wo das Kind ganz natürlich lernt, dass es auch 'Pflichten' gibt. (Der Hof...Tiere...Geschwister)

Vielleicht kannst du sie mit was Neuem reizen. Ein Musikinstrument oder sprich doch zum Spaß einen Tag - oder auch mehrere, wenn ihr das Spaß macht - mal nur Englisch/Französisch mit ihr. Oder bringe ihr Schach bei. (Ok - das ist jetzt alles aber auch 'ne Zeitfrage.)

Aber intelligente Kinder versagen oft, weil sie unterfordert sind.
Und Gott sah alles an, was er gemacht hatte; und siehe da, es war sehr gut. 1. Mose 1, 31

Benutzeravatar
Oli
Moderator
Beiträge: 3447
Registriert: Mi 30. Mär 2011, 14:07
Wohnort: SH
Kontaktdaten:

Re: Homeschooling/Heimunterricht

#14

Beitrag von Oli » Fr 15. Jan 2021, 14:44

@Claudia
1. Ja
2. Nein
Liegt zum einen an der pädagogischen Ausrichtung und zum anderen möchte ich bezweifeln, dass es für die Altersklasse angemessen ist.
Wir haben von Beginn des Schuljahres an auf den Elternabenden besprochen, wie der Unterricht aufgebaut ist und wie wir im Falle eines weiteren Lockdowns bzw. Quarantäne verfahren.

Sprachunterricht geht vermutlich vom Ding her ganz gut via zoom oder so. Vor allem wenn die Lernenden sowieso einen großen Teil der Zeit online verbringen, für dich als Lehrende ist es natürlich eine echt schwierige Situation jetzt.

Benutzeravatar
Oli
Moderator
Beiträge: 3447
Registriert: Mi 30. Mär 2011, 14:07
Wohnort: SH
Kontaktdaten:

Re: Homeschooling/Heimunterricht

#15

Beitrag von Oli » Fr 15. Jan 2021, 14:50

@Sonne: Vielleicht meinen wir doch was anderes :lol: Hier ist jeder Tag auch ohne Homeschooling eine Herausforderung.
Ich sprach vor den Ferien mit einer Bekannten - auch Erzieherin - die gerade ihr sechstes Kind bekommen hat. Die ersten 4 waren easy, dann kam eines was mehr Einsatz verlangte als alle anderen zusammen und jetzt anscheinend wieder ein entspanntes.
Die meisten Eltern, die ein solches Kind haben, bekommen kein weiteres. es gibt sogar Studien dazu. Sie hat allerdings auch 6 Jahre vergehen lassen dazwischen.

Dyrsian
Förderer 2018
Förderer 2018
Beiträge: 1882
Registriert: Mi 19. Okt 2011, 21:56
Familienstand: in einer Beziehung
Wohnort: Duisburg

Re: Homeschooling/Heimunterricht

#16

Beitrag von Dyrsian » Sa 16. Jan 2021, 10:48

Oli hat geschrieben:
Fr 15. Jan 2021, 14:50
Die meisten Eltern, die ein solches Kind haben, bekommen kein weiteres. es gibt sogar Studien dazu. Sie hat allerdings auch 6 Jahre vergehen lassen dazwischen.
Bei uns liegen mehr als 7 Jahre dazwischen. Der Große ist so heftig, dass wir so früh gar kein zweites Kind hätten bekommen können, das wäre rein zeitlich/nervlich gar nicht gegangen.
Ich hörte von Leuten die via MS Teams Unterricht haben, das geht sehr gut - es gibt sogar eine Funktion um sich zu melden usw. Es gibt auch Lern-Plattformen wie Moodle, die wir an der Uni nutzen. Moodle ist sogar kostenlos!
Guten Unterricht digital zu machen, ist viel anstrengender als in Präsenz. Wenn ich eine Übung im Hörsaal mache, gehe ich hin, labere 2 Stunden an der Tafel und gehe wieder raus. Um die gleiche Übung in Moodle zu programmieren, mit sich automatisch verändernden Aufgaben, Lösungsvideos usw. habe ich mehr als eine Woche gebraucht.
Ich bin nicht so der Kinder-Pädagoge (hab aber 2 :haha: ), aber es scheint mir als ob Kinder auch ein schnelles Feedback brauchen, also Aufgabe machen - abgeben - Feedback. 1 Woche ist deutlich zu lang, das sind Zeiträume die zumindest unser 9 Jähriger nicht wirklich überschauen kann.
Lehrer sind verbeamtet, und dieser Beruf zieht einen ganz bestimmten Typ Mensch an. Es gibt Untersuchungen dazu, da kam u.a. raus dass Lehrer von allen Akademikern im Schnitt den schlechtesten Abidurchschnitt haben. Die wenigen Idealisten die es sicher auch gibt, werden an den entsprechenden Schulen im Lehrerzimmer gezielt fertig gemacht, bis sie entweder aufhören "den Schnitt nach oben zu drücken" oder sich an eine Waldorf-, Privat- (!), oder sonstige Schule verziehen. Das ist wie am Fließband, wer zu schnell arbeitet drückt die Bandgeschwindigkeit nach oben und kriegt nach Schicht aufs Maul. Habt ihr mal gesehen, was an Privatschulen abläuft? Da ist sicher nicht alles Gold, aber neben der besseren Ausstattung sind die Schüler hier eben auch Kunden, d.h. wenn ich schlechte Qualität abliefere sind die Kunden schnell weg.
Wegen meiner eigenen sehr schlechten Erfahrungen an der Schule (als ich danach an die Uni kam, gute Professoren hatte, hab ich das erste Mal gemerkt wie viel Spaß Lernen machen kann, ohne diese Unterdrückung von frustrierten, zynischen alten Männern, die dich nur noch loswerden wollen) wollte ich meine Kinder gerne an eine Privatschule tun, aber es war am Ende einfach zu teuer (800€ im Monat). Auch die räumliche Entfernung war ein Problem, und ich dachte das System Schule hätte sich in den letzten 30 Jahren weiterentwickelt. Hat es scheinbar nicht.

So, genug der Hasstiraden. Ich bin eigentlich dagegen im Internet sowas zu schreiben, aber hab mich jetzt einmal dazu hinreißen lassen. Man möge mir verzeihen. :aeh:

Benutzeravatar
Sonne
Förderer 2019
Förderer 2019
Beiträge: 2057
Registriert: Mo 1. Jan 2018, 21:57

Re: Homeschooling/Heimunterricht

#17

Beitrag von Sonne » Sa 16. Jan 2021, 11:51

Ich kann dich verstehen, Drysian. Lehrer - da hatten wir auch nur wenig gute.

Allerdings - einfach haben sie es nicht. Ich habe Lehrer gesehen, die mit hängenden Schultern durch die Schulgänge schlurften. Eine verließ regelmäßig das Klassenzimmer und irgendwann tuschelten die Kinder: Alkohol. Die waren völlig überfordert. Was mich nicht wundert. Allein schon der Mix aus Deutschen, Türken, Russen, Flüchtlingen aller Nationalitäten ist eine enorme Herausforderung. Dazu die verschiedenen Erziehungsstile der Eltern und auch die Anspruchshaltung mancher Eltern.

Ich bezweifle stark dass - vor Corona - Lehrer genug materielle, emotionale oder personelle Unterstützung bekommen haben. Warum sollte es jetzt also besser laufen?

Ich finde es zwar nicht gut, kann aber nachvollziehen, wenn bei Lehrern der Idealismus auf der Strecke bleibt.

Mein Mann hat gestern auf irgendeinem Sender gesehen, einen Schuldirektor mit turmhohem Papierstapel neuer Anordnungen. Das war's dann auch schon. Wie er das umsetzen kann und wo all die versprochen Dinge und Hilfen bleiben und funktionieren, da kann er selbst danach gucken - und das ist nahezu unmöglich.
Und Gott sah alles an, was er gemacht hatte; und siehe da, es war sehr gut. 1. Mose 1, 31

Zottelgeiss
Förderer 2019
Förderer 2019
Beiträge: 1726
Registriert: Mi 25. Jan 2012, 22:45
Wohnort: Lübeck
Kontaktdaten:

Re: Homeschooling/Heimunterricht

#18

Beitrag von Zottelgeiss » Sa 16. Jan 2021, 11:58

Man muss den ganzen Stress gar nicht mitmachen. Kinder lernen das was sie brauchen und wollen dann, wenn sie es können. Das merkt man dann schon.

Einer der besten Sätze meines Großen war, als ich mir mal wieder was tolles ausgedacht hatte und ihn fragte "Levi, wollen wir mal xyz machen???" und er mich genauso begeistert anlächelte und sagte "Mama, wollen wir xyz mal nicht machen???" Da ist mir ein Kronleuchter aufgegangen und ich habe sehr daran gearbeitet, Dinge NICHT zu machen. M.M.n. muss man Kinder nicht zu etwas hin erziehen, aber es ist schon gut, wenn man lernt, ihnen in ihrer Entwicklung nicht im Weg zu stehen.

Oli, Förderung nach §35 bedroht von seelischer Behinderung! Es wird nicht einfacher ;-)
Die eigenen Grenzen sind immer die Grenzen des anderen.

Benutzeravatar
Oli
Moderator
Beiträge: 3447
Registriert: Mi 30. Mär 2011, 14:07
Wohnort: SH
Kontaktdaten:

Re: Homeschooling/Heimunterricht

#19

Beitrag von Oli » Sa 16. Jan 2021, 12:26

Ich stimme mit vielem was du schreibst überein Dyrsian und ich habe herzlich gelacht beim Mittelteil wo es um die Typisierung geht. :lol:
Und auch ich stelle fest, dass ich mich für die Erziehung kleiner Kinder - und vor allem spezieller - oft nicht ausreichend gewappnet fühle es so zu machen wie ich es möchte - oder mir irgendwann schlicht die Kraft, Kreativität usw. ausgehen. Auch wenn ich WEIß, dass man jedes Individuum so akzeptieren soll wie es kommt und gerade Kinder ... Und auf die Erziehungsmaßnahmen zurückfallen, die in diesen Fällen oft angewandt werden will ich dann auch nicht. (Winke, winke an die stillen Mitleser, die das gerade alles nicht nachvollziehen können)

Ich habe 4 Jahre nach unserer 'Großen' gebraucht, bis ich mich letztlich stark genug fühlte für ein weiteres Kind. Dass wir uns für Waldorfpädagogik entschieden haben hat mehrere Gründe, wenn man die ideelle Ausrichtung mal außen vor lässt bleiben genug gute Gründe übrig. Natürlich kostet auch diese Art der 'Privatschule' Geld aber eine tragbare Alternative gibt es hier nicht. 800€ pro Kind sind es aber zum Glück nicht und alle weiteren Kinder kosten immer weniger. Dafür fahre ich jeden Tag 3 Stunden, mit allen Konsequenzen.

Dass gerade kleine Kinder schnell Feedback brauchen denke ich auch, bei uns zwar nicht in Form von Benotung aber ich gebe aufmerksame Rückmeldung über die Art der Ausführung. Dafür ist es je nach Altersstufe gut, wenn man als Eltern nah dabei ist. Eine Rückmeldung nach einer Woche sehe ich als weitestgehend wertlos an, bis dahin hat auch ein Viertklässler doch jeden Bezug zu der Aufgabe verloren!

Das 'nah dabei sein' ist für mich einer der schönen Aspekte des Homeschooling, wir bekommen auf den Elternabenden (die finden 1x im Monat statt) zwar ganz viele Berichte über den Ablauf und Inhalt des Unterrichts und die Reaktionen der Schüler aber in Natura ist das ja noch einmal ganz was anderes.

Funktioniert der Dialog mit euren Lehrkräften denn so gar nicht oder nehmen die Anregungen und Kritik persönlich?
Ich habe gerade heute wieder eine E-Mail mit Vorschlägen geschickt, wie man vielleicht sicherstellen kann, dass das Material überall zuverlässig ankommt - dabei aber auch meine Wertschätzung für die Mühe und das tolle Ergebnis der Präsentation zum Ausdruck gebracht.

Bei eurem Lehrer scheint es aber nicht viel zum Loben zu geben, wer so resigniert ... :ua:

Das System Schule entwickelt sich nach unserer Meinung in eine noch kinderfeindlichere Richtung als damals. Mein Mann und ich haben auch nicht die besten Erinnerungen an die Schulzeit bzw. den Großteil der Lehrer, dafür sind wir beide umso dankbarer für die engagierten.
Der große Rest taugt aber immerhin für Anekdoten am Lagerfeuer, vor allem die Aktionen und Tricks der reichlich vorhandenen Alkoholiker.
Unvergessen die mitkopierten Schamhaare, der Weinvorrat des Herrn P. im Physikle(e)rsaal, die regelmässig vorkommenden Herzinfarkte des Gatten der Frau S-I wenn es um die Korrektur von umfangreichen Klausuren ging oder ganz schlicht der reichliche Konsum von 'Mon Chérie' des Herrn Sz. weil er das für die unauffälligste Variante des Konsums von Alkohol hielt.

Datt Problem ham wer hier beim Homeschooling immerhin nich. :lala:

Benutzeravatar
Oli
Moderator
Beiträge: 3447
Registriert: Mi 30. Mär 2011, 14:07
Wohnort: SH
Kontaktdaten:

Re: Homeschooling/Heimunterricht

#20

Beitrag von Oli » Sa 16. Jan 2021, 12:41

Zottelgeiss hat geschrieben:
Sa 16. Jan 2021, 11:58
Man muss den ganzen Stress gar nicht mitmachen. Kinder lernen das was sie brauchen und wollen dann, wenn sie es können. Das merkt man dann schon.

Einer der besten Sätze meines Großen war, als ich mir mal wieder was tolles ausgedacht hatte und ihn fragte "Levi, wollen wir mal xyz machen???" und er mich genauso begeistert anlächelte und sagte "Mama, wollen wir xyz mal nicht machen???" Da ist mir ein Kronleuchter aufgegangen und ich habe sehr daran gearbeitet, Dinge NICHT zu machen. M.M.n. muss man Kinder nicht zu etwas hin erziehen, aber es ist schon gut, wenn man lernt, ihnen in ihrer Entwicklung nicht im Weg zu stehen.

Oli, Förderung nach §35 bedroht von seelischer Behinderung! Es wird nicht einfacher ;-)
Meinst du, dass ich gefährdet bin oder sie?
Also, sie saugt alles auf, was für sie interessant ist - aber das machen sicher alle gut entwickelten Kinder. Dabei beherrscht sie Fähigkeiten des 'echten Lebens', wie ich sie bei manch 20jährigem vermisse und legt dabei eine unheimliche Resilienz für jederlei Einschläge an den Tag. Ich glaube nicht, dass es bei IHR Leidensdruck gibt, der existiert auf unserer Seite.
Auch im Klassenverband von immerhin 34 Kindern gibt es soweit keine Probleme, aber da funktioniert ja noch eine andere Dynamik als zuhause.

Ich hingegen ... ja, ich weiß, auch ich bin davor nicht gefeit noch einen Burnout hinzulegen. :)

Die Antwort deines Großen ist hervorragend und wirklich: sowas hat sie auch schon gebracht. Sie muss einen Sinn in den Aufgaben sehen, dann ist sie mit Feuereifer dabei und auch mit Ausdauer. Dabei folgt sie strikt ihrer eigenen Logik.
Sie ist schon großartig und sicher ein 'Selbstlerner' - das habe ich hier so vielleicht nicht rüberbringen können. :)

Antworten

Zurück zu „Zur lustigen Wildsau“