Kante am Bein - was tun?

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Landfrau
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Kante am Bein - was tun?

#1

Beitrag von Landfrau » Di 5. Nov 2013, 18:39

Moin,

mal ein Thema weit ab von Hobbybauernhof und Hauswirtschaft.

Wie geht man damit um, wenn einem jemand "ne Kante ans Bein labert"?

Im INternet hat man die Möglichkeit, wegzuklicken, zu überspringen oder mit "ignore" zu belegen, was man nicht lesen möchte.
Der Ignorierte bekommt das nicht mit, man begeht keinen Affront und hat seine Ruhe.

Im echten leben sitzt aber jemand dreimal in der Woche bei einem in der Küche, nachdem er (er ist eine sie) die Kinder im Garten abgeliefert hat und k+tzt sich über den Ehemann aus.....

Oder direkt nach dem "Hallom schön dich zu sehen" darüber, keine Kinder zu haben, immer wieder und ist doch nun lang schon über 50....

Ein Kollege antwortet auf einen "Moin, wie geht's" beim EInsteigen ins Auto mit einem zweistündigen Redemarathon, der erst endet, als man beim Kunden aufs Gelände fährt.....

Ein Rentner, einst Führungskraft und nun daheim nichts mehr zu sagen habend, erzählt nonstopp und ungefragt alle Firmeninterna und Beinahe - Betriebsunfälle, die die Lokalzeitung vor JAhren liebend gern gewusst hätte - der aktuelle Zuhörer aber nicht....
.

Was tut man in solchen Fällen? Natürlich kann man versuchen, das Gespräch für diesmal in eine andere Richtung zu lenken. Da liegt mMn aber der Hase nicht im Pfeffer. Sondern darin, dass jemand ein Problem oder einen Zustand, das er nicht lösen kann (Ruhestand, Kinderlosigkeit) oder will (Ehe mit dem falschen Mann) zu Lasten eines anderen ohne dessen Zustimmung verbal austobt.

Wäre es vermessen zu erwarten, dass jemand so etwas sagt wie "ich habe ein akutes Redebedürfnis, wärst du bereit, mir eine (halbe) Stunde lang einfach zuzuhören?" Dann wäre für alle Beteiligten klar, wer welche Rolle spielt, wer wessen Dienstleistung in Anspruch nimmt und der Zuhörer kann ggf. auch sagen "nein, das möchte ich (jetzt) nicht".

Sind die Menschen derart wenig reflektiert, dass sie nicht merken, wenn sie 2 Stunden ohne Pause reden und der Zuhörer höchstens mal brummt und dass die Begeisterung "mit Ihnnen kann man sich ja toll unterhalten" irgendwie unerwidert bleibt?

Meine Frage ist, ob es sich hier nicht - unabhängig davon, ob der arme Zuhörer Ablenkungsmanöver fährt oder fahren könnte - um eine grobe Unhöflichkeit handelt, einen Menschen mit einer Art Dienstleistung in Anspruch zu nehmen, ohne ihn darum zu bitten.

Oder nicht? Man kann ja den "Kunden" der an der Aufmerksamkeit und Energie des Zuhörers sich laben möchte, im echten Leben nicht einfach wegklicken.

Subjektiv erlebe ich live immer mehr solcher "Monoredner" um mich herum, es kommt mir so vor, als hätten die Menschen einst mehr miteinander und über einen beiderseits interessierenden Gegenstand gesprochen.

Hmm.

Landfrau
Den Inhalt einer Botschaft bestimmt der Empfänger :-)

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Reisende
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Re: Kante am Bein - was tun?

#2

Beitrag von Reisende » Di 5. Nov 2013, 18:48

hmm.
zuhören würde ich jetzt nicht unbedingt als dienstleistung betiteln, aber ich verstehe was du meinst.
ich bin in solchen situationen ein freund höflicher, aber bestimmter worte. "ich würde jetzt gern einmal das thema wechseln. ich weiß das belastet dich, aber wir haben das alles schon 10x durch und ich weiß auch nicht mehr, was ich dazu sagen soll". oder "sorry, ich freu mich auch dich zu sehen, aber morgens in der bahn brauch ich meine zeitung und meine ruhe."
Wäre es vermessen zu erwarten, dass jemand so etwas sagt wie (...)
nein, nach meinem empfinden gehört sich das so. bei älteren leuten seh ich das allerdings nicht so eng. die sind meistens allein und oft einsam und ihr tag ist so viel freudvoller, wenn man wenigstens morgens beim bäcker ein paar worte mit ihnen wechselt.
da ich laktose und gluten hervorragend vertrage, leiste ich mir als ausgleich dafür einige intoleranzen im zwischenmenschlichen bereich.

Knurrhuhn

Re: Kante am Bein - was tun?

#3

Beitrag von Knurrhuhn » Di 5. Nov 2013, 19:06

Landfrau hat geschrieben:Sind die Menschen derart wenig reflektiert, dass sie nicht merken, wenn sie 2 Stunden ohne Pause reden und der Zuhörer höchstens mal brummt und dass die Begeisterung "mit Ihnnen kann man sich ja toll unterhalten" irgendwie unerwidert bleibt?
:nick:
Das einzige mit Bezug zum Gegenüber ist das (vermeintliche) Kompliment, daß man ja so super zuhören und man sich mit einem so toll "unterhalten" kann. Daß man aber pausenlos :mued: oder sonstwie abwesend wirkt, das kriegen die nicht mit.
Landfrau hat geschrieben:Subjektiv erlebe ich live immer mehr solcher "Monoredner" um mich herum, es kommt mir so vor, als hätten die Menschen einst mehr miteinander und über einen beiderseits interessierenden Gegenstand gesprochen.
Also, subjektiv erlebe ich das auch so. Nur noch Monologe, statt Dialoge. Sollte man tatsächlich mal zu Wort kommen und etwas sagen dürfen, dann gucken sie einen zwar ausdruckslos an, reden aber anschließend nahtlos weiter, ohne auf das Gesagte einzugehen oder überhaupt nur zu reagieren.

Für mich bleiben da nur Ausreden, daß ich mich mit irgendwas entschuldige das ich erledigen muß, oder solchen Kontakten bewußt aus dem Weg zu gehen. Was natürlich nicht so einfach ist, wenn man selbst heimge... eeeh, be-sucht wird.
Teilweise hab ich das auch so gemacht, daß ICH zu den Labertaschen gehe, und somit deren Besuch bei mir vorbeuge. :grr: Da kann ich dann nämlich einfach gehen, wenn es mir reicht. Rausschmeißen ist meistens schwieriger.
Eigentlich sollte man sicher ehrlich sagen, was man empfindet und wie man deren Verhalten erlebt. Aber das würde ganz bestimmt das Zusammenleben mit diesen Leuten (Nachbarschaftsverhältnis, verwandtschaftliches Verhältnis o.ä.) sehr belasten. Denn eben WEIL sie unreflektiert sind, wären sie nur beleidigt und fänden einen total doof und sich ungerecht behandelt. Einsicht ist bei solchen Menschen m.E. eher nicht zu erwarten.

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Little Joe
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Re: Kante am Bein - was tun?

#4

Beitrag von Little Joe » Di 5. Nov 2013, 19:39

Wie wärs mit "So und jetzt reden wir mal über was, was uns beide interessiert" :rot:
Erstaunlich, dass Menschen, die alles besser wissen, nie etwas besser machen.

Benutzer 72 gelöscht

Re: Kante am Bein - was tun?

#5

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Di 5. Nov 2013, 19:49

Knurrhuhn hat geschrieben:Einsicht ist bei solchen Menschen m.E. eher nicht zu erwarten.
Signatur:
Es gibt für alles eine Lösung


:hmm: ;)

passt irgendwie nicht zusammen, oder?

wie ich reagieren tät?

hängt von der Situation ab!

Wenn es Nachbarn sind und die oft vorbeikommen, tät ich schon etwas sagen - eben, weil es sonst ja immer wieder passieren wird.....

Es kann durchaus sein, dass diejenige das echt nicht merkt, wie sie stört!1
Es gibt Menschen, die haben auf dem Gebiet ein Talent, permanent Fehler zu machen - und sie müssen deshalb noch lang nicht uneinsichtig sein....
Ich halte sie auch nicht unbedingt für unhöflich - eher für ?? hilflos, unabhängig vom Alter!!

"Etwas sagen", und zwar möglichst direkt (dabei freundlich bleiben!), halte ich für nötig in so einem Fall.
Auch damit die betroffene Person die Möglichkeit hat, ihr Verhalten zu korrigieren. Eh so, wie Reisende vorgeschlagen hat.

Und sonst: ich kann durchaus auch in meiner eigenen Wohnung gehen - tut mir leid, ich muss jetzt einkaufen/in den Garten/zu den Hühnern...
Da geht dann wohl jeder "ungebetene Besuch" auch wieder woanders hin - oder?

Knurrhuhn

Re: Kante am Bein - was tun?

#6

Beitrag von Knurrhuhn » Di 5. Nov 2013, 19:59

ina maka hat geschrieben:
Knurrhuhn hat geschrieben:Einsicht ist bei solchen Menschen m.E. eher nicht zu erwarten.
Signatur:
Es gibt für alles eine Lösung


:hmm: ;)

passt irgendwie nicht zusammen, oder?
Naja, mein Motto bezieht sich auf Dinge, die ICH aktiv tun kann, bzw. auf sachliche Gegebenheiten.
Aber andere Menschen ändern kann ich leider nicht.

Benutzer 72 gelöscht

Re: Kante am Bein - was tun?

#7

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Di 5. Nov 2013, 20:16

Knurrhuhn hat geschrieben:andere Menschen ändern kann ich leider nicht.
ja, ja, ich weiß :flag:
mir ist das nur so ins Auge gesprungen.......

(übrigens kanst du doch andere Menschen ändern - durch das, was du sagst oder wie du was tust, als "Vorbild". Du hast schon einiges bewirkt.... ohne Schmäh)

Es gibt da so feine Abstufungen von Autismus - Asberger oder so und andere Sonderformen.
Diese Menschen brauchen Hilfe von außen, um zu wissen, wie man mit Menschen kommuniziert....

Benutzer 1612 gelöscht

Re: Kante am Bein - was tun?

#8

Beitrag von Benutzer 1612 gelöscht » Di 5. Nov 2013, 20:22

Ich kenne das von ein paar Bekannten auch, dass sie mir ungehemmt Kassetten ins Ohr drücken.
Empfinde das als unangenehm. Es ist einerseits dreist und rücksichtslos, weil ich genau spüre, die reden um des Redens willen, es ist egal, welches Opfer sich gerade erbarmt, aber ein wenig habe ich dann auch Mitleid.
Bei zweien gelingt es mir inzwischen, nach einer Kassette höflich aber bestimmt das Gespräch zu beenden (manchmal mit einer Notlüge).

Melusine

Re: Kante am Bein - was tun?

#9

Beitrag von Melusine » Di 5. Nov 2013, 20:36

Manche Leute gehen dafür zum Hausarzt,zum Dorfpfarrer oder ins Krankenhaus..... :ua:

Sabi(e)ne
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Re: Kante am Bein - was tun?

#10

Beitrag von Sabi(e)ne » Di 5. Nov 2013, 22:47

Ich hatte das fast 7 Jahre jeden Abend - so ab 18 Uhr waren mindestens 3, eher ++6 Leute da, und erzählten immer das gleiche... :motz: und tranken unser Bier - okay, das ist eingerissen, weil da am Anfang nur EIN Bier war, und es über die Jahre immer mehr wurden - gelegentlich am WE bis zum Verlust der Muttersprache der Gäste - von der Treffsicherheit im Gästeklo ganz zu schweigen.... :ohoh:
Manche Dinge verselbständigen sich einfach, da läßt sich nur mit brutaler Ehrlichkeit und Bereitschaft zur Konsequenz was ändern.
Im nachhinein hab ich gut reden - als ich IN der Situation war, hatte ich keine Chance, mich durchzusetzen.

@Landfrau: ist der Wert des Einkaufs adäquat zu deiner verlorenen Zeit?
Wenn nein, würde ich eher die Kundin verlieren, als mir dermaßen die Zeit klauen zu lassen.
Zumal sowas NIE besser, sondern eher immer schlimmer wird (s.o.).
Ich weiß ja nicht, wie lange du schon so nett bist, das auszuhalten, aber mit jeder Wiederholung steigt die Gefahr, daß die Dame diese Zeit als ihr legitimes Recht auf dich ansieht. An deiner Stelle würde ich dem zügig ein Ende setzen - .
Und ja, ich weiß, auf dem Dorf ist das nicht nett - aber nur so funktioniert Selbstschutz.
Wenn es wirklich, wirklich drauf ankommt, wird diese Person nicht die erste sein, die Hilfe anbietet.
Du mußt dich entscheiden, was dir wichtiger ist, und es dann durchziehen.
Im Zweifel würde ich jedesmal den Hühner- oder Schweinestall misten müssen.... :pfeif:
I love life. And it loves me right back.
And resistance is fertile. :-)

Words are no substitute for actions...

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