Ich kenne das durchaus liebe federfee.
Bislang war es zwar schon oft so, dass ich mir im Winter nicht wirklich vorstellen konnte für die neue Saison in Gange zu kommen aber die Motivation stellte sich dann ganz plötzlich ein. Wahrscheinlich mit dem stärker werdenden Licht.
Ab der Sommersonnenwende wenn hier die Regenzeit beginnt und einem das Unkraut über die Nutzpflanzen und wenig später über den Kopf wächst, kommt dann die Frustration. Hat ja eh alles keinen Sinn, man kommt nicht hinterher, der Garten sieht nie so aus wie gewollt ...
Kalte Sommer und feucht-kalte Winter sind auch nicht wirkliche Freudenbringer. Mimimimi
Die Ernteberge machen dann wieder dankbar und glücklich aber man ist abends so erschöpft, dass für nix anderes als Garten, Ernte und Verarbeitung Raum bleibt. Trotzdem war es am Ende ein gutes Gefühl, das richtige zu tun.
Ich glaube letztes Jahr kam erstmals die Überlegung auf, den Garten ein Jahr brach liegen zu lassen.
Die letzten 2 Jahre haben aber auch an mir gezehrt. Am Anfang Angst und Ungewissheit, dann Wut, Ungläubigkeit und Fassungslosigkeit.
Wir sind beide selbstständig und müssen - egal was draußen gerade abgeht - unser Einkommen erwirtschaften ohne Netz und doppelten Boden.
Es folgte eine Einschulung unter Maßnahmenbedingungen, eine Kindergarteneingewöhnung unter Maßnahmenbedingungen, Lockdown, Homeschooling und all' das was hier wohl einige durch haben mit den ganzen Verwerfungen.
Danach wollte der Kleine nicht mehr in den Kindergarten weil er sich wieder daran gewöhnt hatte, den Rhythmus des häuslichen Alltags zu leben und wurde ein Jahr zurückgestuft. Dann hatte er ständig Infekte und ich war 2x stationär mit ihm im Krankenhaus. Es war Sommer und die Kinderstation trotzdem gerappelt voll mit wirklich kranken Kindern, deren Immunsystem nicht trainiert werden konnte durch die Maßnahmen. Die Ärzte hatten insgeheim erwartet, dass diese Welle kommt, aber nicht schon im Sommer.
In Folge mit Argusaugen das Kind beobachten und Inhalationsbesteck usw bereithalten weil er schnell dekompensierte.
Garten?
Ja, irgendwie nebenbei oder so.
In Folge haben wir dafür gesorgt, dass die Kinder (und wir) so gesund wie möglich durch diese Zeit kommen, uns noch mehr vernetzt, Selbstversorgung und Unabhängigkeit für noch sinnvoller gehalten. Im Winter den ersten richtigen Urlaub seit der Hochzeitsreise (im Sinne von wirklich
frei haben) gemacht, herrlich. In Ruhe Tee trinken, Karten zocken und Dinge durchsprechen.
Jetzt gerade ... finden wir ehrlich gesagt nicht gut wieder zurück ins Hamsterrad. Die Entwicklungen draußen führen zu Überlegungen, ob wir an diesem Ort weiter arbeiten, leben, gärtnern, die Kinder aufziehen können und wollen oder nicht.
Wie soll man da voll Lebensfreude und Zuversicht an die Arbeit gehen?
Insofern: Ich glaube es leiden gerade ganz viele Menschen aus dem einen oder anderen Grund an Motivationsschwierigkeiten und Perspektivlosigkeit.
In unserem Dunstkreis ist das auch Thema in den Familien.
Es tut vielen gut zu wissen, dass sie nicht alleine sind, aber jeder muß für sich einen Weg finden damit umzugehen. Wichtig für den Kopf finde ich, dass man in der aktiven Rolle bleibt und seinen Weg und den Weg des Gartens selbst bestimmt.
Wenn man klar sagt: Scheiß drauf, dieses Jahr mache ich nix im Garten und lese stattdessen lieber Bücher bei einem Becher Tee in der Zeit fühlt es sich garantiert besser an als sich durch die Hälfte der Saison zu kämpfen und dann irgendwann hinzuschmeißen.