Rohkost und SV

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Landfrau
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Rohkost und SV

#1

Beitrag von Landfrau » Fr 31. Mär 2017, 15:24

Hallo,

immer mal wieder drängt sich einem das Thema Rohkost auf und als neugierige Menschen denken wir übers Ausprobieren nach - um der Erfahrung willen. Nicht, weil wir in dieses ideologische Lager gewechselt wären.
Wir zucken aber zurück, weil es bisher keine Berichte gibt, die uns die Machbarkeit von Rohkosternährung bei mehroderweniger - SV bestätigen.

Aber vielleicht gibt es ja hier Experten, ich würd mich über Erfahrungsberichte riesig freuen, auch zur Motivation. Irgendwie scheint immer ein "Anstoß" kommen zu müssen, um zu springen *lach*.

Okay, die Rahmenbedingungen:
zur Verfügung steht

- alles, was man in Garten und Feldgemüsebau in Norddeutschland anbauen kann, allerdings in nicht planbarer Menge. Eine Ernährung mit nennenswertem Anteil an Nüssen ist zB zur Zeit nicht drin; in einem Jahr hagelt es Kürbisse, im anderen Stachelbeeren, im nächsten Stangebohnen.
- Wildsammlung von Kräutern, Beeren....
- KArtoffeln (roh?)
- Fleisch und Eier, erfüttert mit zugekauftem Futter, theoretisch auch Milch, aber die ist schon aus dem Essensplan rausgeflogen, Fleisch und Eier verzehren wir bisher gegart (und finden das auch ganz gut - wie geht das roh? Feuerwehrmarmelade??)
- vorhanden sind außerdem diverse getreide (gibt es bisher gekocht als Brei) und Trockenhülsenfrüchte (dito bisher gegart) sowie Ölsaaten, zugekauft aus Bioanbau
- Öle, Fette, Gewürze, ... zugekauft aus Bioanbau

nicht zur Verfügung steht
- alles, was nicht bio ist
- alles, was bio - industriell verarbeitet ist
- fast alles, was von weither kommt (wenige Ausnahmen: Lieblingssorte Bohnen, Kokosfett, Sesam, Leinsaat ...)

Das ist eh schon ein "schmales Programm". Einiges davon (Kartoffeln, Fleisch, Paseolusbohnen) eignet sich nach bisheriger Erfahrung nicht oder kaum zum Rohverzehr. Aber wir leben von vorrangig eigen, ansonsten bio, nach Möglichkeit von hier. "Flugbio" ist nicht unser Ding.

Gefragt ist:
Kann man mit den verfügbaren Lebensmitteln sich in roher Form so ernähren, dass man davon sich erhalten und arbeiten kann? Mit arbeiten meine ich richtig arbeiten: Ställe ausmisten, Bäume pflanzen, Holz hacken, Heu packen,
Kraut hobeln und stampfen, Schafe scheren ...was ein Selbstversorger halt so macht.
Erschwerend kommt hinzu, dass der LAndmann ein gehörig Maß an Muskeln zu unterhalten hat, die scheinen ordentlich zu verbrennen, auch im Ruhezustand.
Kann jemand von euch positiv bestätigen, dass das geht, man sich dabei gut fühlt?

Ich möchte nicht das theoretische Pro und Contra dieser Ernährung erörtern - das wird im Netz und sicherlich auch hier im Forum in ausreichendem MAße getan.

Mich interessiert schlicht die Vereinbarkeit von roher heimischer Nahrung mit erheblicher körperlicher Anstrengung und die Erfahrung damit.

Danke!

Landfrau
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Rohana
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Re: Rohkost und SV

#2

Beitrag von Rohana » Fr 31. Mär 2017, 15:32

Kann leider deine Eingangsfrage nicht beantworten, aber kleine Anmerkung: Leinsaat muss nicht weit her kommen. Linum usitatissimum wurde (und wird, wenn auch selten) in D angebaut.
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

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Re: Rohkost und SV

#3

Beitrag von Lena » Fr 31. Mär 2017, 17:44

Schwer körperlich arbeiten und rohe Ernährung ist kein Problem, mein Mann ernährt sich roh-vegan und er ist Biobauer mit vielen dicken Muskeln.

Statt Kartoffen würde ich Süßkartoffeln anbauen, zu Tierprodukten kann ich nichts sagen.
nette Grüße, Lena

Benutzer 72 gelöscht

Re: Rohkost und SV

#4

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Fr 31. Mär 2017, 18:05

weiß ich nicht. Aber rohes Eigelb esse ich sehr gerne und es ist soviel ich weiß nahrhaft und gesund. :im:

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Re: Rohkost und SV

#5

Beitrag von Rohana » Fr 31. Mär 2017, 18:39

Rohes Fleisch ist auch was feines :aeh: würd ich aber nicht immer und auch nicht mit jedem Stück machen wollen.
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

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Re: Rohkost und SV

#6

Beitrag von horsche » Fr 31. Mär 2017, 23:32

Hoffentlich darf man an dieser Stelle bekennen, daß man ein veganer Ur-Rohköstler mit minimlistischer Selbstversorgereinstellung ist ohne irgendwelche Veggiumtriebe angelastet zu bekommen. Den großen Fragenkatalog zu beantworten ist es im Moment zu spät. Aus gesundheitlichen Gründen vor 19Jahren auf Rohkost mit Wildkrautanteil (deshalb Urkost), weil man sonst nie richtig satt wird, umgestiegen, habe ich gute Erfahrungen gemacht was meine Person angeht. Allerdings gehöre ich nun selbst verschuldet nicht mehr zur Tischgemeinschaft meiner Familie, weil die Fleischorgien u.a. unerträglich wurden. Außerdem muß man sein Essen separat zubereiten und da ist manche Küche zu klein, to many cooks und die Düfte sind mir jetzt Gestank.
Mit Ernährungsumstellung habe ich ca. 20 kg abgenommen. Am Hochofen in der Stahlschmiede könnte ich sicher nicht arbeiten, aber auf dem Naturlandhof meiner Söhne war mir bis zu meinem Armbruch nichts zuviel. Man muß aber ein bischen nachdenken bei der Arbeitseinteilung und den Gang zum holen von Hilfsmitteln (zB. Brechstange) nicht scheuen. In der Umstellungsphase habe ich nur gegessen. Man muß sich das ähnlich vorstellen wie bei der Domestizierung der Equiden, dem Esel konnte man's nicht austreiben, der ist klug genug, aber die Pferde waren zu Arbeiten nur mit Weidefutter auch nicht effektiv. Ergebnis - richtig power, dafür aber 20Jahre geringere Lebenserwartung als der Esel. Tuning ist nicht gut.
Einiges zur Umstellung habe ich schon unter der “Hofkäserei“ geschrieben. Das was ich esse kommt aus meinem Garten, außer den obligatorischen Bananen, ohne die es bei mir nicht ginge, sie sind immer noch zum Abgewöhnen dabei, wenn man weit über 40Jahre gut bürgerlicher Küche unterlag kommt man von manchem nicht los. Manchmal mache ich mir auch einen Döner und Weihnachten gibt's Braunkohl und Rotkohl mit Kartoffeln und. zwar warm. Warmes Essen ist auch so ein Kriterium was mir schwer zu schaffen macht, aber man darf ja bis 40 °.
Bei Interesse gern mehr.

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Re: Rohkost und SV

#7

Beitrag von Landfrau » So 2. Apr 2017, 20:54

Ja, gerne!

Gibt es bei Rohkost nur schwarz-weiß?
Ist Rohkost nur gut, wenn man 100% Rohkost nimmt? Oder "schadet" der Verzehr von zB gekochten Kartoffeln?

Wie kommt man auf die erforderliche Kalorienmenge, in der Annahme, dass die Kalorien maßgeblich sind für Grundumsatz, Wärmehaushalt, Arbeitskraft (und -bereitschaft) - muss man mehr (Volumen) essen als bei Kochkost?
Oder weniger, weil Rohkost so "wirksam" ist?

Wie isst man rohes Fleisch?

Dank und GRuß, Landfrau
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Re: Rohkost und SV

#8

Beitrag von 65375 » Mo 3. Apr 2017, 07:19

Rohes Fleisch zu essen ist hier sehr verbreitet, da redet keiner von Ur- oder Rohkost. Mett ist eines der beliebtesten Straußwirtschaftsgerichte. Ein ebenso rohes Eigelb gehört dazu.

Rohe Leber finden manche Leute auch ganz normal.

Roher Fisch ist - zumindest in Form von Sushi - inzwischen auch in der mitteleuropäischen Ernährung angekommen.

Was die Kalorien angeht, hochwertige pflanzliche Öle oder eben die Ölpflanzen, Nüsse, Sonnenblumenkerne, Leinsamen müßten wohl in nennenswerten Mengen auf dem Speiseplan stehen.

Kohlehydrate als Frischkornbrei abends angesetzt zum Frühstück mit Obst ohne Milch wegen Eisenversorgung dürfte ein guter Einstieg in einen arbeitsreichen Tag sein.

Fermentiertes ist roh, aber kommt der Verdauung ein Stück entgegen.

Meine Ernährungsform wär's nicht, aber ich kann mir schon vorstellen, daß man damit die tägliche Ernährung bestreiten kann, ohne Einschränkungen in der Leistungsfähigkeit. Manchmal esse ich bis mittags nur Blätter, Blüten, Wurzeln im Garten beim Werkeln und habe dann gar keinen Hunger oder Appetit aufs "richtige" Essen. Ist sicher nicht für jeden Tag und Männer, die ja schon einen höheren Grundumsatz haben, könnten so nicht arbeiten, aber hin und wieder scheint mir das durchaus empfehlenswert.

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Re: Rohkost und SV

#9

Beitrag von Landfrau » Mo 3. Apr 2017, 09:58

Danke für die Antworten!

Mett als rohes Fleisch kenne ich, das ist natürlich verzehrsfreundlich, weil gewolft.....wie isst man rohe Leber? Leber hat ja eh eine recht weiche Konsistenz - einfach reinbeissen? Der Mensch hat ja kein Scherengebiss wie die Beutegreifer und steht frischem Muskelfleisch (ohne Messer, ohne Fleischwolf) recht hilflos gegenüber.
Komischerweise habe ich gehe frisches Blut keine Abneigung, Leber...muss ich drüber nachdenken.

Von "high meat" aber ich schon gelesen, mikrobiell vorverdaut, im Gegensatz zu Mettwurst salzfrei.
Habt ihr Erfahrung damit?

Auf einer Biofachmesse ... da gibt es fast nichts Rohes, nur ein paar MOnoprodukte und Schokolade, aber Massen an Bioconvenience und hochgradig verarbeiteten Produkten - extruderte Sojapellets zum einweichen und dann Braten. Hmm. Entzieht sich Selbstversorgers bemühungen und Vorstellungsvermögen.

Aber zurück zum Thema, der heimischen Kost in roher Form bei ernsthafter körperlicher Belastung

Nichts essen oder fast nichts essen vormittags im WInter am Ofen, mit nem Buch oder am Spinnen / Stricken ist kein Thema, aber ich merk halt, sobald
- die Arbeit körperlich fordernder wird
- die Umgebung kalt ist (Im Winter im Holz arbeiten oder Scheune aufräumen oder in der ungeheizten Wirtschaftsküche Schlachtkörper zerlegen...)
kommt ein sehr erheblicher Hunger auf, beim Landmann noch viel stärker als bei mir und der lässt sich nicht mit Obst und Gemüse und Giersch stillen und auch nicht mit Sprossen oder kaltem getreidebrei, kaltes Hackfleisch hab ich noch nicht probiert.

Ist der Vorstellung von einer Gulaschsuppe nach (besser vor!) nem Tag im Wald einfach nur dekadent oder "erlernt"?
Das Bild oben vom Pferd, dass auch erst mit Hafer arbeitsfähig (im Sinne der Nutzung durch den Menschen als Antriebsmaschine) ist, ist sehr schlüssig - in arbeitsfreien Zeiten wurden die Viecher meines Wissens auch immer auf Heu gesetzt.
Jemand behauptete mal, die bis heute andauernde Propaganda fürs umfängliche Frühstück (morgens haben viele wenig Appetit) sei dem Umstand geschuldet, dass man gut mit NAhrungsenergie (Treibstoff) versorgte Arbeiter in den Manufakturen, in der frühen Industrieproduktion, bei der Landarbeit, im Handwerk haben wollte. Wer nüchtern anfängt, körperlich zu arbeiten, muss bald ne Essenspause machen, sonst leitet die Leistungsfähigkeit sehr.

Und die Landarbeiter hierzulande bekamen ja auch "Treibstoff" in Form kulinarischer Highlights wie gekochtem!! Getreidebrei mit nem ordentlichen Schlag heißem SChmalz drüber. "Die waren so hungrig, die mussten Gras fressen" gilt als Bild für eine extrem schlimme Situation der Armut und Verzweiflung, ist es unsere Überfütterung, dass das pürierte (Gersten-)gras, der grüne Smoothie, nun als Glanzlicht gesunder Lebensführung gilt?

Vielleicht ist das passend:
bei Belastung durch körperliche Arbeit und äußere Kälte bietet sich leicht verdauliche energiereiche Nahrung an, bei geringer oder fehlender körperlicher Belastung in geheizten Räumen kann man auch von Rohkost gut leben?
Vielleicht passt man - wie beim Arbeitspferd und auch beim Milchvieh - die Fütterung der Leistungsabnahme an?

Die Behauptung, dass Rohkost "stets und immer und nur" die perfekte Ernährungsweise sei, habe ich bisher ausschließlich von Menschen gehört, die, ihrem Äußeren nach, der Notwendigkeit (!, ich rede nicht von Sport) körperlicher Arbeit nicht unterliegen.

Und "Die Vergessenen der Taiga" - wie mögen die bei der Kälte, der kurzen Vegetationsperiode, den körperlichen Anforderungen bei extremer Mangelernährung gelitten haben?

Ich finde die Idee, zeitweise von heimischer (!) Rohkost zu leben, um des Ausprobierens willen, sehr sehr reizvoll.
Wüsste gern, wie sich das anfühlt.
Aber vllt. sollte man bis zum Sommer warten, wenn es draußen warm und der Garten prallvoll mit Futter ist und grad keine schwere Arbeit anliegt. Rohkost auf dem Weg des geringsten Widerstands .... so einen Sommertag im Liegestuhl kann man mit saftigen Möhrchen und knackigen Erbsen, süßen reineclauden, schmelzenden Birnen und ein paar Blättchen Löwenzahn vermutlich ganz gut überstehen.

Ich bin nach wie vor sehr neugierig auf Erfahrungsberichte von heimisch - rohköstlichen körperlich arbeitenden Selbstversorgern!

Danke, Landfrau
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Lena
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Re: Rohkost und SV

#10

Beitrag von Lena » Mo 3. Apr 2017, 10:04

Landfrau hat geschrieben:Ja, gerne!

Gibt es bei Rohkost nur schwarz-weiß?
Ist Rohkost nur gut, wenn man 100% Rohkost nimmt? Oder "schadet" der Verzehr von zB gekochten Kartoffeln?
Es gibt viele Veganer, die "raw till 4" machen und sich damit sehr gut fühlen. Also Frühstück und Mittagessen roh, und am Abend eine gekochte Mahlzeit aus möglichst wenig Zutaten, z.B. gekochte Kartoffeln und gedämpftes Gemüse.
nette Grüße, Lena

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