Sucht und deren Folgen

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Reisende
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Re: Sucht und deren Folgen

#51

Beitrag von Reisende » Fr 2. Dez 2016, 20:37

fuxi hat geschrieben:Rituale als gefährlich und als Einstieg zur Sucht zu sehen halte ich für überspitzt und in dieser Vereinfachung für falsch. Es sind Hilfsmittel zur Psychohygiene, die ich für völlig legitim halte. Oder machst du einen Unterschied zwischen dem ruhigen Moment des Kaffeetrinkens am Morgen, den 10 Minuten akustisch geführter Meditation zum bewusst sein, dem Durchatmen beim Feierabendbier, der Pause vom Alltag bei einer Zigarette, oder dem Loslassen des Tages mit einer Tasse Tee? Jedes dieser Rituale ist eine "Verknüpfung von Suchtmittel und Psyche" - nur die Mittel sind andere. Solange ich mir bewusst bin, dass es Hilfsmittel sind und dass ich aus einem großen Fundus von Hilfsmitteln wählen kann, sehe ich das Problem nicht.
wenn du tee mit bier vergleichst, vergleichst du äpfel mit birnen. ;)
das suchtpotential ist doch völlig unterschiedlich.
die frage ist, ob du deine entspannung auch mit anderen mitteln erreichen kannst, oder das feierabendbier dazu zwingend brauchst.
außerdem sollte man vll noch zwischen physischen und psychischen abhängigkeiten differenzieren.
da ich laktose und gluten hervorragend vertrage, leiste ich mir als ausgleich dafür einige intoleranzen im zwischenmenschlichen bereich.

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Reisende
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Re: Sucht und deren Folgen

#52

Beitrag von Reisende » Fr 2. Dez 2016, 21:00

außerdem möchte ich mal den willen ins gespräch bringen.
ja, sucht ist eine krankheit. aber man kann sie im gegensatz zum gebrochenen bein oder dem schnupfen durch willenskraft überwinden.
ich habe gut 15 jahre lang geraucht. gerne geraucht. immer mal wieder versucht, aufzuhören. waren immer nur kurze pausen.
jetzt bin ich seit 1,5 jahren weg davon. weil ich schwanger wurde und durch mein verantwortungsbewusstsein den unbedingten willen hatte, es sein zu lassen. auf einmal geht, was 15 jahre lang nicht ging. :aeh:
da ich laktose und gluten hervorragend vertrage, leiste ich mir als ausgleich dafür einige intoleranzen im zwischenmenschlichen bereich.

bielefelder13
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Re: Sucht und deren Folgen

#53

Beitrag von bielefelder13 » Sa 3. Dez 2016, 08:23

Hallo Reisende, ja mit dem "Willen" ist das so ein Ding. Aus meiner Erfahrung bringt" Wille" garnichts. Viele sagen es wäre der" Wille". Ist aber falsch. Es ist die Kapitulation. Die tiefe Einsicht das es so nicht mehr weiter geht. Man sagt immer gern" Wille" dazu, aber es stimmt nicht. Wie ich heute weiß habe ich einen Starken "Willen", aber dieser reichte nicht aus gegen meine Süchte anzugehen. Ich wusste ja das ich mich Umbringe und wollte jeden Tag aufhören. Der "Wille" war da, aber die Sucht war Stärker. Erst als ich für mich kapituliert habe, also wirklich verstanden hatte das ich durch "Wille" oder "Kämpfen" keine Chance hatte, konnte ich mich lösen. Die Einsicht, millionen Menschen können "normal" konsumieren, aber ich kann es nicht. ICH kann es nicht!!! Das war wichtig.
Fang nie an aufzuhören. Höre niemals auf Anzufangen.

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Re: Sucht und deren Folgen

#54

Beitrag von viktualia » Sa 3. Dez 2016, 11:07

Herrje, @Bielefelder, nimms nicht persönlich, aber auf entweder/oder kann ich nicht.
Meinst du nicht, dass es schlicht deinen Willen verändert haben könnte, dass du kapituliert hast???
Dass dein Wille dann endlich die real vorhandenen Parameter bewältigen konnte, was halt vorher nicht der Fall war, weil er ja zuförderst damit beschäftigt war, dein Selbstbild aufrechtzuerhalten?
Kapitulation ist sehr, sehr wichtig und wenn man es "richtig" macht, auch schön.

Ich darf Fehler haben, und es fällt mir daraufhin nicht der Himmel auf den Kopf.
Wenn die Kapitulation nicht auf Sachen wie "ich bin der letzte A..." hinausläuft,
sondern auf "Hey, so ist es; ist nicht schön, kann sich aber ändern",
dann hab ich auch Platz für "Hey, so ist es, es ist wunderschön, und auch dies kann sich ändern"
und ich muss nicht saufen, weil schon wieder was Schönes nicht mehr ist.
Ich kann es ja ändern.

@Reisende, bei dir war´s keine Kapitulation, klar, aber ne Schwangerschaft nimmt einen ja auf ganz eigene Art in die Pflicht, die eigenen Ziele zu reflektieren.
Wille ist wichtig, aber Wille ist auch korrumpierbar. Wenn es nicht um "mein Babie" geht, also was wirklich eigenes, dann zieht der nicht; dann agiert der das Problem aus, meiner Erfahrung nach.
(Und das ausagieren gibt die nötigen Hinweise, was zu therapieren/zu heilen wäre; wenn ich mich nicht mit Schuldkonzepten aufhalte, kann ich da ne Menge rausziehen.)

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Re: Sucht und deren Folgen

#55

Beitrag von Buchkammer » Sa 3. Dez 2016, 12:57

Kann das von Reisende voll bestätigen. Hab gut 20 Jahre lang geraucht und in 2003 von heute auf morgen aufgehört - ohne Hilfe von außen. Ohne einen festen Willen und den Wunsch nach einer gesünderen Lebensweise hätte ich das nie geschafft. Nur eine Schwangerschaft war für mich evolutionsbedingt nicht der entscheidende Grund, mit dieser Sucht abzuschließen.
Gestern war ich klug und wollte die Welt verändern. Heute bin ich weise und möchte mich verändern. (Rūmī)
https://www.bewusste-menschen.de/

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Re: Sucht und deren Folgen

#56

Beitrag von bielefelder13 » Mo 5. Dez 2016, 08:09

Hallo Viktualia, nein es war nicht der Wille! Der Wille reicht nicht um gegen etwas zu kämpfen was stärker ist. Es macht doch keinen Sinn gegen Henry Maske zu Boxen. Auch mit dem größten Willen werde ich gegen Ihn immer verlieren. Da kann ich 100 mal aufstehen. Ich werde immer wieder was auf die Nase bekommen. Da macht es doch mehr Sinn zu sagen: Ich schaffe das nicht und suche mir Hilfe.(Kapitulation) Konsum entsteht auch nicht nur durch negative Erlebnisse oder Gefühle, sondern kann auch durchaus in guten Zeiten entstehen. Rauchen ist auch noch mal ein anderes Thema. Schwangerschaft ist dort oft ein Anlass aufzuhören. Rauchen schafft aber nicht so große psychische Abhängigkeit wie Drogen oder Alkohol. Diese Schwangeren schaffen es meistens nicht. Wenn es so einfach wäre nur mit dem Willen die Sucht hinter sich zu lassen gäbe es viele Probleme nicht. So wie Du denken viele, ist aber falsch. Bei Schwangeren hat es meistens mit der Lebenssituation und dem Bewusstsein, das ungeborene Leben zu schützen, zu tun. Das ist ja auch gut so. Hat aber mehr mit Disziplin und Erkenntnis als mit Willen zu tun. Was daraus entsteht ist ja andere dann als Willensschwach einzustufen. Übrigens ein beliebter Spruch."Ich kann jeder Zeit aufhören","Hab`s im Griff" usw. Alles hole Phrasen.
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Re: Sucht und deren Folgen

#57

Beitrag von Rohana » Mo 5. Dez 2016, 08:20

Das ist aber schön einfach, Bielefelder. "Oh, ich kann eh nichts dagegen tun" ... :pfeif: mein Opa hat nach 50 Jahren mit dem Rauchen aufgehört, alleine, von einem Tag zum anderen, weil er es *wollte*. Ohne konkreten Anlass.
Es geht halt schon, aber nicht immer, nicht überall und nicht für jeden.
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

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Re: Sucht und deren Folgen

#58

Beitrag von bielefelder13 » Mo 5. Dez 2016, 09:10

Ja aber genau das ist es! Ich habe keine Chance, was aber nicht ausschließt etwas dagegen zu tun. Gerade dadurch zu erkennen das ich Hilfe brauche und es nicht allein schaffe ist ja das Entscheidene. Ich will doch Leben, also muß ich was tun. Ach ja und das beispiel Opa ist auch sehr beliebt. Hör ich oft. Hat anscheinend jeder zweite einen Opa der 100 Jahre geraucht oder getrunken hat und dieses vion einem auf den anderen Tag sein gelassen hat. Mag ja sein. Wenn dem so ist,ist es ja auch gut so. Es gibt immer auch Ausnahmen, das bestreite ich garnicht. Merkwürdig finde ich nur die Masse an Opa`s die es da gibt. Komischerweise ist nie eine Omi dabei. :lol:
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Re: Sucht und deren Folgen

#59

Beitrag von Rohana » Mo 5. Dez 2016, 09:14

Die Oma hat eh nur geraucht weil's der Opa getan hat, die hat auch aufgehört, aber langsamer ;)
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Re: Sucht und deren Folgen

#60

Beitrag von viktualia » Mo 5. Dez 2016, 10:21

Mein Punkt ist: beides zusammen.
Bitte nicht verwechseln und einfach eins aussuchen gilt auch nicht.

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