Ist Palmöl gesundheitsschädlich?

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cfun
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Re: Ist Palmöl gesundheitsschädlich?

#41

Beitrag von cfun » Fr 22. Apr 2016, 09:06

henmen hat geschrieben:aber nach Deiner Rechnung scheinbar Sinn macht, weil der Hektarertrag von Palmöl im Vergleich zu anderen Ölsaaten scheinbar sinnvoller ist.
Da hast du mich falsch verstanden. Ich meine, wenn man schon Regenwald abholzt, dann sollte man dort lieber Sachen anbauen, die die Leute satt machen, so dass man möglichst wenig abholzen muss. Wenn wir uns in Deutschland viele Ökoflächen mit geringer Produktivität leisten, weil wir kein Palmöl konsumieren möchten, dann führt das ggf. dazu, dass noch mehr Regenwald für andere Exporte nach Deutschland abgeholzt werden muss.

Diese Dinge hängen zusammen und man muss sie auch zusammen betrachten. Ein einfaches "ich esse regionale Ökobutter, deshalb bin ich gut" funktioniert nicht.

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Re: Ist Palmöl gesundheitsschädlich?

#42

Beitrag von Rohana » Fr 22. Apr 2016, 09:08

Wer Regenwald abholzt, denkt bloss nicht so, sonst würde er das so oder so nicht tun. Die meisten guten Theorien scheitern am Menschen :eek:
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henmen
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Re: Ist Palmöl gesundheitsschädlich?

#43

Beitrag von henmen » Fr 22. Apr 2016, 10:55

@cfun

ganz ehrlich und einfach gesagt: Wirklich korrekt und konsequent wäre es, wenn wir für unsere Viehfutterproduktion einfach unsere eigenen Wälder komplett abholzen würden um diese Flächen zum Futteranbau zu nutzen. Kein schöner Gedanke, aber dann wären wir ziemlich genau bei der Anbaufläche, die wir (Deutschen) jetzt schon in Hungerländern hierfür in Anspruch nehmen. Das die Spargelanbaufläche (bei uns) die Anbaufläche von Kartoffeln inzwischen überholt hat, zeigt mir zudem wie blutleer die Sprüche sind und wie unwichtig uns das tatsächliche Handeln und Sattmachen der 7,4 Milliarden in Wahrheit wirklich zu sein scheint.

Und zum Thema Milch. Wir haben aktuell wieder einmal einen Milchsee, auch hervorgerufen durch (importiertes) Leistungsfutter, Turbokühe und zu große Viehbestände. Ein Überangebot das durch nicht kostendeckende Erzeugerpreise aktuell das Sterben zahlreicher kleiner und inzwischen auch großer Milchviehbetriebe nach sich zieht. Die Lösung (zumindest für viele Molkereikonzerne) ist: Der aktuell fast flächendeckende Bau von hypermodernen Milchtrocknungsanlagen. Damit wird Milch besser exportierbar. Subventioniert exportierbar in die Hungerländer und damit sehr viel billiger als die heimische Milch der dort ansässigen Kleinbauern. Die können sich jetzt nicht mehr ernähren und sind letztendlich gezwungen abzuwandern (vielleicht zu uns). Das Land wird frei und nun kommen amerikanische und chinesische Konzerne (einige deutsche Konzerne spielen hier auch mit) und aquirieren diese Flächen im großen Stil, stauen oder leiten Flüsse um und bauen dort Exportfutter in riesigen Monokulturen an und oder betreiben industrielle Viehzucht (aktuell sehr verbreitet in Afrika, Südamerika und Osteuropa). Beides landet dann wieder in unseren Ställen oder in unserem Supermarkt und so schließt sich der Kreis, der immer weiter in den Abgrund führt, für alle Beteiligten, bis auf die acht bis zehn Konzerne die dieses Rad weltweit immer weiter drehen und nicht nur den Öl, Soja-,Mais- und Getreidemarkt beherrschen, sondern inzwischen und gleichzeitig auch die weltweiten Fleisch-, Saatgut-, Gemüse- und Agrochemieströme.

Und - sei sicher den Menschen die hinter diesen Konzernen stehen geht es nicht darum die Welt satt zu bekommen, sondern ausschließlich um ihren persönlichen und den Profit ihrer Aktionäre.
... auch so kann Landwirtschaft sein: http://www.polyfaces.com/trailer-deutsch/

Manfred

Re: Ist Palmöl gesundheitsschädlich?

#44

Beitrag von Manfred » Fr 22. Apr 2016, 11:02

@cfun: Da scheinen mehrere Missverständnisse vorzuliegen:
HM ist eine Produktionsmaximierung, sondern eine Entscheidungsfindungsprozess, der es den Entscheidern erleichtert, sich ihre Ziele klar zu machen und diese Ziele effektiv zu erreichen, immer vor dem Hintergrund eines ganzheitlichen Kontexts. Eine hohe Produktion von Agrarprodukten kann ein Ziel sein, muss aber beileibe nicht. Beim Ziel, die Wüsten zurück zu drängen durch mehr Biodiversität ist die gesteigerte Produktion gleichzeitig positiver Nebeneffekt und Mittel zum Zweck.
Für einen Landschaftspflegebetrieb auf einem Grenzertragsstandort, der mit klassischen Methoden arbeitet, kann es nicht das Ziel sein, mögl. viel zu produzieren, weil er dann unwirtschaftlich wird. Viele Landschaftspflegebetriebe verbrennen durch zu viel Produktion bares Geld. Weil die produzierte Tiere in der Gestehung teurer sind als der Verkaufserlös wieder einbringt. In so einem Betrieb liegt der optimale Tierbesatz idR nahe am vertraglichen Minimum. Je nachdem, wie gut überschüssiges Futter verkauft werden kann evtl. auch etwas darüber.
Ich habe zeitweise sogar überlegt, gar nichts mehr zu produzieren und den Mindestbesatz durch Zwergrinder-Ochsen oder Ponys zu erfüllen, die nur sehr niedrige Unterhaltskosten haben.
Das ist natürlich aus mehrerlei Sicht eine sehr unbefriedigende Realität. Nicht nur für den Bauern (der am liebsten von dem leben können möchte, was er produziert) und den Steuerzahler, sondern auch wegen des Drucks, auf anderen Flächen mehr zu produzieren.
Genau deshalb arbeite ich ja seit einiger Zeit daran, dass Kostengefüge dieser Betriebsform derart zu verändern, dass es sich wirtschaftlich lohnt, mehr zu produzieren.
Meine Zahlen sind hier im Forum nachzulesen. Sogar die betriebswirtschaftlichen. Aber das ist nicht interessant. Viel interessanter sind die Zahlen von Leuten, die dieses Ziel bereits erreicht haben.

Was schlägst du denn vor, wie die Zahlen konventioneller Betriebe vergleichbar gemacht werden sollen?
Der Futter-, Dünger-, Energie-, Maschinenstunden-Zukauf und der Bodenverlust müssen ja beim Vergleich berücksichtigt werden, um herauszufinden, wie viel der Betrieb wirklich selbst produziert und nicht nur aus Zukauf oder Raubbau umwandelt.
Oder man muss die für den Zukauf nötigen Flächen dem Veredelungsbetrieb zurechnen.

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Re: Ist Palmöl gesundheitsschädlich?

#45

Beitrag von Rohana » Fr 22. Apr 2016, 11:41

henmen hat geschrieben: Und zum Thema Milch. Wir haben aktuell wieder einmal einen Milchsee, auch hervorgerufen durch (importiertes) Leistungsfutter, Turbokühe und zu große Viehbestände.
oder vielleicht doch durch die Politik der Stallbauförderung und Quotenabschaffung... "Turbokühe" (was ist das eigentlich? Ich hab noch nie Kühe mit Knöpfen gesehen) und Leistungsfutter gibts schon ziemlich lange.
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Re: Ist Palmöl gesundheitsschädlich?

#46

Beitrag von fuxi » Fr 22. Apr 2016, 12:04

cfun hat geschrieben:Ich meine, wenn man schon Regenwald abholzt, dann sollte man dort lieber Sachen anbauen, die die Leute satt machen, so dass man möglichst wenig abholzen muss.
Da wird angebaut, was Geld bringt. Und ob das nun Raps, Kokos oder Ölpalme ist, satt wird davon nur das Bankkonto der Großkonzerne, niemand sonst. Solange es nicht einen massiven Wandel um "westlichen" Konsumverhalten gibt, müsste man das durch hohe Zölle verteuern, um den künstlich niedrigen Preis (den die Einheimischen halt stattdessen mit Naturkatastrophen, Hungersnöten und Naturvernichtung bezahlen) auszugleichen.

An den Zöllen kann ich nichts ändern, an meinem Konsumverhalten schon.
(Und warum für meine Butter von Kühen aus Weidehaltung jetzt statt Palmöl irgendwas anderes als Ersatz importiert werden muss, hab ich noch nicht verstanden.)
We have normality. Anything you still can’t cope with is therefore your own problem.

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Re: Ist Palmöl gesundheitsschädlich?

#47

Beitrag von henmen » Fr 22. Apr 2016, 12:12

@ Rohana

es hat zwar nichts mit Palmöl zu tun, aber ...:

https://www.tagesschau.de/wirtschaft/tu ... e-101.html

und hier die Reportage in voller Länge:

http://www.ardmediathek.de/tv/Reportage ... d=29615400

Gruß Henmen
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Re: Ist Palmöl gesundheitsschädlich?

#48

Beitrag von Rohana » Fr 22. Apr 2016, 12:35

Ja, ist OT, aber du hattest die Milchseen wegen Turbokühen ins Spiel gebracht ;)

Und jetzt erzählst du mir noch wo domestizierte Tiere nicht züchterisch bearbeitet werden und wo sich die Medien tatsächlich mal um Wahrheit statt um Skandale bemühen... wir haben übrigens Fleckvieh :kuuh:
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Re: Ist Palmöl gesundheitsschädlich?

#49

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Fr 22. Apr 2016, 13:04

Rohana hat geschrieben:Und jetzt erzählst du mir noch wo domestizierte Tiere nicht züchterisch bearbeitet werden
Man kann Tiere (und auch Pflanzen übrigens!!) züchterisch bearbeiten (heißt das nicht selektieren?), ohne dass man dabei Geschöpfe erschafft, die leiden "müssen".
Man kann bei der Zucht auch auf Robustheit, Beweglichkeit, gute Futterverwertung, leichte Geburten etc. auswählen. :pfeif:

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Re: Ist Palmöl gesundheitsschädlich?

#50

Beitrag von henmen » Fr 22. Apr 2016, 13:06

@ Rohana

ich denke es sollte Grenzen der menschlichen Einflussnahme geben und das nicht nur in der Tierzucht. Seit Liebig der chemisch technischen Landwirtschaft die Tore geöffnet hat, haben wir Bauern immer mehr den Bezug zur Natur und den darin enthaltenen stofflichen Kreisläufen und zeitlichen Zyklen verloren und damit eigentlich unsere Wurzeln und das Herz. Vor Liebig nannte man die Landwirtschaft Kunst und Maler und Bildhauer waren "nur" Handwerker. Die Kreativität und das Einfühlungsvermögen in natürliche Kreisläufe zum richtigen Zeitpunkt sinnvoll einzugreifen und das Land gleichzeitig insgesamt für die nächsten Generationen immer weiter zu verbessern Lebensinhalt. Heute findet man, zumindest in Deutschland, kaum noch Landwirte die diese Kunst verstehen und pflegen und das finde ich mehr als schade.
... auch so kann Landwirtschaft sein: http://www.polyfaces.com/trailer-deutsch/

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