"künstliche" versus "natürliche" Gifte ...

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Benutzer 72 gelöscht

"künstliche" versus "natürliche" Gifte ...

#1

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » So 6. Mär 2016, 14:35

aus einem anderen thread:
Im Regelfall würde ich aber sagen das 0,5l Taspa für den Menschen weniger schädlich sind als die Aflatoxine.
Nicht umsonst liegt der Grenzwert für Aflatoxine in Getreide in der EU bei 2 Mikrogramm/Kilogramm.
hat mich zum Nachdenken gebracht ...
Da war doch mal irgendwas, irgendso eine Behauptung (aus dem Forum? aus dem Real Life??) - so auf die Art:

"An die Schimmelgifte aus dem Walnüssen hat sich der menschliche Körper schon gewöhnt, die sind nicht sooo schlimm"

- auch im Zusammenhang mit Acrylamiden.
Und von wegen Huflattich/Beinwell: von diesen Pyrrolizidinalkaloiden weiß ich nur, dass sie in Tierversuchen und in sehr hohen Dosen zu Schädigungen geführt haben, aber nicht in der normalen Dorsierung bei Menschen - oder gibt es andere Studien??

Ich fände es sehr interessant, der Frage nachzugehen, an welche Gifte und wieweit sich der Mensch im Laufe der Evolution anpassen konnte! In den Zusammanhang passt meiner Ansicht nach auch die Laktose, an die sich die meisten Menschen ja gewöhnt haben.

ist das nur positiv zu sehen? schadet es trotzdem, Milch zu trinken?

Was ist mit den ganz neuen Giften??
Konnten wir uns daran schon anpassen?
Sollten wir uns daran gewöhnen??

Ich mein - "gewöhnen", na ja.

ich lasse mein Baby auf dem nur normal sauberem Fussboden neben unseren Katzen herumkrabbeln.
Auch mit dem Hintergedanken, dass er sich so an seine Umgebung gewöhnen kann, weder überempfindlich wird noch mit Allergien reagiert. (bis jetzt bin ich damit gut gefahren)
Neueste Empfehlung für Babys Beikost ist, dass man sie unbedingt schon mit ca. 4 Monaten an einem Brot schlecken lassen soll (nicht wirklich essen! nur abschlecken und im Idealfall glaich danach stillen), um einer Zöliakie vorzubeugen.

Und was bedeutet das jetzt im Zusammenhang mit obigem Zitat?
Für mich ist das eben nicht so, dass "0,5l Taspa für den Menschen weniger schädlich sind als die Aflatoxine."
hab aber keine Studien dazu gefunden, hätte gerne eine Studie, die belegt, dass Aflatoxine schädlicher sind als "Taspa" - gibt es solche Studien? wenn ja, wie sind die aufgebaut??

Manfred

Re: "künstliche" versus "natürliche" Gifte ...

#2

Beitrag von Manfred » So 6. Mär 2016, 14:55

Was soll es bringen, Gifte mit völlig unterschiedlichen Wirkmechanismen mengenmäßig zu vergleichen?

Benutzer 4754 gelöscht

Re: "künstliche" versus "natürliche" Gifte ...

#3

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » So 6. Mär 2016, 15:09

Manfred hat geschrieben:Was soll es bringen, Gifte mit völlig unterschiedlichen Wirkmechanismen mengenmäßig zu vergleichen?


Zahlenschubserei ist doch ganz nett oder? ;)

Benutzer 4754 gelöscht

Re: "künstliche" versus "natürliche" Gifte ...

#4

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » So 6. Mär 2016, 15:15

http://eur-lex.europa.eu/legal-content/ ... 67&from=DE
Grenzwert von Prothiconazol (eignet sich ebenfalls zu Abschlussbehandlung gegen Fusarien)
Weizen/Roggen: 0,1mg/kg
Gerste: 0,3mg/kg

http://eur-lex.europa.eu/legal-content/ ... 21&from=DE
Grenzwert für Aflatoxin B1:
Getreide: 0,002mg/kg

Weizen/Roggen darf also maximal 50mal so viel Prothiconazol enthalten, Gerste sogar 150mal so viel, im Vergleich zum maximalen Aflatoxin B1 Gehalt.

Edit:
Ich habe mich um eine Kommastelle verrechnet gehabt :rot:
ist nun geändert

Benutzer 72 gelöscht

Re: "künstliche" versus "natürliche" Gifte ...

#5

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » So 6. Mär 2016, 15:24

Ölkanne hat geschrieben:Zahlenschubserei ist doch ganz nett oder?
nee, eigentlich nicht - vor allem nicht, wenn sie so ohne Erklärungen als Argument gegen Biolandbau zählen soll ;)
Manfred hat geschrieben:Was soll es bringen, Gifte mit völlig unterschiedlichen Wirkmechanismen mengenmäßig zu vergleichen?
eine Entscheidungshilfe? :im:

wenn es nur mit "Giften" geht, will ich halt wissen, welche Gifte weniger schädlich sind - klingt das nicht logisch?

ist es besser, meine Nahrung mit neuartigen "künstlichen" Giften vorbeugend zu behandeln oder ist es besser, darauf zu hoffen, dass schon nicht allzuviele "natürliche" Gifte drin sind, wenn ich die Pflanzen soweit es eben geht - ohne Gifte! - gut pflege.

Bei den Walnüssen geht es ganz konkret darum, dass wir ja einen Nussbaum haben, nicht täglich ernten können
- und sicher viele Omegafettsäuren in unseren Nüssen, weil recht kalte Nächte... :holy:

Aber es ist eben immer wieder mal eine verschimmelte dabei - natürlich schaun wir genau, natürlich sortieren wir aus, aber 1000% schimmelfrei kann einem da wohl niemand garantieren -

essen oder nicht essen? :hmm:

@Ölkanne: danke für die links - sind mir aber jetzt zu lange zum Lesen, werde sie noch durchstudieren! :daumen:

Mir geht es vor allem darum, wie die Grenzwerte ermittelt werden und gebe zu bedenken, dass Versuchsratten kein langes Leben haben, wenn man sie mit ganz normaler menschlicher Nahrung ernähren will.....

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Re: "künstliche" versus "natürliche" Gifte ...

#6

Beitrag von Rohana » So 6. Mär 2016, 16:58

Eine wirkliche Vergleichbarkeit ist einfach nicht gegeben. Du kennst doch sicher den berühmten Spruch von Paracelsus "Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die dosis machts, daß ein Ding kein Gift sei." Siehst du Kochsalz auch als Gift, weil ein paar Teelöffel genug wären, um dich umzubringen? Oder Wasser - ein missglückter Badeaufenthalt oder auch "nur" simpel zuviel des Guten (Hyperhydration) kann tödlich sein. Du erachtest Schokolade sicher auch nicht als gifting, dein Hund sieht das ganz anders. Ob das Gift nun "künstlicher" oder "natürlicher" Natur ist, ist nicht sehr relevant, das Verhalten im (Ziel-)Organismus ist das Interessante.
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

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Re: "künstliche" versus "natürliche" Gifte ...

#7

Beitrag von hunsbuckler » So 6. Mär 2016, 17:26

Hallo Ina, "Anpassung" an bestimmte Stoffe ist nicht dasselbe wie "Gewöhnung".

Bezüglich der Milch bestand die "Anpassung" in der genetischen Mutation, durch welche die körpereigene Lactase-Produktion auch im Erwachsenen aufrechterhalten wurde.
Durch eine durchschnittlich erfolgreichere Fortpflanzung erhöhte sich langfristig der Anteil an lactosetoleranten Erwachsenen in bestimmten Populationen.
Wer aber als Individuum nicht die entsprechende Mutation in seinem eigenen Erbgut hat, kann sich auch durch noch so viel Milchkonsum nicht an Lactose "gewöhnen" und wird davon nur nutzlose Beschwerden haben.

Dasselbe gilt meines Wissens für Zöliakie, die eine genetische Gluten-Unverträglichkeit ist.

Das ist wieder was anderes als erworbene Allergien, die in bestimmten Fällen einer Desensibilisierung durch "Gewöhnung" zugänglich sind,
in anderen Fällen aber wieder gar nicht!

Es ist wahrscheinlich, daß sich in armen Populationen von Slumbewohnern, die oft verschimmelte Nahrung essen müssen,
langfristig jene Individuen erfolgreicher fortpflanzen, deren genetische Toleranz gegenüber Schimmelpilzgiften größer ist als im Durchschnitt der jeweiligen Population.
Das bedeutet, daß die Toleranz der gesamten Population gegenüber den dort üblichen Schimmelpilzen langfristig zunimmt.
Das heißt aber nur, daß die gesundheitliche Beeinträchtigung der Individuen sich mal mehr, mal weniger negativ auf den Fortpflanzungserfolg auswirkt.
Über die Lebensqualität der Betroffenen sagt das nicht viel aus.

Exakt die gleiche genetische "Anpassung" kann auch an "künstliche" Schadstoffe erfolgen, denn der Mechanismus der Selektion unterscheidet nicht zwischen "natürlichen" oder "künstlichen" Schadstoffen.
Wenn z.B. Glyphosat einen negativen Effekt auf die Fertilität der gegenwärtigen menschlichen Population hat,
so kann bei fortdauernder Glyphosatbelastung erwartet werden, daß sich dieser Effekt langfristig verringert,
weil sich die Population an die Glyphosatbelastung "anpasst", indem Individuen mit genetischer Glyphosat-Toleranz einen höheren Fortpflanzungserfolg haben als solche ohne.

Auf die durch Glyphosat verursachte Krebsrate dürfte das fast keinen Effekt haben, weil der Krebs erst zu einem Zeitpunkt im Leben des Individuums auftritt, wenn die Phase der Reproduktion sowieso bereits abgeschlossen ist.
Dasselbe gilt aber genauso für die Krebshäufigkeit durch "natürliche" Schimmelpilztoxine.

Man kann aber nicht Individuen innerhalb ihrer eigenen Lebensspanne über ihren individuellen genetischen Rahmen hinaus durch ständige Konfrontation mit einem Schadstoff an diesen "gewöhnen".
Ob der Schadstoff "natürlich" oder "künstlich" ist, spielt dabei keine Rolle.

Nachtrag: was sich in der Tat durch fortgesetzte Konfrontation mit einem Schadstoff ändern kann,
ist die Fähigkeit des individuellen körpereigenen Mikrobioms, den Schadstoff schneller umzuwandeln und auszuscheiden.
Das liegt daran, daß die unseren Körper bewohnenden Bakterien-Populationen ebenfalls dem oben beschriebenen Selektionsmechanismus ausgesetzt sind, der aber um ein Vielfaches schneller abläuft.
Ob diese "Anpassung" der körpereigenen Bakterienpopulationen an einen Schadstoff für uns als Wirt eher positiv oder negativ ist, ist für den Einzelfall kaum vorhersehbar.
Liebe Grüße, Hans www.jugendrettet.org

Benutzer 4754 gelöscht

Re: "künstliche" versus "natürliche" Gifte ...

#8

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » So 6. Mär 2016, 18:20

Manfred hat geschrieben:Was soll es bringen, Gifte mit völlig unterschiedlichen Wirkmechanismen mengenmäßig zu vergleichen?
Ölkanne hat geschrieben:Zahlenschubserei ist doch ganz nett oder? ;)
Rohana hat geschrieben:Eine wirkliche Vergleichbarkeit ist einfach nicht gegeben.
Drei mal das selbe :pfeif: :engel:

Benutzer 72 gelöscht

Re: "künstliche" versus "natürliche" Gifte ...

#9

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Mo 7. Mär 2016, 21:55

danke, hunsbuckler!
hast du gut erklärt! :daumen:

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