Rohmilch als Schutzfaktor

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IngeE
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Re: Rohmilch als Schutzfaktor

#11

Beitrag von IngeE » So 1. Feb 2015, 18:31

Bei Milch ist das wie bei allen Dingen, nur wenn gutes, d.h. artgerechtes Futter gegeben wird, kann auch leckere (und haltbarere) Milch ermolken werden. Grosses Problem der Milchbauern ist die Winterfütterung mit Silage, teilweise wird auch ganzjährig Silage gefüttert. Das verändert sowohl Geschmack als auch Haltbarkeit und Käsetauglichkeit der Milch.
Manchmal können auch bestimmte Pflanzen den Geschmack verändern, aber das geht ja vorbei.
Gruss
Inge

Olaf
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Re: Rohmilch als Schutzfaktor

#12

Beitrag von Olaf » So 1. Feb 2015, 18:43

Seit wann trinken und essen wir Milch? Es ist für Säuglinge gedacht und zwar die eigenen, in Ausnahmefällen artgenossengleiche.
Seit paar tausend Jahren.
Soll ich mich soweit aus dem Fenster lehnen und behaupten, es sei ein Teil der menschlichen Kultur?
Nö, mach ich nicht.
Für mich jedenfalls ist Käse in seiner Vielfalt eines der schönsten Lebensmittel überhaupt.
Selbstverständlich könnte ich in unserer Luxusgesellschaft auch ohne überleben.
Wir können uns ja sogar den Luxus leisten, wer drauf steht, sich vegan zu ernähren. Wir müssen aber- die meisten von uns- auch nicht mehr so hart arbeiten.
Der griechische Bauer auf Chalkidiki hätte vor 100 Jahren ein Problem gehabt zu überleben auf einem Landstrich, der nur Ziegen und Bienen ernähren kann. In Afrika ist das vermutlich in manchen Ecken noch etwas krasser.
Die Milchtiere von heute liefern - dank jahrtausende langer Züchtung - übrigens deutlich mehr Milch, als das jeweilige Balg saufen kann. Deswegen klauen wir auch schon, bevor wir die Lämmer abgesetzt haben. Sie kriegen natürlich auch besseres Futter, als sie in der freien Wildbahn finden würden. Ich finde, ein faires Geschäft für alle beteiligten.
LG
OLaf
Eigentlich bin ich ein netter Kerl.
Wenn ich Freunde hätte, könnten die das bestätigen.

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Reisende
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Re: Rohmilch als Schutzfaktor

#13

Beitrag von Reisende » So 1. Feb 2015, 18:49

Olaf :daumen:
immer dieser schmarrn mit Kuhmilch ist nur für Kälber...
sogar viele Tiere klauen (artfremde) Milch, teils direkt vom Euter (wer hatte den Kater der bei der sau mit trank?) teils weil Mensch schlecht drauf aufgepasst hat... :D
da ich laktose und gluten hervorragend vertrage, leiste ich mir als ausgleich dafür einige intoleranzen im zwischenmenschlichen bereich.

hunsbuckler
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Re: Rohmilch als Schutzfaktor

#14

Beitrag von hunsbuckler » So 1. Feb 2015, 23:30

Als nebenberuflicher Milchprobenehmer komme ich ja auf etliche Bauernhöfe.
Von jedem Hof trinke ich bedenkenlos die Milch in nennenswerter Menge (0,5-1l/Tag).
Hatte noch nie irgendwelche Beschwerden dadurch.
Freilich enthält rohe Milch lebende Keime, die aber in geringen Mengen für gesunde gewöhnte Menschen in der Regel harmlos sind.

Die Milch ist das bestuntersuchte Lebensmittel: Der Landeskontrollverband Rheinland-Pfalz-Saar untersucht:

- bei allen Milchabholungen die wertbestimmenden Inhaltsstoffe Fett, Eiweiß, fettfreie Trockenmasse,
- bei allen Milchabholungen den Milchharnstoffgehalt (bei dem es sich um einen natürlichen Milchbestandteil handelt, NICHT um Verunreinigung mit Urin) als Information zur Versorgungslage der Kühe (ausgewogene Fütterung),
- 2x monatlich die bakteriologische Beschaffenheit mit dem Bactoscan-Verfahren, einer durchflußzytometrischen Zählung von Mikroorganismen,
- bei allen Milchabholungen die Eutergesundheit durch die Untersuchung des Zellgehaltes, der fluoreszenzoptischen Zählung somatischer Zellen (d.h. aus dem Eutergewebe der Kuh an die Milch abgegebene Körperzellen, die bis zu einer gewissen Grenze ein natürlicher, gesunder Milchbestandteil im Rahmen der laufenden Verjüngung des Eutergewebes darstellen),
- mindestens 4x monatlich (unangekündigt!) das Freisein der Milch von Hemmstoffen (Antibiotika, Reinigungs- oder Desinfektionsmitteln),
- 13x monatlich die Reinheit und Naturbelassenheit der Milch durch Gefrierpunkt-Untersuchung (damit können z.B. Wasser-Panschereien entlarvt werden).

http://www.lkv-rlp-saar.de/nextshopcms/ ... =80&ssid=1

Nachfolgend die Fakten aus dem LKV-Jahresbericht 2014 zu:

- Keimbelastung/Hygiene:
Für die Milch-Güteklasse I wurde 1993 der Keimzahlgrenzwert von 300.000 auf 100.000 reduziert.
Ab einer Keimzahl von über 50.000 wird der Betrieb informiert und hat die Gelegenheit, seine Betriebsabläufe auf Hygienemängel zu checken.
Der durchschnittliche Keimgehalt lag im Berichtszeitraum (2014) mit 16.400 leicht unter dem Vorjahresniveau.
Die durchschnittliche Monatskeimzahl lag im gesamten Kontrolljahr in jedem Monat unter 18.000.
Eine große Zahl von Milcherzeugern erreichte während des Kontrolljahres häufig Keimzahlen von 10.000, dem niedrigsten messbaren Wert.

- Zellzahlen/Eutergesundheit:
Bei Zellzahlen über 250.000 wird der Betrieb informiert und hat die Gelegenheit, jede Kuh auf Eutergesundheit zu überprüfen und auffällige Milch wegzuschütten.
Im Prüfungsjahr ergab sich ein Zellzahldurchschnitt von 191.260.
Der Anteil der Milcherzeuger, die Abzüge wegen erhöhter Zellzahlen hinnehmen mußten, lag bei 1,16%.

- Hemmstoffe/Antibiotika:
Jeder Milchsammelwagen führt vor dem Abtanken in der Molkerei einen Hemmstoff-Schnelltest durch.
Sollten dabei Hemmstoffe festgestellt werden, wird der gesamte Tankinhalt des Fahrzeugs verworfen und entsorgt.
Zusätzlich zu den Tests der Sammelmilch werden die Milchproben aller Einzellieferanten getestet, um die Quelle der Verunreinigung zu ermitteln.
Dem Landwirt werden bei Anlieferung von hemmstoffhaltiger Milch 5 Cent/kg Monatsanlieferung abgezogen (das wären bei einer angenommenen Vergütung von 40 Cent/l über ein Zehntel weniger Milchgeld im betreffenden Monat, eine happige Einbuße!) Im Wiederholungsfall wird der Betrieb für die Milchabholung ganz gesperrt, bis die Ursache der Verunreinigung nachweislich nachhaltig beseitigt worden ist.
Alle Bauern, die ich kenne, würden bei Bemerken einer versehentlichen Verunreinigung lieber ihren gesamten Milchtankinhalt in den Gulli laufen lassen, als solche sanktionen zu riskieren.
Wenn sie sich nicht sicher sind, können sie die Milch kostenfrei auf Hemmstoffe testen lassen.
Ebenfalls gibt es Testkits für die Bauern, um die Milch einer behandelten Kuh zu testen, ob sie nach Verstreichen der vorgeschriebenen Wartezeit auch wirklich hemmstofffrei ist.

Im Berichtsjahr 2014 wurden bei mindestens 4 monatlichen Routine-Untersuchungsgängen 170.369 Milchproben auf Freisein von Hemmstoffen untersucht.
Dabei 120 Proben als "nicht hemmstofffrei" bewertet; damit waren in 99,9% aller untersuchten Proben keine Hemmstoffe nachzuweisen!

Insgesamt lag die Güteklassen-Einstufungen der Milch der Molkereien in Rheinland-Pfalz 2014 bei monatlichen Schwankungen im einstelligen Prozentbereich um:
Güteklasse 1: zwischen 99,4 und 99,8 davon Superklasse S: zwischen 76,4 und 87,0%
Güteklasse 2: meist zwischen 0,2 und 0,3%, nie höher als 0,6%

Quelle: LKV Rheinland-Pfalz-Saar Jahresbericht 2014
Liebe Grüße, Hans www.jugendrettet.org

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Re: Rohmilch als Schutzfaktor

#15

Beitrag von Bodo » Mo 2. Feb 2015, 00:38

@Olaf

sehr gut geschrieben. :daumen:

Gute Nacht allen und liebe Grüsse

Bodo
Liebe Grüsse

Monica

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Re: Rohmilch als Schutzfaktor

#16

Beitrag von 65375 » Mo 2. Feb 2015, 03:36

Früher war wohl Rohmilch verpönt wegen - auf Menschen übertragbarer - Rindertuberkulose.
Meine Oma, geb. 189x, hat uns die Milch immer gekocht, obwohl es in den 1970er Jahren pasteurisierte war.

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Re: Rohmilch als Schutzfaktor

#17

Beitrag von Bodo » Mi 4. Feb 2015, 15:53

Ich kann mich noch sehr gut erinnern, ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen, dass wir damals die Milch nie abgekocht haben. (und ich habe sie immer ecklig gefunden :grr: ) Auch wurde nichts über Rinder Tb oder ähnliches gesagt.

Jahre später habe ich natürlich über TB etc. gehört, aber ob die schlechte Rinderhaltung nun schuld war oder was, keine Ahnung. Und seither nur noch gekochte Milch bis vor kurzer Zeit getrunken. Jetzt habe ich wieder entdeckt, wie gut Rohmilch doch eigentlich ist.
Liebe Grüsse

Monica

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Re: Rohmilch als Schutzfaktor

#18

Beitrag von perereca » Fr 3. Apr 2015, 14:25

Als ich in den 90ern noch im Hunsrück wohnte, hatte ich die Gelegenheit im Dorf 3 Häuser weiter Rohmilch zu bekommen. Es war ein wahrer Genuß.

Jetzt hier zurück im Ruhrgebiet habe ich endlich auch wieder eine Quelle für Rohmilch entdeckt, war auch ganz glücklich darüber - aaber, die Milch schmeckt nicht. Also eigentlich schmeckt sie genau wie die gekaufte (Voll)milch. Erst war ich mir nicht sicher ob mich nicht meine Erinnerung trügt, aber nachdem ich hier auch schon von anderen gelesen habe denen es genau so geht, ist es wohl wirklich so. Ob es an der Fütterung liegt?

Da es für mich auch immer mit viel Fahrerei verbunden war, die Rohmilch zu holen, habe ich mich dann doch entschlossen es sein zu lassen und bin wieder bei der guten Demeter-Milch (mit dem lecker Klops :mrgreen: ) gelandet. Eigentlich schade.

Schöne Grüße
Perereca

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Re: Rohmilch als Schutzfaktor

#19

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Fr 3. Apr 2015, 18:59

echte Zweifel hatte ich nur während der Schwangerschaft...
soll man ja nicht wegen der Listerien-Gefahr.
Andrerseits soll Rohmilch schon in der Schwangerschaft helfen, Allergien vorzubeugen.
hm

Dann hab ich dort weitergeblättert, wo vor Rohmilch gewarnt wurde und da stand dann auch, dass man während der Schwangerschaft nur mit Handschuhen gartenarbeiten soll und kein rohes Gemüse essen.

Das wars dann für mich und ich hab denen nichts mehr geglaubt.

bei mir ist nichts passiert, meine Kinder haben keine Allergien.

mag Zufall sein? ;)

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Re: Rohmilch als Schutzfaktor

#20

Beitrag von 65375 » Fr 3. Apr 2015, 23:05

Ich hab auch in allen Schwangerschaften Rohmilch getrunken und weitgehend gegessen, was mir geschmeckt hat. Wichtig scheint mir eher, noch mehr auf regionales Essen zu achten, denn mit den heimischen Keimen ist der Körper vertraut.

Das mit den Handschuhen bei der Gartenarbeit ist wohl wegen der Toxoplasmose. Aber die zu kriegen, scheint auch eine Kunst für sich zu sein. Obwohl ich immer hemmungslos im Garten gebuddelt habe und Handschuhe nicht mag, hab ich sie bis heute nicht gehabt. Meine Schwägerin hatte sie, aber weil sie gerne rohes Fleisch ißt.

Kein rohes Gemüse, das geht definitiv zu weit! Aber das wird immer schlimmer mit diesen Warnungen. Gestern ein Artikel in der FAZ, daß letztes Jahr die Grüne-Soße-Produzenten rund 40 % Umsatzeinbuße hatten, weil (rechtzeitig in der Karwoche veröffentlicht) Borretsch (angeblich) bedenkliche Mengen Pyroblablaalkaloide enthält. Wer rechnen kann, kann an solchen Behauptungen verzweifeln. Acht Prozent Borretsch im Grünzeug-Paket, dazu kommt dann diverses an Schmand, Joghurt, Ei usw. Wieviel bleibt denn da noch in einer Portion?!

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