Frage zur Gebäudedämmung

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emil17
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Re: Frage zur Gebäudedämmung

#11

Beitrag von emil17 » Di 16. Mär 2021, 18:24

Bei Naturbaustoffen aus der Grube hinterm Haus kommt man am Amt nicht weiter, wenn da einer sitzt, der sich dafür nicht interessiert - "Bringt mir einen Nachweis für diese Lehmbauweise von einer staatlich zugelassenen Prüfstelle, sonst keine Bewilligung möglich" - auch wenn in der Gegend Dutzende solcher Kotten seit Jahrhunderten stehen.
Befreien lassen (im Sinn von ich werde das Amt nicht haftbar machen wenn mir die Decke auf den Kopf fällt, weil die Wand nicht tragen wollte, und nein, ich will nicht das ganze Haus heizen) kann man leider nicht.
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SunOdyssey
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Re: Frage zur Gebäudedämmung

#12

Beitrag von SunOdyssey » Di 16. Mär 2021, 19:39

Da Lehm erstmal nix mit dem Thema Dämmung zu tun hat, sondern eher mit Beschichtung oder Mauerwerk, würde ich sagen, dass dieser Einwand etwas am Thema vorbeigeht. Aber auch "Ämter" gehen mit der Zeit und wissen, was Lehm ist. Ist aber für eine Genehmigung egal, da sie sich selten in Gestaltungs- oder Ausführungsfragen einmischen, es sei denn, es gibt eine Satzung dafür.
Ansonsten gilt das, was ich schon geschrieben habe
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Re: Frage zur Gebäudedämmung

#13

Beitrag von penelope » Mi 17. Mär 2021, 09:32

Erfahrung mit Naturdämmstoffen hat Firma Biber in Verden (falls ein Link ok ist: https://www.biber-online.de )
Die bauen u.a. mit Zellulusedämmstoffen und machen auch Strohbauten. Ich finde deren Projekte sehr interessant.

Ich hab von denen "nur" Material für den Innenausbau und für kleinere Reperaturen, fand die Beratung da aber immer sehr gut.

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Re: Frage zur Gebäudedämmung

#14

Beitrag von Küstenharry » Do 18. Mär 2021, 11:32

Dyrsian hat geschrieben:
Di 16. Mär 2021, 12:51
Hm, komplizierte Materie, ich sehe schon. Das mit den Motten in der Schafswolle ist echt ein Punkt, die haben uns auch die ganzen Wollpullover im Sommer zerfressen, weil wir die nicht eingeschweißt hatten. Ein Riesenverlust, meine Frau hat fast geheult.
Es geht offenbar auch ohne Folien. Eine ehemaliges Mitglied aus dem Forum, Tascha, hat sich damals ein Holzhaus von dieser Firma gekauft. Der Wandaufbau kommt ohne Folie aus (bitte liebe Mods, lasst den Link stehen, ich arbeite weder für diese Firma noch habe ich Aktien von denen):
https://nordic-haus.de/patentierter-wandaufbau/
Diese Häuser gefallen mir sehr. Ich hatte nochmal mit Tascha geschrieben, die waren mit der Firma bis auf Kleinigkeiten sehr zufrieden. Ich bin mir nur nicht sicher, ob man ohne Weiteres eine Baugenehmigung für so ein Haus kriegen würde, weil es sich ja doch sehr stark von den "normalen" Steinwürfeln hier unterscheidet. Tascha hat damals auf einem Riesengrundstück außerhalb gebaut, da wird sowas eher gehen als in der Stadt. Hier bauen die Leute auch die merkwürdigsten Dinge, aber ich vermute da geht dann noch der ein oder andere Umschlag über den Tisch ...
Jobmässig beschäftige ich mich in letzter Zeit mit dem Thema Massivholzhausbau, da wir so ein Produktionswerk für Fertighäuser hier oben an de Küste planen und realisieren.
Dabei haben wir uns auch Varianten von MHM(Hundegger) oder Holz 100/Thoma angeschaut.
Diese gedübelten Kreuzlagenhölzer können auch mit dem Schweizer Verfahren von Technowood hergestellt werden.
Für deutsche Häuslebauer sind diese Varianten aber wenig ökonomisch und wirtschaftlich realisierbar.
Hoher Ressourcenverbrauch an Holz, 20% Verschnitt und dabei haben die Holzpreise um 40-100% zugelegt.
Und dabei ist der Rohstoff Käferholz nichts mehr Wert.

Unsere Variante ist ein optimierter Massivholzhybrid.
Einmal ein Holzrahmen mit Massivholzkern, auf den ein gedämmter Holzrahmen mit Einblasdämmung geschraubt wird.

So ein Blockbohlenbau sehe ich kritisch, aufgrund von Schwundverhalten mit Setzungen.
Die Nordic Haus Seite ist eher ein esoterisch angehauchter Holzbau als Ingenieurholzbau.
Aber auch dieser muss halt die Anforderungen für die GEG einhalten um einen Bauantrag genehmigt zu bekommen.


Zum Thema Lehm: Sicher kann man privat den Lehm aus dem Bodenaushub als Putz verwenden, wenn man nach den Regeln der Technik arbeitet.
Ansonsten gibt es bauaufsichtliche Zulassungen für die Baustoffe.
Gruss von der Küste

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Re: Frage zur Gebäudedämmung

#15

Beitrag von emil17 » Do 18. Mär 2021, 12:45

Küstenharry hat geschrieben:
Do 18. Mär 2021, 11:32
So ein Blockbohlenbau sehe ich kritisch, aufgrund von Schwundverhalten mit Setzungen.
Hier sind alle alten Häuser so gebaut; ich wohne in einem, das 1840 - 1850 fertiggestellt wurde. Die ältesten noch bewohnten aus Lärche stammen aus dem 15. Jahrhundert. Stichwort Walserhaus. Eine der in der Schweiz renommiertesten Gegenden für Massivholzbau in Blockbauweisen ist das Berner Oberland, dort gibt es auch Firmen die das können.
Um so ein Haus zu bauen, braucht es ausser für Tür- und Fensterbeschläge weder Schrauben noch Nägel, obwohl dadurch vieles einfacher wird.
Man kann das Setzen und Schwinden konstruktiv abfangen, dafür gab es spezielle Holzverbindungen wie der "Schwebezapfen".
Allerdings müssen die Zimmerleute viel können und ungeeignete Hölzer vor dem Einbau sicher erkennen.
Fazit: Blockbohlenbau geht und ist nachhaltig und sehr dauerhaft - wenn man es kann, wenn man den konstruktiven Holzschutz konsequent beachten und sich der Selbstdarstellungstrieb der Architekten und Bauherrn dem unterordnet.
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Re: Frage zur Gebäudedämmung

#16

Beitrag von SunOdyssey » Do 18. Mär 2021, 13:01

Das war zwar nicht die Frage von Dyrsian, aber dennoch möchte ich auf deine Anmerkung antworten, Emil.

Als die Häuser in deiner Umgebung gebaut wurden, bedeutete Arbeitskraft keinen Kostenfaktor, meist waren sogar die Bauern selbst in der Lage holzwerkliche Arbeiten durchzuführen, manchmal hochwertig, manchmal nicht. Solche Häuser stehen dann meist heute nicht mehr oder haben eklatante Mängel in konstruktiven Bautenschutz oder Statik. Um ein Blockbohlenhaus zusammen zu fügen, muss man ähnlich wie bei Trockenmauern viel ausprobieren oder anpassen. Das macht heute niemand mehr, weil es einfach Unsummen kosten würde. Daher werden solche Häuser vorgefertigt, indem man die Einzelbauteile konfektioniert und tlw. zusammenfügt, um wenigstens einen Teil der Kosten aufzufangen . Damit hat diese Bauweise aber den urprünglichen Vorteil der Naturbelassenheit, den du dir wünschst, eigentlich verloren.

Daher ist es in der heutigen Welt nicht mehr sinnvoll, mit den Klimazielen, die wir gesetzlich verankert haben, so zu bauen.

Ich finde solche Häuser auch äußerst charmant und ziehe den Hut vor der alten Baukunst und dem Wissen, was konstruktiver Bautenschutz schon damals vermochte, aber weiß eben auch, dass die meisten Bauherr*innen nicht mehr in der Lage sind, so ein Haus zu bezahlen.
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Re: Frage zur Gebäudedämmung

#17

Beitrag von emil17 » Do 18. Mär 2021, 15:04

Ich verstehe deinen Standpunkt. Auch mit der Bemerkung, dass die Bauweise nicht für alle und überall passt, hast du Recht.
Aber gerade die global einheitliche Bauweise ist kulturell und umweltbezogen ein grosser Nachteil.
Klimaschonende Bauweise war früher notgedrungen viel häufiger - wenn Häuser in Sizilien gleich aussehen wie in Norwegen, hat man das Klima ignoriert und man braucht sehr viel mehr Energie während der Nutzung, um es drinnen aushalten zu können.
Passen tut das Thema hier schon, weil Massivholzbauten auch gute Dämm- und Wohnraumklimaeigenschaften haben.
Heute werden die Hölzer natürlich in einer Sägerei mit modernen Maschinen vorbereitet, profiliert und gehobelt und auf der Baustelle "nur noch" zusammengesetzt. Moderne Verfahren der Holzbautechnik wie die endloser Kanthölzer dank Keilzinkenverbund (würde man im traditionellen Holzbau allerdings ablehnen), optimierter Zuschnitt usw. lassen auch den Verschnitt sich in Grenzen halten. Ich schätze durchaus auch die Vorteile von Normbauteilen und Normbaumassen.

Die Preisfrage - sicher ist die Bauweise nicht die billigste, aber über die Lebensdauer des Bauwerks gerechnet durchaus konkurrenzfähig.
Zudem sollte man der Fairness halber die Entsorgungskosten in die Baukosten mit einrechnen. Das tut natürlich keiner, weil dann ein Billig-Fertighaus sehr anders dastehen würde. Aber wenn man den Umweltgedanken mit einbezieht, kommt man darum nicht herum.
Massivholz hat die sehr wertvolle Eigenschaft, in Würde altern zu können, das ist ein weiterer deutlicher Mehrwert gegenüber der effizienten und presioptimierten Bereitstellung von Wohnfunktionen.
SunOdyssey hat geschrieben:
Do 18. Mär 2021, 13:01
Um ein Blockbohlenhaus zusammen zu fügen, muss man ähnlich wie bei Trockenmauern viel ausprobieren oder anpassen.
Da möchte ich doch widersprechen, man kann die beiden Dinge nicht wirklich vergleichen, auch wenn sich die beiden Bauweisen sehr gut ergänzen. Bei der Trockenmauer bestimmt das Material das Ergebnis sehr viel mehr.

Für Holzhäuser bestand eine sehr alte Tradition des Wissens um korrekte Ausführung auch der konstruktiven Details. Das ging so weit, dass so etwas für gewöhnliche Häuser gar nie zur Debatte stand, man machte es so wie man es eben macht. Vergleiche das mit den Qualen heutiger Bauherren, wenn es um architektonische Details geht!
Für grössere Projekte wurde gewöhnlich ein Fachmann von aussen bestellt, der die Arbeit geleitet hat und der gleichzeitig Architekt und Bauführer und Zimmererpolier war, etwa so wie die Grubenmann-Dynastie für den Bau von Holzbrücken im 18. Jahrhundert oder wie R. Coray für den Bau von Lehrgerüsten.
Heute ist es undenkbar, dass man der ausführenden Firma solcher Bauwerke auch die Planung überliesse, und ein Handwerker am Bau kann ohne Detailpläne nicht arbeiten - nicht weil er unfähig ist, aber weil er sonst nicht weiss, wie das werden soll.

Die Tradition schützte auch davor, Fehler zu begehen, einfach weil man nicht alle 20 Jahre eine völlig neue Bauweise ausprobiert hat, wie das heute der Fall ist. Das ging so weit, dass die Wanderbewegungen und Ansiedlungen der verschiedenen im Alpenraum ansässigen Völker sich sehr gut an ihren Bauten nachverfolgen lassen; sie brachten jeweils ihre Bauweise mit.

Der Bauherr wusste vorher selber, wieviel Holz er wo und wie bereitzustellen hatte. Selbstverständlich hatte er auch die Hilfskräfte zu bestellen und zu bezahlen; sowohl Maurer- wie Zimmererfachleute hatten viele Hilfskräfte nötig, die nichts anderes taten als Bauholz zu behauen oder Steine und Mörtel heranzubringen. Heute tun das Maschinen; leider führt die Arbeitserleichterung nur selten zu schöneren oder dauerhafteren Gebäuden.

Ein weiterer Vorteil lokaler Bauweise, den man noch heute bei lokalen Gewerben hat: man kennt sich und sieht sich immer wieder, da kann es sich keiner leisten, Murks zu bauen oder den anderen zu bescheissen.
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Re: Frage zur Gebäudedämmung

#18

Beitrag von SunOdyssey » Do 18. Mär 2021, 21:32

Macht ja nix, wenn deine Antwort so gar nicht passt zu dem, was ich geschrieben habe noch was Dyrsian eigentlich wissen wollte.
Aber gut, dass du deinen Standpunkt zum heutigen Bauen loswerden konntest.

Dyrsian, es gibt mittlerweile sehr gute ökplogische Beratungen, die dir helfen können, Dämmvarianten zu finden, die ökologisch UND standardisiert sind. Bitte nicht hängen für die Nennung, aber in deiner Reichweite liegt z. B. das Naturhaus Hetfeld in Velbert, ist von Duisburg aus keine Weltreise und über Mail können die dich gut beraten. Wenn ich mal auf Bauherrenwunsch ökologische Baumaterialien eingesetzt habe, habe ich dort sehr gute Erfahrungen gemacht.
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Re: Frage zur Gebäudedämmung

#19

Beitrag von Küstenharry » Fr 19. Mär 2021, 09:11

Wie viel Eigenleistung möchte denn der Bauherr hier selbst erbringen?
Bei meiner Recherche letztes Jahr, nach alternativen Dämmstoffprodukten, bin ich auf das Einblasstroh gekommen.
das finde ich sehr interessant.http://www.istraw.de/iso-stroh
Nur in der Werksproduktion gibt es da noch kleine Probleme mit den Maschinenanlagen, Einblasdämmbrücken.
Allerdings sind die Maschinenhersteller der Zellulosefirmen nicht wirklich daran interessiert, an dem Problem weiter zu arbeiten.

Alternativ hat Seegras einige Vorteile.

Nur muss hier noch ein Netzwerk entstehen, damit dieses zentralisiert gesammelt und aufgearbeitet werden kann.

Stroh wird ja schon industriell auf dem Acker hergestellt.
Gruss von der Küste

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Re: Frage zur Gebäudedämmung

#20

Beitrag von Dyrsian » Fr 19. Mär 2021, 09:42

Naja, ich hab ja (noch) kein Haus. Wenn die Preise hier so bleiben wie sie sind, habe ich wohl frühestens eines wenn die Kinder aus dem Haus sind und ich irgendwohin übersiedeln kann, wo es für uns noch bezahlbar ist. Ich hoffe ja darauf, dass es irgendwann in der nächsten Zeit den dicken Knall am Immobilienmarkt gibt, ähnlich wie in Irland, USA und Spanien damals. Bis dahin versuche ich mich zu informieren und übe mich in diversen Gewerken, denn mit zwei linken Händen wird das nix! Bei mir wird es wohl auf einen Altbau hinauslaufen, es sei denn ich gewinne im Lotto, denn meine Prioritätenliste ist sehr klar:
1.) Garten (!)
2.) Werkstatt
3.) Küche
4.) Holzheizung
Alles andere ist mir ehrlich gesagt fast egal, ob aus Beton, Holz, groß oder klein. Ich würde selbst in einem grottenhässlichen Kotten mit Asbestdach hausen, wenn der Garten schön groß und sonnig wär und ich irgendwo ein paar Quadratmeter für meine Holzwerkstatt abzwacken könnte. Ja, und eine Küche die größer ist als ein Hundeteppich, das wäre was ...

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