Kalkkaseinfarbe

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Benutzer 3162 gelöscht

Kalkkaseinfarbe

#1

Beitrag von Benutzer 3162 gelöscht » Do 20. Feb 2020, 11:25

Hallo zusammen,

hat jemand Erfahrungen mit dieser Farbe?
Hintergrund: ich habe mit Kalkkaseinfarbe eine ziemlich verranzte Decke gestrichen, und sie ziemlich pastos angemischt und über Nacht stehen lassen, damit ich ohne massive Schutzkleidung und viel Abdeckerei peu à peu streichen konnte.

Jetzt ist im Bad ein Neuanstrich fällig und ich habe natürlich wieder keine Lust alles abzudecken. Allerdings frage ich mich, ob ich nicht mit einer etwas flüssigeren Konsistenz streichen könnte.

Wie macht ihr das? Anstrich für die Decke war eher so puddingmäßige Konsistenz.

Liebe Grüße

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emil17
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Re: Kalkkaseinfarbe

#2

Beitrag von emil17 » Fr 21. Feb 2020, 09:51

Mein Vater war Malermeister, der konnte das sehr schnell und mit erstaunlich wenig Kleckerei.
Man rückt alles von den Wänden weg (wenn die Wände auch müssen), deckt mit alten Tüchern ab, und verlängert einen Roller mit einem Besenstiel oder so.
Es gibt welche mit hohlem Griff, sonst geht es mit einem Stück Zaundraht zum Befestigen.
Auf den Stiel steckt man ein Stück Pappe, damit die Farbe nicht dem Stiel nach runterläuft.
Auf den Kopf kommt eine Mütze oder ein Kopftuch, Hut stört wegen der Krempe.

Irgendwann hat man die richtige Technik raus, wozu auch die Zähigkeit oder Flüssigkeit der Farbe gehört.
Ausprobieren! Zweimal dünn, beim zweiten mal quer zum ersten Mal, wird schöner als einmal dick.
Kanten und Ränder werden zuerst mit einem Pinsel gestrichen, dazu muss man nicht abkleben.

Er hat Decken vorher abgewaschen. Ob das muss oder nicht, kann ich nicht beurteilen. Wenn der alte Anstrich aber nicht hält, muss er runter.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Benutzer 3162 gelöscht

Re: Kalkkaseinfarbe

#3

Beitrag von Benutzer 3162 gelöscht » Fr 21. Feb 2020, 10:55

Hallo emil17,
ich habe seit 20 Jahren nicht mehr mit "normaler" Farbe gestrichen. Kalkkaseinfarbe verhält sich völlig anders. Sie kann nicht gerollt werden, sie wird mit einer Kalkbürste bzw. einem Flächenstreicher aufgetragen. Beim Auftrag ist sie durchsichtig und erst nach dem "trocknen" mattweiß. Es ist auch keine tatsächliche Trocknung sondern eher eine Oxidation <- nagle mich nicht fest, die genauen Begriffe habe ich nicht im Kopf.

Da das Farbpulver in Wasser aufquillt kann man die Konsistenz selbst beeinflussen. Das war die eigentliche Frage: wie flüssig ist machbar bzw. sinnvoll. Im Moment mache ich es so: Pulver mit Wasser anmischen, quellen lassen, mit dem Pinsel gut durchrühren und den Pinsel an einem (Käse-)Ständer über der Schüssel abtropfen lassen :pfeif: :pfeif:
Mit dieser Methode streiche ich natürlich kein Zimmer an einem Tag, aber darum geht es auch nicht.
Die Farbe ist schimmelhemmend und ohne chemische Zusätze, was in einem Badezimmer von Vorteil ist. Decken abzuwaschen ist sicher sinnvoll. Die Abwascherei steht mir an einer Wand noch bevor, da klebt noch Leimfarbe und Tapetenrest und darauf hält Kalkkasein nicht, sonst aber auf fast allem.

Unser Vormieter hat nach der Methode quick and dirty gearbeitet, sprich er hat halt über alles drübertapeziert, Ritzen mit Panzerband überklebt, Holz mit Folie überzogen usw. frag nicht, wie viele Schichten ich hier mühsam runtergekratzt habe.

Schönes Wochenende

viktualia

Re: Kalkkaseinfarbe

#4

Beitrag von viktualia » Fr 21. Feb 2020, 11:37

Ich hab das hier gefunden:
In trockenen Innenräumen kann die Farbe mit Mehl (speziell Roggenmehl dient durch seine Klebkraft auch als zusätzliches Bindemittel) oder Schleifstaub aus der Schreinerei angedickt werden. Dadurch lässt sich die Farbe wesentlich besser verarbeiten. Dies widerspricht der Regel, daß Kalkfarben immer sehr dünn aufgetragen werden müssen, um abriebfest auszureagieren und nicht zu reissen. Offenbar liegt das daran, dass die Füllstoffe die Farbe länger feucht halten und die inneren Spannungen reduzieren, die Kaseinfarben sonst bei zu dickem Auftrag abplatzen lassen. Sogar die Verwendung auf normalerweise ungeeigneten Untergründen wie Metall und glattem Beton wird durch den Zusatz von Mehl oder Holzstaub und/oder Leinöl möglich.
https://www.chemie-schule.de/KnowHow/Sumpfkalk
als ich nochmal "sumpfen" nachschlagen wollte - so hab ich´s gelernt:
Wasser über Nacht auf das Farbpulver (Kreide) kippen, erst am nächsten Morgen umrühren, die Matsche hält dann besser in sich.

Im link wird nochmal erklärt, warum man die Kaseinfarbe dünn streichen soll:
Nach dem Auftragen von Kalkmilch bindet das Calciumhydroxid ab. Es nimmt Kohlenstoffdioxid aus der Luft auf und gibt Wasser ab, dabei reagiert es zu Calciumcarbonat, also Kalkstein.
Und das geht bei (mehreren) dünnen Schichten halt besser.

Benutzer 3162 gelöscht

Re: Kalkkaseinfarbe

#5

Beitrag von Benutzer 3162 gelöscht » Fr 21. Feb 2020, 11:50

@viktualia,

danke fürs Nachschlagen. Sumpfen mache ich, allerdings mit vorherigem Durchrühren damit sich die Klümpchen lösen. Gestern habe ich mit der oben beschriebenen Abtropfmethode dünn gearbeitet, das ging ganz gut. Ich habe das Datenblatt jetzt nicht parat, aber ich meine da wäre Marmormehl drin.

An der Decke hätte das nicht funktioniert, da war "Pudding" die bessere Variante. Es waren auch noch jede Menge Reste von Styroporkleber drauf (der Vormieter hatte die Decke mit Styroporplatten veredelt).

Schönes Wochenende

SunOdyssey
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Re: Kalkkaseinfarbe

#6

Beitrag von SunOdyssey » So 23. Feb 2020, 12:19

Hallo,

Ich habe meine ganze Wohnung mit Kalkkaseinfarbe von Auro gestrichen, das war zwar eine echt fiese Arbeit, aber der Lohn ist ein schönes Klima in der Wohnung, was Geruch angeht.
Meinen Stall weißel ich jedes Jahr mit selbstgemachter Farbe, ich mische drei Becher Molke mit Kalkhydrat 500gr als Grundmischung und füge noch Kalk dazu, bis eine dispersionsähnliche Konsistenz entsteht. Ich lege eigentlich direkt los und quaste direkt auf die Schicht vom letzten Jahr. Das wird eine schöne Kalkschicht und hält den Stall schön sauber. Bislang habe ich mich noch nicht getraut, das auch im Haus zu machen, werde ich aber, wenn hier der Umbau geschieht.
Ich sage, was ich meine und ich meine, was ich sage

Und ich sage.....blöde Autokorrektur

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Oli
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Re: Kalkkaseinfarbe

#7

Beitrag von Oli » So 23. Feb 2020, 13:42

ypsiduxy hat geschrieben:
Do 20. Feb 2020, 11:25
Hallo zusammen,

hat jemand Erfahrungen mit dieser Farbe?
Hintergrund: ich habe mit Kalkkaseinfarbe eine ziemlich verranzte Decke gestrichen, und sie ziemlich pastos angemischt und über Nacht stehen lassen, damit ich ohne massive Schutzkleidung und viel Abdeckerei peu à peu streichen konnte.

Jetzt ist im Bad ein Neuanstrich fällig und ich habe natürlich wieder keine Lust alles abzudecken. Allerdings frage ich mich, ob ich nicht mit einer etwas flüssigeren Konsistenz streichen könnte.

Wie macht ihr das? Anstrich für die Decke war eher so puddingmäßige Konsistenz.

Liebe Grüße
Moin,
ja, wir haben über Weihnachten mit der Sumpfkalkfarbe von Kreidezeit einen großen Raum gestrichen. Die Wände halt, wie empfohlen, mit einem Quast kreuz und quer. Für die Decke konnten wir uns das nicht praktisch vorstellen und haben die Farbe gerollt. 3 Anstriche mit flüssigerer Konsistenz waren es letztlich, 4 wären auch kein Schaden. Wichtig ist, wirklich jedes Mal die Streich- bzw. Rollrichtung zu wechseln weil die Ausrichtung der Pigmente, Marmorteilchen, wasimmer in dem Fall einem anscheinend weniger Fehler verzeiht als beim Arbeiten mit Quast. :)

Gut, nachlesen kann man da auch schlaue Sachen, auch dass das so nicht korrekt/empfohlen ist - das sind jetzt ganz banal unsere Erfahrungswerte.

Benutzer 3162 gelöscht

Re: Kalkkaseinfarbe

#8

Beitrag von Benutzer 3162 gelöscht » Di 25. Feb 2020, 09:37

Hallo Oli,
interessant zu lesen, dass ihr das tatsächlich mit der Rolle gemacht habt. War das nicht eine Riesensauerei?
Ich habe seit Ewigkeiten nicht mehr mit Farbrollen gearbeitet, meine Decken sind sehr niedrig und mit einem kleinen Hocker komme ich prima mit der Bürste / Flächenstreicher an die Decke, und Zeitdruck habe ich ja auch nicht.

Schöne Grüße

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