Ich verstehe deinen Standpunkt. Auch mit der Bemerkung, dass die Bauweise nicht für alle und überall passt, hast du Recht.
Aber gerade die global einheitliche Bauweise ist kulturell und umweltbezogen ein grosser Nachteil.
Klimaschonende Bauweise war früher notgedrungen viel häufiger - wenn Häuser in Sizilien gleich aussehen wie in Norwegen, hat man das Klima ignoriert und man braucht sehr viel mehr Energie während der Nutzung, um es drinnen aushalten zu können.
Passen tut das Thema hier schon, weil Massivholzbauten auch gute Dämm- und Wohnraumklimaeigenschaften haben.
Heute werden die Hölzer natürlich in einer Sägerei mit modernen Maschinen vorbereitet, profiliert und gehobelt und auf der Baustelle "nur noch" zusammengesetzt. Moderne Verfahren der Holzbautechnik wie die endloser Kanthölzer dank Keilzinkenverbund (würde man im traditionellen Holzbau allerdings ablehnen), optimierter Zuschnitt usw. lassen auch den Verschnitt sich in Grenzen halten. Ich schätze durchaus auch die Vorteile von Normbauteilen und Normbaumassen.
Die Preisfrage - sicher ist die Bauweise nicht die billigste, aber über die Lebensdauer des Bauwerks gerechnet durchaus konkurrenzfähig.
Zudem sollte man der Fairness halber die Entsorgungskosten in die Baukosten mit einrechnen. Das tut natürlich keiner, weil dann ein Billig-Fertighaus sehr anders dastehen würde. Aber wenn man den Umweltgedanken mit einbezieht, kommt man darum nicht herum.
Massivholz hat die sehr wertvolle Eigenschaft, in Würde altern zu können, das ist ein weiterer deutlicher Mehrwert gegenüber der effizienten und presioptimierten Bereitstellung von Wohnfunktionen.
SunOdyssey hat geschrieben: ↑Do 18. Mär 2021, 13:01
Um ein Blockbohlenhaus zusammen zu fügen, muss man ähnlich wie bei Trockenmauern viel ausprobieren oder anpassen.
Da möchte ich doch widersprechen, man kann die beiden Dinge nicht wirklich vergleichen, auch wenn sich die beiden Bauweisen sehr gut ergänzen. Bei der Trockenmauer bestimmt das Material das Ergebnis sehr viel mehr.
Für Holzhäuser bestand eine sehr alte Tradition des Wissens um korrekte Ausführung auch der konstruktiven Details. Das ging so weit, dass so etwas für gewöhnliche Häuser gar nie zur Debatte stand, man machte es so wie man es eben macht. Vergleiche das mit den Qualen heutiger Bauherren, wenn es um architektonische Details geht!
Für grössere Projekte wurde gewöhnlich ein Fachmann von aussen bestellt, der die Arbeit geleitet hat und der gleichzeitig Architekt und Bauführer und Zimmererpolier war, etwa so wie die
Grubenmann-Dynastie für den Bau von Holzbrücken im 18. Jahrhundert oder wie
R. Coray für den Bau von Lehrgerüsten.
Heute ist es undenkbar, dass man der ausführenden Firma solcher Bauwerke auch die Planung überliesse, und ein Handwerker am Bau kann ohne Detailpläne nicht arbeiten - nicht weil er unfähig ist, aber weil er sonst nicht weiss, wie das werden soll.
Die Tradition schützte auch davor, Fehler zu begehen, einfach weil man nicht alle 20 Jahre eine völlig neue Bauweise ausprobiert hat, wie das heute der Fall ist. Das ging so weit, dass die Wanderbewegungen und Ansiedlungen der verschiedenen im Alpenraum ansässigen Völker sich sehr gut an ihren Bauten nachverfolgen lassen; sie brachten jeweils ihre Bauweise mit.
Der Bauherr wusste vorher selber, wieviel Holz er wo und wie bereitzustellen hatte. Selbstverständlich hatte er auch die Hilfskräfte zu bestellen und zu bezahlen; sowohl Maurer- wie Zimmererfachleute hatten viele Hilfskräfte nötig, die nichts anderes taten als Bauholz zu behauen oder Steine und Mörtel heranzubringen. Heute tun das Maschinen; leider führt die Arbeitserleichterung nur selten zu schöneren oder dauerhafteren Gebäuden.
Ein weiterer Vorteil lokaler Bauweise, den man noch heute bei lokalen Gewerben hat: man kennt sich und sieht sich immer wieder, da kann es sich keiner leisten, Murks zu bauen oder den anderen zu bescheissen.