Dusch-Abwasser und Gartenboden?

AnamPrema

Re: Dusch-Abwasser und Gartenboden?

#11

Beitrag von AnamPrema » Mi 6. Jul 2011, 22:18

Ich würde das Wasser erstmal in einen kleinen Teich/Pool mit Schilfrohr leiten,
bestimmt gibts hier Kenner der Planzenkläranlagen,
die damit arbeiten und sich auskennen.

AnamPrema

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Löwenzahn
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Re: Dusch-Abwasser und Gartenboden?

#12

Beitrag von Löwenzahn » Do 5. Jan 2012, 12:40

Wir haben nun jahrelang das wenige Abwasser von Duschen, Waschen, Spülen immer in der Tonne gesammelt und im Garten ausgebracht. Zwar nicht unbedingt auf den Salat, aber zu allen Zierpflanzen. Wenn man auf die ganzen künstlichen Reiniger verzichtet und nicht gerade bei voller Sonne konzentrierten Schaum einbringt, dann freuen sich die Pflanzen in aller Regel mehr über das Nass, als dass sie sich über einen Seifen-Anteil ärgern.

Wie immer macht die Dosis den Unterschied. Wir haben nur ca. 30 l Abwasser täglich und verteilen das ja sehr großzügig. Dennoch entsteht aktuell eine Kleinst-Pflanzenkläranlage, die dann das bisschen "Schadstoff" auch noch weitgehend eliminieren, bzw. binden wird. Danach geht das Wasser wieder in einen Auffangbehälter, aus dem das Gießwasser entnommen wird.

Wir bauen die Anlage mit 5 großen Mörtelkübeln, die leider (genauso wie die allermeisten Folien oder Dachmaterialien) auch "etwas" ins Wasser abgeben. Diese werden stufenartig hintereinander gesetzt, um verschiedene, besser zu wartende Klär/Pflanzenbereiche zu erhalten. Drumherum wird das Wasser allmählich ansteigen, um den Eindruck eines Teiches zu realisieren.

Ähnlich Hundertwasser: http://www.hundertwasser.at/deutsch/wer ... ilette.php

Alternativ kann der Überlauf auch in eine Versickerungsgrube (mit Kies) erfolgen. Wird von kommunaler Seite die Pflanzenkläranlage nicht akzeptiert (Versuche dagegen soll es schon gegeben haben), muss man eine Mehrkammer-Klärgrube setzen lassen. Hiebei gibt es mittlerweile auch viele verschiedene Prinzipien, sogar Grauwasser-Reinigungsanlagen (aber teuer).

shttp://abwasser-marsch.de/Vortragkomprimiert.pdf

Wenn nachweisbar kein Kot und evtl. auch kein Urin entsorgt werden muss (Komposttoilette), dann gibt es in der Regel keine Probleme, aber sind ja auch nur Beamte....

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Re: Dusch-Abwasser und Gartenboden?

#13

Beitrag von jan » So 15. Jan 2012, 14:26

Hallo,
ich habe in dem Bereich Pflanzenkläranlagen(PKA)-bau gearbeitet, und auch schon private, einfache PKA gebaut, von denen hier ja die Rede ist. Ein bißchen kenne ich mich auch mit Seifen, Tensiden, etc. aus.
Bei den verschiedenen Aussagen hier waren einige dabei, die ich gerne korrigieren möchte.

Zum Abbau von Schadstoffen ist Sauerstoff notwendig, die Mikroorganismen brauchen kein Wasser, nur Feuchtigkeit. Im Wasser (Teich), womöglich ohne Belüftung, sind die Abbauraten viel schlechter. PKA werden vom Abwasser durchflossen, z.B. 2 mal am Tag für 5 min.. Diese "Schwallbeschickung" ist unbedingt notwendig bei einer richtigen PKA, sonst sind die Ablaufwerte bei Auslastung nicht einzuhalten. Die kaskadenartige, viele-Mörtelkübel-hinterereinander Variante kann funktionieren, wenn das Wasser schön plätschert und Sauerstoff einbringt. Ich würde es aber eher mit der üblichen Kies-Sand-Kies Füllung versuchen. Die Bakterien brauchen Oberfläche zum Besiedeln, Sandkörner sind da perfekt. Pflanzenbesatz (z.b. Schilf) hält das Substrat offen, schützt im Winter, trägt etwas Sauerstoff ein.

Natürliche Reinigungsaktive Substanzen sind nicht zwingend umweltfreundlicher im Abwasser als künstliche. Terpene aus Waschnuß oder Citrusfrüchten sind leberschädlich, allergen, biozid, ... Für gewerbliche Reinigungsmittel hat das beliebte ätherische Orangenöl deshalb keine Zulassung bekommen. Ich habe diese Reiniger selbst benutzt und mich über Kopfschmerzen gewundert.
Waschnüsse habe ich auch probiert, der Sud ist richtig stark. Ohne jetzt eine offizielle Verbot vernommen zu haben, bin ich da auch vorsichtig, weil die Waschaktive Substanz auch ein (Tetracyclisches-) Terpen sei (ich weiß nicht mehr, wo ich das gelesen habe), und ich auch schon Warnungen gelesen habe.

Waschnüsse werden in Indien teuer, weil die jetzt so viel exportiert werden (habe ich von einem Indien-Reisenden gehört, in Wikipedia steht was ähnliches). Uns Westlern stehen künstlich hergestellte Saponine (oder aus Pflanzen gewonnene und künstlich verändert) zur Verfügung (Hobbythekprodukte Sanfteen, Betain).

Meine Lieblingsvariante außer im Winter: mit der Gießkanne, mal hier mal da. Von der Anwendung im Garten sehe ich ab, da ich nicht weiß, wo da das richtige Maß ist. Die enthaltenen Nährstoffe sind sicher nützlich. Aber die bereits im Boden enthaltenen Nährstoffe werden gelöst, was ein Vorteil sein kann, aber eben auch ein Nachteil, wenn sie danach weggespült werden. Klar, viele Pflanzen geben Saponine im Boden ab, um Nährstoffe aufnehmen zu können. Aber diese delikaten Vorgänge mit Abwasser nachzumachen, ... ich weiß nicht ...

Kacke tue ich auf einen seperaten Kompost, vor zuviel Regen geschützt. Genemigungsfähig wäre das mit Folie drunter als Versickerungsschutz und mit rattenfesten und fliegensicheren Behälter. Nach 2 Jahren darf das ausgebracht werden. Von Landwirten mit Genehmigung kenne ich das, andere Fälle mag es auch geben.
Pipi sammle ich und gieße damit die Botanik, hätte ich noch Garten, käms dort hin, 1:20 verdünnt, bei Nässe auch 1:10. Im Winter muß man aber sammeln und dann in der Vegetationszeit ausbringen.
Ich kacke in einen Eimer mit Klobrille und luftdichten Deckel. ca. 1/2l Einstreu auf jeden Haufen. Ein bißchen Pipi schadet nicht.

Soweit so gut, jetzt muß ich aufhören, weil ich bin auf Arbeit.

Alles Liebe, Jan

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Re: Dusch-Abwasser und Gartenboden?

#14

Beitrag von Löwenzahn » So 15. Jan 2012, 15:04

jan hat geschrieben: Die kaskadenartige, viele-Mörtelkübel-hinterereinander Variante kann funktionieren, wenn das Wasser schön plätschert und Sauerstoff einbringt. Ich würde es aber eher mit der üblichen Kies-Sand-Kies Füllung versuchen. Die Bakterien brauchen Oberfläche zum Besiedeln, Sandkörner sind da perfekt. Pflanzenbesatz (z.b. Schilf) hält das Substrat offen, schützt im Winter, trägt etwas Sauerstoff ein.
Natürlich werden die Kübel, die später vom sonstigen Teich umgeben sind, vorgefiltert, schwallartig beschickt. Weiterhin enthalten die Kübel entsprechendes Substrat und passende Pflanzen. Sollte das Abwasser irgendwann einmal größere Dimensionen annehmen,käme notfalls noch so ein Grauwasser-FIlter dazu:

Bild


Ansonsten, wie bei allem: Dosis und Menge machen den Unterschied.

Und alles was im großen Maßstab abläuft, gerät aus dem (ökologischen und sozial-ethischen) Ruder.
Sei es das heimische Pflanzenöl für den PKW oder die indischen Waschnüsse. Als ich meine Ersten kaufte (im vorherigen Jahrtausend), war man Indien bestimmt noch froh über deren Export und noch keine Preiserhöhungen auf dem heimischen Markt die Folge...

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Re: Dusch-Abwasser und Gartenboden?

#15

Beitrag von emil17 » Mo 16. Jan 2012, 00:12

Mal ehrlich, gewisse Dinge sind einfach.
Wenn da bei der Sommerfrische keine Dauerdusche für 20 Personen am Tag vorgesehen ist, dann hört das Ablaufrohr der Dusche irgendwo in einem Brombeergestrüpp oder einem Brennesselgewucher einfach auf, und gut ist.
Oder man macht ein Loch, füllt das mit Kies, tut ne Europalette als Duschrost drauf, ein paar Zeltbahnen drumrum, wegen dem Publikum, und fertig.
Wenn man für sowas in vorbeugendem Gehorsam irgend ne Genehmigung beantragt, dann setzt man den ganzen Tross in Bewegung, und man hat keine Ruhe mehr vor denen.
Zum Duschen kann man doch einfach Seife nehmen (nicht das Fertig-Zeug vom Supermarkt), die ist doch bestens biologisch abbaubar.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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