Wasser aus Bach abzapfen

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Eingehirner
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Wasser aus Bach abzapfen

#1

Beitrag von Eingehirner » Do 6. Mai 2021, 13:34

Hallo zusammen,

wie im Vorstellungsthread beschrieben haben wir seit einer Woche ein winziges Rustico im Tessin. Das hat keinen Wasseranschluss. Daran wird sich offiziell auch so schnell nichts ändern (können)...

Jetzt meine Frage: Hat hier jemand Erfahrung damit, von einem nahegelegenen Wasserfall&Bach Wasser über einen Schlauch ans Haus zu leiten? Ich hab ja so ganz spinnerte Ideen von wegen "kaltes Wasser zum Kühlen der Lebensmittel nutzen, dann am Holzofen vorbeileiten, dann als warmes Brauchwasser nutzen" oder so... aber erstmal muss das Wasser zum Haus.

Kennt sich hier irgendjemand aus, wie man sich sowas bewilligen lassen kann/muss/lieber nicht und halblegal machen... etc.? Die Tessiner Behörden gehören weder zu den schnellsten noch zu den hilfsbereitesten, bei einer ähnlichen Anfrage wurde ich direkt an einen Architekten weitergeleitet, der mir prompt weismachen wollte, ich bräuchte sofort eine Baubewilligung (für die dann ein Architekt benötigt wird)... aber die Frage an sich wurde nicht beantwortet :platt:

Also, kurz: Vom Bach (200m weg und einige Meter höher) soll ein Schlauch zum Rustico gelegt werden. Mehr nicht. Keine Grabarbeiten, maximal den Schlauch mit Steinen bedecken oder sonstwie fixieren/kaschieren. Weiss da jemand was? Welche Art Schlauch braucht man, wie verlegt man den am besten, geht das in kompletter Eigenleistung und Handarbeit, zu wievielt sollte man sein...?

Danke schonmal!

Viele Grüsse,
Eingehirner

Wurzltrockner
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Re: Wasser aus Bach abzapfen

#2

Beitrag von Wurzltrockner » Do 6. Mai 2021, 16:27

Servus,
ich würde das einfach machen und zwar so, dass es nicht auf den ersten Blick ersichtlich ist.
Also ein kleines Staubecken bauen / graben, Schlauch (da würde ich einen starren schwarzen 1 Zoll Schlauch / Rohr nehmen) entsprechend montieren (Sieb gegen Schwebstoffe / Blätter etc.). Und ich würd mir an Deine Stelle die Mühe machen, den Schlauch wenigstens ein paar cm einzugraben und mit Steinen zu beschweren. So wird das Wasser nicht warm durch die Sonne und der Schlauch kann nicht gar so leicht verletzt werden.

Ähnliches hab ich mal auf einer Alpenhütte gesehen, wo der Wirt den Schlauch auch mind. über 100-200m von einer Quelle geführt hat. Da allerdings freiliegend, da nur über den Sommer installiert.

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Re: Wasser aus Bach abzapfen

#3

Beitrag von si001 » Do 6. Mai 2021, 19:06

Eingehirner hat ja eher eine technische Frage. Hast du auch das Rechtliche bedacht?
In Deutschland darf man nicht einfach so einen Bach anzapfen.
-> siehe "Gesetz zur Ordnung des Wasserhaushalts (Wasserhaushaltsgesetz - WHG) § 8 Erlaubnis, Bewilligung"
Ich vermute, dass das in der Schweiz ähnlich ist. Wer die Höhen der Strafen in der Schweiz kennt, sollte sich wohl da tunlichst informieren.

Ist nur so ein Tipp von mir.
Liebe Grüße, si001!
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Re: Wasser aus Bach abzapfen

#4

Beitrag von emil17 » Fr 7. Mai 2021, 12:03

Also ...
1. Wegen des Zweitwohnungsverbots und der Raumplanungsgesetzgebung, die kürzlich revidiert und erheblich verschärft wurde, sind die Behörden ziemlich aufmerksam. Da wurden schon einige Gemeinden wegen zu lascher Umsetzung vom Bund gerüffelt.
Zudem solltest du sehr gut italienisch können, Korrespondenz auf deutsch ist für viele kleine Gemeinden ein rotes Tuch (Schweizer Mentalität: Ferienwohnungen für teueres Geld an Ausländer verkaufen gerne, aber müssen die denn auch wirklich alle herkommen und auch noch etwas wollen?).
2. Wenn der Schlauch über fremdes Privatland geht, fragst du die Besitzer vorher, ob du mit dem Schlauch drüber darfst und wo du durch sollst. Das vermeidet viele Missverstädnisse. Wenn du jemanden dabei hast der rudimentär italienisch kann, dann ist es gut, es zuerst damit zu probieren. Manche können plötzlich erstaunlich gut deutsch, aber der Versuch, in der Landessprache zu reden, wird stets gut aufgenommen.
3. Als Schlauch würde ich einen der schwarzen steifen 25 oder 32mm PE-Schlauch nehmen, wie er für Hausanschlüsse verwendet wird. Die sind sehr robust und nicht besonders teuer, sind auch dauerhaft an der Sonne. Die gibts in verschiedenen Druckklassen: PN6, 10 oder 16 (die Zahl gibt den zulässigen Maximaldruck in bar an). Höhere Kategorien sind teurer und steifer. Kupplungen usw, ist alles das selbe.
Wenn du ihn nicht eingräbst, wird auf 200m das Wasser sich deutlich erwärmen. Im Wald ist es natürlich weniger schlimm. Eingraben solltest du auch, wenn du quer zum Steilhang musst, sonst wird er irgendwann mal weggerissen.
Es hat sich bei mir bewährt, statt der Schaluchkupplungen T-Stücke mit einem 3/4'' oder 1'' Gewindeabzweig zu nehmen und dort einen Stopfen draufzumachen. Das hilft sehr bei der Suche nach Verstopfungen. Das brauchst du auch, wenn die Leitung Gegegefälle haben sollte, was man wenn immer möglich vermeiden sollte. Dort sammelt sich Sand und Dreck, wenn wenig Wasser läuft, und man sollte den Schlauch für den Winter vollständig entleeren können.
4. Wenn der Bach viel Gefälle hat, würde ich entweder so etwas machen oder an einer geeigneten Stelle einen kleinen Wasserfassungsschacht aus Beton (ein Rohr mit Schlitzen in der Wand zum einsickern) mit Betondeckel und einer Kiespackung drumrum eingraben.
Wenn es kein Sickerschacht ist, brauchst du noch einen Entsander, sonst kann die Leitung verstopfen oder die Wasserventile funktionieren nicht mehr.
Ich würde das gleich richtig machen, sonst funktioniert es sehr oft nicht, was sehr lästig ist. Wenn du einige 10 m Höhenunterschied mitnehmen kannst, würde ich das machen - es ist sehr angenehm, wenn das Wasser mit einigen bar Druck kommt.
Das ganze Tessin ist übrigens Starkregengebiet, die harmlosesten Rinnsale können sehr gewalttätig werden. Daran sollte man bei der Anlage von Wasserfassungen denken.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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