Einfache Dinge sind einfach.
Würde man Baum und Luft-CO2 als Teil eines Kreislaufes beschreiben und nicht losgelöst davon, müsste die Autorin des verlinkten Artikels nicht solche geistigen Klimmzüge machen.
"Warum Politik, Verbraucherinnen und Verbraucher immer noch glauben, dass Holz am Ende im Grund doch nachhaltig und ökologisch ist, verdanken wir wohl auch der in diesen Tagen besonders aktiven Energieholzlobby" (im verlinkten Spiegel-Artikel)
oder weil Politik, Verbraucherinnen und Verbraucher nicht so dumm sind wie die für diesen Mist verantwortliche Spiegel-Redakteurin?
Ein Wald hat wie jedes Ökosystem eine bestimmte Sättigungsgrenze an Biomasse pro Fläche. Irgendwann nimmt die Biomasse und damit das darin gespeicherte CO2 nicht mehr zu, weil Bäume bekanntlich nicht in den Himmel wachsen. Da Bäume wie alle Pflanzen lebenslänglich wachsen und damit lebenslänglich CO2 aufnehmen müssen, geht das nur, indem auf Bestandesebene gleich viel Bäume absterben (oder entfernt werden) wie nachwachsen.
In der Forstwirtschaft heisst das Nachhaltigkeitsprinzip. Deshalb legen die Forstkreise für jede Waldfläche die Nutzungsintensität fest, damit der Wald (nicht unbedingt die Bäume) erhalten bleiben, ohne dass man auf eine Nutzung verzichten müsste.
Letzlich hat es damit zu tun, dass die Blattmenge pro Fläche durch das vorhandene Licht begrenzt wird; bei vollem Kronenschluzss können zwar Stämme länger und dicker werden, mehr Blätter pro Fläche gehen aber nicht, weil man nur auf Kosten des Nachbarn grösser werden kann. Was dann passiert ist, dass viele dünne durch wenig dicke Bäume ersetzt werden. Wird ein Baum entfernt, der Blätter am Licht hat (durch Sturm, den Baumfäller oder durch natürlichen Tod), dann gibts ein Loch in der Kronenschicht und wo mehr Licht nach unten kommt, drängt der Jungwuchs nach. Das kann grossflächeig durch Sturm oder Waldbrand passieren, oder sehr kleinflächig. Ist die Fläche die man anschaut gross genug, sind die baumlosen oder Jungbaumflächen immer eitwa gleich gross. Bei einer Umtriebszeit von 100 Jahren oder einer natürlichen mittleren Lebenserwartung von 100 Jahren hätte man auf grösserer Waldfläche immer 1/100 der Fläche baumkronenlos. Diese Flächen wandern, der Biomassevorrat pro Fläche würde sich nicht vermindern und man könnte jedes Jahr Holz ernten.
Das ist ähnlich schwierig zu begreifen wie dass es jedes Jahr etwa gleich viele Rentner gibt, obwohl die dauernd wegsterben. Dafür braucht es keine Energieholzlobby.
Ob man das CO2 der Wärme wegen im Ofen freisetzt oder ob das Herbivore, Pilze und Mikroben im Wald draussen erledigen, ist für die Umweltbilanz ziemlich egal. Wichtig zu wissen ist, dass man nicht gleichzeitig maximale Holzernten pro Jahr UND maximale Biomasse pro Fläche haben kann, und dass die Art und Weise der Bewirtschaftung darauf einen grossen Einfluss hat.
Was zwar stimmt, ist, dass fossile Brennstoffe pro CO, das bei ihrer Nutzung frei wird, sehr viel mehr Energie enthalten als Holz. Aber dieses CO2 kommt zusätzlich in die Atmosphäre, während bei Energieholz einfach der Kreislaufteil des Abbaus vom Ofen statt von den Waldorganismen übernommen wird. Deshalb ist "Holz am Ende im Grund doch nachhaltig und ökologisch", und zwar nicht erst am Ende im Grund, sondern hier und jetzt.
Wenn man Holz im grossen Stil in Kraftwerken verfeuert, ist die Sache auch bezügloich Energieaufwand für Ernte und Verarbeitung am effizientesten. Wenn jeder sein Holz mit dem Fahrrad holt, bringt man den Zuwachs nicht weg (bis zu 10 Festmeter pro Hektar und Jahr), und wenn jeder mit eigener Kettensäge und eigenem Auto in den Wald fährt, wird viel mehr Sprit verbraten als wenn das spezialisierte Holzerntemaschinen erledigen. Nur besteht dann das Risiko, dass die Wälder langweilig werden.
Unsere Wälder sind leistungsfähig und bei richtiger Bewirtschaftung dennoch nachhaltig, so dass man mit gutem Gewissen Bäume fällen darf.
petias hat geschrieben: ↑Fr 16. Sep 2022, 22:25
Allerdings wäre es mir noch wohler, wenn ich eine gut beherrschbare small scale Technologie für mich fände, die mir die nötige Wärme liefert, ohne die Wälder ihres Totholzes berauben zu müssen, welches eine bedeutende Rolle im Biotop Wald spielt, und das zu verbrennen.
Das ist einfach: kleines Haus, grosser Wald
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.