Newsticker zur Energiewende

Sonne, Wind und Feuer
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emil17
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Re: Newsticker zur Energiewende

#491

Beitrag von emil17 » Di 11. Jan 2022, 13:29

Zur Stromentsorgung werden gerne Pumpspeicherwerke gefüllt.
Hier wäre ein grosses Sparpotential, indem man intelligent gesteuerte Verbraucher mit trägem Verhalten (Wärmepumpenheizungen usw.) bevorzugt dann betreiben könnte, wenn das vom E-Werk her absehbar ist. Der Strom müsste dann nicht zum Speicher transportiert, dort verlustbehaftet gespeichert und dann bei Bedarf wieder zurückgeholt werden.
Ein Beispiel, wie trivial das sein kann: Hier werden zur Zeit viele kleine PV-Anlagen auf Einfamilienhausdächer installiert, die mit Wärmepumpen beheizt werden. Viele von denen laufen aber nicht synchronisiert mit der Produktion der PV, obwohl das schon rein finanziell interessant ist. Dabei kann man ein halbwegs gut gedämmtes Haus irgendwann im Tag aufheizen.
Die, die es machen, scheinen in der Statistik des Stromverbrauchs gar nicht auf, weil Eigenverbrauch über keinen Zähler läuft.

Langfristig absehbare Versorgungslücken können so natürlich nicht gelöst werden.
Aber hier stelle ich wieder mal die Frage, ob Verbrauch und Bedarf das Gleiche sind. Muss man wirklich auf Kosten aller grossen Aufwand mit entsprechender Umweltbelastung betreiben, nur damit sich keiner überlegen muss, wann genau er sein E-Mobil auflädt und ob man die Heizung bei Abwesenheit zurückfahren könnte?
Manfred hat geschrieben:
Di 11. Jan 2022, 12:02
Du verstehst aber schon, dass ein zeitweiliger Exportüberschuss (wo wir den Strom zu sehr niedrigen Preisen abgeben müssen oder teilweise sogar für die Entsorgung bezahlen) das Problem der Mangelzeiten nicht löst?
Und dass, sollten andere Länder unsere "Energiewende" nachbasteln, sich dieses Problem massiv verschärfen wird?
Andere Länder müssen ihren Strom zu Überschusszeiten genauso zu Spotpreisen abgeben, und haben auch Mangelzeiten. Je mehr sich zusammenschliessen, desto eher können lokale Mängel durch lokale Überschüsse andernorts ausgeglichen werden. Das funktioniert gleich wie bei der Ernährung: Die letzten nicht kriegsbedingten Hungersnöte in Europa (1816/17 in der Schweiz und 1845 - 49 in Irland) würden heute nicht mehr stattfinden, weil es heute eine gute Transportlogistik gibt. 1816/17 spendete der Zar Getreide, aber das konnte damals nicht in der benötigten Menge und Zeit herangeschafft werden.
Autarkie auf nationaler Ebene ist allzu häufig nur Pseudoautarkie: Atomstrom mit Kraftwerken im Inland, aber von ausländischem Uran aus ausländischer Aufbereitung?
Internationaler Handel zu fairen Bedingungen für alle kann diese Probleme besser lösen als nationale Autarkiebestrebungen, und es hat einen weiteren sehr deutlichen Vorteil: Es verhindert Kriege zwischen nachbarstaaten viel zuverlässiger als politische Bündnisse es können. Die neuerer europäische Geschichte ist ein gutes Beispiel dafür.
Längerfristig kann man das Energieproblem nur lösen, indem man den Energieverbrauch für Grundbedürftnisse wie Heizen zurückfährt, und die Produktion von lokalen Erneuerbaren hochfährt. Es ist nicht nur ein Bereitstellungsproblem! Deshalb ist die Energiewende eine gute Sache. Wenn man es jetzt nicht freiwillig macht, wird man irgendwann mal müssen, dann aber zu weitaus schlechteren Bedingungen.

Von wem in diesem Forum habe ich das gelesen, ganzheitliche Betrachtung sei nötig, wenn man Probleme wirklich lösen wolle?

"Und von wem sollen diese Kosten beglichen werden? Auf mind. 1/3 der Verbraucher und die gesamte Industrie können diese ja nicht umgelegt werden?" Das werden sie automatisch, wenn die Weltmarktpreise entsprechend steigen, weil aus kurzfristigen Wirtschaftlichkeitsüberlegungen heraus sich keiner rechtzeitig gekümmert hat. Sparen am falschen Ort kann sehr teuer werden.
PV war ja auch nicht wirtschaftlich darstellbar nach Meinung selbsternannter Experten von damals ...
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Re: Newsticker zur Energiewende

#492

Beitrag von penelope » Di 11. Jan 2022, 13:37

@ Manfred: Nach dem aktuellen Stand der Technik kann Wasserstoff leider noch nicht das leisten, was man sich wünschen würde. Daher habe ich ja geschrieben, dass eine Weiterentwicklung nötig und wünschenswert ist. Den dringenden Bedarf einer Speicherung von Strom über ein oder auch nur ein halbes Jahr sehe ich nicht. Die Daten in deinem Link zeigen doch, dass jetzt auch in der ersten Januarwoche insgesamt ein Überschuss erwirtschaftet wurde.
Und wie Emil auch schon geschrieben hat: es gibt in Bezug auf Verbrauchssteuerung auch noch viel Luft nach oben um das Problem der Verbrauchsspitzen zu entschärfen.

Zum Kostenfaktor: aktuell ist Atom die teuerste Art der Stromproduktion - zumindest, wenn man Kosten für Aufbereitung und Endlagerung mit einrechnet.

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Re: Newsticker zur Energiewende

#493

Beitrag von woidler » Di 11. Jan 2022, 21:25

Zur Zeit bin ich echt froh, daß ich auf keine elektrische Wärmepumpe angewiesen bin, die ich mit meiner 7,9 kWh PV-Anlage ( so an die 30 Module) , nebst 12 kWh Batteriespeicher betreiben müsste.
Vollgeladener Speicher und Einstrahlung brachten vom letzten Donnerstag bis Montag morgen gerade mal ca. 35 kWh fürs Laden des Elektroautos, ohne größere sonstige Verbraucher . Aktuell ist die Batterie mangels Einstrahlung immer noch leer.
Normalerweise schaffen im Sommer bei Sonnenschein Speicher und PV-Anlage direkt von Samstag Vormittag bis Sonntag nachmittag 40 kWh Ladung und Montag Mittag ist der Speicher wieder voll. ( Zur Einschätzung: im Sommer brauch ich für 100 km ca. 12 kWh, im Winter schon mehr - zum umrechen : mit einem kleiner Diesel brauch ich 5 l Diesel für 100 km )
Nur heuer schaut es schon seit November etwas düster aus ,im Wortsinn.

Für höhere Leistungen in schlechten Zeiten müsste ich wahrscheinlich sowohl die PV-Leistung , wie auch die Speicher erhöhen .

Wie man da jetzt mit Wärmepumpen in der PV-Flaute arbeiten soll, wie es in D ja anscheinend auch der Klimaminister andenkt ist mir noch
nicht so richtig nachvollziehbar.
Für die "Selbstversorgung" hab ich kürzlich mal einen Prospekt für ein Set aus Elektrolysator für die häusliche Herstellung von Wasserstoff , nebst Akku und Brennstoffzelle mit Wärmetauscher und Gasflaschen für die Wasserstoffspeicherung gesehen , Preis ab 50.000 € aufwärts , ohne Module.

Da bleibe ich lieber beim Holzverheizen.

Für die Klimawende sollte man eher zumindest für städtische Bereiche an Fernwärmeheizungen mit Geothermie denken.

Gerade solche Fernwärmesysteme gehören in kommunale Hand und ich weiß ehrlich gesagt auch nicht, wer große Power-to-Gas Anlagen bauen
und betreiben soll, wenn nicht die "öffentliche Hand" . Ich denk da in Anlehnung an eine Automarke an sowas wie eine "Volksstromspeicher AG".

Nach Ansicht der Koalition überlässt man das aber lieber dem Markt . Gestern hat im BR in einer Sendung eine Politikerin der Grünen gemeint,
man brauche ein neues "Strom-Verbrauchs-Design". Aber das hilft eben auch nix, wenn kein regenerativer Strom gerade produziert werden kann .
Die böse Dunkelflaute .

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Re: Newsticker zur Energiewende

#494

Beitrag von sybille » Di 11. Jan 2022, 21:57

Manfred hat geschrieben:
Mo 10. Jan 2022, 23:59
Heute eine Fast-Dunkelflaute.
Unsere Nachbarländer mussten einmal mehr unsere Energielücke decken.

Unten auf dieser Seite gibt es eine Grafik mit zeitaktuellem Stromverbrauch und Stromerzeugung in Deutschland:
https://www.smard.de/home

Durch die Elektromobilität soll sich der Stromverbrauch in den nächsten Jahren verdoppeln.
Man darf gespannt sein...
Nächstes Jahr kaufen wir noch mehr teuren Strom ein und wenn es dann wirklich zur Elektromobilität kommen sollte dann Prost Mahlzeit. Hauptsache unsere Politik erfüllt ihr Klimaziel. Ich hoffe bloß es bleibt uns erspart tagelang ohne Strom zu sein denn was das bedeutet ist klar - keine Heizung, kein Warmwasser, kein einkaufen, kein Geld ziehen, kein Telefon, kein tanken, Gefriertruhe taut auf ...
Hühner sind Menschen wie Du und ich, nur das sie zur Hausordnung Hackordnung sagen.

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Re: Newsticker zur Energiewende

#495

Beitrag von Oli » Di 11. Jan 2022, 22:34

sybille hat geschrieben:
Di 11. Jan 2022, 21:57
Ich hoffe bloß es bleibt uns erspart tagelang ohne Strom zu sein denn was das bedeutet ist klar - keine Heizung, kein Warmwasser, kein einkaufen, kein Geld ziehen, kein Telefon, kein tanken, Gefriertruhe taut auf ...
Keine Sorge.
Ich habe gehört, Stromversorgung sei ein Grundrecht.
Und unsere demokratische Regierung wird uns doch die Grundrechte nicht entziehen.

Kommt via WDR vom Staatsfunk.
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Re: Newsticker zur Energiewende

#496

Beitrag von emil17 » Di 11. Jan 2022, 22:43

Anlagen wie die Wasserstoffherstellung sollten mindestens kommunal betrieben werden.
Der Strom kann ja zum Teil von privaten Dächern kommen. Das würde eine vernünftige Grösse der Anlage ermöglichen.
Es kommt ja auch keiner auf die Idee, dass jeder Haushalt seine eigene Müllverbrennung hat.
Privatisieren sollte man diese Anlagen nicht, denn dann nehmen Investoren die Rosinen vom Kuchen und die Randregionen dürfen schauen wo sie bleiben.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Benutzer 4754 gelöscht

Re: Newsticker zur Energiewende

#497

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Di 11. Jan 2022, 23:09

emil17 hat geschrieben:
Di 11. Jan 2022, 22:43
Anlagen wie die Wasserstoffherstellung sollten mindestens kommunal betrieben werden.
Der Strom kann ja zum Teil von privaten Dächern kommen. Das würde eine vernünftige Grösse der Anlage ermöglichen.
Es kommt ja auch keiner auf die Idee, dass jeder Haushalt seine eigene Müllverbrennung hat.
Privatisieren sollte man diese Anlagen nicht, denn dann nehmen Investoren die Rosinen vom Kuchen und die Randregionen dürfen schauen wo sie bleiben.
welche kommune soll sich das leisten können?

Viele scheitern ja schon an der Sanierung von Schulen, Straßen und der Einstellung von ausreichend Personal,
da rückt die Finanzierung und der betreib eines Wasserstoffwerkes doch in recht weite ferne.

Gegen einen möglichen Stromausfall versuche ich Zuhause seit Jahren zum Einbau eines Dieselgenerators zu drängen.
Der erzeugt genügend Strom (24 kw) dass das ganze Haus einfach so weiter laufen kann und die Abwärme wird in den Heizkreislauf eingespeist.

Leider passen Strom und Wärmebedarf nicht zusammen:
sonst könnte man entweder wärme zum Minuspreis haben oder Strom für fast umsonst.

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Re: Newsticker zur Energiewende

#498

Beitrag von Wurzltrockner » Mi 12. Jan 2022, 07:19

Oelkanne hat geschrieben:
Di 11. Jan 2022, 23:09
Gegen einen möglichen Stromausfall versuche ich Zuhause seit Jahren zum Einbau eines Dieselgenerators zu drängen.
Der erzeugt genügend Strom (24 kw) dass das ganze Haus einfach so weiter laufen kann und die Abwärme wird in den Heizkreislauf eingespeist.

Leider passen Strom und Wärmebedarf nicht zusammen:
sonst könnte man entweder wärme zum Minuspreis haben oder Strom für fast umsonst.
Das wäre doch ein "klassisches" Blockheizkraftwerk.

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Re: Newsticker zur Energiewende

#499

Beitrag von penelope » Mi 12. Jan 2022, 07:51

Und mit Brennstoffzellen ausgestattet bekommt man so ein Mini-Blockheizkraftwerk aktuell mit bis zu 40% von der KfW-Bank gefördert. Wenn man wirklich so was haben möchte, ist jetzt vermutlich ein guter Zeitpunkt.
(Nur leider sind die Dinger auch mit Förderung noch echt ziemlich teuer)

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Re: Newsticker zur Energiewende

#500

Beitrag von emil17 » Mi 12. Jan 2022, 08:45

Wenn du das Beispiel für dein Haus nimmst: die 24 kW dürften nur selten benötigt werden, der Generator läuft also meistens unter Teillast und das wird dann unwirtschaftlich. Bei vielen Verbrauchern ist die Last viel besser vorhersagbar, die Wirkungsgrade sind besser und die Kostern der Installation pro Verbraucher sinken bei gleichzeitig mehr Ausfallsicherheit. Ebenso können die Abgase wirtschaftlich gereinigt werden.
Wenn du viel Wärme und wenig Strom brauchst, kannst du sogar mit dem Strom (oder noch besser dem Diesel direkt) eine Wärmepumpe betreiben, womit du unterm Strich mit noch weniger Primärenergie auskommst. Oder man speist ein und verkauft den Strom.
Der nächste Schritt ist dann, nicht mit Diesel zu fahren sondern mit Biomasse, z.B. aus dem Strassenunterhalt. Ab einer gewissen Anlagengrösse lässt sich dann auch die Brennstofflogistik lohnend betreiben. Hat die Kommune viel Wald, der jetzt nicht renatbel genutzt werden kann, so kann dort Brennholz zum Selbstkostenpreis ohne grosse Transportwege bezogen werden.
Der wieder nächste Schritt ist dann, dass Betriebe in der Nähe sind, welche die Abwärme verwerten, z.B. Holz- und Grastrocknereien, Wäschereien, eine Brauerei, eine ReHa fürs Thermalbad, und so weiter.
Das wird dann sehr schnell eine Sache der Raumplanung, dann kann das Ding auch rentabel betrieben werden.
Ein weiterer Effekt ist im sozialen Bereich: Das könnte geschützte Arbeitsplätze schaffen. Die Leute, die so eine Anlage füttern oder den Brennstoff einsammeln könnten, sitzen jetzt unvermittelbar auf Sozialhilfe und man installiert dafür viel teurere Roboter und lässt das Zeug weil unwirtschaftich irgendwo liegen. Das ist nicht Zweck der Anlage und der Betriebsleiter braucht Nerven, aber es wäre ein willkommener Sekundäreffekt.
Oelkanne hat geschrieben:
Di 11. Jan 2022, 23:09
Welche Kommune soll sich das leisten können?
Viele scheitern ja schon an der Sanierung von Schulen, Straßen und der Einstellung von ausreichend Personal,
da rückt die Finanzierung und der Betrieb eines Wasserstoffwerkes doch in recht weite Ferne.
Tja, nur die Reichen können sich einen armen Staat leisten. Da ist die Politik gefragt. Mit immer mehr Steuersenkungen für Reiche und internationale Unternehmen wird es nicht gehen.

Natürlich erfordert es grosse Investitionen, aber langfristig rechnet sich das. Als Opportunitätsgewinn darfst du die Versorgungssicherheit und die Unabhängigkeit von den Kapriolen des Energiemarktes gegenrechnen. Ebenso sparen die Endverbraucher die Kosten für eine vollständige Kleinanlage und den Platz für den Brennstofftank. Im Technikraum steht dann nur noch der Wärmetauscher der Fernwärmeleitung und die Steuerung und Zirkulationspumpe der Heizung.
Ja, man macht sich damit abhängig vom Energielieferanten, aber das ist bei Heizöl oder Elektro nicht anders. Wenn die Energieversorgung in kommunaler oder genossenschaftlicher Hand ist, gibt es transparente Abrechnungen und keine Gewinnoptimierung auf Kosten der Endverbraucher.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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