penelope hat geschrieben: ↑Mo 25. Jan 2021, 11:40
Bayern blockiert weiterhin die Endlagersuche im eigenen Bundesland ...
Diese Problematik kann man am besten aus der Geschichte heraus verstehen: In der Technik-Euphorie nach dem Kriege war Sondermüll schlicht kein Thema.
Man hat dann gemerkt, dass es nicht so einfach ist. Für die Atomkonzerne war aber Atommüll immer etwas, das unproduktive Kosten verursacht und schlechte Presse macht. Lange Zeit gab es das Problem gar nicht. Dann war es hilfreich, dass kalter Krieg war - man konnte es so darstellen: Wer gegen Atomkraft war, war für die Russen. "Geht doch nach drüben, wenns euch hier nicht passt", oder "Sibirien einfach - was glaubt ihr was die Russen mit solchen wie Euch machen?" Als ob das mit dem Problem etwas zu tun hätte! Ich höre es heute noch, und wenn man sich nicht so behandeln lassen will und dazu die Bundesverfassung mit den Grundrechten von jedermann zitiert hat (bei Euch das Grundgesetz), bekam man keine Stelle im öffentlichen Dienst und wurde überwacht.
Die Schweiz hat heute noch kein Endlager, und die AKWs laufen immer noch.
Dann kam irgendwann die Einsicht, dass man das Problem im eigenen Land lösen muss.
Zuerst hat die Industrie das auf rein privatwirtschaftlicher Basis zu lösen versucht: man kauft eine alte Tongrube, macht den Dreck da rein und den ehemligen Besitzer reich und die anderen geht das nichts an.
Es kann aber nicht sein, dass eine Region die Arschkarte für eine ganze Nation bekommt. Da hilft auch Demokratie nicht weiter, denn die Frage, welche Energie man will, wurde gar nicht gestellt, wenn es bloss darum geht, wo der Abfall hin soll.
Die hätte aber gestellt werden müssen, bevor die Bewilligung für das erste Atomkraftwerk (oder die erste Chemiefabrik) erteilt wurde, und zwar mit Nennung aller Nachteile.
Gorleben hatte ja damals den Vorteil, dass es Zonenrandgebiet war, d.h da war nichts los, da wohnen eh nicht viele und die paar wenigen konnte man demokratisch überstimmen, weil ja niemand in der ganzen Republik das Zeug wollte. Zudem war es ein Landzwickel, und auf drei Seiten vom Feind DDR umgeben. Dann noch etwas mehr Fördergeld, und es ging. Wenn es dennoch nicht geht, kann man die Demokratie ja mit Polizei durchsetzen.
Aus Sicht fast aller, die nicht im Wendland wohnen und die nicht ganzheitlich denken, ist deshalb Gorleben ein guter Standort - einfach weil es nicht da ist, wo man selber wohnt. Wieso Strom aus der Steckdose kommt, ist ja auch egal, solange man die Rechnung des E-Werks bezahlt.
Natürlich ist das kurzsichtig, denn solche Probleme kümmern sich nicht um Landes-und Verwaltungsgrenzen. Im kurzfristigen Profitdenken kann das aber schon mal vergessen gehen.
Wie die Versprechen im Katastrophenfall eingehalten werden, kann man gut an Fukushima sehen - was ist mit denen passiert, die evakuiert werden, und was haben die an Entschädigung für all das bekommen, bis hin zu verwüsteten und dennoch nicht sauberen Gärten durch Dekontamination?
Die Abfallproblematik muss auch bei der Evaluation von Stromspeichermöglichkeiten heute mindestens so wichtig sein wie die der Speicherkosten und der Effizienz, denn sonst wird das einmal unsere Kinder und Enkel einholen.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.