Badeofen // Wasserdruck

Sonne, Wind und Feuer
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derandi
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Badeofen // Wasserdruck

#1

Beitrag von derandi » Di 5. Jul 2022, 17:54

Hallo beisammen,

wir haben eine sanierungsbedürftige Ferienhausruine im Off erstanden und machen uns aktuell zum Thema Autarkie und „low-tech“-Haushaltstechnik Gedanken. Da habe ich dieses Forum gefunden.

Aktuelle Frage ist Warmwasser. Angedacht ist ein brunnengespeister Badeofen - wenn möglich ohne elektrische Pumpe. Laienhaft angedacht (Physik 4) wäre ein unter die Decke gehängter 100l-Container der mit einer Handpumpe (Schwengelpumpe o.ä.) befüllt wird und dann per Schwerkraft den Wasserdruck für den Badeofen bereitstellt. Kann mir vorstellen, dass das duscherlebnismäßig geht, vielleicht mit einer Vergrößerung am Volumen des Zu- und Ablaufs am Badeofen. Kennt sich da wer aus? Oder gibt es sonst Ideen? Sonst bleibt nur der selbst gemischte Wassereimer mit Duschkopf im Boden, den man über Kopf aufhängt…

Ein großes Dankeschön vorab, gell!

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emil17
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Re: Badeofen // Wasserdruck

#2

Beitrag von emil17 » Di 5. Jul 2022, 20:15

Hallo Andi,
üblicherweise sind die dünnwandigen Badeöfen mit einem Kupferblechmantel drucklos angeschlossen. d.h. der Warmwasserhahn sitzt am Kaltwassereinlauf unten auf der Seite oder Rückseite des Ofens. Das kalte Leitungswasser drückt das warme Wasser oben raus.
Der Warmwasseranschluss ist oben. Üblicherweise wird da ein T-Stück draufgeschraubt, der waagrechte Abzweig geht zur Dusche (oder zum Mischventil) und ein Steigrohr ist der Überlauf, der dann irgendwo in einen Ablauf geht. Dieser darf keinen kleineren Querschnitt als der Abzweig haben, und es muss so gemacht werden, dass nicht durch einen Saughebereffekt der Warmwasserbehälter leergesaugt wird oder Luft in den Brausenschlauch kommt, wenn der Überlauf in Aktion tritt.
Sinn der Sache ist, dass im Heizbehälter niemals Leitungsdruck herrschen kann, denn dann würde der Kupfermantel platzen oder das Rauchrohr wird eingedellt.
Das lässt sich ohne Überlauf sehr leicht erreichen, indem man den Duschschlauch bei offenem Zulauf abknickt oder die Brause zuhält, oder die Leitung mehr Wasser reinlässt als die Brause durchlässt. So oder so ist der Ofen dann dahin.
Der Trick mit dem Behälter unter der Decke müsste also klappen. Der braucht natürlich auch einen saughebereffektsicheren Überlauf, Befüllung würde ich mit einem alten Spülkastenventil mit Schwimmer automatisch machen.
Erweiterung des Zulaufes (meist 1/2 ") ist nicht erforderlich.
Ich würde noch einen Durchlaufbegrenzer in die Zuleitung einbauen, damit nicht dauernd warmes Wasser durch den Überlauf abgeht, wenn man das Zulaufventil zu weit öffnet. Das kann ein gewöhnliches Eckventil von einem Lavabo sein. Bei einem Mischventil muss es vor diesem und nicht bloss im Warmwasserstrang sitzen, sonst kann Wasser verkehrt herum durch den Warmwasserausgang Druck aufbauen.
Es braucht dann noch einen Entleerungshahn im Zulauf, um den Ofen bei Frost entleeren zu können. Möglicherweise hat der Ofen dafür bereits einen Anschluss.

Wenn du einen der teureren Badeöfen mit Druckbehälter hast, dann ist der maximal zulässige Leitungsdruck angegeben und die sind problemloser zum Anschliessen, wie ein Boiler.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

derandi
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Re: Badeofen // Wasserdruck

#3

Beitrag von derandi » Di 5. Jul 2022, 20:44

Hallo Emil,

zuallererst ein großes Dankeschön für die ausführliche Antwort!

Nun steckt da einiges drin :) Bevor ich mich auf verfügbare Infos zum Saughebeeffekt stürze, eine Frage zu Deinem letzten Absatz. Wenn ich einen Badeofen (muss ich sowieso noch kaufen) mit Druckbehälter nehme und für den Kaltwasserzulauf (sowohl zum Ofenboiler als auch zum Mischer) den besagten „Schwerkrafttank“ anschliesse, müsste das auch ohne die Überdruckapparatur klappen, oder? Ich meine mal gesehen zu haben, dass die gängigen (soweit man das überhaupt noch sagen kann; verfügbaren) Badeöfen ein Überdruckventil bereits verbaut haben.

Das hier soll alles eine erste Plausibilisierung sein; wenn das grundsätzlich möglich ist dann kauf ich mir so ein Ding gebraucht und probier die verschiedenen Konstellationen mal aus.

Nochmal danke bis dahin!

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emil17
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Re: Badeofen // Wasserdruck

#4

Beitrag von emil17 » Do 7. Jul 2022, 21:44

Wenn du einen kaufst, dann nimm einen der Leitungsdruckfest ist, falls du die Wahl hast.
Die Sache mit dem Tank funktioniert dann so gut wie deine Armaturen und die Brause bei dem schwachen Druck fröhlich sind, üblich ist bei solchen Armaturen ein Mindestdruck von etwa 2 bar, damit sie so tun wie sie sollen. So gibt es z.B. Mischventile mit Rückflusssperre (damit nicht Kaltwasser in den Warmwasserstrang vom Mischventil zum Boiler hin eindringt), die werden bei dem geringen Druck nicht öffnen. Auch Magnetventile von Waschmaschinen usw. haben bei zuwenig Druck keine Freude.
Ob die üblichen Einhebelmischer bei so wenig Druck funktionieren, die bei Duschen verbaut werden, musst du ausprobieren. Wenn ja ist alles gut.
Das Überdruckventil bei solchen Öfen soll verhindern, dass er platzt, wenn Einlauf und Auslaufventil beide vorhanden und zu sind und man zu stark heizt. Geräte wie Boiler, die Wasser aufheizen, müssen über eine Rücklaufsperre an die Wasserleitung angesclossen werden, damit beim Aufheizen nicht Wasser wegen der thermischen Ausdehnung in den Kaltwasseranschluss zurückgedrückt wird.
Du kannst natürlich auch einfach einen Auslaufhahn zur Brause vorsehen und musst dann den Ofen einfach auf Duschtemperatur aufheizen, dann brauchste gar kein Mischventil.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

derandi
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Re: Badeofen // Wasserdruck

#5

Beitrag von derandi » Sa 16. Jul 2022, 14:11

Sehr sehr hilfreich. Vielen Dank! Ich mach mich mal an den Praxistest und werde berichten…

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