Ein Haus ohne Anschluß an das allgemeine Stromnetz

Sonne, Wind und Feuer
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Tscharlie
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Ein Haus ohne Anschluß an das allgemeine Stromnetz

#1

Beitrag von Tscharlie » Do 27. Jan 2022, 10:00

Hallo,

warum kein Stromanschluß? Nein, nicht die Angst vor einem blackout bringt mich dazu, sondern eine einfache Rechnung.

Ich spare die Anschlußgebühren, ich spare bis zu meinem Tod die Gebühren für den Netzbetreiber. Ich werde im Sommer Überfluß an Strom haben, der für mobile Zwecke genutzt wird. (E-mobilität, eigenes Thema). Ich spare den Elektriker ganz oder zu großen Teilen. Ich spare den Solarthermie Teil, weil im Sommer sowieso zuviel Strom da ist und im Winter der Küchenofen das Warmewasser mitmacht. Als Größenordnung sind also bis 30.000 € angedacht um das real werden zu lassen. Wenn ich noch 25 Jahre leben darf ist das eine sehr gute Geldanlage gewesen.

Nun zum Objekt:

Holzständerhaus-KFW 55- 100 m² Wohnfläche, eigentlich zu groß aber im Bestand ist der Baukörper vorgegeben um das Gesamtgebäude nicht zu verändern.

Wird gebaut in 96260 Weismain, in 2022. Keine sehr günstige Gegend für Sonnenstrom.

Heizung über einen Sturzbrandofen der Firma Pertinger, Südtirol. Da laufen also nur ein paar kleine Pumpen bei Bedarf.

Wenn ein Notstromaggregat benötigt wird, das sehen wir noch, dann ein Hatzmotor, der mit Pflanzenöl läuft.

Nun suche ich Menschen die sowas schon haben, das wäre am einfachsten, denn dann würde ich wirklich praktisch wissen, was funktioniert, was nicht.

Ich habe praktiche Erfahrung durch unsere Solaranlage von 1990, damals war aber noch vieles viel schlechter. Allein der Ertrag pro m² ist heuer doppelt so hoch wie damals.

Eine Frage habe ich gleich, wie sind die neuen PV-Zellen bei schlechterem Wetter? Gleich null wie 1990, da hätte es nichts gebracht die Fläche zu vergrößern, weil wenn nix geht, dann ist die Größe egal.

Wind ist dort leider praktisch nicht.

Ach ja noch ein Wert, im Moment brauchen wir 1800 kW/h Jahr, mit 2 alten Tiefkühtruhen, alter Kühlschrank, Badezimmer heizen mit Strom (selten), Entfeuchter (2000 W) im Keller im Sommer, Frostschutzheizung im Außenraum, da stehen die Tiefkühltruhen und die Gartenpflanzen.

Ich habe einen Stromzähler bestellt um die einzelnen Bereiche auszumessen zu können um zu sehen was die verbrauchen. Neu wird es nur eine neue Tiefkühtruhe und ein Kühlschrank sein, die nach Stromverbrauch neu gekauft werden.

Freue mich über alle Hinweise und beantworte gerne Fragen, von denen es ja bekanntlich keine dummen gibt.
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Ferry
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Re: Ein Haus ohne Anschluß an das allgemeine Stromnetz

#2

Beitrag von Ferry » Do 27. Jan 2022, 11:07

Spanendes Projekt!

Helfen kann ich dir leider nicht, aber Fragen stellen kann ich;)
Im Sommer nutzt ihr ein E-Auto, aber wie seid ihr im Winter mobil?
Was ist ein Sturzbrandofen?

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Re: Ein Haus ohne Anschluß an das allgemeine Stromnetz

#3

Beitrag von christine-josefine » Do 27. Jan 2022, 11:17

hallo Tscharlie
hast Du Dich schon im Photovoltaikforum umgeschaut?
https://www.photovoltaikforum.com/
ansonsten, willkommen hier und Ois Chicago
Viele Grüße, Christine mit J
Wait and see!

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Tscharlie
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Re: Ein Haus ohne Anschluß an das allgemeine Stromnetz

#4

Beitrag von Tscharlie » Do 27. Jan 2022, 11:26

Das PV Forum kenne ich auch, das macht mich rasend, ich will nicht in einem Forum mit Werbung bombardiert werden.

Zur E-Auto Frage im Winter: Wenn der Strom aus dem Haus nicht ausreicht, fahre ich zu einer öffentlichen Stromsäule, gehe cafetrinken und gut isses. Andererseits kann ich im Sommer wahrscheinlich sogar Strom verschenken, also wird es eine Stromtankstelle für jedermann geben, an der man einfach aufladen kann, wenn genug Strom untertags da ist. Man wird sehen.
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Re: Ein Haus ohne Anschluß an das allgemeine Stromnetz

#5

Beitrag von wörpedahler » Do 27. Jan 2022, 12:17

Hallo Tscharlie,

im Australien und in manchen Teilen der USA und Kanada ist das nicht unüblich (einfach weil keine Leitungen liegen). Daher gibt es auch eine Menge Erfahrungen dazu.
Es gab das "Home Power Magazine", das unter anderem ganau über solche Lösungen geschrieben hat. Leider wurde es 2018 eingestellt. Aber man kann auf der HomePage kostenlos einen Account erstellen und das gesamte Archiv runterladen: https://www.homepower.com
Das sind Magazin-technisch sehr unterschiedliche Artikel, aber da wird zum Beispiel auch mal diskutiert, ob es Vorteile hat ein eigenes 12V Netz zu haben um die Umwandlungsverluste zu vermeiden.

Allgemein kann ich dir nur dazu raten auf englisch zu schauen und nach "off the grid living" zu schauen. Wie gesagt gibt es da Regionen mit viel Erfahrung, während du in DACH eher ein Einzelkämpfer bist.

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Re: Ein Haus ohne Anschluß an das allgemeine Stromnetz

#6

Beitrag von Tscharlie » Do 27. Jan 2022, 13:04

Mal sehen, 1990 waren wir in Oberbayern zu dritt die ohne Stromanschluß gelebt haben.
Klar die EEG hat viel Initiative abgewürgt. Aber ich bin guter Dinge.
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Re: Ein Haus ohne Anschluß an das allgemeine Stromnetz

#7

Beitrag von Dyrsian » Fr 28. Jan 2022, 13:20

... in den USA machen das übrigens immer mehr Leute, weil es bei geringem Verbrauch und angepasstem Verhalten billiger ist, als am Netz zu hängen. Wenn die Preisentwicklung beim Strom sich fortsetzt, wird der Trend hier in die gleiche Richtung gehen. Einige Leute die beim Billiganbieter rausgeflogen sind, zahlen derzeit 60 Cent pro kWh. 60 Cent!
Blöd ist die Situation für Mieter wie mich, weil man keine Wahl hat und die Solaranlagen für Vermieter von zuviel Bürokratie regelrecht abgewürgt werden.

Ein weiterer Vorteil bei deiner Vorgehensweise ist, dass du auch Versorgungssicherheit hat wenn mal ein größerer Stromausfall ist, wovon zukünftig ausgegangen werden muss.
Anstelle eine 12V Netzes würde ich auch mal 24 Volt überlegen, weil dann die Kabeldicken deutlich geringer ausfallen. Andererseits gibt es für 12 Volt vermutlich mehr Endgeräte.

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Re: Ein Haus ohne Anschluß an das allgemeine Stromnetz

#8

Beitrag von Tscharlie » Fr 28. Jan 2022, 17:50

Es gibt fast alle Geräte auch in 24 Volt. Grund die LKW-Busse und die Jachten haben 24 Volt.
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Re: Ein Haus ohne Anschluß an das allgemeine Stromnetz

#9

Beitrag von emil17 » So 27. Mär 2022, 10:19

Bist du darin weiter gekommen?
Mich interessiert das Thema auch, allerdings würde ich mich nicht vom Netz abkoppeln, weil die Kosten doch moderat sind im Vergleich zu was man davon hat:
- Immer Strom (was selbstverständlich nicht bedeutet, dass man verbraucht wie blöd bloss weil man es bezahlen kann)
- Versorgungssicherheit kriegt man anderweitig nicht so billig und so gut. Das Problem sind die langen trüben Witerzeiten, wo die Sonne nix bringt, egal wie gut die Anlage auf dem Dach ist.
- Kein Bedarf an teuren und umweltbelastenden Pufferbatteriespeichern
- da wir 20 m2 PV auf dem Dach haben, wäre E-Mobilität bequem möglich, man kann dann laden wenn es Sonne hat. Hat man zuviel Strom speist man ein, laufende Stromkosten sind dadurch übers Jahr gemittelt etwa Null. Wir bezahlen für Eigenverbrauch keine Umlagegebühren, also lässt man auch bei Sonnenschein die Waschmaschine laufen usw., wenns möglich ist. E-Mob kommt wenn das jetzige Auto tot ist.
Wichtiges Detail: Die PV muss so montiert sein, dass man im Winter leicht den Schnee wegmachen kann.
Genial wäre natürlich Car-Sharing mit Nachbarn, die auch ein E-Auto haben; dann kommt man dem Problem aus, dass man tagsüber nicht zu Hause laden kann, weil man mit dem Auto unterwegs ist.

Egal ob du du off-grid willst, du solltest zuerst eine Heizung planen, die ohne Strom funktioniert. Das wäre bei mir, wenn ich neu bauen könnte, ein grosser Ofen, der von der Küche aus befeuert werden kann. Das wäre ein Feuerraum der 50 er Scheite verdaut und in dem man backen kann. Der Holzkochherd kann den Rauch über Schieber direkt in den Schornstein oder ebenfalls durch den Speicherofen schicken. Der Speicherteil stünde zum grossen Teil im Wohnzimmer und hätte eine Sitzbank. Es gibt nix schöneres als im Winter den kalten Hintern auf einer warmen Ofenbank zu wärmen. Ein Teil davon würde ins Bad ragen, damit das auch geheizt ist. Zudem gibt Bad und Küche zusammen kurze Leitungswege.
Das Ding wäre so gross und schwer, dass einmal Einheizen für einen Tag reichte.
Bei moderner Architektur mit Wohnküche muss man das Konzept natürlich anpassen.

Warmwasser für Bad und Dusche geht im Winter ohne Strom eigentlich nur über den klassischen alten Badeofen.
Auch eine Waschmaschine würde ich nicht missen wollen, auch da ist Strom in den langen sonnenarmen Zeiten ein Problem. Man kann natürlich die WaMa auf Warmwassereinspeisung umbauen und einen grossen Batteriespeicher für den Reststrom vorsehen, aber auch da tauscht man eine Abhängigkeit gegen eine andere. Wenn man die Kosen für den Akkuspeicher mit dessen Lebensdauer gegenrechnet gegen Netzanschlussgebühr, und was das Netz mehr bietet (kannst auch mal im WInter problemlos drei Stunden Staubsaugen oder bohrhämmern und waschen), dann rechnet sich der Aufwand für den Batteriespeicher nicht.
(Das muss letztlich jeder selber wissen. Will man bloss wegen der Umwelt stromautark sein, dann sollte man bedenken, wieviel dreckiger Strom in konsumierten Waren steckt, also zuerst beim Konsum ansetzen, keine vermeidbaren Wegwerfartikel und so weiter, ist alles nicht neu)

Zudem sind alle Verbraucher in 12 0der 24 V deutlich teurer als in 230V und die Auswahl ist kleiner. Die Umwandlungsverluste sind bei modernen Wechselrichtern gering. Man braucht verbrauchsseitig viel weniger Kupfer verlegen, weil du bei gleichen Leistungsaufnahmen bei 24V Gleichstrom den zehnfachen Strom in den Leitungen hast.

Bei Strom aus Aggregat mit Pflanzenöl ist es auch so eine Sache; man muss den Treibstoff kaufen, der aufwendig mit Diesel und Kunstdünger erzeugt und transportiert wurde, also kann man genausogut den Strom einkaufen und das E-Werk diese Arbeit machen lassen. Die tun das effizienter. Bei Pflanzenöl gibt es noch das Problem der begrenzten Lagerbarkeit.
Für den Stromausfall ist ein Aggregat gut, wenn man die hausinterne Stromversorgung so baut, dass man einen Umschalter von Netz auf Aggregat hat.
Bei uns darf man Ekeltro in 230V im selbst bewohnten Haus selber verlegen, braucht aber einen zugelassenen Stromer der die Sache dann abnimmt. Wenn man selber plant und auch die Leerrohre für 400V Drehstrom selber verlegt, hat man nur noch die Kosten für den Verteiler, das Material und die Abnahme, das ist dann je nach Aufwand noch etwa 1/3. In der Praxis sucht man sich zuerst den Elektrinstallateur, spricht sich mit dem ab und bezieht das Material über ihn.

Ich würde also für die Autarkie bloss alle Leerrohre verlegen und Elektro so planen, dass man einfach umstellen kann, wenn es sich dann aufgrund veränderter Weltlage so ergibt.
Kleine Details sparen zudem viel Strom, etwa beim Kühlschrank: Der steht nicht in der geheizten Küche, sondern im kühlen Flur. Man kann ihn zusätzlich mit etwas Styroplatten dämmen, vor allem zwischen Kühlgitter und Rückwand. Wenn man dann noch einen kleinen Walzenlüfter parallel zum Kompressor schaltet, der das Kühlgitter aktiv belüftet, braucht das Teil viel weniger Strom. Weil der das ganze Jahr über läuft, macht das viel aus.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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emil17
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Re: Ein Haus ohne Anschluß an das allgemeine Stromnetz

#10

Beitrag von emil17 » So 27. Mär 2022, 10:34

Was mir noch in den Sinn kommt:
Tscharlie hat geschrieben:
Do 27. Jan 2022, 10:00
Wenn ich noch 25 Jahre leben darf ist das eine sehr gute Geldanlage gewesen.
Das kann aber ganz schnell ganz anders werden und man ist auf fremde Hilfe und Geld angewiesen. 90 Jahre fit, dann bumm und tot ist ein seltener Glücksfall. Ein Haus ohne Stromanschluss kannst du dann nur sehr schwer vermieten oder verkaufen.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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