Gibt es in Deutschland kommerzielle Aquaponik?

Teichwirtschaft und Aquakultur
Manfred

Re: Gibt es in Deutschland kommerzielle Aquaponik?

#1

Beitrag von Manfred » So 24. Feb 2013, 12:31

Eine rein kommerzielle kenne ich nicht.

Die Firma Heinz-Glas in Kleintettau (bzw. deren Tocher Klein Eden Tropenhaus am Rennsteig GmbH) baut gerade eine Anlage, um die Abwärme ihrer Glasproduktion besser zu nutzen.
Es sollen tropische Nutzpflanzen angebaut und Tilapia gehalten werden. Ziel ist, beides in der Region zu vermarkten. Außerdem soll es Führungen für Touristen geben.
Die Anlage erhält aber erhebliche Zuschüsse aus verschiedenen Töpfen und soll primär der Forschung dienen. Also kann man sie allenfalls als teilkommerziell ansehen.
Letztlich wäre es auch möglich gewesen, die Abwärme (ca. 40°C) über eine große Wärmepumpe zur Heizung einiger Häuserzüge um Ort zu nutzen. Aber der Seniorchef hat ein Fable für Landwirtschaft und leistet sich u.A. einen Mutterkuhbetrieb mit Hochlandrindern. Und wenn er was macht, dann gleich richtig und nicht im SV-Maßstab. :mrgreen:

Sonst fällt mir nur die Forschungsanlage des IGB in Berlin ein.

Sabi(e)ne
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Re: Gibt es in Deutschland kommerzielle Aquaponik?

#2

Beitrag von Sabi(e)ne » So 24. Feb 2013, 12:43

Letzte Woche war auf 3sat (oder so) ein Bericht über eine Salzwasser-Garnelenanlage hier irgendwo im Norden - ahhh, gefunden:http://www.garnelenhof.de/
Ansonsten kenn ich nur noch eine niederländische Firma im Hafen von Rotterdam, die sowas macht.
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Manfred

Re: Gibt es in Deutschland kommerzielle Aquaponik?

#3

Beitrag von Manfred » So 24. Feb 2013, 12:44

Der Garnelenhof macht aber keine Aquaponic, sondern reine Aquakultur, mit Abwärme aus einer Biogasanlage.

Manfred

Re: Gibt es in Deutschland kommerzielle Aquaponik?

#4

Beitrag von Manfred » So 24. Feb 2013, 13:32

Hier geht es ja auch ohne Heizen, aber halt nicht mit tropischen Nutzpflanzen und Tilapien und nicht 365 Tage im Jahr.
Hätte ich nicht eh einen ganzen Teich voll davon, würde ich evtl. mal einen Versuch mit Karpfen starten. Die sind hier, was Tilapien in Asien und Australien sind. Oder noch besser mit weißen Amur. Ideale SV-Fische, weil man sie mit Gras und anderem Grünzeug füttern kann.
Und da Wasser in D idR keine knappe Resource ist, lässt sich das System auch deutlich vereinfachen, ohne Kreislauf.
Vorne Frischwasser rein und das mit Fischausscheidungen angereicherte Wasser zur Düngung und Bewässerung ins Gewächshaus oder den Garten. Dann ist das System auch deutlich stabiler und die Gefahr des Umkippens geringer.

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Re: Gibt es in Deutschland kommerzielle Aquaponik?

#5

Beitrag von fuxi » Mo 25. Feb 2013, 14:02

@Manfred
Weißer-Amur = Graskarpfen oder?
Die haben allerdings eine recht langsame Vermehrung, oder nicht?

Ich such ja immer noch was Passendes für mein 350-Liter-Aquarium. Karpfen klingt da jetzt spontan etwas groß :mrgreen:
Zuletzt geändert von fuxi am Mo 25. Feb 2013, 15:07, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Beitrag wiederhergestellt
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Manfred

Re: Gibt es in Deutschland kommerzielle Aquaponik?

#6

Beitrag von Manfred » Mo 25. Feb 2013, 14:56

Naja. 350 l ist ja auch eher ein Suppentopf als eine Aquakulturanlage. ;)
Wenn das Ding in der ganzjährig warmen Wohnung steht, wären Tilapien schon zu überlegen.
Wenn du sie selber vermehren willst, wirst du mit dem einen Becken aber nicht glücklich werden. Bei der Haltungsdichte verspachteln sie den Nachwuchs selber.
Und wenn du regelmäßig Besatz kaufen willst oder musst, kannst du auch heimische Fische nehmen. Einjährige Karpfen (K1) oder Schleien (S1) z.B.
Hier kriegt man die im Frühjahr bei diversen Teichwirtschaften als Besatzfische. Sollte bei euch nicht anders sein.
Und dann fütterst du sie halt so lange, wie du es der Größe der Fische und dem Platz nach für angemessen hältst.
K1 aus der Teichwirtschaft haben meist ca. 40 g. Nach einem Jahr im Warmwasser sollten die je nach Fütterung Richtung 1 kg gehen. Bei intensiver Mast auch deutlich mehr.

Wenn du was heimisches und selber Nachwuchs willst, wärst du mit vermehrungsfreudigen Kleinfischen gut beraten. Moderlieschen z.B. Bei der Zubereitung müsste man sich für die kleinen Viecherl halt was überlegen. Fritiert als Meefischli?
Und so hart im Nehmen wie Tilapien sind sie auch nicht. Tilapien halten viel mehr Nitrat und deutlich weniger Sauerstoff aus.

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Re: Gibt es in Deutschland kommerzielle Aquaponik?

#7

Beitrag von fuxi » Mo 25. Feb 2013, 15:36

Noch steht es bei mir im Wohnzimmer, soll aber dann in absehbarer Zeit in den Keller umziehen. Momentan sind da so ca 15°C, im Sommer wird es sicher etwas mehr sein, aber da habe ich noch nicht gemessen. Kaltwasserfische wären da natürlich stromsparender.

Moderlieschen haben für mich neben der geringen Größe noch den Nachteil, dass es keine reinen Pflanzenfresser sind. Irgendwas, das man mit Salatresten und ähnlichem großziehen kann und das dann auch noch annehmbar schmeckt wäre toll. Ich werde mal den einen der Sammelordner wälzen, die ich von dir habe.
Rotfeder fällt mir jetzt spontan so ein. Ich werde mal recherchieren.

Nachtrag:
Warum wird eigentlich im Internet oft behauptet Kois und Goldfische wären nicht essbar? Schmecken die so übel? Sind doch auch einfach nur eine Karpfenart.
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Manfred

Re: Gibt es in Deutschland kommerzielle Aquaponik?

#8

Beitrag von Manfred » Mo 25. Feb 2013, 16:10

Kois und Goldfische kannst du essen. Wenn in dem Gewässer viele Brau- oder Blaualgen sind, schmecken sie halt nach Schlamm. Aber das ist bei Karpfen und Giebel auch nicht anders. Deswegen kommen die erst mal einige Tage in eine Hälterung mit frischem Wasser, wenn sie aus solchen Gewässern stammen.
Rotfedern leben auch nicht nur von Pflanzen. Die nehmen auch massig Zooplankton, Kleintiere und Jungfische mit. Habe selber schon mehrere beim Spinnfischen gefangen.
Bei uns heimische reine Pflanzenfresser unter den Fischen fällt mir gar keiner ein. Am ehesten noch Nasen. Aber die brauchen Fließgewässer-Bedingungen und fressen überwiegend Algen.
Auch Tilapien kriegst du nur mit Grünzeug nicht groß. Das sind ja Barsche und von der Abstammung her eher Raubfische. Haben sich aber zu Allesfressern weiterentwickelt. Damit sie vernünfig wachsen, wirst du da auch eiweißhaltiges Futter auf Fischmehl- oder Sojabasis zufüttern müssen oder einen ziemlichen Aufwand treiben.

Salat am besten verwerten können die Grasfische. Und nur größere. Kleine brauchen tierisches Eiweiß. Aber die leben nicht von ein paar Blättern. Die geringe Energiedichte in dem Grünzeug verbunden mit dem relativ kurzen Fischdarm können sie nur durch Menge ausgleichen. Wenn sie im Sommer bei entsprechender Wassertemperatur ihre volle Aktivität erreichen, können sie pro Tag mehr als ihr eigenes Körpergewicht an Pflanzenmasse verdrücken. Und das Meiste davon geht hinten wieder raus. Das muss die Anlage erst mal abkönnen.

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Re: Gibt es in Deutschland kommerzielle Aquaponik?

#9

Beitrag von fuxi » Mo 25. Feb 2013, 16:37

Mhh... Merci.

Mist, wenn es bei Krebsen/Garnelen eine "humane" Tötungsmethode (also besser/schneller als einfach in kochendes Wasser schmeißen) gäbe, wär das ja die problemlosere Alternative zu Fischen ...
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Re: Gibt es in Deutschland kommerzielle Aquaponik?

#10

Beitrag von Olaf » Mo 25. Feb 2013, 16:50

*Lach*
Da habt Ihr mir ja auch einen Floh ins Ohr gesetzt, allerdings unausgegoren. Im Flur steht noch ein Becken meines Sohnes und ärgert mich. Naja, wird nur so 200 Liter haben. Muss ich erst mal messen. Aber jetzt schwimmen da noch so 5 mickerliche Fischenchen drin, und um die muss ich mich auch noch kümmern.
Auf einer Webseite las ich eben von einem, der rechnet 20 Liter pro Tilapia. Wenn ich da so 8 Stück reinsetzte, von mir aus nur 4, falls das Becken noch kleiner ist ... zur Not schon welche vor der Zeit esse ... besser, sinnvoller als es jetzt ist....
Es sind z.T. Maulbrüter, wie ich eben las?
Irgendwie müsste man aus den letzten beiden gleich die Nachzucht gewinnen..
Eigentlich bin ich ein netter Kerl.
Wenn ich Freunde hätte, könnten die das bestätigen.

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