Krebspest

Teichwirtschaft und Aquakultur
Manfred

Krebspest

#1

Beitrag von Manfred » Mo 30. Jun 2014, 09:01

Im thüringischen Abschnitt der Alster ist die Krebspest ausgebrochen und rafft die Edel- und Steinkrebse dahin.
Auslöser ist wohl, dass die Signalkrebse oder Marmorkrebse sich die Itz hoch bis in den Alster ausgebreitet haben.
Jetzt wird ein größeres Krebssterben in der Itz und der Rodach befürchtet.
Der Ausbruch ist anscheinend so stark, dass sogar ein Teil der Signalkrebse stirbt. Im Labor wird gerade untersucht, ob es sich evtl. um eine besonders aggressive Form des Erregers handelt.

Um die Ausbreitung der Pilzsporen zu vermeiden werden Angler im Umkreis gebeten, ihre Angelgeräte und sonstige Ausrüstung wie Wathosen etc. gut zu trocknen und möglichst zu desinfizieren (Jodhaltige Desinfektionsmittel, Wärmebehandlung mind. 30 Stunden bei über 30°C oder Durchfrieren für mind. 20 Stunden bei -20°C) bevor sie an anderen Gewässern eingesetzt werden.
Das Verbringen von Fischen, anderen Wassertieren, Wasserpflanzen oder Wasser in andere Gewässer ist zu unterlassen.

Und mal wieder der Aufruf an alle Krebsfreunde:
Bitte unterlasst sämtliche Experimente mit importieren Krebsarten und heimischen Tieren aus dem Aquarienhandel.
Wer Krebse im Aquarium hat sollte sicherstellen, dass diese nicht ins Freiland gelangen und dass das Wasser, Pflanzen etc. aus dem Aquarium nicht in Oberflächengewässer gelangt. Also das Wasser beim Wasserwechsel nicht in den Kanal, sondern z.B. als Gießwasser im Garten verwenden.

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Re: Krebspest

#2

Beitrag von Specki » Mo 30. Jun 2014, 10:05

Hallo Manfred,

ich habe früher viele Krebse in Aquarien gehalten, hauptsächlich Zwergkrebse.

Den Hinweis bezüglich der Krebspest hört man in Aquarienforen immer wieder.

Dein Beitrag hat mich jetzt aber auf etwas aufmerksam gemacht, was ich noch nie bedacht und noch nie gelesen habe. Das Wechselwasser, das man normal in den Kanal schüttet.
Tausende von Krebshaltern in Deutschland machen das.
Da wird auch in den ganzen Wirbellosenforen und so nie etwas darüber geschrieben, dass dies problematisch sein könnte.

Wie es sich genau damit verhält, weiß ich nicht, aber werde mich da mal schlau machen. Wenn die Erreger da wirklich noch problematisch wären, dann wäre das ja fatal! Aber müsste es dann nicht eigentlich noch viel öfters zu ausbrüchen der Krebspest kommen?

Danke für den Gedankenanstoß. Ich habe zwar schon lange keine Krebse mehr, aber das Thema ist sehr interessant.

Gruß
Specki

Manfred

Re: Krebspest

#3

Beitrag von Manfred » Mo 30. Jun 2014, 10:29

Die Erreger (die Pilzsporen) werden vor allem beim Häutungsvorgang freigesetzt und halten sich dann im Wasser ca. 2 Wochen lang.
In einer Kläranlage dürfte der Großteil davon bei der bakteriellen Aufbereitung vernichtet werden. Ein Restrisiko bleibt aber.
Das Abwasser aus den großen, städtischen Kläranlagen fließt es meist in größere Gewässer, die längst mit amerikanischen Krebsarten besiedelt sind.
Kritisch sind eher die kleinen Abwasseranlangen an den Oberläufen. Da ist nicht nur die Aufbereitung wegen der geringen Schmutzfrachten weniger intensiv. Das Wasser hat auch noch eine reelle Chance, in einem Bach mit heimischen Krebsen zu landen.

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Re: Krebspest

#4

Beitrag von Specki » Mo 30. Jun 2014, 10:39

Haha, habe gerade was entdeckt.
Vor 6 Jahren hab ich mich schonmal mit dem Thema befasst und genau diesen Thread jetzt gleich über die google Suche gefunden ^^
Hier der Link zur Diskussion, die leider, wie so oft in Foren, irgendwann mal ausartete:
http://www.aquariumforum.de/threads/142 ... hselwasser

Kurze Zusammenfassung vom damaligen Wissensstand:
Das Wegschütten des Wechselwassers von Aquarien die Krebse enthalten, in den Abwasseranschluss des Hauses, der zu einer Kläranlage führt (Waschbecken, Toilette, etc.) stellt wohl keine Gefährdung unserer einheimischen Krebse da.

Falls du andere Informationen diesbezüglich hast Manfred, würde ich mich freuen.

Gruß
Specki

Manfred

Re: Krebspest

#5

Beitrag von Manfred » Mo 30. Jun 2014, 12:37

Wie gesagt: Meines Wissens halten sich die Sporen im Wasser ca. 2 Wochen.
Bei Wikipedia steht, dass bei Ausbruch in einem Becken dieses frühestens nach 3 Wochen Quarantäne wieder mit Krebsen besetzt werden kann.
Wenn die Sporen im Wasser zwei Wochen überleben können, dann darf das Wasser in dieser Zeit auch nicht in ein offenes Gewässer gelangen, wenn es nicht vorher sporenabtötend behandelt wurde.
In einer normalen Kläranlage erfolgt nur eine biologische Reinigung mit Bakterien und Sauerstoffbelüftung. Die Durchlaufzeit beträgt meist nur 2 Tage. Ich habe starke Zweifel, dass die Sporen so zu 100% abgetötet werden.

Nightshade
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Re: Krebspest

#6

Beitrag von Nightshade » Fr 4. Jul 2014, 07:10

Manfred hat geschrieben:die Signalkrebse oder Marmorkrebse
Das ist nicht ganz das Gleiche. :rot:
Der Ausbruch ist anscheinend so stark, dass sogar ein Teil der Signalkrebse stirbt. Im Labor wird gerade untersucht, ob es sich evtl. um eine besonders aggressive Form des Erregers handelt.
Der Signalkrebs ist nur teilresistent gegen die Seuche.
Um die Ausbreitung der Pilzsporen zu vermeiden werden Angler im Umkreis gebeten, ihre Angelgeräte und sonstige Ausrüstung wie Wathosen etc. gut zu trocknen und möglichst zu desinfizieren (Jodhaltige Desinfektionsmittel, Wärmebehandlung mind. 30 Stunden bei über 30°C oder Durchfrieren für mind. 20 Stunden bei -20°C) bevor sie an anderen Gewässern eingesetzt werden.
Das Verbringen von Fischen, anderen Wassertieren, Wasserpflanzen oder Wasser in andere Gewässer ist zu unterlassen.
:pfeif: Ich hab gestern aus Jux und Tollerei die Fischerprüfung gemacht, ohne Interesse am Angeln, nur falls ich wieder mit jugendlichen Fischern zu tun bekomme.

42 Teilnehmer, 2 weiblich, 40 männlich.

Prüfungsdauer 2 Stunden, ich war in 3 Minuten fertig. Als ich mit dem Zeugnis rausging, saßen alle anderen noch heftig denkend an Fragen wie: "Wie atmen Fische?", "Welche unpaarigen Flossen gibt es bei Fischen?" Ich hoffe doch, meine Unterstufenkids können das alle beantworten.

Mein Sitznachbar war nach eigener Aussage erledigt, falls er nach Mindestmaßen und Schonzeiten gefragt wurde. Zu den feineren Details, wie die Unterscheidung der Krebsarten und -geschlechter hätte man den hoffnungsvollen Preisfischer erst recht nicht fragen dürfen.

Glücklicherweise waren so schwierige Dinge aber eh nicht Bestandteil der 50 Kreuzerltest-Fragen, die man letztendlich samt Antworten auswendig lernen kann, auch wenn man Flussbarsch und Hecht nicht auseinander kennt.

Eine Schande ist es, was an Jägern und Fischern nach einer Pimperl"prüfung" auf die heimische Tierwelt losgelassen wird.

Hoffentlich übersteigt so ein ökologisches Anliegen wie Hosentrocknen dann mal nicht die Intelligenz vieler angelnden Herren.

Manfred

Re: Krebspest

#7

Beitrag von Manfred » Fr 4. Jul 2014, 08:08

Nightshade hat geschrieben:Das ist nicht ganz das Gleiche. :rot:
Deshalb steht da auch "oder". Die Arten kommen im Main und der Itz beide vor. Und beide breiten sich in Richtung der Kopfgewässer aus.
Eine Schande ist es, was an Jägern und Fischern nach einer Pimperl"prüfung" auf die heimische Tierwelt losgelassen wird.
[fieser Zynismus an]Genau. Die geteerten Straßen sollte nur noch verlassen dürfen, wer von den selbsternannten Naturschutzverbänden aus dem Kreis der studierten Biologen in die Hohepriesterschaft des Naturschutzes erhoben wird. In Deutschland sind wir schon fast so weit.[fieser Zynismus aus]

Für Bayern kann ich sagen: Das größte Problem der verbliebenen autochthonen Fischbestände ist die von den Naturschutzverbänden betriebene Gesetzgebung.
Im Speziellen das Verbot von Put and Take und das Verbot von Catch and Release. Die Aufhebung des ersteren würde nicht nur viele Arbeitsplätze in der Teichwirtschaft schaffen, es würde auch als Triebabfuhrkanal die natürlichen Gewässer massiv entlasten. Und letzteres (in vielen Ländern der Erde bewährte Praxis, auch in vielen Gewässern Österreichs) würde die Schaffung von naturnahen Alterspyramiden und Laichfischbeständen in den Gewässern endlich wieder ermöglichen.
Was da in der Gesetzgebung in den 70ern in blindem Aktionismus angerichtet wurde, hat inzwischen massive Schäden an den Fischbeständen bewirkt und ist kaum noch auszubügeln. Aber die Arbeiten von Arlinghaus am Leibnitz IGB lassen wenigstens hoffen, dass diese Schwachsinn auf Basis der inzwischen vorliegenden Daten irgendwann revidiert wird.

Gwenny
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Re: Krebspest

#8

Beitrag von Gwenny » Fr 4. Jul 2014, 17:08

Ich (als Wasserbauer) gehe davon aus, dass die KA es seht wohl schaft einiges der Keime abzutöten.

ABER das Abwasserkanalsystem ist nur für einen speziellen Durchfluss ausgelegt. Kommt es zu Starkregenereignissen wird über Regenüberläufe verdünntes Abwasser in Gewässer abgeleitet. Das heißt was auch immer ihr in den Abfluss gießt kann sehr wohl an der KA vorbei in die Natur gelangen.
Daher ist es total egal ob oder ob nicht die Sporen die KA erfolgreich passieren. Sie können bereits vorher den Weg in die Natur nehmen.

Es ist leider immer wieder so, dass viele Menschen glauben, aus den Augen aus dem Sinn...

Benutzer 72 gelöscht

Re: Krebspest

#9

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Fr 4. Jul 2014, 17:11

Ist dieses Wasser nicht ein starker Dünger?
viel zu schade für den Abfluss??

Wenn man Pflanzen damit gießt, sind die Sporen "weg", oder?

Manfred

Re: Krebspest

#10

Beitrag von Manfred » Fr 4. Jul 2014, 17:18

Ja. Ich würde es auch als Gießwasser verwenden. Wegen der Nährstoffe und weil die Sporen im Garten bald zersetzt sind und nicht mehr in ein Gewässer gelangen.

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