Krebszucht

Teichwirtschaft und Aquakultur
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luitpold
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Krebszucht

#1

Beitrag von luitpold » Fr 8. Jul 2011, 00:03

Manfred hat geschrieben:Stell doch dein Konzept mal vor.
sehr gerne, wenn ich eines habe.

bis dahin überlege ich wie ich meinen jahresbedarf flusskrebse decken kann.

karpfen wäre mir zu aufwändig, die sind leicht in hochwertiger bioqualität verfügbar, und verglichen mit dem aquaponicgedöns spottbillig.

aber frische flusskrebse, fast nicht zu bekommen. ich könnte mir vorstellen die preis/leistungsrelation könnte da besser aussehen. temperaturtoleranz dürfte auch vorhanden sein.
gesetzliche vorgaben wegen der edelkrebse und krebspest könnten dagegen sprechen.
mein gottgegebener appetit auf die krustis spricht dafür.
ein grund es selber anzugehen. scheinbar macht es keiner, die kollegen auf aquponicforum.de hüllen sich völlig in schweigen.

lg
luitpold
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Manfred

Re: Aquaponics

#2

Beitrag von Manfred » Fr 8. Jul 2011, 02:27

Flusskrebse wären auch vom Futter her ideal. Aber: Leider kann man die nicht beliebig dicht halten. Sonst zerlegen sich die kanibalistischen kleinen Ritter gegenseitig. Eigentlich tun sie das ständig. Aber je dichter, desto mehr. Außer du hältst sie einzeln abgetrennt, wie in der Hummer-Aufzuchtstation in Helgoland. Das ist dann aber auch nicht besser als Käfighaltung bei Hühnern. (Gut, Krebse haben weniger Hirnschmalz als Flattertiere...)
Oder du beschränkst dich auf Satzkrebserzeugung und verkaufst die oder hast selber einen Teich mit genug Fläche zum Großfüttern.
Lies mal das Edelkrebs-Buch von Johannes Hager. Da steht eigentlich alles nötige drin.

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kraut_ruebe
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Re: Aquaponics

#3

Beitrag von kraut_ruebe » Fr 8. Jul 2011, 09:10

ah, krebse - eins meiner lieblingsthemen.

wollen wir da nicht nen eigenen thread dafür aufmachen?
There's a crack in everything. That's how the light gets in.

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luitpold
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Re: Aquaponics

#4

Beitrag von luitpold » Fr 8. Jul 2011, 09:33

kraut_ruebe hat geschrieben:ah, krebse - eins meiner lieblingsthemen.

wollen wir da nicht nen eigenen thread dafür aufmachen?
yoo, das wäre gscheit.

@manfred,
danke für den buchtipp.
beim gehege habe ich einmal die hoffnung mit einer entsprechenden zerklüfteten labyrinthartigen gestaltung und ausreichender fütterung den kannibalismus ein wenig hintanzuhalten.

lg
luitpold
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Benutzer 72 gelöscht

Re: Krebszucht

#5

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Fr 8. Jul 2011, 12:31

hallo!

Bitte keine "amerikanischen" Krebse in Teichen halten! Krebse wandern nämlich - da kann man gar nicht verhindern, dass die auch die nähere Umgebung besiedeln, wenn sie sich vermehren.
Und die Krebspest, wenn einmal eingeschleppt, macht alle Edelkrebse tot!!
Ich hab mich mit dem Thema beschäftigt, weil wir in unseren Forellenteich Edelkrebse einsetzen wollten, das ist nicht bloß eine sinnlose "Bürokratieumweltschutz" - Vorschrift...
Meine Hauptfrage dazu ist: wie kann ich die Krebse dann aus dem Teich herausfangen? :rot:

Was spricht dagegen, einheimische Krebse zu züchten? (die sind nie Träger der Krebspest, weil sie eben daran sterben und sie so nicht "heimlich" weiterverbreiten)
Bei der Edelkrebszucht, wo ich mich erkundigt hatte, wurde mir nichts vom Kannibalismus erzählt. :im:
Aber die Forellen könnten ein Problem werden, sagte der gute Mann ...
Sie brauchen unbedingt genügend Verstecke - vor allem für die Jungen und für die Zeit der Häutung! Unterwasserrohre aus Ton wurden mir empfohlen.
Ich rede aber von einem großen Teich - vielleicht entwickeln sie diesen Kannibalismus nur, wenn zuwenig Platz ist? Oder? Manfred?

liebe Grüße!

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Re: Krebszucht

#6

Beitrag von luitpold » Fr 8. Jul 2011, 16:05

ina maka hat geschrieben:
Bitte keine "amerikanischen" Krebse
ich bin da eher für das schwedische modell.
für ein recht aller bürger auf ausreichend krebse. :eek:

lg
luitpold
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lechratz

Re: Krebszucht

#7

Beitrag von lechratz » Do 15. Sep 2011, 17:08

Hallo Zusammen,

Wer hält denn nun von euch Krebse ( die edlen ), oder hat das vor in Zukunft ?
Suche auf diesem Gebiet Gleich-gesinnte(versorgende) für Erfahrungsaustausch.

Grüße
Christian

Manfred

Re: Krebszucht

#8

Beitrag von Manfred » Do 15. Sep 2011, 18:31

Ich habe einige Jahre welche gehalten, bis sie von zugewanderten oder zugesetzen Signalkrebsen verdrängt wurden.
Leider haben einige Aquarianer die lästige Angewohnheit, ihre "Lieblinge" in irgendwelche Gewässer auszusetzen, wenn sie ihrer überdrüssig geworden sind. An meinem Teich wurde sogar schon ein toter piranha angespült. Winterharte Goldfische und Schildkröten sind in vielen Gewässern in D zu finden. Bei nicht heimischen Krebsen ist der Ursprung meist nicht zu klären, weil die durch Besatz nach den Krebspestzügen viele Gewässer bis hoch in die Forellenregionen erobert haben und so für Edelkrebse unbewohnbar machen.
Für den Einstieg kann ich das Buch von Johannes Hager "Edelkrebse: Biologie, Zucht, Bewirtschaftung" empfehlen.
Ich hoffe immer noch, dass die Edelkrebse füher oder später resistent gegen den Erreger werden. Die Nordamerikanischen Arten haben es ja auch geschafft.

lechratz

Re: Krebszucht

#9

Beitrag von lechratz » Mo 19. Sep 2011, 12:20

Hallo Manfred,

also Anfänger bin ich nicht mehr. Hab schon seit 2 Jahren Edelkrebse , über hundert mittlerweile geschlechtsreife Elterntiere und sonst das was von diesem Jahr scheinbar schon an Nachwuchs da ist. Die Standardwerke über Krebszucht hab ich natürlich, das Problem dabei ist nur, dass dort immer von anderen Dimensionen ausgegangen wird als mir das vorschwebt.
Im Prinzip gehts mir um eine eigenständige, sich selbst erhaltende Population, bei der ab und an ein Abendessen abfällt :mrgreen:
Je öfter, umso besser natürlich. Aber mir ist auch klar, dass bei einem 250qm Teich da natürlich Grenzen gesetzt sind. Ich will ja keine Massenhaltung mit Intensiv-Aquakultur.
Ich fütter ab und zu (damit sie nicht den ganzen Teich leerräumen) und mach Kontrollfänge, Die Männchen haben mittlerweile bis zu 12cm (ohne Scheren), Weibchen ein bisschen kleiner. Erster Nachwuchs wurde schon gesichtet.
Krankheiten bis jetzt keine. Nächstes Jahr kommen die ersten auf den Teller :daumen:
Die Sömmerlinge habe ich vom Dr. Max Keller in Augsburg geholt damals. Sehr netter Mensch und eine interessante Zuchtanlage.
Da an meinen Teich keiner rankommt und ansonsten das nächste Gewässer weit genug weg ist, sollte es mit ungewollten Gästen keine Probleme geben. Da bin ich wohl selber die größte Gefahr.
Die Fragen die hauptsächlich für mich interessant sind mit was andere füttern, führen der Population (Alters- und Geschlechtsverteilung), Vergesellschaftung mit welchen Fischarten, kurz gesagt einfach wie andere das machen, die auch nicht hektarweise Teichanlagen haben.

Grüße
Christian

Manfred

Re: Krebszucht

#10

Beitrag von Manfred » Mo 19. Sep 2011, 12:49

Mein Teich ist leider nur gepachtet.
Wäre es meiner, würde ich viel mehr Deckung schaffen und für die Krebse am Grund und Entlang der Ufer mit Steinschüttungen, gestapelten alten Dachziegeln etc. Verstecke aller Größen bauen.
Nach meiner Beobachtung fressen praktisch alle heimischen Fischarten Jungkrebse.
Barsche können erstaunlich große Krebse bewältigen, gemessen an ihrer Körpfergröße. Hecht, Zander und Wels nehmen eh alles Größen mit. Da gibt es richtige Krebsspezialisten.
Aber auch große Karpfen trauen sich an erwachsene Krebse und zerquetschen sie mit den Schlundzähnen.
Wenn du viele Krebs willst, verzichte ganz auf Fischbesatz oder nimm nur reine Grasfresser dazu. Wenn dein Wasser warm genug ist um deren Stoffwechsel anzukurbeln kannst du Gras von der Wiese zufüttern.
Die Ausscheidungen der Graskarpfen düngen das Plankton. Plankton können die Krebs gut verwerten.

Den Kanibalismus unter den Krebsen kannst du am besten durch viele Verstecke und die Entnahme der größen Männchen reduzieren.
Musst aber darauf achten, dass du dadruch nicht über die Jahre Zwergenwuchs zuchtest. Markieren ist ja schwer. Aber du kannst anteilig an den Fängen große Männchen zurücksetzen. Also wenn der Anteil der großen Männchen an den Fängen übermäßig abnimmt, dann mehr davon drin lassen.

Gezielt gefüttert hab ich meine nie. Ein Nährstoffreicher Teich produziert im Sommer genug Plankton und wenn er Eingewachsen ist, fällt genug Laub für den Winter rein. Am ehesten erscheint mir eine Zufütterung im Frühjahr sinnvoll.
Sonst würde ich eher den Teich düngen (lies dich mal zu dem Thema in Büchern zur Karpfenteichwirtschaft ein) als zuzufüttern. Das ist arbeits- und kostenmäßig günstiger.
An einer unserer Wiesen geht ein kleiner Bach mit gutem Edelkrebsbestand lang. Dort habe ich bei der Heuernte schon mehrfach beobachtet, dass die Krebse am hellen Tag aus den Löchern kommen, um in den Bach verwehte Heuhalme zu fressen. Vermutlich sind dort so viele Krebse drin, dass die phasenweise richtig Hunger haben und außer ihrer Verwandtschaft oder am Ufer nichts mehr zum Fressen finden.

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