Wie wird aus Kompost eigentlich Humus?

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Dagmar
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Re: Wie wird

#11

Beitrag von Dagmar » So 19. Sep 2010, 09:39

Hallo,

wenn ich das jetzt richtig verstehe, wäre es also z.B. sinnvoll, wenn man Gartenabfälle hat und die z.B. gehäckselt sind (Äste, etc.), dieses kleingehäckselte Material sofort wieder auszutragen und eben nicht zu kompostieren.

Sollte denn dann überhaupt noch kompostiert werden? Und kann man denn diese Materialien jederzeit über das Jahr verteilt auch austragen - z.B. im Winter.

Warum ist denn dann in der Vergangenheit überhaupt das kompostieren "erfunden" worden.

Andererseits ist es mir klar, daß wenn ein Komposthaufen Wärme entwickelt, Energie "verschwendet" wird. Gleichzeitig führt diese Wärmeentwicklung aber dazu, daß eben Unkrautsamen vernichtet wird, den ich sonst vielleicht einfach großzügig auf dem Grundstück verteile.

Ich bin bei diesen "neuen" :hhe: Ideen immer wieder als Laie hin- und hergerissen. Zum einen sehe ich, daß wenn ich im Frühjahr zu meinem Haus komme, das alles wächst und blüht und alles was ich z.B. mühsam sauber gemacht habe, wie z.B. meinen Innenhof zwischen Haus und Scheune, einfach zugewuchert ist. Also ein ständiger "Kampf" gegen Windflügel.

Andererseits mag ich eben gerne Kulturpflanzen wie Kartoffeln und Getreide und die können sich in diesem System wohl nicht behaupten. Und ich mag eben keine Gräser. :pfeif:

Ich habe hier in diesem neuen Forum - aber auch gerade im alten Selbstversorger Forum - schon einiges an umdenken gelernt. So wäre ich gar nicht auf die Idee gekommen, daß z.B. Gänse ja auch Grasfresser sind.

Vielleicht gibt es also doch auch Möglichkeiten z.B. Kartoffeln oder Getreide irgendwie auch in ein System einzubauen.

Das käme meiner Faulheit eben sehr entgegen. :ohm: :)


Dagmar
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Theo
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Re: Wie wird

#12

Beitrag von Theo » So 19. Sep 2010, 09:53

Klaus hat geschrieben:Also, wenn ich das richtig sehe, dann wird Kompost nur deshalb zu Kompost, weil zu viel Material auf einem Haufen liegt und bei der Rotte deshalb zu viel Wärme entsteht. Würde das organische Material flächenmäßig mehr ausgebreitet, dann würde weniger Wärme entstehen und es würde es zu Humus. Ist das so richtig?
Sehe ich auch so. Es kommt auf das richtige Verhältnis von Material, Wasser und Luft an.
Mein Komposthaufen riecht jedenfalls nur nach Erde und enthält jede Menge Regenwürmer und anderes Kleinvieh :grinblum:

kleine hexe hat geschrieben:aber ohne Kompost wird es bei mir im Schrebergarten etwas schwierig denn es fällt manchmal einfach zu viel an als das ich es alles aufs Land verteilen könnte.
Deswegen hat man ja auch schon vor langer Zeit und in vielen Kulturen den Komposthaufen entwickelt.
Gruß
Theo

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Sabi(e)ne
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Re: Wie wird

#13

Beitrag von Sabi(e)ne » So 19. Sep 2010, 10:01

Moin,
@zaches: ich hab Maulwürfe, Wühlmäuse, und einen Hund, der sehr gern buddelt - lose Erde gibt es hier also immer. :)

@Wolkenflug: kann ich nicht bestätigen - auch Kaffeepads zersetzen sich genauso schnell wie alles andere.

@Dagmar: das ist das Problem auf unseren Breiten - im Winter tut sich da nicht viel.... :hmm:
Und ja, je kleinteiliger das Material, desto mehr Oberfläche = Futterplätze. Aber maschinell häckseln ist irgendwie sinnfrei, die Energie dafür macht dann vermutlich mehr aus, als jeder Kompost verlieren könnte. Natur hat halt ihr eigenes Tempo, einen Baum zu zerlegen, dauert eben ein paar Jahre... ;)
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Manfred

Re: Wie wird

#14

Beitrag von Manfred » So 19. Sep 2010, 10:12

Meines Erachtens kann man Kompost allenfalls durch räumliche Trennung von Humus unterscheiden, indem man für sich definiert, dass der Kompost auf dem Haufen noch nicht Bestandteil des Bodens ist.
Aber selbst da sind die Übergänge fließend, weil man älteren, vererdeten Kompost selbst schon als Boden bezeichnen könnte.

Bei weiter Auslegung des Humusbegriffs könnte man also selbst eine gerade aufgebrachte Bananenschale als Rohumus ansehen und reifen Kompost als Humus im Allgemeinen deklarieren.

Ich sehe weder Ansatzpunkte für eine solche Begriffliche Trennung, noch einen Grund.
Kompost ist für mich Teilmenge von Humus.
Andersherum lässt sich Kompost leichter von anderem Humus unterscheiden, indem man Haufenbildung oder Heißrotte als Kriterien verwendet. Wobei die Trennung über Heißrotte schon wieder zweifelhaft ist, weil viele Komposthaufen in Kalt- oder Warmrotte über längere Zeiträume funktionieren.

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Klaus
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Re: Wie wird

#15

Beitrag von Klaus » So 19. Sep 2010, 11:00

Sabi(e)ne hat geschrieben:ich hab erfolgreich das Prinzip der "Erdisierung" der Küchenabfälle von ihm übernommen
Hallo Sabine,
Küchenabfälle zu erdisieren kann ich mir ja noch vorstellen. Aber ich hab ja nicht nur Küchenabfälle.
Wie "Hexe" habe auch ich so viel pflanzliches Material, dass ich es nicht immer einfach liegen lassen kann. Ich mache also einen großen Haufen. Allerdings lasse ich den nicht sehr lange liegen. Wenn im Herbst abgeerntet ist, bringe ich dieses Material wieder als Mulch auf dem Land aus. Der Boden soll ja nicht unbedeckt bleiben. Da stellt sich dann schnell heraus, dass ich keinewegs zu viel organisches Material gesammelt habe. Ich könnte sogar noch mehr gebrauchen.
Im letzten Herbst habe ich das erstmals so gemacht, da aber eher mit Laub von Weiden und Kastanien. Der Boden darunter war im Frühling schön durchlockert und humos. Das meiste von den Blättern war verschwunden. Ich stelle mir das ähnlich vor mit dem diesmal ausgebrachten "Unkraut". Was da im Frühling noch an Stengeln liegen geblieben ist, werde ich einfach zusanmmen rechen und wieder auf den Haufen machen. Schaun wir mal...
Mit den Tieren halten wir es wie Zaches.

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Re: Wie wird

#16

Beitrag von Sabi(e)ne » So 19. Sep 2010, 11:04

Moin, Manfred,
Kompost wird gemacht - Humus IST. :engel:
Außerdem ist ein ganz wesentlicher Unterschied, daß im Humus der Aufbau der verschiedenen Lebenshorizonte völlig anders ist als im Komposthaufen.
Je nach Wärme und Sauerstoffbedarf leben da pro 1cm Tiefenunterschied schon sehr verschiedene Lebewesen, die im Bereich des jeweils anderen schon nicht mehr optimal leben können.
Um beim Waldboden zu bleiben, der ist im Sommer kühl und im Winter vergleichsweise warm - das hast du bei einer Wiese/Weide nicht so, da merkst du z.B. im Sommer abends sehr deutlich, wie warm der Boden geworden ist, und da würden die Lebewesen aus den obersten 2cm Waldboden nicht lange leben, weil es einfach zu warm für sie wäre, von Sauerstoffmangel wg Bodenverdichtungen ganz zu schweigen.
Komposthaufen sind immer noch besser, als seinen Grünschnitt in die Müllverbennung zu geben, aber eben nur die zweitbeste Lösung.

(nur etwas OT: ich hab vorhin einen kurzen Bericht aus China gesehen, wo mal wieder radikal Land umgebaut wird, um Wasser aus Zentralchina nach Peking zu leiten, über 1000km hinweg.
Würde man den 18 Millionen Einwohnern Pekings Kompostklos statt Wasserklosetts verordnen, wäre das Problem schon fast keins mehr, und der ökologische Wahnsinn könnte gestoppt werden.... :bang: :bang: :bang: Das wäre in meinen Augen noch der optimalste "Komposthaufen" in so einer Situation)
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Re: Wie wird

#17

Beitrag von zaches » So 19. Sep 2010, 11:32

Je nach Wärme und Sauerstoffbedarf leben da pro 1cm Tiefenunterschied schon sehr verschiedene Lebewesen, die im Bereich des jeweils anderen schon nicht mehr optimal leben können.

das hat mir schon ein Prof vor hm.... 16 Jahren in iener Vorlesung über Bodenkunde/Ackerbau an der Uni erklärt. Dort bezog es sich allerdings auf das Pflügen, was die ganzen Schichten und ihre Bewohner so durcheinanderbringt, daß sie größtenteils n icht mehr aktiv/lebend sind. Es belibt das anorganische Material, das Leben ist allerdigns stark beeinträchtigt. Das gilt auch für Mieten von sog. Mutterboden. Der Boden sollte ja die Mutter von allen Lebewesen sein. Die im Boden befindlichen sterben aber in den Haufen, die da ja öfter Mal ein paar Monate herumliegen und dann erst wieder irgendwo verteilt werden....



ach der Tipp mit den Maulwurfshügeln ist gut - da muss ich zwar fix reagieren, wenn ich einen sehe, aber es ist eine Chance

lg, zaches
"Erdachtes mag zu denken geben, doch nur Erlebtes wird beleben." Paul von Heyse

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Re: Wie wird

#18

Beitrag von roland » So 19. Sep 2010, 18:15

Klaus hat geschrieben:
Sabi(e)ne hat geschrieben:ich hab erfolgreich das Prinzip der "Erdisierung" der Küchenabfälle von ihm übernommen
Hallo Sabine,
Küchenabfälle zu erdisieren kann ich mir ja noch vorstellen. Aber ich hab ja nicht nur Küchenabfälle.
Wie "Hexe" habe auch ich so viel pflanzliches Material, dass ich es nicht immer einfach liegen lassen kann.
Ich denke, der größte "Fehler" ist, das man solche Dinge zu extrem sieht!
Wenn Bernhard davon schreibt, wie er seinen Boden füttert, dann ist das in einem kleinen Schrebergarten mit zu viel Biomasse eben eine ergänzng des bestehenden, aber nicht immer 100% unsetzbar.
Ich finde, das die gängige Praxis überprüft, geändert, angepasst werden sollte - aber nicht als alt=falsch komplett fallenlassen.
Schaut euch euer Land an und arbeitet so drauf, das es passt. Wichtig für mich war die erkenntniss, das der Komposthaufen nur eine biologische Düngung ist, dem Boden an sich aber recht wenig bringt! Das Wissen ist das wichtige - wie man das Anwendet kann nur jeder auf seine Situation entscheiden!

Ich hab zb auch Probleme mit der Erdisierung, weil ich dieses Jahr einfach mal alles in die Wiese gepflanzt habe - daher is nichts mit in die oberste schicht einarbeiten und aufs Gras schmeissen bringts auch nicht. Also werd ich nächstes Jahr doch Beete anlegen - aber nur für die Pflanzen, die nicht in der Wiese wachsen. Auf der Wiese wird der natürliche Kreislauf aufrechtgehalten (grasschnitt zum teil locker liegenlassen ect) und die Pflanzen an wechselnden Orten eingesetzt.
In den Beeten wird der Boden gefüttert, rundrum darf er sich selbst ernähren. Und auch die Beete werden wandern, immer mal wieder neue Beet und alte verwildern lassen. Das geht übrigends auch auf kleinem Raum - lasst es am Rand der Beete spriesen!

Roland

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Re: Wie wird

#19

Beitrag von Klaus » So 19. Sep 2010, 20:31

roland hat geschrieben:lasst es am Rand der Beete spriesen!
Ha, das schaff ich auch gar nicht anders. :grinblum:

Aber verrate mir mal, was du in die Wiese pflanzt oder säst. Könnte mir vorstellen, dass die Ernte schwierig ist. Und wie verhinderst du, dass die Wiese alles überwuchert und den Wuchs unterdrückt?

Rabe
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Re: Wie wird

#20

Beitrag von Rabe » So 19. Sep 2010, 20:36

Wir haben wunderbar humosen Boden dadurch bekommen,dass wir unser "Lagerholz" da aufgestapelt haben,wo unser Kartoffelbeet hinsollte. Als wir das Holz verarbeitet hatten und in den Trockenschuppen umschlichteten, blieb ein ganz toller,fruchtbarer Boden zurück. Und dass erstaunliche daran war, dass kaum Unkraut kam.

Uschi
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