Wie wird aus Kompost eigentlich Humus?

AnamPrema

Wie wird aus Kompost eigentlich Humus?

#1

Beitrag von AnamPrema » Sa 18. Sep 2010, 21:28

Wie wird aus Kompost eigentlich Humus??? :hmm:

Kann mir das bitte mal jemand erklären - Danke!
Zuletzt geändert von fuxi am Mi 22. Sep 2010, 11:16, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Titel ergänzt

Sabi(e)ne
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Re: Wie wird

#2

Beitrag von Sabi(e)ne » Sa 18. Sep 2010, 22:31

Hei,
eigentlich gar nicht - Kompost ist eins, Humus was anderes.
Nur macht sich das kaum jemand klar - bis auf Bernhard. ;) (sonst würde ich den Unterschied auch nicht kennen.... :daumen: ).

Kompost ist eine Masse organischer Materie, die in Haufen aufgeschichtet wird, und mikrobakteriell unter Hitzeentwicklung und Sauerstoffzufuhr zersetzt wird - das überlebt kein Same und kein Lebewesen so wirklich, deswegen heißt es ja, daß Unkrautsamen im Kompost steril werden.
Es wird sehr viel Energie aus dieser Materie als Wärme einfach verbrannt, damit sinkt auch der Gesamtenergiegehalt, der vorher in dieser Masse enthalten war.
Nach der Hitzephase sind kaum noch Lebewesen vorhanden, sondern die stellen sich erst wieder mit zunehmender Abkühlung von außen ein.

Humus wird ohne allzugroße Wärmeentwicklung durch das Edaphon (das Bodenleben) gebildet, aus lebenden und sterbenden Zellen von Lebewesen im weitesten Sinn.
Der Materieeintrag pro Fläche ist im allgemeinen gering, eben alles, was an organischer Materie zu Boden fällt, und nicht wieder aufstehen kann.
Dazu kommt der Staubeintrag durch Wind an MIneralien, Pollen, totem Luft-Plankton wie Gewitterwürmchen, etc., und ab und zu toten Tieren (ich hab hier sehr viele Vögelchen, aber noch NIE tote irgendwo rumliegen sehen....).
Das alles wird durch viele verschiedene Lebewesen zersetzt - es gibt keine "negativ" behafteten Prozesse wie "Fäulnis/Verderb", sondern nur Nahrungsketten.
Schimmel/Pilze und bestimmte Fliegenarten vermehren sich eher auf totem Pflanzenmaterial, bei Fleisch sind es eher andere Fliegen und Bakterien.
Andere Lebewesen leben wiederum vom Schimmel oder den Bakterien, es wird alles ausgenutzt über die verschiedenen spezialisierten Destruenten-Arten, die ihrerseits wieder Futter für andere Arten sind.

Ein Bienenvolk hinterläßt pro Jahr im Umkreis seines Stocks etwa 20kg tote Bienen mit sehr hohem Eiweißgehalt - das ist im Wald und für Ameisen die wichtigste Eiweißquelle überhaupt.
Bei den pazifischen Lachsen ist es genauso - ohne die Laichwanderung und deren Toten gäbe es den vielfältigen Wald an der Westküste der USA gar nicht - es gibt keine andere Stickstoffquelle sonst in dieser Größenordnung.

Humus entsteht durch sehr langsame Umwandlung eines Lebewesens in ein anderes über die Nahrungskette - das erhöht die Vielfalt der Mitglieder dieser Kette.
Kompost ist eine Heißvergärung mit enormer Energieverschwendung und einer Reduzierung der beteiligten Arten.

Die Plains in den USA hatten bei Ankunft der Siedler durch die wandernden 66 Millionen Büffel eine massive Humusschicht von über einem halben Meter - ein deutscher Bauer gilt als gut, wenn der Humusgehalt seines Bodens über 3-4% liegt....
Die Amis haben ihre Büffel und den Humus gegen den Weizengürtel(Dust Bowl) und 35 Millionen Rinder eingetauscht, die mit viel Energie (Erdöl) halbwegs am Laufen gehalten werden - wie irre ud ineffizient ist das? :dreh:

Humus ist durch Kompost nicht zu ersetzen - es gilt nach wie vor der Satz: "Feed your edaphon" - Füttere dein Bodenleben.
Kein aufgesetzter Kompost, sondern dünne Schichten organischer Materie, die aber dafür oft und regelmäßig.

Ich kann es hier wunderbar sehen - die Baumschulflächen waren seit 1995 abgeplant mit Baumschulgewebe - da liegt auf dem Gewebe mittlerweile eine 15cm schwarze dicke Schicht aus Humus mit Blattauflage - alles aus der Luft und von den Bäumen, nicht wirklich warm, aber wimmelnd von Leben - kein Vergleich mit Frischkompost.
Der Hundekot ist hier innerhalb von 5 Tagen komplett weg - kein Vergleich mit dem, was auf einer normalen Wiese passiert, da kann Hundefreilauf eine ganze Heuernte ruinieren, weil der Mist eben nicht so schnell zersetzt wird.

Der Unterschied ist also heftig - Humus ist ein ganzes Lebens-System, und Kompost nur ein Präparat. ;)
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Re: Wie wird

#3

Beitrag von AnamPrema » Sa 18. Sep 2010, 23:37

@ sabi(e)ne

ohne Worte - Verneig

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Klaus
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Re: Wie wird

#4

Beitrag von Klaus » So 19. Sep 2010, 01:05

Also, wenn ich das richtig sehe, dann wird Kompost nur deshalb zu Kompost, weil zu viel Material auf einem Haufen liegt und bei der Rotte deshalb zu viel Wärme entsteht. Würde das organische Material flächenmäßig mehr ausgebreitet, dann würde weniger Wärme entstehen und es würde es zu Humus. Ist das so richtig?

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Re: Wie wird

#5

Beitrag von kleine hexe » So 19. Sep 2010, 07:34

aber ohne Kompost wird es bei mir im Schrebergarten etwas schwierig denn es fällt manchmal einfach zu viel an als das ich es alles aufs Land verteilen könnte .Irgendwie ist mir die Arbeitsweise noch nicht so klar.Ich kann mir nicht vorstellen das ich alles auf dem Land liegen lassen kann, was ich von dort entferne das scheint mir zu manchen Zeiten viel zu viel ,das wäre z.B.der ganze Heckenschnitt eigentlich müsste ich den ja unter den entsprechenden Hecken liegen lassen oder hab ich das jetzt nicht richtig verstanden .
Da ich ihn aber nur von Hand kleinschneiden kann ist er natürlich nicht so fein gehäxelt das das gehen würde .
ich denke das geht nur wenn man täglich das Unkraut entfernt und der Boden es schnell verarbeitet ,manchmal lass ich die Unkräuter schon liegen aber sehr schnell verschwindet das nicht ,also ist mein Boden wohl nicht sehr lebendig obwohl ich überall wo ich grabe Regenwürmer finde .wenn ich das Unkraut liegen lasse sehen die Beete von außen ja immer noch unordentlich aus, keine Ahnung ob das dann durch geht .Außerdem hab ich ja nun auch von meinen Wachteln die einstreu die kann ich ja gar nicht aufs Land verteilen denn Hühnerkot ist ja recht scharf den muss man doch zwischenlagern irgenwie ist das alles seeeehr kompliziert oder bin ich einfach zu doof?? :schaf_1:

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Re: Wie wird

#6

Beitrag von zaches » So 19. Sep 2010, 08:31

..nun kleine Hexe - zwischen den amreikanischen Plains und Deinem Schrebergarten liegen ja auch Welten!
Die Dichte des Bewuchses, der regelmäßige Schnitt, die fehlenden fressenden Tiere, die (unnatürliche) Haltung von Wachteln/Hühnern mit einstreu...das alles gibt ja schon ganz andere Voraussetzungen.

Ich halte meine Tiere (Pferde, Schafe, Hühner, Kaninchen, Enten etc) alle bis auf wenige Sonderfälle ohne Einstreu/Stall. Die lassen ihren Kot auf der Weide fallen oder eben unter der Schlafstange. Auf der Weide wirden die Pferdeäppel von den Dohlen zerpflückt und ist innerhalb von wenigen Tagen "weg". Schafköttel kann ich auc nur wenige Tage finden. Gänsewürste verschwinden ebenso spurlos. Nur die Kaninchenköttel im Gehege und deren Reste vom Heu geben mit Probleme in der "Entsorgung" auf.

Meine Nachbarin hat einen halben Hektar Land und vier Pferde, die mit viel Einstreu versorgt werden und fast 1000 Ballen zugekauftem Heu. Sie hat enorme "Verwendungschwierigkeiten" mit den entstehenden Haufen..... da stimmt das Gleichgewicht nicht.

So rein praktisch gesehen, muss man sehen, wie man sich an das Ideal heran arbeiten kann. Wobei "Arbeiten" der falsche Ausdruck ist. Denn Tiere ohne Stall machen zum Beispiel viel weniger Arbeit, als das ewige Ausmisten.... Dünne Mulchschichten verteilen ist auch einfacher, als einen Komposthaufen ansetzen und zu pflegen, umzusetzen und Schubkarren mti Material übers Land zu schieben.

Das theoretische Wissen um Humus und Kompost ist eines, die praktische Umsetzung eine andere. Oft muss man umdenken, sich von alten hergebrachten Gepflogenheiten trennen, liebe Gewohnheiten neu überdenken - das ist manchmal gar nicht so einfach, eine echte Herausforderung sozusagen. Nur mut!

lg, zaches
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Re: Wie wird

#7

Beitrag von kleine hexe » So 19. Sep 2010, 08:43

hallo zaches ,
da geb ich dir recht ich denke ich werde mich so Stück für Stück dort hinarbeiten und den Überschuss wie die Einstreu eben noch auf den Kompost geben ,aber Wachteln kann man auch sonst nicht im Freien halten die fliegen weg oder werden gefressen.es ist immer dann so eine Art Käfig man könnte höchstens einen mobilen basteln den man dann eben von Woche zu Woche verschiebt aber das geht bei mir leider nicht.
aber mit dem rest werde ich es versuchen.
caro

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Re: Wie wird

#8

Beitrag von Sabi(e)ne » So 19. Sep 2010, 08:58

Moin, moin,

@Klaus: jein - die Schichtdicke muß dünn genug sein, überleg mal, wie lange Blätter im Wald liegenbleiben - da kommt im Herbst ja ziemlich viel auf einmal runter, und das ist auch noch trockenes Laub, das dauert sehr, sehr lange. Da ist also ständig Bodenbedeckung gegeben, wenn auch sehr locker, und schon unter den obersten Blättern kann man Unmengen von Viechern sehen.
Bernhard ist der Experte, nicht ich, aber ich hab erfolgreich das Prinzip der "Erdisierung" der Küchenabfälle von ihm übernommen (Eimer mit Erde in der Küche, kleingeschnittene Abfälle rein, mit der Erde mischen - riecht nicht und Fliegen kommen auch keine. Wenn der Eimer voll ist, den Inhalt draußen sparsamst verteilen -nach ein paar Tagen sieht man davon nichts mehr.
Das Impfen mit der Erde setzt andere Vorgänge in Gang, als wenn man einfach alles so rausbringt und unbedeckt liegen läßt.
Ich hab die Frage im Februar selbst gestellt:
http://www.selbstversorgerforum.de/view ... g&start=15, das erwähnte und verlinkte pdf darin ist hochinteressant.

@caro: die Erde ist nicht an hohe Populationsdichten und Acker/Gartenbau angepaßt, das gibt es ja noch nicht sooo lange.
Jäger und Sammler, die ständig unterwegs waren, haben kaum soviel Masse produziert, daß der Boden ab einem Punkt damit überfordert wäre.
Und bei wenigen Wildtieren pro 10qkm auch nicht.
Probleme gibt es also, wenn zuviel auf engstem Raum anfällt.
In freier Wildbahn würden die Wachteln ohne Einstreu fröhlich durch die Gegend wandern, und mal hier und da ein Häufchen fallen lassen - kein Problem.
Aber auf einen Fleck beschränkt, ist das sogar bei diesen kleinen Vögeln dann ein großes...

Kompost an sich ist ja nicht grundsätzlich schlecht, nur ist der eigentlich Verschwendung, weil soviel Energie verlorengeht.
Dieselbe Menge Grünzeugs auf einer sehr, sehr viel größeren Fläche ganz dünn verteilt, würde viel mehr bringen, als am Ende beim Kompost rauskommt.
Zaches hat das schon schön erklärt. ;)
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Re: Wie wird

#9

Beitrag von zaches » So 19. Sep 2010, 09:09

erfolgreich das Prinzip der "Erdisierung" der Küchenabfälle von ihm übernommen (Eimer mit Erde in der Küche, kleingeschnittene Abfälle rein, mit der Erde mischen - riecht nicht und Fliegen kommen auch keine. Wenn der Eimer voll ist, den Inhalt draußen sparsamst verteilen -nach ein paar Tagen sieht man davon nichts mehr.
da gibbet nur einen Haken - ich habe keine Stelle mehr, wo ich Erde einfach so herbekommen könnte. Überall wächst etwas drauf.... hm, ich könnte anfangen Löcher in den verbliebenden Spielrasen zu buddeln. grummel.... :hmm:

Machst Du einen deckel auf den Eimer? Nö - oder?

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Re: Wie wird

#10

Beitrag von Wolkenflug » So 19. Sep 2010, 09:13

Was machst du mit Kaffeeresten? Habe irgendwo mal gehört/gelesen, dass Kaffeereste leicht antibakteriell, oder pilzhemmend sein sollten.
Wenn das stimmt, würde es den Zersetzungsprozess ja schmälern. Oder ist das eine Urban Legend?

Wolkenflug

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