terra preta

viktualia

Re: terra preta

#571

Beitrag von viktualia » Mi 9. Aug 2017, 16:08

Jens, hängst du immer noch an dem "Aufladen"?
Man will nicht die Kohle, sondern die Pflanzen füttern.
Die Pflanzen brauchen die Nahrung; die Kohle ist Herberge für Mikroben.
Du brauchst Nachschub an düngendem Material, klar, aber die Kohle ist die Fabrik, nicht das Lager.
Lager ist der Boden. (Auch für andere Fabriken wie Regenwürmer und Co.)

Was in welchen Bodenschichten abgeht, kann ich leider auch nicht sagen, wüßte ich auch gern mehr.
Warum hast du deine Kohle denn so tief eingebuddelt?
Aber wenn da nass wird, wird wohl auch was ankommen.....

Das mit dem Kohle aufladen passiert nur einmal,
bzw. hat mit der "großen Leere" nach dem gebrannt werden zu tun.

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Re: terra preta

#572

Beitrag von hobbygaertnerin » Mi 9. Aug 2017, 16:52

Ich vermute, dass es nicht nur die Biokohle ist, die die sagenhafte Fruchtbarkeit der Terra Preta macht, sondern ein vollfettes Menü für alle Bodenlebewesen, genug Feuchtigkeit, Wärme und die entsprechenden Speicher und dann noch die passende Mykhorizza (die haben auch ihre eigenen Ansprüche)
Aber frägt man 10 Experten gibts 15 verschiedene Meinungen.
Dass die "Wundererde" wieder nachwachsen soll, kann schon sein, aber da muss vermutlich auch wieder das entsprechende "Menü" vorhanden sein.
Hab auch den Eindruck, dass der Hype um die schwarze Erde wieder am Abflauen ist.
Gibt ja massenhaft Flaschen, Päckchen an diversen Sachen für die Pflanzen in den Gartencentern und Baumärkten, Garten ist ein gewaltiger Wirtschaftsfaktor, wo kämen wir dahin, wenn das Zeugs nachwächst, sovieles nicht mehr gebraucht werden würde.
@Jens,
das würde mich auch interessieren, warum verbuddelst du die Terra Preta so tief?

Jens77
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Re: terra preta

#573

Beitrag von Jens77 » Do 10. Aug 2017, 22:02

Hallo,
viktualia hat geschrieben:Jens, hängst du immer noch an dem "Aufladen"?
Man will nicht die Kohle, sondern die Pflanzen füttern.
Die Pflanzen brauchen die Nahrung; die Kohle ist Herberge für Mikroben.
Du brauchst Nachschub an düngendem Material, klar, aber die Kohle ist die Fabrik, nicht das Lager.
Lager ist der Boden.
(...)
Das mit dem Kohle aufladen passiert nur einmal
Ja, ich hänge noch am Aufladen und Speichern: Die Kapillare der Holzkohle sind meiner Meinung nach Nährstoffspeicher, die dann sowohl für die Pflanze, wie auch die Mikroorganismen etc. ein Schlaraffenland bieten. Ein Gramm ordentlich hergestellter Holzkohle* hat soviel Fläche wie ein Baugrundstück für ein modernes Einfamilienhaus, ungefähr 400qm.

Siehe z.B. hier:

http://www.ithaka-journal.net/wege-zu-t ... n-biokohle

Die von der Pflanzenkohle aufgenommenen Nährstoffe wiederum führen dazu, dass Mikroorganismen ideale Lebensräume in und um die Pflanzenkohle finden, was wiederum der gesamten mikrobiellen Belebung des Bodens und damit dem Potential für Symbiosen von Mikroorganismen und Pflanzenwurzeln zugute kommt.

Wir sind uns vermutlich einig, dass die Kohle anfänglich aufgeladen werden muss, sie sich aber, wenn sie in die Erde kommt, mit dem Boden und dem dort vorhandenen Leben verbindet und dort, wo aufgeladene Kohle verfügbar ist, das Bodenleben aktiver wird. Am besten bodenverfuegbar von Anfang an sollen die Nährstoffe wohl sein, wenn man mit Bokashi aufgeladene Holzkohle macht.

Mein Punkt ist, dass die Erde, die Pflanzen und alles, was direkt davon und darin lebt, mit aufgeladener Holzkohle quasi immer eine volle Speisekammer zur Verfügung haben (dauernd(!) - und eben nicht intervallweise wie z.B. bei NPK- oder einmal-im-Jahr-Kompostduengung).

LG

*nicht die Supermarkt-Grillkohle aus den Niedertemperatur-Kohlemeilern aus Polen oder Paraguay nehmen (enthält PAKs), selber machen z.B. in einer großen Pizzatomatendose vom Restaurant oder in einem Metallfass mit ausreichend Löchern unten drin und warten, bis alles nicht mehr brennt, aber glimmt.

Edit: Nachtrag in Arbeit zu den übrigen Fragen, danke Euch :)

Jens77
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Re: terra preta

#574

Beitrag von Jens77 » Fr 11. Aug 2017, 00:22

emil17 hat geschrieben: Das Wesentliche am Humus und damit auch an der Terra preta ist, dass dort alle Mineral- und Nährstoffe so gut gebunden sind, dass sie nicht ausgewaschen werden, aber so locker, dass sie die Pflanze nach Bedarf holen und in die für sie passende Form bringen kann (z.B. aus Nitrat organischen Stickstoff herstellen). Deshalb ist auch ein Überangebot oder ein Ungleichgewicht des Nährstoffgehaltes im Boden nicht kritisch, so lange der Humusgehalt hoch genug ist.
Nährstoffe frei gelöst im Bodenwasser sind oft toxisch und auch unnatürlich, denn sie sind ein Zeichen dafür, dass Auswaschung droht.
Mir scheint, es sei mit der Düngung so ähnich wie mit der menschlichen Gesellschaft: nur was man mit einem gewissen Aufwand erwerben kann, ist gut - was aufwandlos erhältlich ist, führt zu Degeneration.


Hallo Emil, danke Dir, wo würdest Du den Unterschied zwischen Humus und Terra Preta sehen?
hobbygaertnerin hat geschrieben:Ich vermute, dass es nicht nur die Biokohle ist, die die sagenhafte Fruchtbarkeit der Terra Preta macht, sondern ein vollfettes Menü für alle Bodenlebewesen, genug Feuchtigkeit, Wärme und die entsprechenden Speicher und dann noch die passende Mykhorizza (die haben auch ihre eigenen Ansprüche)
Fast genauso würde ich das auch sagen, meine aber dass es genau die Kohle ist (und diese nicht nur eine helfende Begleiterscheinung ist) die eben das Menü dauerhaft zur Verfügung stellen kann?
@Jens,
das würde mich auch interessieren, warum verbuddelst du die Terra Preta so tief?
Aus diesem Artikel:

http://www.ithaka-journal.net/wurzelapplikation

Es geht darum, nur für die erwünschten Pflanzen in der Reihe Nährstoffe zur Verfügung zu stellen, während die Unkraeuter kaum eine Chance haben. Hab es tiefer eingebracht, damit die Pflanzen daran andocken können, wenn sie wollen und auf jeden Fall auch später noch maximal versorgt sind, die niedrigste Tiefe der Kohle war knapp unter Jungpflanzenwurzeln.

LG

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Re: terra preta

#575

Beitrag von Jens77 » Fr 11. Aug 2017, 00:33

.(tablet-tastatur-doppelpost)

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Re: terra preta

#576

Beitrag von hobbygaertnerin » Fr 11. Aug 2017, 06:10

@Jens,
wo ist das Problem mit dem Aufladen, ich geb die Kohle entweder in Brennesselbrühe, Hühner- oder Taubenjauche oder wenn ich mal vergessen habe, gleich beim Mist im Kompost drunter mischen, bei der Pflanzenschicht gebe ich gebrannten Lehm drauf (kommt auch noch ein wenig Asche dazu)- die vielen Tonscherben in den Fundstellen der Terra Preta fand ich nachdenkenswert. (Hab mitbekommen, dass in den Fundstellen auch ganz weit weg von Fluss oder Meer Fischgräten gefunden wurden- also war das grosse Tongefäss vermutlich die Kompostierungsgrube für allen anfallenden Biomüll)
Und da bilden wir uns heute ein, wie klug und gebildet wir sind, ich hab so eine Hochachtung vor diesen alten Kulturen, die uns in diesem Bereich Lichtjahre voraus waren.

Ich mach die Kohle mit dem Sampada, aber hab für alle Fälle noch ein paar Sack Biokohle -
vergraben hab ich die Terra Preta noch nie, kommt oben als ziemlich dicke Schicht aufs Beet (ca. 10 -20 cm dick), Mulchmaterial aus Heu oder angewelktem Gras drauf und dann muss es gut sein.
Meine Vermutung ist, dass die Terra Preta ein 5 Gänge Menü für den Boden sein muss- dass eben für Humusaufbau und Pflanzenwachstum ausreicht und sich dann auch selbst weiter vermehrt. Ob man später wieder mal Terra Preta nachlegen muss, man merkt es ja, wenn es nicht mehr so gut wächst. Ich mach seit 7 oder 8 Jahren damit rum- bin schwerst begeistert, wie Pflanzenwachstum sein kann.

Hab aber keine normalen Beete, sondern Bank- oder Hochbeete.
Mit der Kombination von den Bank- oder Hochbeeten und Terra Preta macht Gemüsegarteln richtig Freude.
Einziger Nachteil, auch die Wühlmäuse sind von der immer lockerer werdenden Erde auch schwer begeistert.

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Re: terra preta

#577

Beitrag von emil17 » Fr 11. Aug 2017, 08:27

Die Holzkohle in der terra preta ist meiner Ansicht nach einfach eine Strukturverbesserung, weil sie mehr Absorptionsfläche bietet. Das ist vor allem in warmen Klimata wichtig, weil dort der Humusabbau so schnell geht, dass die Böden praktisch keinen Humus mehr enthalten. Deshalb sind sie auch so anfällig auf Rodung, denn in solchen Ökosystemen sind die Nährstoffe praktisch ausschliesslich in den Pflanzen selbst enthalten, da die Böden kaum Speicherwirkung haben.
Holzkohle hat nun die Eingeschaft, dass sie extrem viel absorbieren und wieder abgeben kann (hast du erwähnt) und auch, dass sie biologisch kaum abbaubar ist und im Boden Jahrhunderte überdauern kann. Das heisst, man kann mit Holzkohle die Bodenstruktur nachhaltig verbessern (das, was in der Baumarkterde mit den beigemischten Styroporkügelchen zu erreichen versucht wird, aber die verringern nur das Raumgewicht, absorbieren tun die nichts, ist also ein Witz).
Ob es nützlich oder notwendig ist, die Holzkohle vor dem Einbringen aufzuladen, oder ob man das der Zeit und dem Bodenleben überlassen kann oder soll, weiss ich nicht. Ich denke, wenn man mulcht und Kompost aufbringt, besorgt das Bodenleben den Rest.
hobbygaertnerin hat geschrieben:Hab mitbekommen, dass in den Fundstellen auch ganz weit weg von Fluss oder Meer Fischgräten gefunden wurden- also war das grosse Tongefäss vermutlich die Kompostierungsgrube für allen anfallenden Biomüll)
Und da bilden wir uns heute ein, wie klug und gebildet wir sind, ich hab so eine Hochachtung vor diesen alten Kulturen, die uns in diesem Bereich Lichtjahre voraus waren.
Das Erfahrungswissen dieser alten Kulturen verdient Respekt (von den Kollateralschäden dieser alten Kulturen, Menschenopfer als Extremfall, mal abgesehen), aber vielleicht gibt es auch einfache Erklärungen: Über die Jahrhunderte wird doch dies und jenes weggeworfen, darunter mag auch mal ein altes Tongefäss mit verdorbenem Fisch gewesen sein. Küchenabfälle landeten sowieso auf dem Feld. Dass man Fischabfälle etwas entfernt vom Haus vergräbt, darauf kommst du selbst. Das Zeug stinkt nämlich rasch, kräftig und zuverlässig. Um qualitativ eine wesentliche Düngewirkung zu haben, müssten das auf allen bestellten Feldern grosse Mengen gewesen sein, jedenfalls viel mehr, als was man an Fisch verzehren kann, damit genug Reste überbleiben.
Wenn da alle zehn Jahre mal ein kaputter Topf auf den Feldern landet, ist das nicht viel, aber über die Jahrhunderte sammelt sich im Boden doch eine ganz beachtliche Scherbenmege an, die für uns den Eindruck erwecken könnte, es sei bewusst gemacht worden.
(Such mal mit einem Metalldetektor einen ganz gewöhnlichen Acker nach Eisenschrott ab - du könntest glauben, man dünge mit Schrott!)
Wieso man Biomüll in einem Tongefäss kompostieren soll, kann ich grade nicht nachvollziehen.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

viktualia

Re: terra preta

#578

Beitrag von viktualia » Fr 11. Aug 2017, 08:50

Ob es nützlich oder notwendig ist, die Holzkohle vor dem Einbringen aufzuladen, oder ob man das der Zeit und dem Bodenleben überlassen kann oder soll, weiss ich nicht. Ich denke, wenn man mulcht und Kompost aufbringt, besorgt das Bodenleben den Rest.
Da hast du ganz sicher recht, aber es geistert dieser Versuch mit unaufgeladener Kohle durchs Netz, bei dem logischerweise ein Mickerwuchs folgt - obwohl es ja nur in den alleralllerersten 2 Wochen so kommt....http://www.ithaka-journal.net/wege-zu-t ... n-biokohle und auch nur, weil sich halt die Kohle auflädt und die Nährstoffe eher "geparkt" werden als entzogen......
Tut so Klitzepflänzchen aber halt nicht gut.

Am Unterschied Auswaschbar/Pflanzenverfügbar bin ich auch noch am knabbern.....
Also wo und in welcher Dicke und wann ich am besten Humus ein- oder aufbringe.
Und warum.

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Re: terra preta

#579

Beitrag von emil17 » Fr 11. Aug 2017, 09:02

viktualia hat geschrieben: Am Unterschied Auswaschbar/Pflanzenverfügbar bin ich auch noch am knabbern.....
Also wo und in welcher Dicke und wann ich am besten Humus ein- oder aufbringe.
Und warum.
Auswaschbar soll nichts sein. Man misst den Wohlstand einer Stadt ja auch nicht daran, wie viel Geld auf den Strassen herum liegt. Deshalb darf, ja soll der Nährstoffgehalt des Bodenwassers niedrig, sehr niedrig sein. Was im Bodenwasser gelöst ist, kann weder absorbiert noch aufgenommen werden, ist also zuviel.
Im Vegetationsvorbild Wald kommt praktisch nichts im Abflusswasser raus, dennoch leiden die Bäume nicht an Nährstoffmangel.
Bei Gemüsebau ist die Sache mit dem Humus einfach: Ich hab noch nie gehört, dass sich jemand über zuviel beklagt hat.
Kannst ja den guten alten Alwin Seifert zum Thema lesen. Der nennt es allerdings Kompost, nicht Bokashi.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: terra preta

#580

Beitrag von hobbygaertnerin » Fr 11. Aug 2017, 09:57

Holzkohle einfach nur so aufs Beet aufgebracht, da hat man dann ganz mickriges Gemüse, da brauch ich zum Glück nicht mehr das I-Net bemühen, sondern am Liebsten ist mir immer, was ich mit eigenen Augen gesehen habe.

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