terra preta

Manfred

Re: terra preta

#651

Beitrag von Manfred » Do 18. Jul 2019, 22:46

Mel Landers ( https://www.facebook.com/melvin.landers.12 ) hat einige seiner Vortragsfolien über indigene Agroforstsysteme in Mittelamerika auf Google Drive gestellt:

(Ist auch für die Terra Preta Fans lesenswert.)

https://drive.google.com/file/d/1ffrGtG ... qz4nT/view

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Re: terra preta

#652

Beitrag von hobbygaertnerin » Mo 7. Okt 2019, 06:35

Ich bin letzte Woche wieder an einem Garten vorbeigekommen, der nach neuester Gartenmode entbaumt, vom Humus befreit, mit Steinen gemulcht, mit Gabionen als Zaun befestigt wurde.
Humus wurde abgefahren.
Ich frag mich jedes Mal wie weit fehlt es bei uns - wenn es modern ist Steinwüsten anzulegen? Höchstens noch ein paar Quadratmeter Rasen, das das robottrige Mähschaf abweidet.
Dagegen - Humus aufzubauen, das ist kein Thema.
Ich habe so eine Hochachtung vor diesen schon längst ausgestorbenen Kulturen, die es schafften, solche nachhaltigen Systeme aufzubauen, die Völker sind schon längst nicht mehr da, aber ihre Erde.
Und vor allem auch der Umgang mit den Abfällen- während bei uns zu diesen zeiten alles in die Bäche geschüttet wurde und die Menschen krank wurden von dem Umgang mit ihren Hinterlassenschaften- haben diese Kulturen in dem feuchtheissen Klima Wege gefunden, damit sie ihre Abfälle sinnvoll verwerten konnten.

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Re: terra preta

#653

Beitrag von emil17 » Mo 7. Okt 2019, 07:59

Das ist Dekandenz.
Damit zeigt man, dass man das Geld für ein Eigenheim hat und es nicht nötig hat, selber zu arbeiten.
Deshalb auch manikürte Fingernägel und Schuhe, mit denen man nicht laufen kann.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: terra preta

#654

Beitrag von Teetrinkerin » Mo 7. Okt 2019, 09:02

Auch hier in unserem Kulturraum gibt es Böden, die von nachhaltiger und langer Bodenpflege zeugen:

Hortisol
(Link zu Wikipedia)


Ich würde gerne Terra Preta herstellen, fühle mich aber im Moment damit überfordert. Alleine schon das Herstellen der Holzkohle (kaufen wird auf Dauer recht teuer) und dann noch Bokashi ansetzen etc. pp.

Kann jemand Literatur dazu empfehlen?

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Re: terra preta

#655

Beitrag von hobbygaertnerin » Mo 7. Okt 2019, 09:36

@Emil, nun ja, es mag sich dekatent nennen, das Wissen um die Zusammenhänge geht verloren und ausserdem haben Gartencenter jede Menge an Zusätze zum Verkaufen, ausserdem die Masse an Supermärkten biegt sich unter den angebotenen Lebensmitteln. Auch wenn es wegen Trockenheit zu Knappheiten kommt, das holt man dann eben von woanders her- Lebensmittel müssen billig sein- denn die gestiegenen Mieten verbrauchen immer mehr vom Einkommen. Würde das Essen zu teuer, gäbs einen Aufstand.

@Teetrinkerin
Ich würde das nicht so eng sehen, kann mir nicht vorstellen, dass die früheren Völker in Südamerika genau gewogen haben, wieviel Holzkohle sie zugeben müssen, sie haben vermutlich ihren Ofen und ihre Keramikbrennöfen ausgeräumt und immer wieder auf den Abfallbehälter geworfen.
10 % Holzkohleanteil wäre ideal, aber wenn ich mir vorstelle, welche Mengen wir für unsere landw. Flächen kaufen müssten, das wäre umwelt- und geldmässiger Unsinn.
Wir grillen nicht- sondern kochen mit dem Sampada draussen, was dabei anfällt wird verwendet.
Bokashi mache ich nicht, sondern ich gebe die aufgeladene Holzkohle zum Kompost.
Sicher gibts Bücher, Ute Scheub- Terra Preta- auch noch ein paar andere, aber so wirklich begeistert hat mich da jetzt keines. (Ich bin von dem Humusbuch von Gerald Dunst mehr angetan, aber ich vrwende das Wissen auch für unsere Landwirtschaft.
Was ich mich schon öfters gefragthabe- es gab früher bestimmte Mangelerkrankungen auf schlechten Bodenstandorten-
wie ist es umgekehrt- was geschieht mit Pflanzen, die sich aus dem Vollen bedienen können?
Dass sie grösser werden, mehr Ertrag haben, das ist das eine, aber wie es mit den inneren Werten aussieht- im Gegensatz zu einer Pflanze auf sparsamer Erde.
Grab dich im Winter durch so manche You tube Videos - Gerald Dunst hat auch so einen Gartenvideoblogg,
Christoph Fischer in Stephanskirchen macht da auch viel.
Im Endefekt muss es so sein, dass es für einen passt und machbar- und auch leistbar ist.

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Re: terra preta

#656

Beitrag von emil17 » Mo 7. Okt 2019, 09:42

hobbygaertnerin hat geschrieben:@Emil, nun ja, es mag sich dekatent nennen
die Masse an Supermärkten biegt sich unter den angebotenen Lebensmitteln.
Das ist das Prinzip des Kapitalismus, Produktionseffizienz bis zum Ruin, egal was es kostet. Der einzelne muss da mitmachen, um nicht unterzugehen, wenn er nicht kreativ genug ist, sich eine ruhige Nische zu suchen.
Dsa Problem ist, dass dann immer argumentiert wird, man müsse die Produktionsbedingungen verbessern - mehr Subventionen, weniger Vorschriften - dabei kann das das Problem nur um ein paar Jahre hinauszögern.
hobbygaertnerin hat geschrieben:Auch wenn es wegen Trockenheit zu Knappheiten kommt, das holt man dann eben von woanders her
Nun, das ist doch ein Vorteil, weil es das Ausfallrisiko verringert. 1817 gab es in Mitteleuropa noch einen Hungersnot bei gleichzeitigem Ernteüberschuss in Russland, aber damals konnte man die Nahrungsmittel nicht in der erforderlichen Menge so weit herholen. Ein paar Jahre später ist es dann vielleicht andersrum und wir können in Mangelgebiete anderswo liefern.
hobbygaertnerin hat geschrieben:Lebensmittel müssen billig sein- denn die gestiegenen Mieten verbrauchen immer mehr vom Einkommen. Würde das Essen zu teuer, gäbs einen Aufstand.
Meine Frage dazu: Warum macht man nicht gegen die Immobilienspekulanten einen Aufstand?
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: terra preta

#657

Beitrag von Teetrinkerin » Mo 7. Okt 2019, 09:47

Sampada hab ich leider nicht. Wir grillen leider auch nur hin und wieder und ich weiß nicht, ob die Kohle dann für Terra Preta geeignet ist. Wobei mein Mann oft normales Holz zum Grillen nimmt und dann nur etwas Grillkohle dazugibt. Aber das wär eigentlich eine gute Idee, wenn man - sofern man mit normalem Holz grillt - die Kohle für Terra Preta verwenden könnte. Dann würde ich das immer sammeln und in den Kompost geben (aber es ist dann definitiv keine Kohl mehr, sondern Asche).

Gerald Dunst ist Sonnenerde.at, gell? Den hab ich auf youtube schon vor einiger Zeit abonniert. Die Bücher würden mich zwar reizen (vor allem das Buch für die Kompostierung im Hausgarten), aber die sind wirklich nur noch gebraucht sehr teuer zu kaufen (teilweise über 80€).

Von Christoph Fischer habe ich schon EM und Biplantol gekauft. Nächstes Jahr will ich wieder mehr mit EM machen. Toll finde ich, dass bei ihm Vorträge oft kostenlos sind oder nur wenig Geld kosten. Da merkt man einfach, dass ihm wichtig ist, dass Thema bekannt zu machen und weniger, mit Vorträgen Geld zu verdienen. Das finde ich ungeheuer sympathisch. Leider ist er viel zu weit weg von mir.

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Re: terra preta

#658

Beitrag von Sonne » Mo 7. Okt 2019, 10:16

hobbygaertnerin hat geschrieben: Wir grillen nicht- sondern kochen mit dem Sampada draussen, was dabei anfällt wird verwendet.
Ich glaube ich habe schon mehrmals gefragt, aber irgendwie fällt diese Frage immer durch die Maschen:

Ist das wirklich die gleiche Holzkohle, wie sie in den großen Holzkohleöfen hergestellt wird? Ich meine nur - da hat es ja ganz andere Temperaturen und auch die Dauer der Verbrennung ist, soviel ich weiß, viel, viel länger? Ich weiß nicht, ob das dann die gleiche Beschaffenheit wie im Sampada sein kann. :hmm:

Ansonsten kaufe ich für meinen Bokashieimer Planzkohle vom EM-Shop aus dem Chiemgau und sammle was beim Grillen anfällt und was beim Heizen vom Holzofen übrig bleibt.
Und Gott sah alles an, was er gemacht hatte; und siehe da, es war sehr gut. 1. Mose 1, 31

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Re: terra preta

#659

Beitrag von 65375 » Mo 7. Okt 2019, 11:09

Wir grillen nie, verbrennen aber immer mal holzige Gartenabfälle. In mit Holzstückchen gefüllten Blechdosen mit wenigen Löchern, die man in ein größeres Feuer stellt, kann man immer mal kleine Mengen Kohle herstellen.

Im Eimer mit einem passenden Gerät zerstampft, mit Urin (stinkt nicht!), Kompost, Stallmist, was auch immer man zur Verfügung hat gemischt, beiseite gestellt und bei Bedarf mit Erde gemischt, kann man nach und nach das ein oder andere Beet versorgen.

Irgendwas abzuwiegen, um irgendwelche Rezepte genau nachzubasteln, ist Zeit- und Energievergeudung. Einfach machen, und wenn's erstmal nur ein Kübel ist!

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Re: terra preta

#660

Beitrag von hobbygaertnerin » Mo 7. Okt 2019, 17:27

@Sonne,
ich weiß es nicht, aber ich glaube nicht, dass diese Bewohner im heissen Amazonien solche grossen Holzkohleöfen hatten. s gab über längere Zeit diese Inkaöfen aus Ton und ich vermute mal, dass es so ähnliches zur Zeit vor den Spanieren auch in den Terra Preta gebieten gab.
Leider gibt es keine schriftliche Überlieferung, keine mündliche Weitergabe, weil sie aus irgendwelchen Gründen ausgestorben sind.
Ich hab mir am Anfang vom Fischer ein paar Säcke dieser feinen Biokohle gekauft, weil ganz am Anfang haben wir in Gemeinschaftsarbeit mit dem schweren Weidehammer die normale Grillkohle aus Buchenholz versucht kleinzuhauen. Als ich dann den Sampada wo gesehen hab, hab ich ihn mir zugelegt. Der Sampada ist bestimmt nicht das Gelbe vom Ei- gäbe es den Kon Tiki, aber der ist mir einfach zu teuer. Am Holz mangelt es bei uns nicht, hab im Winter mal vor, ein Erdloch auszugraben und dort einen Versuch mit grösserer Menge Holzkohle zu machen.
Eine Weile haben wir von so einem Gerät geträumt, wo man Holz vergast, die Kohle nützt, Wärme und Strom vom Holz für den Betrieb, aber als wir den ganzen Wust an Bürokratie, an Vorschriften, an Steine in den Weg legen gesehen haben, haben wir es sein lassen.
Solche mächtigen Humusflöze, wie man so manchmal sehen kann, da krieg ich "Sabber" in so was Gemüse zu pflanzen, lechz.
Ich mache nur noch Küchenbokashi, alles andere kommt in den überdachten Komposter und dort eben auch die selbstgemachte aufgeladene Holzkohle.
Das Einzige, auf was man aufpassen muss, ist die passende Feuchtigkeit, zu trocken, dann vertorft es, zu feucht, dann riecht es nicht gut.
Ich stelle mir da immer vor, ich würde in so einem Gebiet leben und dort gab es sicher nicht x Supermärkte, sondern was die Gegend hergab, selbst die Knochen und Fischgräten wurden verwendet, vermute mal, dass die Pampers für die Babies aus irgendwelchen grossen Blättern bestanden, kam sicher alles in so einen grossen Tonbehälter rein. Es war sicher eine hochstehende Kultur und sie haben Kinder bekommen, haben sicher auch gekocht, gegessen, gefeiert, ..........


Das Buch hat mal 25 Euro gekostet, um 80 Euro würde ich es mir auch nicht kaufen. Leider hab ich das Buch verliehen und derjenige findet die Bücher nicht mehr. Sonst könntest du sie von mir zum Lesen haben.

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